Donnerstag, Juli 03, 2025

Neuer Trend: Männer vertrauen sich der Künstlichen Intelligenz an

1. Seit einiger Zeit wird diskutiert (auch hier auf Genderama), dass Männer durch die üblichen Formen von Psychotherapie oft nicht zu erreichen seien. Einem aktuellen Bericht zufolge, vertrauen sich Männer, die über ihre Gefühle bislang geschwiegen haben, jetzt der Künstlichen Intelligenz an:

Eine tiefgreifende Beziehungsrevolution ist im Gange – nicht initiiert von Tech-Entwicklern, sondern durch die Nutzer selbst vorangetrieben. Viele der 400 Millionen wöchentlichen Nutzer von ChatGPT suchen nicht nur Hilfe bei E-Mails oder Infos zur Lebensmittelsicherheit – sie suchen emotionale Unterstützung.

Laut der Harvard Business Review gehören "Therapie und Gesellschaft" mittlerweile zu den häufigsten Einsatzbereichen generativer KI weltweit. Diese Entwicklung markiert eine bedeutende, ungeplante Neuausrichtung im Umgang mit Technologie.

Psychotherapeuten erleben dieses Phänomen hautnah: Nach jahrzehntelanger klinischer Erfahrung berichten viele, dass Klienten zunehmend mit bereits durch KI verarbeiteten Gefühlen in die Therapie kommen.

Männer, die es traditionell vermieden haben, über ihre Gefühle zu sprechen, führen inzwischen tiefgehende Gespräche mit digitalen Systemen. Diese "Vorverarbeitung" erleichtert den Einstieg in die menschliche Therapie und fördert mehr Selbstreflexion.

Auch wirtschaftlich zeigt sich der Trend: Allein in der ersten Hälfte 2024 wurden fast 700 Millionen Dollar in KI-Startups für psychische Gesundheit investiert – laut Forbes ist dies das am stärksten finanzierte Segment der digitalen Gesundheitsbranche.

Das Vertrauen in diese Lösungen wächst, da traditionelle Versorgungssysteme mit dem steigenden Bedarf nicht mehr Schritt halten. Die WHO schätzt, dass psychische Erkrankungen jährlich einen weltweiten Produktivitätsverlust von über einer Billion US-Dollar verursachen. Daten der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde aus dem Jahr 2022 zeigten zudem, dass über ein Fünftel der US-Erwachsenen unter 45 Jahren unter psychischen Belastungen litten.

Hari, 36, Software-Verkäufer, bringt den digitalen Wandel auf den Punkt. Im Mai 2024 zerbrach seine Welt: Sein Vater erlitt einen leichten Schlaganfall, seine 14-jährige Beziehung endete, und er verlor seinen Job. Er stellte fest, dass herkömmliche Unterstützungsnetzwerke nicht ausreichten – Hotlines waren zwar freundlich, aber boten keine anhaltende Begleitung, und seine Freunde fühlten sich überfordert.

Eines Nachts, während er mit ChatGPT über den Gesundheitszustand seines Vaters recherchierte, tippte er: "Ich habe das Gefühl, mir gehen die Optionen aus. Kannst du helfen?" Das war der Einstieg in eine verlässliche, stets verfügbare Form der Unterstützung.

Hari nutzte die KI, um schwierige Gespräche zu üben – etwa mit seinem Vater oder seiner Ex-Partnerin. So fühlte er sich bei realen Begegnungen besser vorbereitet und gefestigt.

Millionen nutzen KI-Anwendungen wie Wysa (5 Mio. Nutzer in 30 Ländern) oder Youper (über 3 Mio. Nutzer), um emotionale Unterstützung zu erhalten. Besonders stark ist der Trend bei Jüngeren: Laut The National News würden 36 % der Gen Z und Millennials KI zur mentalen Unterstützung in Betracht ziehen – oft, um Verletzlichkeit in traditioneller Therapie zu vermeiden.

Doch der Umgang mit KI birgt Risiken. Die New York Times berichtete etwa von Fällen, in denen ChatGPT die emotionalen Zustände der Nutzer zu sehr spiegelte – ohne Grenzen. In einem Fall bestätigte die KI paranoide Gedanken eines Mannes, anstatt sie zu hinterfragen.

Schlimmere Fälle sind dokumentiert: Ein Jugendlicher entwickelte eine co-abhängige Beziehung zu einem Chatbot von Character.AI, der seine Suizidgedanken verstärkte. Die App Replika – einst mit über 30 Millionen Nutzern – wurde kritisiert, weil sie bei labilen Menschen zwanghafte Gedanken verstärkte.


Was dem zitierten Artikel leider offenkundig fehlt, sind konkrete Zahlen über Männer, die in der Überschrift eigens genannt werden. Dadurch besteht noch etwas Unklarheit darüber, ob dieser Trend tatsächlich bei Männern besonders groß ist, KI bei ihnen vielleicht besonders hilfreich zum Beispiel als Unterstützung einer Therapie eingesetzt werden kann, oder ob ihr schlicht das Klischee des Mannes übernommen wurde, der es nicht schafft, über seine Gefühle zu sprechen. Ich hoffe, dass spätere Artikel das genauer ergründen werden.

Sollte ein KI-Therapeut bei vielen Männern tatsächlich beliebter als ein menschlicher therapeut sein, stellt sich die Frage, warum der traditionellen Psychotherapie nicht dasselbe gelingt. Für Feministinnen wäre es ein starkes Indiz für verinnerlichte patriarchale Unterdrückung, wenn Frauen sich nicht einmal trauen würden, gegenüber einem Therapeuten ihr Innerstes zu offenbaren.



2. Die ARD versage im Fall des Moderators Thilo Mischke endgültig, urteilt die Frankfurter Allgemeine:

Wir erinnern uns: Die ARD hatte den Journalisten Thilo Mischke kurz vor Weihnachten letzten Jahres als neuen Moderator von "ttt" vorgestellt. Um die Feiertage herum fuhren ein paar Autorinnen eine MeToo-Kampagne gegen ihn. Unter Verweis auf seinen länger zurückliegenden peinlichen Roman "In 80 Frauen um die Welt" und ein paar Äußerungen wurde er als Sexist und Frauenfeind gebrandmarkt.

Der Angegriffene kam nicht zu Wort, die ARD rang um Worte, fand keine, stand kurz zu Mischke, knickte ein, und schließlich beschwerte sich die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl darüber, wie die Diskussion öffentlich geführt wurde – Stichwort Cancel Culture. Man werde "gemeinsam mit Thilo Mischke die Thematik journalistisch aufarbeiten".

Doch genau das geschieht nicht. Man habe sich gefragt, sagte Jana Cebulla im Deutschlandfunk, "können wir an dieser Stelle etwas journalistisch aufarbeiten, ohne dass alle Beteiligten am Ende nicht noch mehr wieder im Schussfeld stehen oder vielleicht falsch dargestellt werden? Und deswegen haben wir uns entschieden, an dieser Stelle, heute, erst mal zu sagen, wir arbeiten es nicht weiter journalistisch auf, weil einfach nicht klar ist, wie das ausgehen kann."




3. Unter der bezeichnenden Überschrift "Alle meine dass sie mitreden können" hat die Berliner "taz" die Soziologin Caroline Hesidenz zum besten Umgang mit Feminismuskritik ("Antifeminismus") befragt. Ein Auszug:

taz: Was tun, wenn mir – zum Beispiel im Internet – antifeministische Argumente begegnen?

Hesidenz: Je nachdem, wo und wie, muss ich überlegen, was sinnvoll ist. Bringe ich durch Widerspruch eine Aussage erst recht nach vorn? Lohnt es sich, inhaltlich einzusteigen, oder supporte ich andere Personen, die sich bereits geäußert haben? Kann ich die Aussage melden oder sogar Strafanzeige stellen? Wichtig finde ich, für die zu argumentieren, die auf den Post stoßen könnten. Dass ich Menschen durch eine Debatte auf Social Media von antifeministischen Überzeugungen abbringen kann, halte ich für unwahrscheinlich.


Dass man eine abweichende Meinung auch dazu nutzen könnte, die eigene Auffassung zu hinterfragen, wird – anders als die Möglichkeit der Strafanzeige – gar nicht erst in Betracht gezogen. Das ist der Stand der Debatte, den wir inzwischen erreicht haben.

Da wir Männer uns ja jetzt häufiger an die KI wenden, habe ich einmal die KI als neutrale Instanz genutzt, um dieses Interview zu analysieren. Das ist das Ergebnis:

* Das Interview nutzt starke Begriffe wie "antimodernes Denken" und hebt Zusammenhänge mit Toxizität und Rechtsextremismus hervor. Zwar kann das effektiv sein, Aufmerksamkeit zu erzeugen – es riskiert aber auch, bestimmte Gruppen oder Meinungen zu zu pauschalisieren, die vielleicht eher skeptisch als radikal sind. Damit droht eine Polarisierung, statt dass differenziert zwischen kritischem Diskurs und menschenverachtender Agitation unterschieden wird.

* Es fehlt ein Gesprächspartner, der die Positionen derjenigen vertritt, die sich antifeministisch äußern – sei es konservativ, religiös oder kritische Männerrechtsgruppen. Ohne solche Repräsentation bleibt der Diskurs einseitig. Ein produktiver Diskurs würde eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Argumenten enthalten ("Warum lehnt jemand bestimmte Gender‑ oder Gleichstellungsmaßnahmen ab?"), statt sie nur als ideologisch motiviert zu verteufeln.

* Das Interview kann beim Lesen den Eindruck erwecken, jede antifeministische Rede führe unweigerlich zu Gewalt – was empirisch jedoch differenzierter betrachtet werden müsste.

* Durch die starke Verbindung von Antifeminismus mit Corona-Skepsis, Incel-Ideologie und Rechtsextremismus könnte der Eindruck entstehen, jede oppositionelle Meinung zur Genderpolitik sei automatisch radikal. Das kann kontraproduktiv sein, weil der Diskurs darüber dann nicht mehr sachlich, sondern ideologisch geladen geführt wird und Leute mit berechtigten Bedenken abgeschreckt werden. Das Interview stellt wichtige gesellschaftliche Problemfelder gezielt ins Licht, wirkt allerdings in einigen Aspekten unpräzise und einseitig. Methodische Klarheit, differenzierte Betrachtung antifeministischer Positionen und breitere Perspektiven hätten dem Artikel mehr argumentative Substanz und Glaubwürdigkeit gegeben.




4. Der Rapper Sean Combs ("Diddy") wurde vor Gericht in mehreren schweren Anklagepunkten freigesprochen. Die MeToo-Bewegung reagiert entsetzt.



5. Das Weiße Haus in Washington hat sich vor 14 Tagen zur Woche der Männergesundheit geäußert. Ich hatte das damals übersehen, hole den Hinweis drauf jetzt aber gerne nach. In der Erklärung von US-Präsident Donald Trump heißt es:

Für viel zu lange Zeit wurden die Gesundheit, das Glück und das Wohlbefinden der Männer unserer Nation vernachlässigt, was zu einer beunruhigenden Realität geführt hat: Männer in den Vereinigten Staaten haben eine um fünf Jahre kürzere Lebenserwartung als Frauen. Sie gehen seltener zu medizinischen Untersuchungen und verzögern wichtige Behandlungen. Männer erleiden ihren ersten Herzinfarkt im Durchschnitt zehn Jahre früher als Frauen.

Diese Vernachlässigung wird durch eine bösartige Kampagne gegen Männlichkeit noch verschärft. Dieser Krieg gegen das Mannsein hat viele amerikanische Männer in einen Zustand von Einsamkeit, Verwirrung und Leere versetzt – mit verheerenden Folgen: Männer in den USA begehen viermal so häufig Selbstmord und sind mehr als doppelt so häufig von Überdosierungen betroffen wie Frauen.

In dieser "National Men’s Health Week" gebe ich ein feierliches Versprechen ab: Wir werden den Männern Amerikas immer beistehen – und wir werden niemals zögern, euch zu ermutigen, ein langes, gesundes und sicheres Leben zu führen.

Erst im vergangenen Monat habe ich stolz eine Executive Order unterzeichnet, um amerikanischen Patienten den Preisvorteil der meistbegünstigten Nation zu verschaffen, den Zugang zu hochwertiger medizinischer Versorgung zu verbessern und die Medikamentenpreise zu senken. Gemeinsam mit meiner "Make America Healthy Again Commission" ermöglichen wir es Männern, ihre Gesundheit in den Vordergrund zu stellen und ihr Leben zu verlängern.

Unter meiner Führung werden wir unermüdlich eine gesündere Zukunft für die Männer unseres Landes verfolgen. Wir werden euch stets aufbauen, statt euch niederzureißen, und wir werden die Stimmen, Werte und das Wohlbefinden hart arbeitender amerikanischer Männer landesweit fördern.


Ich bin nun aus verschiedenen Gründen außerhalb der Geschlechterpolitik kein Unterstützer Donald Trumps, muss aber anerkennen, dass mit dieser Verlautbarung erstmals Positionen der Männerrechtsbewegung erstmals Positionen der amerikanischen Regierung geworden sind: etwas, worauf führende Männerrechtler wie Warren Farrell seit Jahrzehnten hinarbeiten.



6. Währenddessen setzt die US-amerikanische Männerrechtsbewegung nach und stellt ein neues Buch vor: The Convention on the Elimination of all forms of Discrimination Against Men (CEDAM). Hinter dem sperrigen Titel, der auf ein früheres Übereinkommen zugunsten von Frauen anspielt, verbirgt sich folgender Inhalt:

Das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Männer (CEDAM) von Carl Reinhold Augustsson ist ein kühnes und umfassendes Manifest, das sich für die weltweite Anerkennung der Rechte von Männern einsetzt. Nach dem Vorbild des CEDAW-Vertrags der Vereinten Nationen stellt dieses Buch CEDAM vor, ein internationales Rahmenwerk, das 46 Schlüsselbereiche identifiziert und in Frage stellt, in denen Männer und Jungen diskriminiert werden. Anhand von detaillierten Beispielen, Essays und persönlichen Reflexionen fordert Augustsson eine echte Gleichstellung der Geschlechter, indem sie häufig übersehene Themen wie Wehrpflicht, Unversehrtheit der Geschlechtsorgane, Rechte von Vätern, Bildungsunterschiede und gesellschaftliche Vorurteile anspricht.


Es ist klar, dass ein solches Buch nur im Selbstverlag erscheinen kann. Trotzdem arbeiten wir weiter emsig daran, die Geschlechterdebatte endlich weniger einseitig zu machen als bisher.



Mittwoch, Juli 02, 2025

Neun Studien belegen die wichtige Rolle von Vätern für die Zukunft ihrer Kinder

Eine aktuelle Zusammenstellung verschiedener Studien zeigt, wie stark die Auswirkungen von Vätern auf ihre Kinder sind. Ich habe den Beitrag ins Deutsche übersetzt. (Man könnte dazu einiges kommentieren, aber die aktuelle Hitzeglocke beeinträchtigt selbst meine Arbeitswut.)



Väter spielen eine wichtige und manchmal unterschätzte Rolle in der emotionalen, kognitiven und sozialen Entwicklung von Kindern. Eine wachsende Anzahl von Forschungsarbeiten zeigt auf, wie Väter alles beeinflussen - von der Mathe-Angst der Kinder und prosozialem Verhalten bis hin zu romantischen Beziehungen im Erwachsenenalter und sogar der psychischen Gesundheit von Männern. Hier sind neun aufschlussreiche Studien, die die vielfältigen Wege beleuchten, auf denen Väter von Bedeutung sind.

1. Väter prägen die Beziehungsvorstellungen und Bindungsmuster ihrer Söhne

Eine Studie in der Zeitschrift "Evolutionary Psychological Science" fand heraus, dass die Qualität - nicht nur die Anwesenheit - der väterlichen Beteiligung während der Kindheit einen dauerhaften Einfluss darauf hat, wie Söhne romantische Beziehungen betrachten. Männer, die ihre Väter während ihrer Erziehung als emotional warmherzig und unterstützend bewerteten, glaubten eher, dass Männer generell in ihre Partnerinnen investieren und dass Frauen Verbindlichkeit von Männern erwarten. Diese Überzeugungen standen in Verbindung mit einer größeren Bereitschaft, als Erwachsene in ihre eigenen romantischen Beziehungen zu investieren.

Die Forscher stellten fest, dass die emotionale Qualität der väterlichen Beteiligung mehr Einfluss hatte als die physische Anwesenheit des Vaters. Mütterliche Beteiligung beeinflusste zwar die Bereitschaft der Söhne zur Bindung, prägte aber nicht ihre breiteren Überzeugungen über männliche Investitionen oder die Erwartungen von Frauen. Dies deutet darauf hin, dass Väter spezifische Beziehungsvorlagen an ihre Söhne weitergeben und möglicherweise Muster gesunder Beteiligung oder emotionalen Rückzugs über Generationen hinweg perpetuieren.

2. Zusammenleben ist wichtig: Wie Stiefväter und leibliche Väter investieren

Eine in "Human Nature" veröffentlichte Forschung untersuchte, wie sowohl leibliche Väter als auch Stiefväter über die Zeit in Kinder investieren. Während leibliche Väter generell die meiste Unterstützung boten, zeigte die Studie, dass die Dauer des Zusammenlebens einer Vaterfigur mit einem Kind die emotionale Nähe und praktische Unterstützung stark beeinflusste - unabhängig von biologischen Bindungen.

Stiefväter, die während der prägenden Jahre mit Kindern zusammenlebten, boten später im Leben eher emotionale und finanzielle Unterstützung. Überraschenderweise waren sogar geschiedene leibliche Väter unterstützender, wenn sie mehr Zeit mit dem Kind zusammengelebt hatten. Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass emotionale Bindungen durch gemeinsames Alltagsleben wachsen und nicht nur durch biologische Verbindungen, was die Idee unterstützt, dass Erziehung genauso wichtig sein kann wie Veranlagung in Vater-Kind-Dynamiken.

3. Der Wunsch, Vater zu werden, macht Männer attraktiver

In "Evolutionary Psychological Science" fanden Forscher heraus, dass heterosexuelle Frauen Männer, die den Wunsch äußerten, Väter zu werden, als begehrenswertere Langzeitpartner bewerteten als diejenigen, die dies nicht taten. Ebenso wurden Männer mit vorheriger Beziehungserfahrung als attraktiver angesehen. Diese Ergebnisse unterstützen die Theorie, dass Signale väterlicher Investition - sei es durch Absichten oder vergangenes Verhalten - Männer für potenzielle Partnerinnen ansprechender machen können.

Interessanterweise wurden Männer ohne Beziehungserfahrung oder ohne Interesse an Vaterschaft als weniger begehrenswert bewertet, es sei denn, positive Aussagen über sie von ehemaligen Partnerinnen wurden einbezogen. Die Studie hebt hervor, wie Signale potenzieller Vaterschaft als wichtige Hinweise in der Partnerwahl von Frauen fungieren können und evolutionäre Motive mit modernen Dating-Präferenzen verknüpfen.

4. Schlechte Vater-Sohn-Bindungen können Körperbildprobleme verstärken

Eine Studie in "Personality and Individual Differences" fand heraus, dass eine schlechte Beziehung zum eigenen Vater zur Muskeldysmorphie bei Männern beitragen kann - einer übermäßigen Beschäftigung mit Muskulatur. Diese Verbindung wurde durch eine psychologische Eigenschaft namens verletzlicher Narzissmus vermittelt, die niedriges Selbstwertgefühl und ein erhöhtes Bedürfnis nach externer Bestätigung beinhaltet.

Männer, die sich emotional von ihren Vätern getrennt fühlten, berichteten eher von Gefühlen der Unzulänglichkeit und Abhängigkeit von Komplimenten anderer, was wiederum ungesunde Einstellungen zum Körperbild vorhersagte. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Wichtigkeit von Vater-Sohn-Beziehungen bei der Gestaltung des männlichen Selbstkonzepts und deuten darauf hin, dass emotionale Vernachlässigung zu verzerrten Körperwahrnehmungen und zwanghaften Fitnessverhalten beitragen kann.

5. Väterliche Beteiligung unterstützt Kindesentwicklung in einkommensschwachen Umgebungen

In einer in ländlichen Gebieten Kenias durchgeführten und in "Social Science and Medicine" veröffentlichten Studie fanden Forscher heraus, dass Kinder verbesserte Entwicklungsergebnisse zeigten, wenn Väter stärker in die Haushalts-Entscheidungsfindung einbezogen waren und Müttern emotionale Unterstützung boten. Interessanterweise stammte ein Großteil des positiven Effekts davon, wie diese Unterstützung den Müttern zugutekam, die oft die Hauptbetreuungspersonen sind.

Während direkte Vater-Kind-Interaktion aufgrund geringer Teilnahme an Elterninterventionen schwerer zu messen war, hob die Studie dennoch hervor, wie die Anwesenheit und Unterstützung der Väter eine kritische Rolle bei der Schaffung einer stabilen und fürsorglichen häuslichen Umgebung spielt. In Regionen, wo traditionelle Geschlechterrollen vorherrschen, können sogar kleine Veränderungen in der väterlichen Beteiligung bedeutsame Auswirkungen auf das Familienwohl haben.

6. Vater-Kind-Bindungen beeinflussen Mathe-Angst bei Kindern

Eine Langzeitstudie in "Learning and Individual Differences" fand heraus, dass eine starke emotionale Bindung zwischen Vätern und Kindern ein Jahr später geringere Mathe-Angst vorhersagte. Interessanterweise zeigte die Mutter-Kind-Beziehung nicht denselben Effekt. Die Forscher vermuten, dass Väter beeinflussen können, wie Kinder die Wichtigkeit und Erreichbarkeit von Erfolg in Mathematik wahrnehmen, besonders weil Männer oft höheres Vertrauen in das Fach berichten.

Kinder, die sich von ihren Vätern emotional unterstützt fühlten, haben möglicherweise größere Autonomie und Vertrauen beim Bewältigen akademischer Herausforderungen erfahren, was gegen Angst schützte. Die Erkenntnisse deuten auf eine einzigartige Rolle der Väter bei der Gestaltung emotionaler Reaktionen der Kinder auf das Lernen hin, besonders in Bereichen, wo Selbstzweifel leicht Wurzeln schlagen können.

7. Frühe Beteiligung schützt die psychische Gesundheit der Väter

Eine Studie in "Frontiers in Psychology" verfolgte fast 900 einkommensschwache Väter während des ersten Lebensjahres ihres Kindes. Väter, die höhere Levels an elterlicher Selbstwirksamkeit berichteten, mehr Zeit mit ihrem Baby verbrachten und materielle Unterstützung leisteten, hatten weniger depressive Symptome. Diese Beziehung blieb bestehen, auch wenn Faktoren wie Alter, Familienstand und Bildung berücksichtigt wurden.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass aktive Beteiligung an der Pflege nicht nur die Entwicklung des Kindes, sondern auch die psychische Gesundheit des Vaters unterstützen kann. Sich als Elternteil fähig und präsent zu fühlen, kann neuen Vätern helfen, sich erfüllter und emotional gefestigter zu fühlen und das Depressionsrisiko während eines verletzlichen Lebensübergangs zu reduzieren.

8. Emotionale Bewusstheit und Testosteron-Reaktivität sagen Erziehungsqualität voraus

In einer in "Hormones and Behavior" veröffentlichten Studie fanden Forscher heraus, dass Väter mit Schwierigkeiten beim Identifizieren und Ausdrücken von Emotionen (eine Eigenschaft namens Alexithymie) weniger wahrscheinlich qualitativ hochwertige Miterziehung betrieben, besonders wenn sie starke hormonelle Stressreaktionen auf Erziehungsherausforderungen hatten. Zwei Jahre später zeigten ihre Kinder weniger prosoziales Verhalten wie Helfen und Teilen.

Die Ergebnisse deuten auf eine komplexe Interaktion zwischen emotionalen Eigenschaften und Biologie bei der Vorhersage von Erziehungseffektivität hin. Väter mit hoher Alexithymie, die auch starke Testosteron-Anstiege während einer stressigen Erziehungsaufgabe zeigten, kämpften eher mit Kooperation und emotionaler Unterstützung in der Miterziehung. Diese Erziehungsschwierigkeiten sagten wiederum geringere sozial-emotionale Entwicklung bei ihren Kleinkindern voraus.

9. Väterliche Abwesenheit verbunden mit mehr Gelegenheitssex im Erwachsenenalter

Eine Studie in "Evolutionary Psychological Science" fand heraus, dass Universitätsstudenten, die frühe väterliche Abwesenheit erlebt hatten, eher Gelegenheitssex hatten, besonders One-Night-Stands. Dieses Muster galt sowohl für Männer als auch Frauen und ließ sich nicht durch Unterschiede in der Gesamtzahl der Sexualpartner erklären.

Basierend auf der Lebensgeschichtstheorie schlagen die Forscher vor, dass frühe väterliche Abwesenheit Kindern signalisieren könnte, dass Beziehungen unzuverlässig sind und die Zukunft ungewiss ist. Dies könnte Individuen zu kurzfristigen Paarungsstrategien drängen, die sofortige Belohnungen über langfristige Stabilität priorisieren. Die Studie trägt zu Belegen bei, dass frühe Vater-Kind-Dynamiken Verhaltensweisen und Einstellungen zur Intimität im Erwachsenenalter prägen.



Dienstag, Juli 01, 2025

Trans Person schockiert davon, was es bedeutet, ein Mann zu sein: "Ich beklage den Verlust von Privilegien, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie hatte"

1. Die Reihe von Berichten, in denen eine trans Person feststellt, dass es kein Zuckerlecken ist, ein Mann zu sein, ist um einen neuen Beitrag reicher geworden.

Trans Männer und trans Frauen haben die einzigartige Erfahrung, als mehr als ein Geschlecht zu leben - und all die gesellschaftlichen Erwartungen und/oder die Last, das damit einhergeht. Ihre einzigartige Perspektive bietet ihnen äußerst wertvolle Einblicke und Möglichkeiten für ein tiefes Verständnis - was hoffentlich bei den Zuhörern ein neues Mitgefühl für den Kampf, den jedes Geschlecht durchmacht, hervorruft.

Kürzlich sprach ein Transmann über den "Kulturschock" der männlichen Einsamkeit und erzählte, wie sehr es seiner Psyche geschadet hätte, wenn er gezwungen gewesen wäre, mit den oft heimtückischen Botschaften aufzuwachsen, die Jungen und Männer erhalten.

In einem Reddit-Beitrag sprach der Mann zunächst offen über die "soziale Isolation", die entsteht, wenn man ständig als "potenzieller Triebtäter" wahrgenommen wird.

Er merkte zwar an, dass "alle Fremden, unabhängig von ihrem Geschlecht, in meiner Nähe auf der Hut sind", aber vor allem Frauen wirkten "unglaublich distanziert, kalt und lustlos". Er fügte jedoch hinzu, dass er als jemand, der sich früher auf dieselbe Weise schützen musste, verstehe, woher die "Rüstung" komme ("Frauen sind nicht nur unnötig vorsichtig"). Aber für diejenigen, die noch nie ein Leben als Frau erlebt hatten, konnte er leicht nachvollziehen, wie diese Art von Verhalten als "Verschwörung" gegen das andere Geschlecht angesehen werden konnte.

"Selbst jetzt, mit all meinem Wissen darüber, wie man sich als Frau in der Welt zurechtfindet, gelingt es mir nicht, mein Hirn davon zu überzeugen, dass diese Rüstung keine soziale Ablehnung ist."

Und dann ist da noch das Fehlen der "inhärenten Kameradschaft", etwas, das die betreffende Person als Frau erfahren hat, das aber jetzt hart erkämpft werden muss. "Die Tatsache, dass ich keine gegenseitige Verwandtschaft bei einfachen Gesprächen mehr erfahre, ist ein wahnsinnig einsames Gefühl", schrieb er, "ich trauere um den Verlust eines Privilegs, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich es hatte."

(…) "Es ist mir jetzt völlig klar, dass die meisten gleichgeschlechtlichen Männer wahrscheinlich unter chronischer emotionaler Unterernährung leiden. Sie werden gerade so viel sozialer Kontakte beraubt, dass es ihre Psyche ernsthaft beeinträchtigt, aber nicht genug, um zu merken, dass es passiert", schrieb er und fügte hinzu, dass es ihn sicherlich seelisch fertiggemacht hätte, so aufzuwachsen.

Dieser Beitrag sprach vielen wohlmeinenden Männern aus dem Herzen, die ihr ganzes Leben lang mit einer Form von Einsamkeit und Stigmatisierung zu kämpfen hatten.

"Es ist so seltsam, ich erinnere mich ganz genau an den Moment, als ich vom Kind zum Teenager wurde, von einem Moment, wo ich als ... niedlich oder harmlos oder was auch immer angesehen wurde, bis hin zu einer möglichen Bedrohung. Und das macht einen wirklich, wirklich, wirklich, wirklich fertig, und zwar auf eine Art und Weise, über die ich noch nie etwas gehört habe. Was ich verrückt finde, denn das ist wirklich eines der schlimmsten Dinge, die mir je passiert sind! Und ein Typ hat mal versucht, mich umzubringen!"

"Ich bin ein Typ, der diese Situation schon einmal erlebt hat. Einmal war ein Mädchen von vielleicht 10-12 Jahren oder so allein mit mir in einem großen Laden und hatte sichtlich Angst, allein zu sein. Ich halte mich im Allgemeinen für einen guten Menschen und mein Instinkt sagt mir natürlich, dass ich zu ihr gehen und versuchen sollte, ihr zu helfen. Nach einem Schritt hielt ich wirklich inne und dachte, wie kann ein fremder Kerl, der doppelt so alt ist wie sie, in dieser Situation etwas besser machen? Irgendwie ist es scheiße, dass ich diesen Gedanken habe."

(…) Dennoch gab es auch einige, die ermutigende Worte fanden, indem sie erzählten, wie es ihnen gelang, das Stigma zu durchbrechen, ihre eigenen Freundesgruppen zu bilden und trotz allem ein emotionales Bewusstsein zu entwickeln.

"Das Üben von emotionaler Reflexion hat es mir ermöglicht, eine erfülltere Beziehung zu führen, in der ich sofort erkennen und ansprechen konnte, wenn ich mich schlecht fühlte, bevor es schlimmer wurde - nicht nur mit meinem Partner, sondern auch mit Freunden. Ich glaube, dass die Gesellschaft zum Glück immer besser in der Lage ist, psychische Probleme anzuerkennen, und dass es auch für Männer wichtig ist, zu erkennen, wie wichtig es ist, auf ihre emotionalen Bedürfnisse einzugehen."

"Es macht wirklich einen enormen Unterschied, wenn man seinen Jungs eine SMS mit ‚Ich liebe dich‘ schickt. Schaffen Sie sich einen eigenen Raum der Fürsorge, wenn die Welt das nicht tut."




2. Der SWR, o Wunder, lässt einen Wissenschaftler in einem Podcast die tatsächliche Forschungslage bei häuslicher Gewalt erklären:

Endet häusliche Gewalt tödlich, sind die Opfer überwiegend Frauen. Doch ansonsten ist das Geschlechterverhältnis ziemlich ausgeglichen. Und häusliche Gewalt konzentriert sich – entgegen vieler medialer Darstellungen – auch nicht auf bestimmte soziale Milieus.

Christian Roesler ist Professor für klinische Psychologie an der Katholischen Hochschule Freiburg. Seine Studie über "Partnerschaftsgewalt und Geschlecht" ist 2024 als Buch im Nomos Verlag erschienen.


Im verlinkten Klappentext des Buches heißt es zutreffend:

Nach wie vor herrscht in der Öffentlichkeit die Auffassung vor, dass vor allem Männer Täter und Frauen Opfer sind. Das Buch zeigt in einem Überblick über Hunderte wissenschaftlicher Studien, dass beide Geschlechter in gleichem Maße zu Opfern bzw. Tätern werden. Die Versorgungsstrukturen für Betroffene orientieren sich aber nach wie vor am oben genannten Stereotyp.

Partnerschaftsgewalt kann nur durch zirkuläre Modelle angemessen erklärt werden, was grundsätzlich ein paartherapeutisches Vorgehen nahelegt; dieses ist als wirkungsvoll belegt, während die herkömmlichen Strategien der Inschutznahme des Opfers sowie Täterprogramme sich über Jahrzehnte hinweg als ineffektiv erwiesen haben.


Der Hörer, der mich auf den SWR-Podcast aufmerksam machte, schrieb mir dazu: "Fing erst unangenehm an, weil die Moderatorin empört schien, weil der Frauen-Opferstatus in Gefahr gerät. Sie hat den Gast anfangs noch oft abgewürgt und versucht, das Thema zu lenken. Hat aber irgendwann nachgegeben." Professor Roesler erklärt sehr gut, dass inzwischen über 700 Studien (!) die Gleichverteilung bei häuslicher Gewalt belegen, selbst Studien aus der Türkei und dem Iran. In de mediale Berichterstattung sickert dieses Wissen nur minimal ein. "Schreiben wir jetzt komplet an der Realität vorbei?", wundert sich die Journalistin.



3. Mein Buchtitel "Sind Frauen bessere Menschen?" hatte seinen Grund: Auch einer aktuellen Studie zufolge hält man Frauen für moralisch höherwertiger als Männer. Wenn Versuchsteilnehmer beispielsweise aufgefordert werden, sich das Gesicht einer "moralisch guten Person" vorzustellen, dann denken sie überwiegend an eine Frau. Darüber hinaus schreiben sie Frauen eher moralisch gute Eigenschaften zu.



4. Einer weiteren neuen Studie zufolge gibt es zu viele Jazzlehrer, die sich als Männer identifizieren. Die Studie wurde vom "Institute of Jazz and Gender Justice" unterstützt.



5. Karin Prien (CDU), Ministerin für Bildung und Familie im Kabinett Merz, hat eine neue Hausanordnung ausgegeben. Ihr zufolge sollen sich die Beamten des Ministeriums in ihrer internen und externen Kommunikation (also u.a. in E-Mails, Vermerken, Gesetzesvorlagen) ab sofort an die klassischen Rechtschreibregeln halten. Das bedeutet: Schluss mit Gender-Sternchen. Und auch mit dem großen Binnen-I, wie etwa bei LehrerInnen oder MinisterInnen.



6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Lieber Arne Hoffmann,

hier ein Link zu einer Kolumne einer Feministin, die mich wirklich unangenehm berührt hat:

Die Überschrift "Wo Frauen über eigene Vorurteile stolpern", das klingt ja nach Selbstkritik. Doch man liest am Ende bloß, dass die Autorin es irgendwie hinkriegen will, ihren Umzug möglichst ohne Männer zu machen. Der Fahrer des Umzugswagens ist allerdings ein Freund von ihr, doch ärgert sie sich, dass sie hier einen Mann braucht. Nur: Wieso ist das eigentlich ein Problem? Dafür hat man doch Freunde.

Interessant auch dies. Eine Zwischenüberschrift lautet: "Männer drucksen rum, Frauen packen an". Das klingt wie ein Trend, eine allgemeingültige Behauptung. Aber diese Zwischenüberschrift, so liest man, beruht auf einem einzigen Erlebnis. Sie fragt bei einer WG, die aus zwei Männern und einer Frau besteht. Die beiden Männer springen nicht sofort, aber die Frau sagt ihre Hilfe zu. Fertig ist eine Überschrift, die daraus eine vermeintliche Tatsache allgemeiner Gültigkeit macht.

Die Autorin stellt nun fest, dass sie Vorurteile gegenüber Frauen hatte, weil sie ihnen das Fahren eines Umzugswagens nicht zugetraut habe. Die Selbsterkenntnis reicht aber nicht soweit, die im Artikel vertretenen Vorurteile zu hinterfragen: Wieso bedeutet Feminismus, keine Männer brauchen zu wollen? Was ist daran schlimm, einen männlichen Freund um Hilfe zu bitten?




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