Dienstag, Oktober 30, 2018

Missbrauch in der katholischen Kirche: Juraprofessoren erstatten Anzeige – News vom 30. Oktober 2018

1.
Jahrzehntelang haben katholische Geistliche Kinder und Jugendliche missbraucht. Das belegt eine Studie der Kirche mit anonymisierten Daten. Sechs Strafrechtsprofessoren haben nun Strafanzeigen erstattet und Durchsuchungen gefordert. (...) In ihrem Schreiben zeigen sich die Strafrechtsprofessoren (...) überrascht darüber, "wie zurückhaltend Staat und Öffentlichkeit (bislang) mit dem alarmierenden Anfangsverdacht schwerer Verbrechen umgehen."


Die Legal Tribune berichtet.



2. Die deutschen Medienfrauen sind unzufrieden mit den Veränderungen, die MeToo für ihre Branche gebracht hat:

"Gegen subtilen Sexismus kommen Sie nicht mit Gesetzen an", sagt Dorothea Hartz, Frauenbeauftragte bei Radio Bremen, "da braucht es einen Kulturwandel." Sie fürchtet den Rückfall in alte Rollenmuster: "Wenn ich mir unsere Junge Welle ansehe - da moderieren fast nur Jungs mit coolem Käppi und reden über Sex mit der Ex. In den Moderationen sind plötzlich wieder Inhalte möglich, das hätte ich vor ein paar Jahren nicht geglaubt."


Trotz coler Käppis und anstößiger Themen gibt es bei den Medienfrauen eine gewisse Zuversicht:

Weil es nach der "Me Too"-Debatte kein Zurück mehr zu geben scheint. Auch für die Männer nicht. "Bei denen spüre ich eine große Verunsicherung", sagt Dorothea Hartz. "Manche kommen zu mir und fragen, was sie denn jetzt noch dürfen. Aber diese Verunsicherung finde ich gut. Sie ist der erste Schritt dahin, sich in jemand anderen hineinzuversetzen."


Von der gewagten Idee, sich auch mal in Männer hineinzuversetzen, fehlt in dem Artikel jede Spur.



3. In den deutschen Leitmedien ist nach wie vor nicht vorgesehen, dass auch eine Täterin selbstkritisch zu Wort kommt – im neuseeländischen Magazin "Stuff" berichtet eine Frau über ihre "toxische Weiblichkeit" und wie sie es geschafft hat, sie in den Griff zu bekommen:

Ich bedrängte meinen Mann stark und oft und sagte ihm, dass er ein Versager sei und wie schrecklich er darin sei, sich um mich zu kümmern, egal wie schlecht ich mich benommen habe. Wenn er nicht in unserer Ehe sein wollte, schrie ich, sollte er verdammt nochmal verschwinden.

Acht Jahre nach dem entscheidenden Stoß kam die Polizei an unsere Wohnungstür und war bereit, meinen Mann zu beschuldigen, mich geschlagen zu haben. Was er übrigens nicht getan hat. Ich war diejenige, die die Störung verursachte - Türen zuschlagen, Dinge werfen, meine Fäuste gegen die Wand schlagen, völlig verloren in meinem Zorn.

Das Schlimmste waren nicht einmal die vielen schrecklichen Kämpfe, die ich begonnen habe, oder die Jahre des emotionalen Missbrauchs, die ich meinem Mann auferlegte. Das Schlimmste war nicht einmal seine Verzweiflung, die Tiefe seiner Isolation oder die Angst, mit der er lebte - obwohl diese wirklich schlimm waren.

(...) Ich habe diese Dinge getan, weil ich dachte, sie seien normal. Mein Verhalten war nicht ungewöhnlich für mich, es war das, was ich kannte. Das ist die Wahrheit für viele Täter. So oft verhalten sich anständige Menschen schlecht, ohne es zu merken. Bis eines Tages, wenn die Wahrheit klar wird.

Als ich erfuhr, dass mein Verhalten nicht nur schädlich, sondern auch falsch - und schon gar nicht normal - war, war es bereits tief verwurzelt. Dieses Schreien und das Wüten waren es, womit ich mich geschützt habe. Damit aufzuhören fühlte sich sehr unsicher an. Während ich mich also ändern wollte, brauchte es Zeit, um dies zu lernen.

Manchmal werde ich gefragt: "Wie war es, eine Frau zu sein, die eine Misshandlerin war?" Obwohl das wahr ist, dass ich es war, denke ich nicht so.

Gewalt ist keine Geschlechterfrage, sondern eine menschliche. Sie ist überall um uns herum und geht über das Stereotyp hinaus. Wenn es um emotionalen Missbrauch geht, erleben sowohl Männer als auch Frauen ihn mit ähnlichen Ausmaßen.

US-Statistiken zeigen, dass 48,4 Prozent der Frauen und 48,8 Prozent der Männer psychologische Aggressionen von jemandem erfahren haben, mit dem sie in einer Beziehung waren.

Ich fühlte mich isoliert und hilflos, aber ich fühlte mich so wegen meines Verhaltens, nicht weil ich nicht zu dem Bild passe, das viele beschwören, wenn sie an Missbrauch denken.

Ich hatte Glück. Trotz meines Verhaltens wurde ich geliebt. Mein Mann mit seinen haselnussbraunen Augen und seiner irischen Sturheit sah genug in mir, um sich damit abzufinden, wie ich mich benahm.

Langsam, unerträglich langsam, veränderte ich mich. Wir sahen viele Therapeuten, einzeln und zusammen. Es gibt kein 12-stufiges Programm zur Rehabilitierung von missbräuchlichen Gewohnheiten, aber die Werkzeuge, die erwachsenen Kindern von Alkoholikern zur Verfügung stehen - über das Sagen der Wahrheit und das Übernehmen von Verantwortung - waren entscheidend.

Ich führte ein "Wuttagebuch", in dem ich die schlechten Tage im Auge behielt. Jahrelang habe ich daran gearbeitet, nur noch einen guten Tag hinzuzufügen, um die Anzahl der guten Tage zwischen den schlechten zu erhöhen. An manchen Tagen fühlte ich mich wie ein Junkie, der versuchte, die nächste Dosis zu erhalten.

Ich entdeckte, dass ich wenig bis gar keine Beziehung zu meinem Körper hatte, also versuchte ich alles - Yoga, Meditation, Feldenkrais, Massage, Training - mit dem Ziel, etwas auf der körperlichen Ebene zu spüren.

Gleichzeitig hörte ich etwas von einem Coach, einen bestimmten Satz, der andeutete, wie wichtig es war, die Dinge "voll zu spüren", anstatt zu überdenken oder mich vor dem Gefühl zu schützen. Diese neue Gewohnheit zu schaffen, um innehalten und sich zu fühlen, bedeutete, dass ich anfing, zu begreifen, wie viel Schmerz ich meinem Mann zufügte. Und natürlich lernte er, für sich selbst einzustehen.

Es war alles sehr chaotisch und umständlich, aber ich wusste, dass die Dinge endlich vorankamen, als ich anfing, Trauer und Scham zu fühlen, anstatt Wut.

Die gute Nachricht ist, dass wir heute so viel darüber wissen, was missbräuchliches Verhalten verursacht, was zu großer und kleiner Gewalt im Alltag führt und vor allem, wie man sich tief und dauerhaft verändert. (...) Wenn ich auf all die Jahre zurückblicke, in denen ich die Haut eines Täters trug, wurde mir klar, dass ich nur begrenzt wusste, wie ich mit anderen gut leben konnte. Um dies zu ändern, müssen wir erkennen, dass es die Möglichkeit gibt, dass das Gute in uns selbst das Schlimmste ist. Und dass die Möglichkeit für das Böse auch in den Besten von uns lebt.


In der deutschen Geschlechterdebatte herrscht für die hier geschilderten Bedürfnisse vieler Frauen nach wie vor eine klaffende Lücke. So viel Aufbrechen von Geschlechterklischees geht den Wortführerinnen dieser Debatte offenkundig zu weit.

Samstag, Oktober 27, 2018

Wird das Wechselmodell bald schon Standard? – News vom 27. Oktober 2018

1. Wir beginnen heute mit der Post. Einer meiner Leser schreibt mir zum sogenannten "Wechselmodell" (Doppelresidenzmodell), bei dem beide Eltern auch nach einer Trennung den gemeinsamen Nachwuchs gleichberechtigt erziehen:

Das Nordmagazin das NDR hatte in seiner Ausgabe vom 25.10. einen Beitrag über die (offenbar noch nicht veröffentlichte, jedenfalls habe ich weder eine Pressemitteilung noch den Text finden können) PETRA-Studie "Kindeswohl und Umgangsrecht", gefolgt von einem Studiogespräch mit der Reporterin, die den Bericht gemacht hatte.

Das Ganze hätte so praktisch auch direkt von einer Väterrechtsorganisation kommen können: Das Doppelresidenzmodell wurde als klar erstrebenswert präsentiert, ein trauriger "Besuchsonkel"-Vater und ein positives Beispiel vorgestellt, Hindernisse aufgezeigt und selbst der Begriff der Entfremdung fiel vollkommen selbstverständlich. Darüber müssen wir nicht groß diskutieren, jeder Genderama-Leser weiß, dass das Doppelresidenzmodell für alle Beteiligten, vor allem das Kind, fast immer die beste Lösung ist.

Nur an einer Stelle musste ich mich am Kopf kratzen: Und zwar stellte die Reporterin es so dar, als sei die Ansicht, das Kind gehöre zur Mutter, ausschließlich eine konservative; den müttermonopolistisch-feministischen Aktivismus bis in die Jugendämter hinein blendete sie komplett aus.

Nun ist uns natürlich allen klar, dass es heikel ist, als Journalist den Feminismus zu kritisieren, aber hier deutet diese Darstellung noch auf ein größeres Problem:

Wir beschweren uns häufig über tendenziösen Journalismus, der zu einem Thema überhaupt nur eine Seite (bei Geschlechterthemen meistens die feministische) hört. Und wenn ich schreibe, dass die Reporterin fast wie eine Väterrechtlerin wirkte, dann bedeutet das auch, dass die Kritik am Wechselmodell und der Studie, ob sie nun berechtigt sein mag oder nicht, die eben nicht nur von einzelnen streitsüchtigen Müttern, sondern auch von größeren Organisationen kommt (natürlich auch beim VAMV), nicht nur unberücksichtigt, sondern sogar unerwähnt blieb.

(Womit ich um Himmels Willen Väterrechtlern keine Einseitigkeit unterstellen möchte! Die meisten, die ich kenne, stellen primär das Wohl des Kindes in den Vordergrund, für das ausreichender Kontakt zu beiden Elternteilen eben fast immer förderlich ist.)

Und ich denke nicht, dass wir einseitigen Journalismus allzu freudig beklatschen sollten, nur weil die Einseitigkeit in diesem Fall ausnahmsweise zu unseren Gunsten ausfällt.

Tatsächlich musste ich mich noch an einer zweiten Stelle am Kopf kratzen, nämlich als die Reporterin sagte, nach Veröffentlichung der Studie könnte es innerhalb weniger Monate zu Bewegung in Richtung Wechselmodell als Standard (und auch gegen den Widerstand eines Elternteils) kommen, weil ja Familien- und Justizministerium SPD-geführt sind und die SPD sehr wechselmodellfreundlich sei.

Ja, klar, dachte ich, und wenn nach der Wahl am Sonntag Tarek Al-Wazir hessischer Ministerpräsident werden sollte, werden die Grünen sicher dafür sorgen, dass spätestens 2019 Biblis wieder ans Netz geht.

Aber dann habe ich mal ein bisschen gesucht und tatsächlich selbst bei der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) nur Äußerungen pro Doppelresidenz gefunden, wenn auch zum Teil mit Einschränkungen, die letztlich dazu führen würden, dass eine Mutter, die das Wechselmodell verhindern will, das auch weiterhin schafft.

Und letztlich klingt auch das Positionspapier der SPD-Bundestagsfraktion zu dem Thema ein bisschen so, als hätte man nach dem BGH-Urteil halt keine andere Wahl gehabt und hoffe, dass die Richter schon weiter das Residenzmodell anordnen werden, wenn nicht außergewöhnliche Umstände eintreten. Dass irgendjemand gefordert haben könnte, das Wechselmodell müsse zwangsweise und ohne Einzelfallprüfung angeordnet werden, klingt jedenfalls nach einem ziemlichen Strohmann. Trotzdem: Was ist denn da passiert?


Gestern ging übrigens ein weiterer NDR-Beitrag zum Wechselmodell online, in dem der Psychologe Dr. Stefan Rücker von der Universität Bremen, der für das Bundesfamilienministerium tätig ist, im Mittelpunkt steht. Dort heißt es:

Bei Frauke und Volker funktioniert das Wechselmodell, weil sie sich einig sind. Das Wechselmodell darf auch gegen den Willen eines Elternteils durchgesetzt werden. Es sei denn, es sprechen triftige Gründe dagegen. Streit ist so ein Grund. Und das sei das Problem, sagt Forscher Rücker. Das sei ja geradezu eine Einladung zum Streit, wenn einer das Wechselmodell nicht wolle. Das richtige Betreuungsmodell gebe es sowieso nicht. Jeder Einzelfall müsse betrachtet werden. Und vor allem dürften Mütter nicht bevorzugt und Väter benachteiligt werden.




2. Zum Thema "parteiische Berichterstattung der Leitmedien" gibt es inzwischen übrigens diese aufschlussreiche Statistik. So sind die Grünen im Bundestag zwar schwächer als die FDP und damit nur die viertgrößte gegenüber der zweitgrößten Oppositionspartei, können ihre Position in den analysierten Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen aber fast doppelt so oft unterbringen. Sie sind nun mal die Lieblingspartei der meisten Journalisten.



3. Nach Vorwürfen (!) der sexuellen Belästigung hat Google in den vergangenen zwei Jahren 48 Mitarbeiter entlassen. Der Artikel erwähnt den Fall eines Mannes, dem eine damalige Bewerberin vorgeworfen hatte, ihr vor einigen Jahren auf dem "Burning-Man"-Festival ungefragt eine T-Shirt-lose Rückenmassage angeboten zu haben. Mit seiner Kündigungswelle möchte Google seiner Eigendarstellung zufolge jedem "einen sicheren Arbeitsplatz garantieren".



4.
Zwei Jahre lang soll eine Mutter aus dem Emsland nach SPIEGEL-Informationen ihren Sohn misshandelt haben. Das Jugendamt schritt nicht ein. Erst eine heimliche Videoaufnahme beendete das Leiden des Jungen.


Hier erfährt man mehr.



5. Bei den "Kolumnisten" kommentiert der Rechtsanwalt, Strafverteidiger und Blogger Heinrich Schmitz die Abschiebung eines werdenden Vaters aus dem Kreißsaal.

Freitag, Oktober 26, 2018

Wut, Trauer, Betroffenheit? Reaktionen auf den drohenden Genderstreik – News vom 26. Oktober 2018

1. Inzwischen gibt es weitere Reaktionen auf den unheilvoll drohenden internationalen Streik der Genderstudien. Zunächst eine kleine Auswahl aus der Leserpost an Genderama:

Ich gewinne dem Streik Positives ab: Ich gehe davon aus, dass der ohnehin schwächelnde DAX kräftig einbricht (auf 5.000 Punkte oder so) und dass man sich schön mit billigen Aktien eindecken kann. Andererseits: Die Verelendung der Gesellschaft, die ein solcher Streik nach sich ziehen würde, machen auch mich als männlicher, mittelalter Ausbeuter nachdenklich. All die Hungernden auf den Straßen. Es wird sicher Jahre dauern, bis der alte Lebensstandard wieder erreicht wird. Die schlimmste Sache wird aber sein, den Leuten erstmal begreiflich zu machen, was Gender Studies sind. Als Rückgrat jeder Zivilisation sind sie nicht jedem Menschen geläufig. Wie können wir das jetzt noch abwenden? Ich verspreche, ab sofort in der U-Bahn nur noch mit übereinandergeschlagenen Beinen zu sitzen, auch wenn's zwickt.


Ich selbst werde den Streik wohl überstehen, da ich ja noch in der Steinzeit aufgewachsen bin, als es die Genderstudies noch nicht gab. Vermutlich kann ich daher ein paar Tage Kojunierungsentzug überleben. Wird zwar hart, aber andere sind sicher schlimmer dran. Etwa der geschätzte Blog Sciencefiles: "Wer wird jetzt die Fragen zu den wissenschaftlichen Grundsätzen und Ergebnissen der Genderstudies beantworten, zu denen ihm Frau Professor Hark und andere bisher stets bereitwillig Auskunft gegeben haben?"


(Der Einwurf von Sciencefiles war natürlich sarkastisch; die Vertreter der Genderstudien zeichnen sich sowohl in den sozialen Medien als auch nach Anfragen durch Wissenschaftler wie Michael Klein und Professor Buchholz dadurch aus, dass sie die erbetenen Antworten auf solche Fragen verweigern.)

Auf Twitter kam es derweil zu folgenden Kommentaren:

Hoffe, der Streik kann noch abgewendet werden, sonst geraten wir beim Erfinden von neuen Geschlechtern noch ins Hintertreffen.


Mich würde so ein Streik kaum treffen, ich hab im Keller vier Zentner gepökelte Pronomen eingelagert.


Jetzt fehlt nur noch, dass Anti-Fat-Shaming-Aktivisten in Hungerstreik gehen.


Unter all diesem Spott über die selbsterklärte Elite gab es aber auch konstruktiveres Feedback:

Ich bin sofort #4genderstudies, wenn komplett wissenschaftlich und unvoreingenommen geforscht werden würde, wie sich das Verhältnis von Männern und Frauen verbessern lassen würde, wie Traditionen sich darauf auswirken, welche Probleme BEIDE Geschlechter haben und was beide Geschlechter ändern müssen – und es nicht ideologisch basierte Quacksalberei wäre, die aus Frauen nur Opfer und aus Männern nur Täter macht, jeden Abweichler von der reinen Lehre als Sexisten und Nazi bezeichnet und hauptsächlich dazu dient, Geschlechterverhältnisse noch mehr zu zerstören.




2.
Erst sorgt ein Video für Aufsehen: Eine junge Frau gießt darin in St. Petersburg Männern Flüssigkeit in den Schritt. Dann behauptet die EU, das Video sei ein Fake des Kreml. Doch Beweise dafür gibt es nicht.


Einerseits ist es ein bisschen affig, dass die "Tagesschau" eine ausufernde Analyse darüber anliegt, ob die Videos einer Aktivistin, die breitbeinig sitzenden Männern Bleiche in den Schritt gießt, nun echt sind oder nicht. (Dass es sich um einen Übergriff gegen Männer handelt, interessiert die "Tagesschau" hierbei natürlich nicht, sondern nur, ob diese Aufnahmen von Feminismusgegnern politisch ausgeschlachtet werden könnten.)

Andererseits ist diese Debatte ohnehin schon verquer: Zuerst berichten deutsche Leitmedien über diese Männer-Bestrafungs-Aktion als Tatsache, dann wird gestreut, es handele sich um ein Fake, und dieselben Medien berichten nun belegfrei als Tatsache, dass das Video ein Fake wäre. "Ich bin auf russische Propaganda reingefallen" geißelte sich etwa zügig ein Mitarbeiter der Huffington Post: "Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, das nächste Mal noch intensiver nach der Quelle für solche Informationen zu suchen, bevor ich mich empöre." Tatsächlich wurde die neue Meldung genauso leichtgläubig übernommen wie die erste. Mir hingegen war es, statt einen möglichst brandaktuellen Beitrag online zu stellen, bei einer derart diffusen Informationslage lieber, noch ein paar Tage abzuwarten, bis wenigstens einige weitere Kenntnisse vorlagen.

Und ob Fake oder nicht, eines bleibt gleich: Deutsche Leitmedien wie der Deutschlandfunk haben einer Frau, die sie für die Täterin gehalten haben, unbekümmert ein Forum gegeben.



3. Die einzige britische Universität, an der es einen Angestellten für Männerangelegenheiten geben soll, hat diese Bemühngen eingestellt, nachdem der einzige Bewerber für dieses Amt seine Kandidatur nach kontinuierlichen Drangsalierungen zurückzog.



4. Der Begriff "toxische Weiblichkeit" wurde auf Genderama eigentlich nur eingeführt, um zu verdeutlichen, wie dämlich die inzwischen ebenso inflationäre we weitgehend beliebige Verwendung des ursprünglich sinnvollen Konzepts "toxische Männlichkeit" ist. Immer öfter stößt man aber auf Beiträge, die den Begriff "toxische Weiblichkeit" ernst nehmen – und diese Beiträge stammen keineswegs nur von der Trollbrigade.

So befindet die feministische Kolumnistin und Buchautorin Meghan Daum: "MeToo wird nicht überleben, solange wir toxische Weiblichkeit nicht anerkennen." Der Beitrag enthält zwar die offenbar obligatorische Herabsetzung der Männerrechtsbewegung, wenn man solche Themen ansprechen möchte, ohne zur Zielscheibe im eigenen Lager zu werden, enthält aber auch lange sinnvolle Passagen:

Manchmal wünsche ich mir, ich könnte alle Frauen, die ich je kannte oder getroffen habe, versammeln und diese informelle Umfrage durchführen:

Hebe deine Hand, wenn du dich jemals schlecht benommen und deiner Periode die Schuld dafür gegeben hast.

Hebe deine Hand, wenn du dich jemals hilflos gegenüber einer unangenehmen, wenn nicht gar körperlich anspruchsvollen Aufgabe benommen hast, wie dem Umgang mit einem wilden Tier, das ins Haus gelangt ist.

Hebe deine Hand, wenn du jemals einen Mann zum Sex gezwungen hast, obwohl er es nicht wirklich wollte.

Hebe deine Hand, wenn du gedacht hast, dass du die Freiheit besitzt, diese Nötigung zu vollziehen, denn Männer "wollen es immer" und sollten sich jedes Mal glücklich fühlen, wenn sie es bekommen.

Hebe deine Hand, wenn du jemals gedroht hast, dich selbst zu verletzen, als ein Mann mit dir Schluss gemacht hat oder dich nicht mehr sehen wollte.

Hebe die Hand, wenn du einen männlichen Partner körperlich misshandelt hast, und wusstest, dass das wahrscheinlich keine rechtlichen Konsequenzen haben wird.

Hebe deine Hand, wenn du gelogen hast, dass du dich um Geburtskontrolle kümmerst, oder wenn du die Angst, schwanger zu sein, vorgetäuscht hast, um zu sehen, wie ein Mann reagieren würde.

Hebe deine Hand, wenn du jemals eine Scheidung oder einen Sorgerechtsstreit zu deinen Gunsten manipuliert hast, indem du fälschlicherweise unterstellt hast, dass ein Mann dich oder dein Kind missbraucht hat.

In dieser hypothetischen Versammlung jeder Frau, die ich je kannte oder traf (ich stelle mir ein Fußballstadion mit ausreichender Kapazität vor), bin ich sicher, dass es keine einzige dieser Fragen gibt, die, wenn sie ehrlich beantwortet würde, keine Hände in die Luft schicken würde. Einschließlich meiner eigenen. Ich weiß, dass ich an der Front für Schädlingsbekämpfung schuldig bin. Ich will nicht zu lange über einige der anderen Fragen nachdenken.

Wir hören allzu viel über toxische Männlichkeit, diesen amorphen Begriff, der sich auf die Art und Weise bezieht, wie Eigenschaften wie Aggression und emotionale Unterdrückung in männliche soziale Normen eingearbeitet werden. Es zeigt sich auch häufig im Online-Feminismus als faule Abkürzung für die Ablehnung von fast allem, was Männer überhaupt tun. Aber wann werden wir den Frauen gleiche Rechte gewähren und zugeben, dass es auch eine toxische Weiblichkeit gibt, die genauso giftig sein kann?

Es gibt kleinere Formen von weiblichen Toxinen, wie z.B. irrationale Gefühlsausbrüche damit zu entschuldigen, dass man "hormongeplagt" ist, oder Hilflosigkeit vorzutäuschen, um zu bekommen, was man will. Und es gibt starke Toxine. Viele haben damit zu tun, dass man seine Zerbrechlichkeit zur Waffe macht, so dass diejenigen, denen du Schaden zufügst, Schwierigkeiten haben, sich zu verteidigen, damit sie nicht wie die Aggressoren aussehen.

Frauen können diese Taktiken natürlich auch auf andere Frauen anwenden, ob romantische Partner oder nicht. Aber um dieser Diskussion willen, nehmen wir an, wir sprechen über Frauen und Männer und Sex. Wir haben festgestellt, dass viele Männer sozial darauf konditioniert sind, zu glauben, dass Frauen ihnen Sex schulden. Aber was ist mit den Frauen, die davon ausgehen, dass Männer für jeden Sex, den sie bekommen, dankbar sein sollten?

Mein ganzes Leben lang habe ich unzählige Männer Geschichten darüber erzählen hören, wie sie sich auf Sex eingelassen haben, obwohl sie es nicht wirklich wollten. Manchmal war es so, weil sie die Gefühle der Frau nicht verletzen wollten. Andere Male war es, weil sie befürchteten, man würde ihnen einen niedrigen Sexualtrieb unterstellen.

Eine bemerkenswerte Anzahl von Männern hat mir von Zeiten erzählt, in denen Frauen auf sie zugegangen sind und oft wortlos sexuelle Begegnungen ohne den geringsten Anlass und ohne vorher zu fragen initiiert haben. Ich habe mehr als einmal von unaufgeforderten Handjobs in Schulbussen gehört, als sie noch Jungen waren. Auch mehr als einmal haben mir Männer von vergangenen Campingausflügen oder Übernachtungspartys erzählt, bei denen Mädchen, die sie kaum kannten, in ihre Schlafsäcke oder Betten geschlüpft sind. In einigen Fällen haben die Männer gerne den Wünschen der Frauen entsprochen. In anderen Fällen haben sie die Begegnungen jedoch durchgemacht, weil sie eine unangenehme Situation nicht noch unangenehmer machen wollten.

Diese Geschichten wurden mir in einem Ton übermittelt, den ich nur als Verblüffung bezeichnen kann. Die Männer beschweren sich nicht, aber sie prahlen auch nicht. Wenn überhaupt, scheinen sie darum zu kämpfen, die richtigen Worte zu finden, um eine nicht ganz willkommene Begegnung zu beschreiben, von der sie glaubten, dass sie kein Recht hätten, sie mit etwas anderem als Dankbarkeit zu betrachten. Unnötig zu sagen: Wenn man sich eine dieser Situationen mit umgekehrten Geschlechtern vorstellt, hat man das Potenzial für eine vollkommen andere Betrachtungsweise.

Ich stelle fest, dass der physische Größenunterschied zwischen den meisten Frauen und den meisten Männern bedeutet, dass der obige Vergleich nicht ganz fair ist; eine Frau, die sexuell aggressiv zu einem Mann ist, bringt ihn wahrscheinlich nicht in unüberwindliche körperliche Gefahr. Und ich bin mir der Tatsache bewusst, dass es für jedes schlechte Verhalten, das ich in meiner Eröffnungsliste von Fragen erwähnt habe, eine gleiche, entgegengesetzte und potenziell körperlich bedrohlichere Form von schlechtem Verhalten gibt, das Männer gegenüber Frauen an den Tag legen können.

Aber genau das ist genau mein Punkt. In einer freien Gesellschaft ist jeder, unabhängig vom Geschlecht oder anderen Merkmalen, frei, ein manipulatives, narzisstisches, emotional destruktives Arschloch zu sein. Also bin ich mir nicht sicher, warum Männer in letzter Zeit die ganze Anerkennung dafür geerntet haben.

Die Memes von #BelieveWomen, die im Zuge von #MeToo im Allgemeinen und der Brett- Kavanaugh-Saga im Besonderen entstanden sind, stammen aus einem Ort des Mitgefühls und der guten Absichten. Aber sie entziehen den Frauen auch unsere Komplikationen und Widersprüche und damit unsere Menschlichkeit. (...) All das Geschürfe nach Wahrheit wird die Tatsache nicht ändern, dass alle Arten von Menschen aus allen möglichen Gründen irreführende Aussagen machen, sich falsch erinnern, falsch interpretieren und absichtlich oder unwillentlich irreführende Aussagen machen.

Und deshalb ist #BelieveWomen, mit seinem Vorschlag, dass Frauen eine monolithische Einheit sind, die von Natur aus moralischer, unschuldiger oder vertrauenswürdiger ist als Männer, nicht nur reduktiv, sondern auch beleidigend. Frauen sind keine einfach gestrickten, arglosen Kreaturen, denen nur die unschuldigsten Motive zugeschrieben werden sollten. Beide Geschlechter enthalten Vielfalt. Oder, wie George Carlin es ausdrückte: "Männer sind von der Erde, Frauen sind von der Erde. Kommt damit klar."

(...) Ein Aspekt des Älterwerdens ist, dass man im Laufe der Jahre immer mehr Menschen trifft und all die verschiedenen Arten von Verwüstungen sieht, die sie anrichten können. Ich kenne Männer, die inmitten eines umstrittenen Scheidungsverfahrens absurderweise des Missbrauchs von Ehefrau und Kind beschuldigt wurden. Ich kenne Frauen, die so geschickt in der dunklen Kunst des Gaslightings sind, dass die Ziele ihrer Intrigen keine Chance haben. Einmal, als ich mit Gymnasiasten arbeitete, hörte ich zufällig, wie einige Mädchen miteinander scherzten, wie sie in dieser Nacht ausgehen würden und "ältere Kerle anmachen, die nicht wissen, dass wir minderjährig sind", um ihnen später zu sagen: "Alter, du bist ein Pädophiler!"

(...) Der berühmte Ausspruch "Feminismus ist die radikale Vorstellung, dass Frauen Menschen sind" taucht seit den 1980er Jahren auf Autoaufklebern und T-Shirts auf. Aber im Jahr 2018 scheinen viele Feministinnen von der Vorstellung besessen zu sein, dass Frauen unter anderen Standards operieren als Männer und tatsächlich etwas anderes als "Menschen" sein könnten.

(...) Es gibt heute eine ganze literarische Gattung - und mehr noch, große Teile der Mainstream-Medien -, die den Frauen gewidmet ist, die über ihre Erfahrungen sprechen. Jeden Tag rollen die Geschichten schneller über meine Newsfeeds, als ich sie lesen kann. Ihre Schlagzeilen wurden auf Clickbait-Perfektion optimiert. "Danke, dass ihr uns nicht vergewaltigt habt, ihr guten Männer, aber es ist nicht genug", lautete die Schlagzeile einer Gastkolumne der Washington Post Anfang dieses Monats.

Wenn Männer darüber sprechen, wie es ist, des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt zu werden - oder einfach nur durch die sexuelle Arena im Allgemeinen zu navigieren -, ist die einzige kulturell sanktionierte Antwort, sie bestenfalls als privilegierte Jammerlappen und narzisstische und natürlich toxische Soziopathen zu bezeichnen.

#MeToo ist wichtig. "BelieveWomen" aber ist ein hohler Slogan, der uns letztendlich zurückwerfen wird, anstatt uns voranzubringen. Wie alle Bewegungen wird #MeToo leben oder sterben, je nachdem, inwieweit diese Kampagne bereit ist, Menschen hineinzulassen. Bis sie Platz für Untersuchungen nicht nur von toxischer Männlichkeit, sondern auch von toxischer Weiblichkeit bietet - und, noch besser, sich dieser bedeutungslosen Begriffen entledigt -, wird MeToo weiterhin nur die halbe Geschichte erzählen. Bis sie zugibt, dass Frauen genauso manipulativ und gruselig und im Allgemeinen schrecklich sein können wie Männer, wird die Bewegung weiterhin eine Botschaft senden, dass wir nicht wirklich ganze Menschen sind. Und warum würde jemand jemandem so etwas glauben?


Natürlich war es die verhasste Männerrechtsbewegung, die all diese wichtigen Gedanken zuvor ausgesprochen hatte. "Frauen sind Menschen, keine Engel" gehört zu unseren Grundpfeilern, wegen denen wir natürlich unentwegt als "Frauenhasser" diffamiert werden. Insofern ist es erfreulich, wenn diese Einsicht allmählich auch im feministischen Lager ankommt.

Donnerstag, Oktober 25, 2018

Jetzt kommt es knüppeldick: GENDERSTUDIEN DROHEN MIT INTERNATIONALEM STREIK !!!

1. Die westliche Zivilisation wird sich auf gravierende Umbrüche gefasst machen müssen, und es kann sein, dass für ein paar Tage sogar völliger Stillstand herrscht: Denn die Genderstudien erwägen einen internationalen Streik! Das berichtet Professor Dr. Sabine Hark in einem alarmierenden Interview.

Anlass für derlei Überlegungen ist ein Stopp der staatlichen Bezuschussung der Genderstudien in Ungarn, der Harks Darstellung zufolge aber nur Teil eines weltumspannenden, "nationalautoritären" Angriffs auf die Demokratie darstellt, an dem sich sogar seriöse Zeitungen und Magazine wie die "Frankfurter Allgemeine", die "Süddeutsche" und der "Spiegel" beteiligten. In all diesen Periodika fänden sich mittlerweile dreiste Widerworte gegen die Genderstudien und die These, dass dafür aufgewandte Steuergelder "in der Byzantinistik oder der Meteorologie besser eingesetzt wären."

Der drohende Streik lässt mich euch – die Leser eines Blogs, das nach den Genderstudien benannt wurde – fragen: Wie würdet ihr versuchen, die Folgen aufzufangen, die ein solcher Streik für euch persönlich und euren Alltag bedeuten würde? Wovor habt ihr am meisten Angst? Wie lange glaubt ihr einen solchen Streik ertragen zu können? Plant ihr Hamsterkäufe? Könnte euer Leben danach überhaupt wieder so werden, wie es zuvor war? Sollte dieser Streik so lange dauern, bis allen Bürgern die Bedeutung dieses Faches einleuchtet? Oder hätte die toxische Männlichkeit bis dahin das gesamte Grundwasser vergiftet? Und welche Alternativen statt eines Streiks gäbe es für die Genderstudien, um zu erreichen, dass sie endlich so ernst genommen werden wie Biologie und Physik?

Schreibt mir, wenn ihr mögt, wie ihr euren Alltag in der Zeit des Genderstreiks neu ausrichten würdet und welche Entwicklungen ihr durch diesen Weckruf erwartet.

Derweil schalten wir um auf Twitter zu den ersten Zuschauerreaktionen, die aus dem Entsetzen der Betroffenen keinen Hehl machen:

Hilfe! Nein! Ist wenigstens ein Notfall-Telefon vorgesehen, über das sich alte, weiße Männer auch während des Streiks beschimpfen lassen können?




2. Pornos seien so gefährlich wie Zigaretten und müssten als nationale Gesundheitskrise behandelt werden, warnt das "Women and Equalities Committee" im britischen Parlament. Das Kommittee forderte Safe Spaces für die "verängstigten" Mädchen und Frauen an allen Orten, an denen man sich Erotika beispielsweise über sein Mobiltelefon anschauen könne. Der Bericht enthält auch seit Jahrzehnten widerlegte Mythen wie dass Männer, die Pornos sähen, häufiger sexistisch und Frauen gegenüber aggressiver seien. (Der tatsächlichen Forschungslage zufolge ist das Gegenteil der Fall.)



3. Auf Mallorca eröffnet das erste Hotel nur für Frauen. Das sei nötig, weil viele Frauen einen Männerblick als Angriff empfänden.



4. In den USA landen Männerrechtler weiter in den Medien, indem sie gegen sexistische Veranstaltungen klagen. Dabei geben die Berichterstatter diesen Meldungen natürlich ihren eigenen Spin, indem sie den Männerrechtler vorwerfen, "Bürgerrechtsgesetze auszubeuten". Die Darstellung der Sexistinnen wird dabei eins zu eins übernommen:

[Ting Su] führt derzeit eine GoFundMe Seite, die mehr als 16.000 $ der ursprünglichen 10.000 $ Nachfrage gesammelt hat, aber das Geld ist nicht allein für Anwaltskosten und die Vergleichsvereinbarung gedacht: Sie will das Bewusstsein für kleine Unternehmen und Frauengruppen schärfen, um sich vor Klagen von Männerrechtsaktivisten zu schützen. Und sie will "irgendeine Form von Veränderung auf legislativer Ebene herbeiführen, um die Ausnutzung des Unruh Act [eines kalifornischen Gesetzes gegen Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Rasse und anderen Faktoren] durch Berufskläger zu minimieren, so dass die kleinen Unternehmen und Frauengruppen nicht ständig für diese Fälle ins Visier genommen werden".


Natürlich werden die antisexistischen Männerrechtler im Verlauf des Artikels auch mit Menschen, die Redefreiheit auch für abweichende Positionen fordern, und damit aus der Perspektive der Autorin der extremen Rechten in Verbindung gebracht.

Währenddessen benötigt eine Rednerin, die an einer Universität auf die Bedeutung fairer Prozesse auch im Zeitalter von MeToo sprechen möchte, so wie etliche Redner zuvor Polizeischutz. Verantwortlich für dieses bedrückende Klima sind auch Artikel wie der soeben zitierte, der zahllose Menschen mit unerwünschten Meinungen belegfrei mit Rechtsextremen in Verbindung bringt, gegen die körperliche Gewalt in bestimmten Kreisen als gerechtfertigt gilt.



5. Zurück nach Deutschland mit einem Veranstaltungshinweis: Am Samstag, dem 10. November 2018, findet der Kongress MännerLeben im Haus der Region Hannover (mit dem Regionspräsidenten Hannover als Schirmherren) statt. Um 14 Uhr wird dort auch Maximilian Pütz, Co-Autor mehrerer meiner Bücher einen Vortrag halten, der sich um seine eigene Biographie drehen wird:

Wie viele Jungs bin ich hauptsächlich bei meiner Mutter aufgewachsen und von ihr erzogen worden. Als jungen Mann haben mich Frauen zwar als Gesprächspartner dann sehr geschätzt, aber Sex mit anderen Männern gesucht. Der Schmerz, immer nur als Kumpel angesehen zu werden und nicht als Mann, führte mich erst in die Pick-Up Bewegung, die das Frauen-Kennenlernen/Verführen professionalisiert hat, und später auf die lange Reise zu mir selbst und wie moderne Männlichkeit heute aussehen könnte.




6. Die Post. Einer meiner Leser weist mich auf den gut einstündigen Beitrag "Libyen – Vergewaltigung als Waffe" über sexuelle Gewalt gegen Männer im dortigen Bürgerkrieg hin, der auf "arte" lief und noch in der Mediathek verfügbar ist. Mein Leser schreibt mir dazu:

Ich weiß nicht so ganz, was ich davon halten soll. Er ist bedrückend, beeindruckend, und ich fand es gut, daß die meiste Zeit einfach nur vom Leid der Vergewaltigungsopfer gesprochen wird, als sei es ganz selbstverständlich, daß damit Frauen und Männer gemeint sind. Auch die Aktivisten, die gezeigt werden, machen weitgehend keinen Unterschied, was das Geschlecht der Opfer angeht.

Andererseits wird mehrmals relativ explizit behauptet, dass es ja eine seltene Ausnahme sei, dass im libyschen Konflikt auch Männer von sexueller Gewalt betroffen sind. Sonst seien es natürlich hauptsächlich FrauenundKinder; als Beispiel dafür wird unter anderem ausgerechnet der Kongo genannt, von dem wir doch spätestens seit dem Guardian-Artikel von 2011 wissen, dass dort auch Männer gezielt Opfer, aber von den Hilfsorganisationen weitgehend ignoriert werden.

Aber vermutlich erwarte ich da einfach zu viel. Es ist ja schon bemerkenswert, dass das Thema der Vergewaltigung von Männern überhaupt im Fernsehen behandelt wird, und bestimmte Dogmen darf man halt nur ganz vorsichtig ankratzen.


Ein anderer Leser, eine andere Sendung – diesmal des SWR über Männer, die nach Erfahrungen in (einstigen) Gewaltbeziehungen ein Sensibilisierungstraining machen. Mein Leser schreibt mir:

Drei Dinge fallen mir dabei auf

1.) Wie wenig es teilweise bedarf, um die volle Härte der Staatsgewalt zu spüren zu bekommen.

2.) Wie extrem reflektiert und selbstkritisch die Männer sind.

3.) In Beziehungen, in denen Gewalt von beiden Seiten ausgeübt wird, ist nur die männliche Gewalt ein Thema. Nur er muss dafür Verantwortung übernehmen. Frauen gelten dagegen immer noch als verantwortungsunfähig. Ihre Gewalttätigkeit ist kein Thema. Sie müssen nichts dagegen unternehmen.

Mittwoch, Oktober 24, 2018

Werdender Vater aus Kreißsaal abgeschoben – News vom 24. Oktober 2018

1.
Dieser Fall macht sprachlos. Samuel wird direkt aus dem Krankenhaus abgeholt für eine nächtliche Abschiebung. Seine Frau liegt derweil im Kreißsaal in Geburtswehen. Eine Stellungnahme will weder das Thüringer Innen- noch das Justizministerium abgeben.


Hier findet man den vollständigen Artikel.



2. Christian Schmidt erörtert die Parallelen von rechtsradikaler und feministischer Identitätspolitik.



3. Die New York Times triumphiert: MeToo hat 201 mächtige Männer zur Strecke gebracht, mehr als die Hälfte ihrer Nachfolger sind Frauen. Na dann hat es sich ja doch noch gelohnt.



4. In Indien wächst derweil die "MenToo"-Bewegung:

Nach dem Vorbild von #Metoo hat eine Gruppe von 15 Personen, darunter ein ehemaliger französischer Diplomat, der 2017 in einem Fall von sexuellem Missbrauch freigesprochen wurde, eine #MenToo-Bewegung ins Leben gerufen, in der Männer aufgefordert werden, offen über die sexuelle Belästigung durch Frauen zu sprechen.

Die Kampagne wurde am Samstag von der NGO Children's Rights Initiative for Shared Parenting (Crisp) gestartet, um gegen Falschbeschuldigungen im Zusammenhang mit der #Metoo-Bewegung zu protestieren.

Bei dieser Gelegenheit sagte Kumar V. Jahgirdar, Nationaler Präsident von Crisp, dass die Gruppe für geschlechtsneutrale Gesetze kämpfen und Strafen für diejenigen fordern würde, die im Rahmen der #MeToo-Kampagne Falschbeschuldigungen erheben.

Er bemerkte, dass #MeToo eine gute Bewegung war, sagte aber, dass sie nicht dazu missbraucht werden sollte, jemanden mit Falschbeschuldigungen anzugehen.

"Diese Bewegung hat dazu geführt, dass Männer, die hart gearbeitet haben, um sich Respekt in der Gesellschaft zu verdienen, in Verruf geraten sind", sagte er.

Später, als er mit Reportern sprach, sagte Jahgirdar, dass im Gegensatz zu #MeToo-Opfern, die Geschichten über sexuellen Missbrauch hervorbringen, die vor ein paar Jahrzehnten passiert sind, sich die #MenToo-Berichte um aktuelle Vorfälle drehen würden.

Zu #MeToo Bewegung sagte Jahgirdar weiter, wenn die betroffenen Frauen einen echten Fall von sexuellem Fehlverhalten vorzuweis haben, sie rechtliche Schritte einleiten sollten, anstatt Geschichten in den sozialen Medien zu veröffentlichen.

An dem Protest nahm auch der ehemalige französische Diplomat Pascal Mazurier teil, dem sexueller Missbrauch seiner Tochter vorgeworfen worden war und der 2017 von einem Stadtgericht freigesprochen wurde.

Er sagte, dass die #MenToo-Kampagne keineswegs im Widerspruch zur #MeToo-Kampagne stehe, sondern um die Probleme von Männern anzugehen, die sich nicht gegen die Gräueltaten von Frauen aussprechen.

"Es gibt echten Schmerz unter den Männern ... Sie leiden auch, aber sie äußern sich nicht offen über Frauen und deren Vergehen", sagte er.

(...) "Wir machen Gesetze, um Frauen zu schützen. Das ist in Ordnung, aber vergessen wir nicht, dass die Hälfte der Menschheit Männer sind", fügte er hinzu.




5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir:

Heute schlage ich arglos ein Architektur- und Designmagazin auf – und was fällt mir entgegen?

Ein geschlossenes Kuvert mit rosarotem Aufdruck: "Beiliegend: Die Waffe der Frau."

Drinnen ein Flyer von "Plan" – ja, diesem feministischen Kinderhilfswerk, das sich ausschließlich für Mädchen interessiert, gezeichnet von Senta Berger, Dunja Hayali und Marion Kracht.

Trifft der Slogan "Bildung ist die Waffe der Frau" denn nicht auch auf Jungs zu, die unschuldig zu Kindersoldaten erzogen werden? Nur als Beispiel.

Dienstag, Oktober 23, 2018

MeToo: Frankfurter Allgemeine berichtet über Rechtsbeugung gegen Harvey Weinstein – News vom 23. Oktober 2018

1. Auch die Frankfurter Allgemeine greift die Nachricht auf, die gestern Top-Thema auf Genderama war: Womöglich wird der Prozess gegen Harvey Weinstein (sozusagen das Maskottchen von MeToo) noch vor Beginn platzen, weil es zu viele "Pannen und Widersprüche" gibt. Gemeint ist aktive Rechtsbeugung der Ermittlungsbehörden:

Der Ermittler, der Weinstein bei dessen Festnahme im vergangenen Mai in Handschellen vorführte, soll ein mutmaßliches Opfer aufgefordert haben, alle widersprüchlichen Nachrichten von seinem Smartphone zu löschen, bevor es der Staatsanwaltschaft übergeben wurde. "Wir werden es Joan einfach nicht sagen", soll DiGaudio der Frau versichert haben. Mit Joan meinte er Manhattans stellvertretende Bezirksstaatsanwältin Joan Illuzzi-Orbon, die den Strafprozess gegen Weinstein vorbereitet. "Diese Entwicklung höhlt die Rechtschaffenheit der ohnehin mit vielen Fehlern behafteten Anklage gegen Herrn Weinstein weiter aus", teilte Verteidiger Brafman mit. (...) In New York kann die Staatsanwaltschaft nach anfangs drei mutmaßlichen Opfern nur noch eines präsentieren, bei dem es keine Widersprüche oder Ermittlungspannen gab.


Nee, klar, wenn ich entlastende Dokumente vernichten lasse, ist das eine "Ermittlungspanne" ...

Der linke Männerrechtler Crumar kommentiert.



2. Jörg Kachelmann kehrt in die Medien zurück.



3.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (United Nations Children's Fund, UNICEF) unterstützt weiterhin die Beschneidung von Jungen und Männern. Ein langjähriger Spender hat sich deshalb bei UNICEF beschwert und eine erstaunlich naive Antwort erhalten.


Hier geht es weiter.



4. Einer meiner Leser weist mich auf einen Artikel über die Grünen hin, in dem es heißt:

Zuvor hatten die Grünen bei ihrer Landesdelegiertenkonferenz eine weibliche Doppelspitze aus Claudia Schulz und Ulrike Berger gewählt.


"Offensichtlich ist den Grüninnen selbst ihr eigenes Frauenstatut schnuppe", merkt mein Leser an, denn dort heißt es in Paragraph 3, Absatz 1:

Alle Gremien von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu beschickende Gremien sind paritätisch zu besetzen.


Es ist die übliche Heuchelei und Verlogenheit in diesem Lager: Begriffe wie "Geschlechtergerechtigkeit" werden als moralistische Rhetorik eingesetzt, um Macht zu gewinnen, und sofort vergessen, sobald Männer davon profitieren könnten.

Montag, Oktober 22, 2018

MeToo: Prozess gegen Harvey Weinstein droht schon vor Beginn zu scheitern – News vom 22. Oktober 2018

1. Wie der Nachrichtensender CNN berichtet, droht der Prozess gegen Harvey Weinstein, der MeToo zu einem zentralen politischen Thema machte, endgültig zusammenzubrechen:

Rechtsexperten weisen nun darauf hin, dass [Weinstein] vielleicht nie das Innere eines Gefängnisses sehen wird – oder auch nur eines Gerichtsaals, um sich seinen Anklägern zu stellen.

Das Verfahren gegen Weinstein "löst sich auf", sagt der hochkarätige Verteidiger und CNN-Rechtsanalytiker Mark Geragos und nennt den Streit zwischen der Staatsanwaltschaft Manhattan und der New Yorker Polizei als einen der Hauptgründe, warum er glaubt, dass der Weinstein-Fall nicht vor Gericht kommen wird.

"Wenn Sie hier in der Verteidigung sind, lehnen Sie sich einfach zurück und beobachten Sie, wie sie sich selbst fertigmachen", sagte Geragos, der hochkarätige Kunden wie Michael Jackson und Colin Kaepernick vertreten hat.

(...) Der Streit, sagt Geragos, ist symbolisch für diesen "politischen Heiße-Kartoffel-Fall, in dem die Grenzen der öffentlichen Meinung und der gerichtlichen Streitigkeiten verwischt werden.

"Ein Strafgerichtssaal ist kein schöner Ort", sagte er, "schon gar kein Ort, um für den Wandel der sozialen Gerechtigkeit zu prozessieren."

(...) Mehr als 80 Frauen - von denen, die darum kämpfen, es in der Schauspielwelt zu schaffen, bis hin zu Hollywood-Größen wie Gwyneth Paltrow und Salma Hayek - haben Weinstein unerwünschter Annäherungsversuche beschuldigt. Von den Dutzenden von Anschuldigungen wurden nur drei von den Staatsanwälten als innerhalb der relevanten Verjährungsfrist und glaubwürdig genug angesehen, um ein Verfahren gegen Weinstein einzuleiten.

Der Produzent wurde im Mai wegen Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch in Fällen, an denen drei Frauen beteiligt waren, angeklagt. Trotz glaubwürdiger Behauptungen untermauern die jüngsten Fehltritte des ehemaligen leitenden Detektivs, der die New Yorker Sexualverbrechensuntersuchung gegen Weinstein leitet, die Position seines Verteidigers, dass die Ermittlungen fehlerbehaftet sind.

(...) Weinstein hat sich nicht schuldig bekannt. Seinem Anwalt Benjamin Brafman zufolge erklärte er: "Er hat noch nie mit jemandem nicht-einvernehmlichen Sex gehabt".




2. In der Frankfurter Allgemeinen (der Artikel ist für Nicht-Abonnenten nur im Anriss lesbar) werden ausnahmsweise auch Männer als Nichtberücksichtigte sozialdemokratischer Politik erwähnt:

Ergebnis ihrer Vorausschau bis 2020: Im Durchschnitt verändert sich das Arbeitskräfteangebot kaum, es steigt um nicht einmal ein Prozent. Akademikern, Fachangestellten und Beschäftigten im öffentlichen Sektor wird dies erst recht keinen Konkurrenzdruck bringen. Aber die Gruppe geringqualifizierter junger Männer wächst um 15 Prozent – sie betreten direkt in Sichtweite der traditionellen Arbeiterschaft den Arbeitsmarkt.




3. Bei den Grünen – in den Leitmedien bereits eifrig als "neue Volkspartei" beworben – herrscht nach wie vor die gewohnte Männerdiskriminierung:

Für Irritationen sorgte, dass auch alle männlichen Journalisten nach draußen vor die Tür mussten. Im Saal blieben lediglich eine weibliche Reporterin der Nachrichtenagentur dpa und eine NDR-Journalistin. Ungeklärt ist die Frage, wie mit dem dritten Geschlecht in solchen Situationen umgegangen werden soll, hieß es aus Parteikreisen.




4. Der SWR beschäftigt sich mit dem Mann als verteufeltes Geschlecht.



5. Zuletzt eine Satire-Nachricht aus Großbritannien:

Ein Sprecher der Lancashire Assembly hat bestätigt, dass die Stadt Manchester im Jahr 2021 in Personchester umbenannt werden wird, nachdem eine Reihe von Sexismusbeschwerden von Bürgern eingegangen sind.

Einer heute veröffentlichten Erklärung zufolge stimmten 85 % aller Ausschussmitglieder für diese Vorschläge, wobei sowohl Manchester United als auch Manchester City Fußballclubs aus kommerziellen Gründen eine zusätzliche Frist von sechs Monaten für die Markenumstellung eingeräumt wurde.

Sie sagten: "Im modernen, multikulturellen Großbritannien gibt es einfach keinen Raum dafür, einer Stadt eine bestimmte Geschlechtszugehörigkeit zu unterstellen. Es besteht die reale Gefahr, dass die Menschen unserem großen industriellen Kraftwerk den Rücken kehren, wenn sie sich aufgrund des Namens in irgendeiner Weise ausgeschlossen fühlen, und wir hoffen, dass andere lokale Regierungen unserem Beispiel folgen. Es sollte nur eine Frage der Zeit sein, bis wir Personsfield in Nottinghamshire und sogar die Isle of Person sehen."

Allerdings wurde diese Aktion von Gleichstellungsaktivisten kritisiert.

Jemimah Fudge-Dangler von Equal Equality Now For All sagte: "Den Begriff 'Person' zu wählen, ist nicht die vernünftigste Option, wenn man bedenkt, dass sich so viele Menschen da draußen entscheiden, sich nicht als Mensch zu identifizieren. Wie können sie es wagen, uns eine Spezies auf diese Weise zu unterstellen."

Samstag, Oktober 20, 2018

FDP: Männer für die Frauenquote, Frauen dagegen – News vom 20. Oktober 2018

1. Wie DER SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe berichtet (der Artikel steht leider nur im Anriss online), erwärmen sich immer mehr FDP-Männer für die Frauenquote, während die FDP-Frauen beharrlich dagegen sind.

Der Artikel von Timo Lehmann basht als erstes die FDP in von den Leitmedien gewohnter Weise als "Herrenclub", der vor allem "digitale Exzentriker" anziehe. Um die geringe Zahl von Frauen insbesondere unter den Neuzugängen bei der Parteimitgliedschaft anzugehen, sei FDP-Chef Lindner inzwischen für eine Frauenquote offen.

Der stellvertretende Fraktionschef Michael Theurer hält sogar "eine Quotierung bei der Vorstandswahl" für denkbar. "Ich kann mir auch vorstellen, dass die Freien Demokraten künftig mit einer Doppelspitze bei Wahlen antreten", sagt er. "Wir sollten die Diskussion über die Quote ohne Vorbehalte führen", sagt der Abgeordnete Konstantin Kuhle.


Gegenwind erhält diese populistische Erwägung indes von den FDP-Frauen, die sich entschieden gegen eine geschlechtsbezogene Diskriminierung aussprechen:

In der Parteispitze will sie nur die stellvertretende Vorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann nicht ausschließen, die Vorstandsmitglieder Nicola Beer und Katja Suding sind dagegen. "Ich will nicht im Bundestag sitzen, nur weil ich eine Frau bin", sagt die Abgeordnete Katharina Willkomm. Und ihre Fraktionskollegin Britta Katharina Dassler findet: "Starke Frauen setzen sich auch so durch; mit der Quote wird die Leistung erfolgreicher Frauen abgewertet." Nicht einmal Ria Schröder, die Vorsitzende der Jungen Liberalen, kann der Quote etwas abgewinnen: "Ich bin für Chancengerechtigkeit, eine Frauenquote lehne ich ab."


Statt einer Quote fordert Katja Suding familienfreundlichere Strukturen, also etwa kürzere Sitzungen und weniger Arbeit an Wochenenden. Notfalls müsse man Frauen zur Kampfkandidatur ermuntern. Nicht einmal die parteinahen Liberalen Frauen (zu denen als ergänzendes Gegenstück unlängst die Liberalen Männer gegründet wurden), die auf dem Parteitag in Rostock 2011 eine Frauenquote gefordert hatten, wollen heute noch etwas von diesem Vorschlag wissen.

Tatsächlich führt eine Frauenquote keineswegs immer zu dem erhofften Resultat. Während etwa die Grünen, die eine 50-Prozent-Frauenquote einhalten, auch überdurchschnittlich viele weibliche Wähler für sich gewinnen konnten, hatte die Quote bei der Linkspartei nicht denselben Effekt.

Lindners momentaner Ansatz, so DER SPIEGEL, bestehe in stärkeren Kontakten zu den Liberalen Frauen, zu denen sein Amtsvorgänger Westerwelle immer höfliche Distanz gehalten habe. Man kann nur hoffen, dass dabei die Liberalen Männer nicht vernachlässigt bleiben.



2.
Männer werden nach wie vor selten Kindergartenpädagogen. Wohl auch, weil ihnen nach wie vor großes Misstrauen entgegengebracht wird. Michael Kammerer ist einer von ihnen.


Der Standard stellt Kammerer und seinen Umgang mit sexistischen Verdächtigungen vor.



3. Kritikern der Beschneidung von Jungen und Männern wird oft entgegengehalten, dass sie einen aussichtslosen Kampf führten, wenn man bedenke, dass sogar in den USA der bei weitem überwiegende Teil aller Männer beschnitten sei. Nun gibt es allerdings eine interessante Entwicklung in einem anderen Staat der westlichen Welt: In Australien ist im Verlauf der letzten Jahrzehnte die Zahl der beschnittenen Männer von 80 auf 20 Prozent zurückgegangen.



4. Im stark feministisch geprägten US-Magazin "Slate" schildert Tori Truscheit eindrucksvoll, wie schwer man es als Männerhasserin in unserer Gesellschaft nach wie vor habe:

Nach den Kavanaugh-Anhörungen gab eine Lesbenfreundin in den Zwanzigern bekannt, dass sie, offen gesagt, keine Männer mag. Ich drückte den Like-Button superschnell, fühlte mich heimlichtuerisch und irgendwie schuldig deswegen. Meine Freundin kam durch die gleichen radikalen Schwulen- und Trans-Kreise, in denen ich unterwegs war, und mit diesem Klick fühlte ich mich erleichtert, eine offensichtliche Wahrheit anzuerkennen: Die meisten Männer behandeln Frauen wie etwas weniger Menschliches, ob zufällig oder absichtlich, und das bedeutet, dass es schwer ist, sie zu mögen.

Ich hatte kürzlich die Männer gescannt, die an meinen Arbeitsplatz kamen, und mich gefragt, welche Geschichte von sexuellen Übergriffen sie wohl haben. Ist er ein Vergewaltiger? Was ist mit ihm dort? Wo befindet er sich er auf der Widerlingskala? Es war ein alter Impuls, der in Kraft getreten war, als die Nation darüber diskutierte, wie viele ihrer Männer, Brüder und Söhne Täter waren, da jede dritte amerikanische Frau in ihrem Leben sexuelle Gewalt erlebt. Republikaner bestanden darauf, dass Männer diejenigen waren, die Angst haben sollten, während Frauen die täglichen, erschütternden Wege erzählten, die wir in unserem Leben einschlagen, um Angriffe zu vermeiden. Meine "aufgeweckten" männlichen Kollegen machten #MeToo-Witze, als ob das Ganze ein lustiges Schauspiel wäre. Es war genug, um mich dazu zu bringen, nicht mehr mit Männern zu reden.

Und doch, in meinem Kopf, brüllte der #NotAllMen-Chor. Was ist mit dem Vater von zwei Kindern, der all meine wütenden Tweets mag? Oder der Typ, der mit zu viel Essen im Krankenhaus auftauchte, als meine Partnerin in den Wehen lag? Oder meine Freunde, die Trans-Männer sind?

Das Patriarchat geht so tief, dass ich die Gefühle hypothetischer Männer sofort verteidige, sogar vor mir selbst. Ich bin eine verheiratete Lesbe, so weit davon entfernt, die Zustimmung eines Mannes zu benötigen, wie es eine Frau schaffen kann, und ich fühle ihn immer noch: den langsamen giftigen Tropfen der kulturellen Konditionierung, der mir sagt, Männer an erste Stelle zu rücken. Meine Vorstellungskraft – das Ding, das uns aus dem amerikanischen Faschismus herausholen könnte – ist in einer alten feministischen Schleife gefangen, denn ich wurde trainiert, dass das Schlimmste, was ich sein kann, eine menschenhassende Lesbe ist. Aber es ist an der Zeit, sich der latenten Homophobie in dieser Beleidigung und unserer Angst zu stellen, dass Wut uns zu homosexuell erscheinen lässt. Denn Wut, nicht Angst, ist genau das Gefühl, das heutzutage gebraucht wird.

(...) Praktisch betrachtet haben wir immer noch männliche Chefs und Vermieter und Kunden und Bürgermeister und Redakteure (hi!), die in unserem eigentlichen Leben Macht haben, auch wenn wir nicht jede Nacht zu einem Mann auf der Couch nach Hause kommen, und es ist schwer, unsere Ressentiments öffentlich zum Ausdruck zu bringen, damit nicht einige von ihnen diese Macht gegen uns nutzen. Aber das bedeutet, dass "Männerhasserin" eine Beleidigung bleibt, vor der wir Angst haben. Wir haben "Hexe" und "Homo" und "Lesbe" zurückerobert, aber wir können dieses letzte, schlimmste Stereotyp vor uns selbst nicht akzeptieren. Offen gesagt, verdienen Männer nicht so viel Sympathie, und die wenigen, die es tun, wissen das. Aber selbst wenn Männer Frauen töten, die sie täglich in Frage stellen, haben diejenigen von uns, die am wenigsten in das Patriarchat investieren, Angst zu sagen, was wir wirklich von ihnen halten.

(...) Es ist an der Zeit, die Frauenfeindlichkeit aus dem eigenen Kopf heraus zu bekommen, denn wenn wir es nicht tun, überlassen wir denen, die uns kontrollieren wollen, einen mächtigen Raum für den Zorn der Frauen. Wir können wütende Lesben sein, wenn wir wollen, auch wenn das bedeutet, dass wir diesen Begriff für uns selbst akzeptieren.

Um eines klarzustellen: Ich meine nicht, dass wir lesbische separatistische Räume schaffen sollten. Es gibt zu viel schmerzhafte, transphobische Geschichte bei dieser Idee, um sich überhaupt damit zu beschäftigen. (...) Was ich stattdessen meine, ist die Rückforderung eines Satzes, der es uns ermöglicht, uns ernsthafter vom Patriarchat zu trennen. Männer müssen lernen, wie es sich anfühlt, wenn wir aufhören, sie zu schützen, und wir müssen aufhören, nach männlicher Zustimmung zu suchen. Wir müssen nennen, wer in diesem Land Gewalt gegen Cis- und Trans-Frauen verübt: Es sind weiße Männer, mit den weißen Frauen, die in das Patriarchat investiert haben, als Komplizinnen. Wir müssen die letzte dieser uns selbst zensierenden Stimmen beruhigen. Etwas Größeres als den Widerstand neu zu erfinden, erfordert, dass wir diese Angst vor der männlichen Zustimmung überwinden. Sobald wir das getan haben, können wir eine Quelle massiver, radikaler Macht sein, und heterosexuelle Frauen täten gut daran, unserem Beispiel zu folgen.




5. Leserinnenbrief der Woche in der Washington Post an die Kummerkasten-Tante "Carolyn":

Liebe Carolyn: Ich habe eine Tochter, und einige andere Mütter von Töchtern und ich haben angefangen, uns jede Woche zu einer bestimmten Zeit auf einem Spielplatz zu treffen. Vor kurzem brachte eine Mutter eines Jungen ihren Sohn auf den Spielplatz, als wir dort waren. Ich fragte sie (nett, dachte ich), ob es ihr was ausmachen würde, zu gehen, weil wir wollten, dass es eine reine Mädchenzeit ist. Sie weigerte sich und schien verärgert über mich zu sein.

Falls sie zurückkommt: Gibt es einen besseren Weg, wie ich sie erreichen kann? Dies war eine so schöne Zeit für Mütter und Töchter, und einen Jungen dabei zu haben, würde die Dinge natürlich verändern. Wir leben in einer Welt, in der Jungen alles bekommen und Mädchen mit den Krümeln zurückgelassen werden, und ich hätte gedacht, dass diese Mutter das erkennen würde, aber sie scheint zu denken, dass ihr Sohn berechtigt ist, in diese reine Mädchenzeit hinein zu platzen. Ich weiß, dass ich sie nicht legal von einem öffentlichen Park abhalten kann, aber kann ich irgendwie an ihren guten Willen appellieren?


Immerhin muss man "Carolyn" zubilligen, dass sie dieser feministischen Mutter angemessen Bescheid stößt.



6. Im Commentary Magazine fasst Christine Rosen das politische Klima zusammen, das die Geschlechterdebatte in den USA inzwischen beherrscht:

Ein Jahr nach Beginn der #MeToo-Bewegung wird von Männern erwartet, dass sie als "Verbündete" #BelieveWomen und #BelieveSurvivors zur Seite stehen und sich oder andere Männer nicht gegen beweisfreie Anschuldigungen oder sogar extreme Ausdrucksformen von Männerhass verteidigen. Sie sollen definitiv nicht tun, was Kavanaugh getan hat: eine vollwertige und wütende Gegenrede zu den gegen sie erhobenen Anklagen einlegen.

So befand die Aktivistinnengruppe TimesUp auf Twitter, als sie Kavanaughs Rückzug forderte: "Das Blatt hat sich gewendet. Dieses Kapitel in unserem Geschichtsbuch wird nicht die Geschichte von Männern sein, die Männern glauben, das sind alte Nachrichten. Es wird die Geschichte einer Lawine von Frauen sein, die Wahrheiten sagten und unsere Macht ergriffen haben."

Auch gewählte Politiker griffen in die unterste Schublade. Der direkteste von ihnen war Hawaiis Senatorin Mazie Hirono, die Reportern sagte: "Ich möchte nur den Männern dieses Landes sagen: Halt einfach die Klappe und unterstützt uns. Tut zur Abwechslung mal das Richtige. ... Frauen wie Dr. Ford, die tapfer nach außen treten, müssen nicht nur angehört werden, sondern ihnen muss auch geglaubt werden. Man muss ihnen glauben." Hirono argumentierte später im Fernsehen, dass die Unschuldsvermutung in Kavanaughs Fall wegen seiner konservativen Rechtsphilosophie nicht wirklich zutraf.

Emma Rosenblum (Mutter von zwei Jungen) quälte sich in "Elle" mit der Frage "Wann werden gute Jungen zu schlechten Männern" - anscheinend unter der Annahme, dass die meisten das tun. "Ich sehe jemanden wie Brett Kavanaugh - stotternd, leugnend, privilegiert, wütend - und ich frage mich, wie ich meine Babys zur Güte führen kann, anstatt zum Missbrauch, zur Dankbarkeit statt zum Nehmen, Nehmen, Nehmen, Nehmen." Sie fuhr fort, zu spekulieren, dass Kavanaughs eigene Mutter seinen Anklägerinnen glauben könnte.

Die Rhetorik, die Kavanaughs Bestätigung umgab, extrem zu nennen, wäre eine Untertreibung. Betrachten Sie einen Artikel der pensionierten Geschichtsprofessorin Victoria Brown in der Washington Post, in dem sie sich sarkastisch bei "guten Männern" dafür bedankt, dass sie "uns nicht vergewaltigt haben" und erklärt, dass wir uns inmitten eines "Geschlechterkriegs" befinden. Sie erklärt, dass sie, nachdem ihr (offensichtlich lang leidender) Mann etwas Harmloses getan hat, das ihren Zorn auslöste, "verkündete, dass ich alle Männer hasse und wünschte, alle Männer wären tot". Sie wütet weiter gegen "die erbärmliche Impotenz des Plans netter Männer, das Wrack wieder aufzubauen, indem sie Frauen zuhören" und sagt, dass Frauen, die mit ihr nicht einverstanden sind, "in der tiefsten Verleugnung gefangen sind". Für Brown haben Männer offensichtlich keinen Platz im nationalen Gespräch und kein Recht, privat mit ihren Frauen, Schwestern, Müttern und Töchtern zu sprechen, bis sie Browns Forderungen nachkommen. "Gute Männer haben nicht ein einziges Mal ihre eigene Massenbewegung organisiert, um sich und ihre Söhne zu ändern oder das niederträchtige, belästigende und prügelnde Ding anzugreifen, das als männliche Kultur durchgeht", schreibt sie. "Nicht ein einziges Mal. Bastarde."

Kavanaugh wurde bestätigt und sitzt jetzt im Obersten Gerichtshof, aber der Tenor der Debatte um den Prozess, der ihn dorthin brachte, enthüllte, dass der kulturelle Mainstream nun zwei Schlüsselideen über Männer, die einst an den radikalen feministischen Rand verbannt waren, vollständig angenommen hat:

1) Männlichkeit selbst ist eine Krankheit, die einer Behandlung oder Beseitigung bedarf.

2) Die Männlichkeit selbst hat eine "Vergewaltigungskultur" und ein gewalttätiges Patriarchat hervorgebracht, das vor nichts Halt macht, um die Macht zu erhalten.

Die breite Akzeptanz dieser Ideen wird schwerwiegende, langfristige Folgen für das Land haben.

(...) Das "Redstockings Manifest" von 1969, eine einflussreiche Abhandlung einer Gruppe radikaler Feministinnen, stellte folgende Behauptung auf: "Alle Männer erhalten wirtschaftliche, sexuelle und psychologische Vorteile durch die männliche Vorherrschaft. Alle Männer haben Frauen unterdrückt." Diese "Tatsache" rechtfertigte eine Reihe von radikalen Handlungen zugunsten von Frauen. "Wir müssen uns nicht selbst ändern, sondern die Männer", heißt es im Manifest. Sie sollten "ihre männlichen Privilegien aufgeben und die Befreiung der Frauen im Interesse unserer Menschlichkeit und ihrer eigenen unterstützen".

Dieses Dokument, das heute fast ein halbes Jahrhundert alt ist, ist überraschend relevant für die Debatte, die über Kavanaughs Nominierung entbrannte. "Die verleumderischste Ausflucht von allen ist, dass Frauen Männer unterdrücken können", bemerkt das Manifest und verweist auf "die Tendenz der Männer, jede legitime Herausforderung ihres Privilegs als Verfolgung zu betrachten". Was die Grundlage der Beschwerden von Frauen betrifft, so liest sich das Manifest wie ein früher Entwurf von #BelieveAllWomens Umarmung von Gefühlen statt Fakten: "Wir betrachten unsere persönliche Erfahrung und unsere Gefühle bei dieser Erfahrung als Grundlage für eine Analyse unserer gemeinsamen Situation. Wir können uns nicht auf bestehende Ideologien verlassen, da sie alle Produkte einer männlichen Herrschaftskultur sind. Wir hinterfragen jede Verallgemeinerung und akzeptieren keine, die nicht durch unsere Erfahrung bestätigt sind. ... Im Kampf für unsere Befreiung werden wir immer auf der Seite der Frauen gegen ihre Unterdrücker stehen."

Eine solche Rhetorik blieb in den Jahrzehnten nach der Veröffentlichung des Manifests der Redstockings weitgehend außerhalb der nationalen Debatte. Und als es anfing, sich einzuschleichen (besonders an Hochschulen), blieb es nicht unangefochten - vor allem nicht von Gelehrten wie Christina Hoff Sommers, deren Buch "The War Against Boys" aus dem Jahr 2000 die vielen Nachteile solcher allgemeinen Verallgemeinerungen feststellte. Aber in den letzten Jahren, mit metastasierenden Behauptungen wie es gebe eine wachsende "Vergewaltigungskultur" auf dem College-Campus, und mit der Wiederbelebung von Fragen nach einem ordentlichen Verfahren und Wahrheitsansprüchen von Frauen, wenn es um Anschuldigungen wegen Übergriffen geht, ist es in einigen Kreisen nicht nur akzeptabel, sondern sogar notwendig geworden, in pauschalen Verallgemeinerungen über Männer auf eine Weise zu sprechen, die nie toleriert würde, wenn man über Frauen spricht.

(...) Die Fragen, worauf Männer Anspruch haben und welchen Platz Männlichkeit in der zeitgenössischen Kultur hat, beschäftigen auch die Kritiker auf der rechten Seite des politischen Spektrums. Fehlende traditionelle Rituale, um Jungen zu helfen, Männer zu werden (und unter dem Niedergang der zivilisierenden, stabilisierenden Institutionen wie traditioneller Dating-Kultur und Ehe), sind junge Männer ganz besonders ins Schwimmen gekommen, so lautet das Argument. Pop-Philosophen wie Jordan Peterson haben sich bemüht, die Lücke zu schließen und ihre Vorschläge zur Versöhnung der Männlichkeit in einem feministischen Zeitalter vorzulegen.

Ihr Rat ist bis zu einem gewissen Grad nützlich (stehe aufrecht, mache dein Bett, höre auf, dich in Selbstmitleid und Videospielen zu suhlen) und seine große Popularität spricht für den Hunger nach Führung, den so viele Männer haben. Aber wie wir während der Kavanaugh-Anhörungen gesehen haben, scheitern diese quasi philosophischen Bemühungen, eine respektable Männlichkeit zu schaffen, angesichts eines explosiven Angriffs wegen angeblicher Vergewaltigung, wenn die Gefühle-vor-Fakten-Einstellung die öffentliche Meinung und sogar die Verfahren vieler Institutionen (vom Silicon Valley bis zum Senat) beherrscht.

Sie sind auch keine effektive Antwort auf den wütenden Ton unserer Stammespolitik. TimesUp ist nicht nur eine aufwändige Branding-Kampagne, sondern auch eine treffende Beschreibung eines Schwadrons feministischer Frauen, die glauben, lange genug gewartet und nach den Regeln der Männer gespielt zu haben - und jetzt sei es an der Zeit, wütend zu werden und sich in einigen Fällen zu rächen. Mit anderen Worten: Frauen sind wütend, Männer sollten zur Seite treten. Trumps Wahl war der letzte Tropfen. Er verkörperte alles, was sie hassen, und doch gelang es ihm, Hillary Clinton zu besiegen. "Über die Bedrohung durch eine potenzielle Anführerin hat die brutale Männlichkeit gewonnen", schreibt Rebecca Traister in ihrem neuen Buch "Good and Mad".

Im Gegensatz zu den Wutausbrüchen von Kavanaugh ist diese Art von Wut jedoch gerecht. "Der Zorn der Frauen fördert die Kreativität und treibt Innovationen in der Politik und im sozialen Wandel an, und das hat er immer", argumentiert Traister. "Wir müssen unsere eigene Wut als gültig, als rational und nicht als das anerkennen, was man uns sagt: hässlich, hysterisch, marginal, lächerlich."

Die Anklage gegen andere Frauen ist ebenfalls ein Bestandteil des rechtschaffenen Zorns. Traister ruft weiße Frauen auf, die nicht-feministische "Politiken und Parteien unterstützen, die den wirtschaftlichen und politischen Status der Männer, von denen sie abhängen, schützen": eine weiteren Wiederholung des abgehalfterten Klischees vom falschen weiblichen Bewusstsein. "White Women, Come Get Your People", lautete die Schlagzeile eines Artikels der demokratischen Beraterin Alexis Grenell in der New York Times, offenbar weil 53 Prozent der weißen Frauen für Trump stimmten (der Kavanaugh nominierte) und jeder mit einer Gebärmutter, der es wagen würde, Kavanaugh zu unterstützen, als "Geschlechterverräterin" gilt. Grenell ist selbst eine weiße Frau, aber weil sie progressiv ist und Trump hasst, wird sie nicht durch die angeblichen Sünden dieser Gruppe befleckt. Dies ist auch der Grund, warum Senator Susan Collins eine "Vergewaltigungsverteidigerin" genannt wurde, als sie ihre Stimme abgab, um Kavanaugh zu bestätigen.

Die Wut der Frauen wird auch geltend gemacht, um die Ablehnung traditioneller Methoden der Faktenerfassung und -verifizierung zu rechtfertigen; eine Anklage genügt, und die Annahme lautet, dass alle Frauen anderen Frauen glauben werden. "Heute war jede Frau in Amerika Dr. Christine Blasey Fords Mitzeugin", sagte ein Tweet von TimesUp. "Wir glauben dir. Wir sind bei dir. #BelieveSurvivors." In einer öffentlichen Erklärung, in der gefordert wurde, dass Kavanaugh seine Nominierung zurückzieht, verstärkte die Organisation ihre Idee, dass eine Anschuldigung als Beweis für die männliche Verworfenheit angesehen werden sollte: "Ein Mann, dem mehrere Fälle sexueller Gewalt vorgeworfen werden, darf auf Jahrzehnte keine Entscheidungsbefugnis über das Leben amerikanischer Frauen haben."

(...) Aber etwas Unerwartetes geschah auf dem Weg zum Rufmord an Kavanaugh: Er verteidigte sich selbst und wurde von anderen verteidigt, darunter auch von vielen Frauen. Wo Feministinnen wollten, dass sich Frauen auf dem Sitz Christine Blasey Ford sehen, sahen viele stattdessen ihre Söhne oder Ehemänner oder Brüder auf dem Stuhl sitzen, auf dem Kavanaugh saß.

Und das hätten sie tun sollen, und das sollten sie immer noch. Denn was die Kavanaugh-Nominierung tat, war, die Transformation von Geschlechternormen für eine breitere Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Seit einigen Jahren gilt an vielen Hochschulen Sex als strafbares Vergehen, das bei jungen Männern zu einer Exmatrikulierung führen kann, ohne dass es zuvor etwas gab, das entfernt einem ordentlichen Prozess ähnelte.

Denken Sie daran, wie die Logik der Unschuldsvermutung bereits gründlich verzerrt wurde. Die feministische Website Jezebel nutzte eine "Untersuchung" der Datinggewohnheiten eines progressiven männlichen Reporters, um zu argumentieren, dass die nächste Arena für den Kampf die sogenannten Grauzonen seien. Julianne Escobedo Shepherd schreibt dort: "Die öffentliche Sympathie für diese Männer und der Wunsch nach ihrer Erlösung ist eine deprimierende, aber vertraute Wiederholung dessen, was wir schon immer gewusst haben: dass mutmaßliche Täter in allen Kontexten standardmäßig für unschuldig gehalten werden, bis ihre Schuld bewiesen ist".

Stattdessen, so argumentiert sie, sollten wir uns von der Vorstellung der feministischen Philosophin Kate Manne von "dem Sex, den er sich nimmt" leiten lassen, was sie als "dem Gesetz zufolge keine Vergewaltigung oder sexuellen Übergriff" beschreibt. "Es wird nicht von einem Richter und einer Jury geprüft. Es entspricht nicht den gesetzlichen Definitionen von sexuellem Missbrauch oder Vergewaltigung. Seine Grenzen, formlos und sich verlagernd, behandeln Zustimmung als etwas, das extrahiert werden muss, und verwandeln Sex in eine Ware, die genommen und nicht frei ausgetauscht werden kann. Selten kann dieser Sex explizit als Nötigung bezeichnet werden, weil er sich unter einer legalistischen Definition von sexueller Gewalt verbirgt und die Zustimmung als binär, ein einfaches 'ja' oder 'nein' behandelt."

Dies ist die Logik, die zu dem orwellschen Satz "Sprich deine Wahrheit" geführt hat, und die Annahme, dass persönliches, kraftvolles, emotionales Zeugnis einer beweisbaren Tatsache gleichkommt.

Was radikale feministische Theoretikerinnen seit langem argumentieren - dass es aufgrund des Patriarchats keine wahre Zustimmung gibt und dass alle Frauen potenzielle Opfer von Männern sind -, hat volle Blüte erreicht.

(...) Es gibt ein Sprichwort der radikalen feministischen Dichterin Audre Lorde, auf das sich linke Aktivistinnen oft berufen, wenn sie versuchen, Normbruch und Veränderung mit allen notwendigen Mitteln zu rechtfertigen: "Die Werkzeuge des Meisters werden niemals das Haus des Meisters demontieren." Diese Logik steckt hinter den Angriffen der progressiven Linken auf das Wahlkollegium, den Senat und jetzt den Obersten Gerichtshof als illegitime Institutionen. Es ist diese Logik, die behauptet, dass der Angeklagte sich nicht verteidigen darf, weil einige Männer Vergewaltiger sind, oder dass es in Ordnung ist, die verheerendsten Anklagen ohne Beweise zu erheben, weil "es nur ein Vorstellungsgespräch ist", nicht ein Strafverfahren. Es ist diese Logik, die kurzfristige Siege einfahren könnte, aber auf Kosten der langfristigen Zivilität und Gerechtigkeit.

Die #MeToo-Bewegung hat die schrecklichen Missbräuche vieler Männer ans Licht gebracht, und sie hat längst überfällige und entscheidende Gespräche über Zustimmung und Macht ausgelöst. Und während es wahr ist, dass nicht alle radikalen Ideen, die zum Mainstream werden, schädlich sind, ist es nicht wahr, dass alle radikalen Ideen den Bogen der Geschichte hin zum Fortschritt beugen. Es wäre eine Schande, wenn eine Bewegung, die das Potenzial hat, einige zutiefst beunruhigende und hartnäckige Aspekte der menschlichen Natur zu untersuchen, stattdessen Männerhass und die Gier nach Macht umarmen würde. Diese Schande ist da.

Freitag, Oktober 19, 2018

Auch in SM-Szene werden Männer ausgegrenzt – News vom 19. Oktober 2018

1.
Es sind Frauen, die von sich selbst sagen, dass sie "stolz pervertiert" seien. Sie lieben Bondage, Dominanz und Submission, kurz BDSM. Das steht für Unterwerfung, Sadismus und Masochismus. Aber sie wollen bei ihren Spielen keine Männer dabei haben. Denn bei Männern geht es immer nur um deren Lust und Lustbefriedigung.


Die B.Z. berichtet.



2. Lucas Schoppe verwendet Bertolt Brechts "Dreigroschenoper" als Aufhänger, um die Emotionalisierung der Politik sowie das radikale Lagerdenken der Gegenwart anzusprechen. Ein Auszug:

Eigentlich müssten auch die entschiedensten Gegner Kavanaughs einräumen, dass die Besetzung öffentlicher Posten unmöglich gemacht wird, wenn plötzlich erhobene und längst nicht mehr beweisbare – aber eben auch nicht widerlegbare – Vorwürfe jahrzehntealter Vergehen einen Ablehnungsgrund darstellen.

Die Ästhetisierung des Politischen in moralisierend grundierten Appell an starke Gefühle lässt die so wichtige distanzierte politische Reflexion als kalt und gefühllos dastehen.

(...) Eine humanere Position ist dann weder auf der einen noch auf der anderen Seite, sondern nur durch eine Überwindung beider Seiten und ihrer Widersprüche möglich.

Die empörte Verteidigung Kavanaughs blendet aus, dass die Affäre Erfahrungen der sexuellen Übergriffigkeit durch Stärkere anspricht, die für viele Menschen tatsächlich enorm belastend sind und über die möglicherweise sehr schwer zu sprechen ist. Die aufgewühlten Angreifer Kavanaughs blenden aus, dass auch sie selbst ein legitimes Interesse daran haben, dass massive Beschuldigungen gegen sie auch belegt werden müssen, und dass die Gesellschaft insgesamt ein dringendes Interesse an geordneten Verfahren zur Besetzung von Funktionsposten hat.

(...) Die gute Gesellschaft assimiliert [in Brechts "Dreigroschenoper"] jedoch nicht nur den Verbrecher, sondern ebenso leicht den politischen Widerstand. (...) Das ist nicht nur ein historischer Rückblick, sondern ein aktueller politischer Kommentar. Akteure in etablierten Institutionen haben sich längst klassisches linkes Vokabular angeeignet, können sich herrschaftskritisch geben, sich als Vorkämpfer gegen Diskriminierungen darstellen und als Kämpfer für die Marginalisierten verkaufen. Die Fassadenhaftigkeit dieser linken Terminologie zeigt sich eben darin, dass der Kampf gegen die Unterdrückung heute nicht die ökonomische oder gesellschaftspolitische Analyse voraussetzt, sondern sich auf leicht fassbare biologistische Kriterien stützt, auf Rasse und Geschlecht.

Wenn dann etwa die Spitzenkandidatin der bayerischen Grünen gegen "alte weiße Männer" austritt, kopiert ihr Agieren mit Ressentiments die Politik des rechten Gegenstücks, wirkt aber irgendwie aufgeklärt, emanzipatorisch und unschuldig.


Schoppes Beitrag ist in Gänze lesenswert.



3. Der feminismuskritische Wissenschaftsblogger Christian Schmidt kommentiert die "Abschaffung" der Genderstudien in Ungarn, von der viele Leitmedien berichten:

Ich sehe die Nachricht mit einem lachenden und einem weinenden Auge:

Richtig ist, dass die Gender Studies in ihrer heutigen Form niemand braucht. Es ist nicht wissenschaftlich und rein ideologisch besetzt

Falsch ist die Begründung: Natürlich ist das Geschlecht nicht rein biologisch determiniert und ob etwas die Fundamente der christlichen Familie untergräbt wäre auch egal. Denn diese sind ja gerade auch nicht wissenschaftlich.

Interessant wäre es, wenn man im Gegenzug die Wissenschaftlichkeit der Gender Studies und ihrer zentralen Aussagen wissenschaftlich untersuchen würde. Und dann je nach Ergebnis über die Zukunft der Gender Studies, ggfs in geänderter Form entscheiden würde.


Ich stimme zu: Aus den "Genderstudien" könnte meines Erachtens ein durchaus vernünftiger Fachbereich werden, wenn man die dort herrschende bizarre Ideologisierung und Dogmatisierung aufbrechen würde. Das steht aber derzeit noch in den Sternen.

Derweil beschäftigt sich ein anderer Wissenschaftsblogger, Michael Klein, mit der Reaktion deutscher Medien auf diese Entwicklung in Ungarn – insbesondere mit dem, haha, "Faktenfinder" der Tagesschau, der sugeriert, Kritik an der "Genderforschung" könne nur rechte Polemik sein. In dem Beitrag kommt auch die "Genderforscherin" Paula-Irene Villa ausführlich zu Wort. Michael Klein merkt dazu an:

Dazu muss man wissen, dass wir Villa mehrfach angeschrieben haben, unlängst im Zusammenhang mit der bislang letzten Demonstration dazu, dass Gender Studies mit Wissenschaft nicht einmal entfernt etwas zu tun haben. (...) Wir haben Paula-Irene Villa um eine Stellungnahme zur Forschung von Lindsay, Boghossian und Pluckrose gebeten. Bislang haben wir keinerlei Antwort erhalten. Bislang haben wir auch noch keine Antwort auf unsere 30 Fragen nach den Grundlagen der Gender Studies erhalten, Fragen nach den wissenschaftlichen Grundlage, nach der Erkenntnistheorie, dem Erkenntnisinteresse, die jeder, der Wissenschaftler ist und nicht nur sein will, in sehr kurzer Zeit beantworten kann. (...) Die angeblichen Errungenschaften der Gender Studies, die kann man öffentlich-rechtlichen Nickern gegenüber eben einfach behaupten, während man bei Fachkollegen mit der Nachfrage nach Belegen, Studienergebnissen, Daten zu rechnen hat. Die Abneigung, Fragen von Fachkollegen zu beantworten, wäre somit vollständig erklärt.


Klein widerspricht auch Villas Behauptung, Ungarns Umgang mit den Genderstudien wäre "ein Eingriff in die aus guten Gründen verfassungsrechtlich garantierte Freiheit von Forschung und Lehre":

Das ist es natürlich nicht. Warum nicht? Weil Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsfinanzierung nicht dasselbe sind. Dass Villa nicht zwischen dem Ausüben eines Faches und dessen Finanzierung unterscheiden kann oder will, ist vielsagend. Orban hat nicht die Freiheit der Wissenschaft abgeschafft, er hat nur den Kanon der Fächer, die an Universitäten in Ungarn Ressourcen verbrauchen können, reduziert, um eines, das viele Ressourcen verbraucht und nichts als Gegenleistung gibt.




4. Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtet über die Anfeindungen, die "Antifeministen" erhalten, wenn sie über Feminismus diskutieren. Die Veranstalter, der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) Heidelberg, erwägt inzwischen, die Debatte unter Polizeischutz zu stellen. (Ich kenne keinen einzigen Fall, bei dem eine Veranstaltung aus dem Gender-Bereich so etwas nötig hatte.)



5. Fast zwei Drittel der Spender, die Siggi Maurer bei einer Initiative gegen Sexismus im Netz unterstützen, sind Männer. Man darf mit Sicherheit davon ausgehen, dass dies einer von vielen Fakten ist, die in den Analysen "patriarchaler Frauenunterdrückung" irgendwie vergessen gehen werden. Männer sind toxisch und böse.



6. "Im Zweifel für den Angeklagten" war einmal ein Grundpfeiler unseres Rechtsstaats. Im MeToo-Zeitalter wird dieses Prinzip mit Parolen wie "Im Zweifel für den Mann" als sexistischer Skandal gebrandmarkt.

"Himpathy" beschreibt das Phänomen, wenn ein Mann Sympathien geniesst – obwohl er als Unhold gilt. (...) Männer erhalten von der Gesellschaft generell einen Sympathieüberschuss. Das zumindest sagt die australische Philosophin Kate Manne. (...) So folge statt der konsequenten Verurteilung oft eine subtile Form von Verständnis für den Übeltäter.


Ich bin wirklich froh, dass zumindest unser Rechtssystem, wenn auch längst nicht mehr die Leitmedien, derartiger Demagogie noch standhält. Wenn man mit Wissenschaft wenig am Hut hat, muss man sich wohl "Philosophin" nennen. Tatsächlich ist eine höhere Sympathie für Frauen bestens belegt. Die "Philosophin" fabuliert aber noch weiter:

So sei das Weinen des Sohnes etwa eine ernstzunehmende Krise, während das Schreien der Tochter als Hysterie bewertet wird.


Wenn man sich irgendetwas ausdenkt, gilt das jetzt als "Philosophie"? Tatsächlich sind es Knaben, deren Tränen mit "Aber ein echter Junge weint doch nicht" häufig ignoriert werden, bis amn diesem Geschlecht solche Gefühlsäußerngen systematisch aberzieht.



7.
Die Polizei in Australien hat drei Männer festgenommen, die Müttern geholfen haben sollen, Kinder von alleinerziehenden Vätern sowie von Pflegeeltern zu entführen.


Darüber berichtet Tag24. Dem Nachrichtensender ABC zufolge wurden die Väter darüber hinaus in den "sozialen Medien" als Kindesmisshandler dargestellt.



8. Nach einem Vergewaltigungsprozess in der Oberpfalz wurde der vermeintliche Täter freigesprochen – "nicht nur aus Mangel an Beweisen".



9. Die liberale Feministin Wendy McElroy fragt in der Washingtoner Politik-Zeitung "The Hill", ob Falschbeschuldigerin nicht allmählich juristische Konsequenzen fürchten sollten:

Im Moment sind Ankläger, die über sexuellen Missbrauch lügen, strafrechtlich verantwortlich für die Einreichung eines falschen Berichts und Meineids sowie zivilrechtliche Sanktionen wegen Diffamierung, aber rechtliche Konsequenzen gibt es für sie selten. (....) Während Kavanaughs Bestätigungsverhandlung wurde klar: Eine Anschuldigung wegen sexueller Übergriffe kann das Leben, die Familie und die Zukunft eines Mannes zerstören.

"Glauben Sie den Frauen" ist der Höhepunkt eines Vorstoßes, der vor Jahrzehnten begann, um die dringend benötigte Reform innerhalb des Justizsystems zu erreichen. In den 1960er Jahren kämpften Feministinnen gegen Vergewaltigungsgesetze, die Frauen schikanierten, indem sie sie so behandelten, als wären sie für die Übergriffe auf sie selbst verantwortlich. Sie waren es nicht und sie sind es nicht, aber die Reform ist zu weit gegangen. Es ist keine Beleidigung, Beweise zu verlangen, wenn eine Straftat vermutet wird. Es ist ein Zeichen dafür, dass man die Anschuldigung ernst nimmt, und genau dafür haben sich Feministinnen überhaupt eingesetzt.

Donnerstag, Oktober 18, 2018

"Cristiano Ronaldo ist ein Missbrauchsopfer!" – News vom 18. Oktober 2018

1.
Kavanaugh und Ronaldo: Das Geschäft mit der Vorverurteilung floriert. Die westlichen Gesellschaften sind keine demokratischen mehr. Es sind vorverurteilende Empörungsmaschinerien, die auf Glöckchenklang anspringen, nicht aber auf die kühle Distanz, die die Rechtspflege im (idealen) Rechtsstaat als ihre Praxis betrachtet.


Weiter geht es bei den Neulandrebellen in einem lesenswerten Blogbeitrag.



2. Wenn es um MeToo geht, schafft es Svenja Flaßpöhler noch immer am besten, maskulistische Positionen in die Leitmedien einzubringen:

Dass natürlich der Mann oder Männlichkeit stark kriminalisiert wird durch die MeToo-Initiative, das liegt, glaube ich, wirklich auf der Hand. Es gibt da einen extremen Sexismus von weiblicher Seite, eine Reduktion des Männlichen auf Übergriffigkeiten, Aggressivität, Triebsteuerung usw. Ich finde es schwierig, dass MeToo die weibliche Position, das Mitwirken auch an bestimmten Machtkonstellationen komplett ausblendet.




3.
Eine Frau, die nach einem One-Night-Stand mit einem Unbekannten schwanger wurde, erhält keinen Unterhaltsvorschuss für ihre Zwillinge. Sie hätte in der Kneipe, in der sie ihn traf, nach dem Liebhaber suchen müssen, entschied das OVG Koblenz.


Hier geht es weiter.



4. Sexismus-Vorwurf der Woche, Nummer eins: ein Sandwich.



5. Sexismus-Vorwurf der Woche, Nummer zwei: Kleenex-Tücher.



6. Sexismus-Vorwurf der Woche, Nummer drei: Schneewittchen.



7. Sexismus-Vorwurf der Woche, Nummer vier: der Ausdruck "schwangere Frauen".



8. Kaum kommt in Großbritannien die Idee auf, außer Frauen- könne man auch Männerfeindlichkeit als "Hate Speech" einordnen, gibt es von feministischer Seite selbstverständlich Proteste. Diese Maßnahme würde "übergriffige Männer ermutigen" argumentiert Jessica Eaton im "Guardian". Auch beim "Independent" ist man alarmiert: "Die Erwägung, auch Männerhass als Hassverbrechen einzuordnen, sollte jeden besorgen, der an Gleichberechtigung glaubt". Ein Auszug aus letzterem Artikel:

Es scheint, dass es nichts gibt, was Frauen haben können - nicht einmal ihren Status als marginalisierte Sexklasse -, ohne dass Männer erwarten, dass sie es teilen. (....) Zu verlangen, dass den negativen Nebenwirkungen, die dadurch entstehen, dass man Mitglied der Unterdrückerklasse ist, derselbe Status gewährt wird wie dem, dass man Mitglied der unterdrückten Klasse ist, bedeutet, an der Sache vorbeizureden. (....) Sogenannte Männerrechtsaktivisten (MRA) stellen den marginalisierten Status von Frauen routinemäßig als etwas zu Beneidendes dar. Feministinnen werden beschuldigt, historische Unterdrückungen gemolken zu haben, um Macht und Ressourcen in einer Welt zu nutzen, in der eine positive Diskriminierung zugunsten von Frauen weit verbreitet ist.

(...) Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Männerhass jemals zu einem Hassverbrechen gemacht wird. Dass es auch nur die geringste Möglichkeit gibt, dass dies der Fall sein könnte, bleibt äußerst beunruhigend. Es würde die grundlegendsten feministischen Argumente für einen geschlechtsspezifischen Schutz von Frauen untergraben und die Behauptung der Männerrechtler, dass es "umgekehrten Sexismus" gibt, wirksam unterstützen.

Es würde auch weitere Möglichkeiten für missbrauchende Männer bieten, den Widerstand von Frauen gegen ihre Forderungen als "Hass" zu bezeichnen. Frauen und Mädchen werden ausreichend dafür kritisiert, Männern und Jungen nicht entgegenzukommen. Wo wären wir, wenn letztere damit beginnen könnten, zu behaupten, dass unsere Behandlung von ihnen durch männerfeindlichen Fanatismus motiviert ist? Frauenhass sollte als Hassverbrechen anerkannt werden, und zwar aus dem gleichen Grund, aus dem Männerhass es nicht sein sollte: Frauen und Mädchen werden systematisch von Männern und Jungen unterdrückt und ausgebeutet.


Ja, man kann verstehen, warum diese Publizistinnen Männerhass nicht als Hassverbrechen bewertet sehen wollen. Sie stünden plötzlich ohne Geschäftsgrundlage da.

Dienstag, Oktober 16, 2018

Bayern: Die "alten weißen Männer" haben die Wahl gewonnen – News vom 16. Oktober 2018

1. Don Alphonso twittert zum Ergebnis der Bayernwahl:

Langsam dämmert es den Grünen und ihren Freunden in Prantlhausen, dass die verhassten "alten, weissen Männer" die #Ltwby18 gewonnen haben. Ich predige seit Jahren, dass man mit Rassismus und Sexismus in Deutschland keine Wahl gewinnt, aber mir glauben sie nicht.


Wie Don Alphonso weiter ausführt, hat die Wahl vom vergangenen Wochenende gezeigt, dass den Grünen jetzt als einzige Option, in Bayern mitregieren zu können, die CSU geblieben ist: ihr größter Gegner. Die aber wird einen Teufel tun, ausgerechnet mit den Grünen zu koalieren – sondern lieber mit den freien Wählern und zur Not der FDP.

Lucas Schoppe fügt hinzu:

Grünaffine Journalisten sind hingegen noch so damit beschäftigt, sich begeistert das Ergebnis schönzutrinken, dass sie gar nicht merken, wie beschissen die Situation ist.


In der Tat. Hierzu genügt ein Blick auf die Titelseite der gestrigen "taz", die den Eindruck erweckt, Bayern würde zukünftig von den Grünen regiert.

In der Woche zuvor hatte sich in dieser Zeitung Heide Oestreich darüber beklagt, dass die Grünen nicht mehr feministisch seien. Zu diesem Zeitpunkt lagen Pläne der Bayrischen Grünen, aus dem Bundesland einen superfeministischen Freistaat zu machen, längst vor. Nicht einmal die Worte "Männer" und "Jungen" kamen in diesem 15-Punkte-Plan vor. Die Grünen kennen nach wie vor nur ein Geschlecht, wenn sie von "Geschlechterpolitik" sprechen.

Und selbst dieser radikale Sexismus war für Heide Oestreich derart wenig radikal, dass sie maulte, es gäbe ja gar keinen Feminismus mehr bei den Grünen.

Jetzt wird keine dieser beiden Dystopien in Bayern Wirklichkeit werden: weder das komplette ideologische Umstrukturieren des Bundeslandes, noch was jenen Radikalfeministinnen vorschwebt, denen selbst das nicht weit genug geht. Ob die Grünen mit sieben oder mit 17 Prozent bei dem Vorhaben gescheitert sind, ihre Phantasien umzusetzen, bleibt sich gleich.

Das gilt vor allem, da es das nicht-linke Lager war, das in der Wahl vom Wochenende an Stimmen und Sitzen zugelegt hat. Zwar zeigt eine Übersicht der Wählerwanderung, dass die Grünen bei der CSU 190.000 Stimmen abstauben konnten - aber 380.000 Stimmen musste die CSU an Parteien rechts von ihr abgeben. Es kam in diesem Lager lediglich zu einer stärkeren Aufsplittung in vier verschiedene Parteien. Wie das Wissenschaftsblog Sciencefiles zeigt, ist die Verteilung zwischen den beiden Lagern mittlerweile wieder genau so wie vor vierzig Jahren.

Das gesamte linke Lager im Bayrischen Landtag hat noch immer deutlich weniger Stimmen als die CSU alleine. Insofern wundert sich auch der MDR über bekiffte Schlagzeilen wie "Als die Grünen fast allein gewannen", die darüber hinweg täuschen, dass es bei der Bayernwahl einen ordentlichen Rechtsruck (oder eine Linksflucht) gegeben hat.

Währenddessen schweben die Grünen nach ihrer Niederlage im siebten Himmel ("Nächstes Mal dreistellig!"), feiern wie Rockstars und tun assistiert von ihren Leitmedien so, als hätten sie tatsächlich die Wahl gewonnen:

Das Wahlergebnis sei ein klares Signal der Bürger, die Politik zu ändern. Die Grünen hätten unter anderem wegen ihres Stils zugelegt. "AfD und CDU haben verloren, weil sie diese populistische, hysterische ausgrenzende Politik betrieben haben."


"Verloren" haben also eine Partei, die die Regierungsmehrheit stellt, und eine andere, die neu in den Landtag einzieht. So kann man als Grünen-Politiker natürlich versuchen, sich die Lage "schönzutrinken", wie Schoppe formuliert. Schließlich war schon bei der Bundestagswahl der Griff der Grünen nach der Macht missglückt. Problematisch ist nur, wenn die Leitmedien bei den Versuchen, dieses Wahlergebnis umzudeuten, mitziehen.

Die feministische Revolution ist jedenfalls auch in Bayern einmal mehr ausgeblieben. Aber aus der Sicht mancher Ideologinnen handelt es sich hier vermutlich nur um "Todeszuckungen des Patriarchats", und es gibt keinen Grund, das bisherige Auftreten zu überdenken.



2.
Vor Kurzem saß ich in einer Call-in-Sendung des WDR. Direkt die erste Anruferin beschimpfte mich, dass #MeToo eine "widerliche Schmuddelkampagne" sei, "eine Mischung aus mittelalterlichem Pranger und Selbstjustiz".

Vor Kurzem saß ich auf einem Podium mit Svenja Flaßpöhler, um mit ihr über ihr Buch "Die Potente Frau" zu sprechen, in dem sie erklärt, dass #MeToo auf sexuelle Frauenbilder – und Männerbilder – aus dem 19. Jahrhundert zurückgreift.

Vor Kurzem bekam ich eine Mail von einem Männerrechtler: "Es gibt mittlerweile sechs Menschen, die sich infolge von #MeToo umgebracht haben, warum bleibt das in der feministischen Debatte weitgehend unerwähnt?"

Was antwortet man darauf? Lasst uns reden!


Hier geht es weiter mit dem Artikel von Mithu Sanyal in der "taz".



3. Das Ganze wird aber noch komplizierter: MeToo hatte den gegenteiligen Effekt als den erhofften. (Vielleicht hätte man uns Männerrechtler früher in Gespräche über eine sinnvolle Bekämpfung sexueller Belästigung einbinden sollen?) Wie MeToo in den USA zum Rohrkrepierer wurde schildert der "Economist":

Umfragen deuten darauf hin, dass dieser einjährige Sturm von Anschuldigungen, Geständnissen und Entlassungen die Amerikaner tatsächlich skeptischer gemacht hat, was sexuelle Belästigung angeht. In der ersten Novemberwoche 2017 befragte YouGov im Auftrag von "The Economist" 1.500 Amerikaner über ihre Einstellung zu diesem Thema. In der letzten Septemberwoche 2018 führte YouGov erneut eine ähnliche Umfrage durch.

(...) Der Anteil der amerikanischen Erwachsenen, die antworteten, dass Männer, die vor 20 Jahren Frauen bei der Arbeit sexuell belästigt haben, ihren Arbeitsplatz behalten sollten, ist von 28% auf 36% gestiegen. Der Anteil derjenigen, die glauben, dass Frauen, die sich über sexuelle Belästigung beschweren, mehr Probleme verursachen, als sie lösen, ist von 29% auf 31% gestiegen. Und 18% der Amerikaner denken jetzt, dass falsche Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe ein größeres Problem darstellen als Angriffe, die nicht gemeldet oder ungestraft bleiben, verglichen mit 13% im November letzten Jahres. (...) Überraschenderweise waren diese Meinungsänderungen (...) bei Frauen etwas stärker als bei Männern.




4. Dabei sind es insbesondere schwarze Männer, die sich mit Beschuldigten wie Brett Kavanaugh identifizieren – nicht ohne Grund:

"Unzählige Male mussten schwarze Männer miterleben, wie die Karriere und den Ruf anderer schwarzer Männer wegen unbewiesener Vergewaltigung und sexueller Anschuldigungen rücksichtslos zerstört wurden." (...) Ihre Erfahrung zeigt, wie wichtig ein ordnungsgemäßes Verfahren und die Unschuldsvermutung sind. (...) Das Fazit ist, dass die Gegner von Kavanaugh nicht nur Kavanaugh stoppen wollten, sondern auch einen kulturellen Moment schaffen wollten, dem gegenüber viele schwarze Männer aus gutem Grund skeptisch sind. "Glaubt den Überlebenden" ist ein Slogan, der weit über die Berufung eines einzelnen Richters hinausgeht. Es ist der Slogan der Campus-"Gerechtigkeit", der allzu oft die Ungerechtigkeit der rassistischen Vergangenheit Amerikas widerspiegelt.




5. Von daher ist mir unerfindlich, wie man gerade als Linker MeToo völlig unkritisch befürworten kann. Zumal Schwarze nicht die einzige Minderheit mit eigener Diskriminierungserfahrung sind, denen die aktuelle männerfeindliche Stimmung unheimlich wird. Dieselbe Besorgnis findet sich auch unter Juden. So veröffentlichte Rabbi Benjamin Blech bei Aish Ha Torah den Beitrag "Männer hassen: Der neue Rassismus". Ein Auszug:

Gleichberechtigung ist angesagt; erniedrigende Stereotypisierung ist nicht nur out, sondern scheinbar auch schlimm genug, um als unverzeihlich angesehen zu werden.

Außer wenn eine Gruppe das Ziel ist.

Was in einer höflichen und zivilisierten Gesellschaft normalerweise nie gesagt zu werden wagt, scheint zulässig - und manchmal auch lobenswert - zu sein, wenn es sich gegen nicht weniger als die Hälfte der Bevölkerung richtet, eine Gruppe, von der prominente Intellektuelle, Professoren und Journalisten versichern, dass sie eine allgemeine Verurteilung verdient.

Wer sind diese schrecklichen Menschen, die von der Sünde der Stereotypisierung ausgenommen sind?

Es sind Männer - jene schrecklichen bösen Vertreter der menschlichen Rasse, die alle Tiere und Schweine sind, verborgene Vergewaltiger, sexuelle Belästiger und gewalttätige Perverse.

Wir alle kennen die Bedeutung des Wortes "Rassismus", aber haben Sie schon mal das Wort "Misandrie" gehört? Es bezieht sich auf den kollektiven Hass auf Männer, die Überzeugung, dass jeder männliche Geschlecht es verdient, verleumdet, geächtet und sogar gehasst zu werden. Einfach ausgedrückt, ihr Geschlecht verurteilt sie zur weiblichen Verdammnis.

(...) Hass ist eine schreckliche Übertretung. Die Thora nahm das von Anfang an zur Kenntnis. Es ist an der Zeit, dass wir sie in all ihren Formen ausrotten. Aus biblischer Sicht gibt es keinen Raum für Rassismus und Misandrie. Beide Verzerrungen vergessen die ultimative Wahrheit, die wir alle teilen: Wir alle sind nach Gottes Ebenbild erschaffen.




6. Immerhin: In Großbritannien könnte bald auch die Hetze gegen Männer ein "Hassverbrechen" darstellen. Das wären dann schlechte Zeiten für Sibel Schick & Co., die sich hierzulande darauf ausruhen können, mit ihrem Geschlechterhass im Trend zu liegen. Ich sehe einen echten Schutz für Männer zwar nicht in naher Zukunft, weil das ein weltgeschichtliches Novum wäre, aber immerhin wird das Bewusstsein für dieses Problem zunehmend geschaffen. Und das ist häufig der erste Schritt.

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