Mittwoch, Juli 29, 2009

"Väteraufbruch gegen Filmkritik – 42 Leser schlagen zurück"

Vor etwa zwei Monaten, am 24. Mai, brachte der "Weltexpress" einen ätzenden Verriss von Douglas Wolfspergers Film "Der entsorgte Vater". (Genderama erwähnte diesen Verriss beiläufig.)

Die Leserreaktionen scheinen deutlich gewesen zu sein. So deutlich, dass der "Weltexpress" sich über eine "entrüstete Brieflawine" reichlich entnervt zeigt:

Liebe Leute. Tieferhängen. So sehr es eine Zeitung freut, wie zahlreich die Leserbriefe eintrudelten zu unserer Filmkritik (…) – denn, daß Leserbriefe kommen, ist wichtiger, als ob sie zustimmend oder widersprechend sind - , so fehlt es uns doch an Glauben, daß alle diese Schreiber von alleine diesen Artikel im Weltexpress aufgefunden und jeder für sich ganz alleine und unheimlich spontan und in der Regel wütend geantwortet hat.


Tja, wie man in den Wald hineinruft … Aber natürlich kann hinter so starker Reaktion in einer feministischen Gesellschaft keineswegs der Ärger einzelner Leser stecken; dafür muss eine gesteuerte Aktion verantwortlich sein. Und überhaupt muss frau den blöden Lesern erst mal beibringen, was eine Zeitung überhaupt von ihnen erwarten darf, wenn sie schon großmütig deren Geld für schrottige Beiträge annimmt:

Wir erwarten also vom Leser gleich Zweierlei: Daß er sich vergegenwärtigt, daß es um die Besprechung eines Films, um die Wertung seiner künstlerischen Mittel in Blick auf Wahrheit und das Leben geht und nicht eine gesellschaftliche oder moralische Wertung des allgemeinen Problems darstellt, die in der Rezension ausgedrückt wird. Zweitens – und auch so ist das Leben – haben Menschen zu Filmen und anderen Dingen unterschiedliche Meinungen und mit der muß man nicht übereinstimmen, kann sie kritisieren, auch verdammen, müßte aber immer die Distanz zum Geschehen aufbringen, um mit der von der eigenen Meinung abweichenden Perspektive umzugehen.


Von einer "Distanz zum Geschehen, um mit der von der eigenen Meinung abweichenden Perspektive umzugehen" kündete aber genau die so vielfach kritisierte Filmbesprechung nicht. Und auch die Redakteurin, die ihren Lesern so offen mitteilt, was diese tun müssen und was nicht, berichtet erfrischend offen über ihre eigene Ideologie:

Aber als für die Kulturrubriken verantwortliche Redakteurin, die sehr sehr viele Artikel und das schon lange schreibt, würde ich mich persönlich immer als Feministin bezeichnen, was aber noch nie ein Briefschreiber als Vorwurf mir gegenüber geäußert hätte, denn Feminismus ist ja nur die derzeitige Antwort auf eine gesellschaftliche Situation, in der gerade in Deutschland bei Pressekonferenzen von Banken, Schwer-, Groß- und Autoindustrie sowie Wirtschaftsverbänden nur Männer auf dem Podium sitzen, weil auch nur Männer an den Hebeln der wirtschaftlichen Macht sitzen. Feminismus ist also soziologisch eine Antwort auf bestehende Verhältnisse, hat also eine gesellschaftliche Orientierung, aber bedeutet keine Bevorzugung oder Verdammung eines Geschlechts.


Woraufhin sie im folgenden Ihre Leser wegen "niedrigsten Kommentarniveaus" abkanzelt und versucht, sie zu psychoanalysieren.

Alles in allem lässt einen dieser Auftritt einer Lehrerin, die ihren Zöglingen mit erhobenem Zeigefinger erklärt, was statthaft ist und was nicht, etwas fassungslos zurück. Ist unseren JournalistInnen inzwischen völlig der Blick dafür verlorengegangen, dass sie sich nach ihren Lesern ausrichten müssen und nicht umgekehrt?

Labels: , , ,

Mittwoch, Juli 01, 2009

Dem "Entsorgten Vater" droht das Kino-Aus

Wir sollten den Einfallsreichtum mancher Leute nie unterschätzen, wenn es darum geht zu verhindern, dass die Anliegen der Männerbewegung an die Öffentlichkeit gebracht werden:

Dem Film «Der entsorgte Vater» von Douglas Wolfsperger droht das Aus in den Kinos. Wolfspergers ehemalige Lebensgefährtin habe gegen die Verwendung eines acht Jahre alten Fotos im Film, das den Filmemacher und seine Tochter zeigt, eine Einstweilige Verfügung erwirkt.


Der Südkurier berichtet.

Labels: , ,

Mittwoch, Juni 24, 2009

Lesermail (Julie Delpy)

Inzwischen haben mir zwei Genderama-Leser berichtet, dass die französische Schauspielerin Julie Delpy lange nicht so durchgeknallt sei, wie sie in den online gestellten Passagen des aktuellen STERN-Interviews klinge. So schreibt mir einer von ihnen:

Ohne die getätigten Aussagen damit zu rechtfertigen, kann man trotzdem auch auf dieses Interview hinweisen. Dort sagt sie unter anderem:

"Es macht mich rasend zu hören, die Welt wäre ein besserer Ort, wenn die Frauen an der Macht wären. Wir hatten sicher nicht so viele Gelegenheiten, Massenmorde anzuordnen. Aber Frauen waren KZ-Wärterinnen, sie zwingen junge Mädchen zu Klitoris-Beschneidungen. Ich glaube nicht, dass wir das moralisch überlegene Geschlecht sind."

und

"Aber gibt es überhaupt etwas wie historische Wahrheit? Wer schreibt die Geschichte? Wie viel Mythos steckt in ihr? Entstehen aus einer feministischen Geschichtsschreibung neue Mythen?"

Eigentlich erstaunlich fortschrittliche Erkenntnisse, möcht ich meinen :-)

Labels: , ,

Freitag, Juni 12, 2009

Kontroverse Presse für "Der entsorgte Vater" (5)

Die Reihe der Filmkritiken von Douglas Wolfspergers Dokumentation reißt nicht ab.

Beginnen wir mit der "taz" und machen wir daraus ein kleines Ratespiel. Wie wird diese Zeitung den Film wohl besprechen: wohlwollend, differenziert und ausgewogen oder mit einem kompletten Verriss? Nehmen Sie sich einen Keks, weil Sie richtig geraten haben, und klicken Sie hier.

Das Gegenstück der "taz" auf der anderen Seite des politischen Spektrums ist die "Junge Freiheit". Dort schreibt Ellen Kositza über den Kindesentzug, der das Thema des Filmes ist:

Das geht so weit, daß Kinder gegen den Vater aufgehetzt werden – daß, um gegen den verhaßten „Ex“ punkten zu können, Mißbrauchsvorwürfe erhoben werden. Zuletzt hatte sogar die renommierte Rechtspsychologin Elisabeth Müller-Luckmann in der Zeitschrift EMMA berichtet, daß falsche Mißbrauchsanschuldigungen gegenüber Scheidungsvätern ein beliebtes Manipulationsmittel seien. Wie, fragt man sich, wie kann man nur solche Mütter begreifen, die ihrem Kind den Vater vorenthalten? (…)

Wolfsberger läßt auch eine Frau zu Wort kommen, die mutwillig zwei Kinder ohne Kontakt zu deren Vätern großzieht. Welche Abgründe! (…) Man hört und sieht diese Frau erzählen, man kennt diesen Jargon aus angelernter „Selbstbestimmtheit“, Empörung und „Wut im Bauch“ und ahnt ihr – nun ja, ihr furioses Potential. Da wird schon klar: Ihr Bauch, ihr Kind gehören ihr und niemanden sonst! Mehr als einen Erzeuger, sagt sie, habe sie in einem Vater nie gesehen.


Die "Berliner Morgenpost" recycelt den Artikel Barbara Schweizerhofs aus der "Welt" - mit kleinen Veränderungen. So wird aus der "Welt"-Überschrift "Kämpfen um das eigene Kind" bei der "Morgenpost" die Schlag-Zeile "Männerlarmoyanz, die kaum zu ertragen ist", und der Artikel erhält folgenden Vorspann:

Ein Film, der das neue, frauenfeindliche Scheidungsrecht zu illustrieren scheint. Geschiedene Frauen sind hier böse, rachsüchtig und egoman, denn sie nehmen den armen Vätern das Recht aufs Kind. Was aber diese weinenden Männer den Frauen angetan haben, ehe sie so wurden, wird verschwiegen. Was andere Frauen von ihren Ex-Männern erdulden, ohne die Kinder in den Konflikt hineinzuziehen, auch nicht.


Das Böse kommt in der Lesart der "Morgenpost" immer vom Mann, und wenn Männer trauern, wird ihnen Larmoyanz, also Weinerlichkeit, vorgeworfen. Natürlich sind das stockreaktionäre Geschlechterklischees aus der Eiszeit des Feminismus. "'Jungs dürfen auch weinen', hatte ich an der Fachhochschule gelernt", berichtet in meinem Buch "Rettet unsere Söhne" der Sozialpädagoge Wolfgang Wenger. "Die Gesellschaft ist an den Tränen der Männer nicht interessiert, das lernte ich später. Warum sollte ich Jungs etwas beibringen, wofür sie später nur verspottet werden?" An den Versprechungen des Feminismus, auch die Zwänge der männlichen Geschlechterrolle aufzusprengen, war leider wenig dran.

Nach der Gülle aus der "Morgenpost" gibt es eine faire, ausführliche und informative Besprechung des Films von Johannes Gernert im "Stern". Hier bietet sich ein etwas längerer Auszug an:

Väterverbände wie "Väteraufbruch" kämpfen dafür, nicht als Goldesel ohne Rechte missbraucht zu werden. Auf der Internetseite papa-lauf.de präsentieren sich abgeschobene Erzeuger, die als Marathonläufer für Väterrechte demonstrieren. Aus Protest hat sich Fernsehschauspieler Mathieu Carrière vor drei Jahren ans Kreuz nageln lassen. Er forderte die Gleichstellung beim Sorgerecht. Kollege Sky du Mont hat sich jahrelang, teils öffentlich, um seinen Sohn bemüht. Douglas Wolfsperger kämpft jetzt mit seinem Film. (…)

Eine Umfrage des Vereins "Väteraufbruch" hat 2008 herausgefunden: Mehr als 50 Prozent der Väter sagen, sie hätten sich um das gemeinsame Sorgerecht bemüht. Die wenigsten bekommen es. 73 Prozent vermuten, die Mutter wolle allein entscheiden, falls ein Konflikt auftritt. Psychologen sprechen vom "Maternal Gatekeeping", wenn Frauen den Vater vom Kinde fernhalten. Eine "merkwürdige Mutterideologie", sagt Väterforscherin Inge Seiffge-Krenke im Gespräch mit stern.de. Manche hätten Angst, sie würden das Kind und damit ihren Selbstwert verlieren. (…)

Der Soziologe Gerhard Amendt hat 2005 in einer Studie festgestellt, dass fast die Hälfte der befragten Scheidungsväter ihre Kinder selten oder gar nicht sehen. Er macht dafür auch "spätfeministische Vorurteile" verantwortlich. In Familiengerichten und auch Jugendämtern würden häufig Gutachterinnen und Sozialpädagoginnen auftreten, die den Mann vor allem als Täter sehen. Nach der Scheidung werde die Ernährerrolle von ihnen weiter akzeptiert, jede andere Form von "Väterlichkeit" aber nicht.

Wolfspergers Film ist eine einseitige Anklage, aber er benennt auch seine Schuld an der Trennung, wenn man ihn danach fragt: Er arbeitete an einem schwierigen Filmprojekt, war nie zu Hause - auch nicht, als Eva auszog. Es hat eine Weile gedauert, bis er sich nach dem Auszug der Freundin um das Kind bemüht hat. Er sagt, dass er Eva verletzt hat. Alles, was danach kam, wertet er als ihren persönlichen Rachefeldzug. Dass der von den Gerichten meist toleriert wurde, betrachtet er als den eigentlichen Skandal. Es sind die Fragen, die der Film aufwirft, die ihn über das persönliche Schicksal des Machers hinaus so spannend machen: Wieso gäbe es keine Sanktionen, wenn die Mutter das Kind dem Vater entziehe, obwohl Richter anders entschieden haben?


Zu Wolfspergers Kritik an den Richtern dringen die Journalistinnen gar nicht erst vor, die den Film mit viel Schaum vorm Mund in die Tonne treten, weil er Frauen nicht als engelshafte Lichtwesen zeigt. Die Erbostheit darüber, dass statt immer nur Männer plötzlich auch Frauen sehr negativ gezeigt werden, verstellt den Blick dazu, dass Wolfsperger auch und vor allem auf das Versagen der deutschen Rechtsprechung klar und nachvollziehbar hinweist. Auch die vielen zum Verständnis wichtigen Informationen, die Johannes Gernert in seinem Beitrag liefert, bleiben in den Verrissen des Films bezeichnenderweise außen vor. Insofern halte ich den Beitrag im "Stern" für einen Glanzpunkt der Filmrezensionen zu dieser Dokumentationen, die ich von diesem Magazinen nach einigen wirklich unterirdischen Artikeln in den letzten Jahren (insbesondere zu Eva Herman) kaum noch erwartet hätte.

Mit diesem Höhepunkt möchte ich meine vergleichende Presseschau der so unterschiedlichen Filmkritiken zu Wolfspergers Dokumentation gerne schließen. Um sich einen eigenen Eindruck von diesem Werk zu verschaffen, sollte man vielleicht mal wieder ins Kino gehen.

Labels: , , , ,

Donnerstag, Juni 11, 2009

Kontroverse Presse für "Der entsorgte Vater" (4)

"Kino-Zeit" bespricht den Film (der dort übrigens auf Platz 1 der Lesercharts steht) auf sehr positive Weise:

Erschreckend daran sind nicht nur die einzelnen Schicksale, sondern auch, dass dies anscheinend weitaus häufiger vorkommt, als man glauben mag. Und dass es erst eines Films wie "Der Entsorgte Vater" bedarf, um das Problem ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu hieven. (…) Dass sich an der dahinter durchscheinenden impliziten Rollenverteilung auch im 21. Jahrhundert und in einer aufgeklärten Gesellschaft wie der unseren trotz etlicher gesetzlicher Initiativen nichts geändert hat, darin liegt die Sprengkraft dieses Film, der neben persönlichen Schicksalen auch eines der wenigen noch verbliebenen Tabus aufzeigt.

Douglas Wolfsperger Film "Der Entsorgte Vater" könnte gerade wegen seiner gnadenlosen und niemals verschleierten Subjektivität ein wichtiger Impuls werden, sich mit diesem Tabu näher auseinander zu setzen und Maßnahmen zu ergreifen, die endlich einmal darauf abzielen, getrennt lebenden Eltern – gleich welchen Geschlechts – einen regelmäßigen Umgang mit ihren eigenen Kindern zu ermöglichen. Es wäre – auch wenn manche Gerichte genau dies negieren – insbesondere für die weitere Entwicklung der Kinder ein längst überfälliger Schritt.


"Filmstarts.de" stellt die Dokumentation in einen größeren politischen Zusammenhang:

Anfang der 70er Jahre etablierte sich eine Männerbewegung, die in ihren Anliegen ähnlich heterogen war wie die parallel aufkommende Frauenbewegung. Während im Zuge der Gleichberechtigung viele politische und rechtliche Werkzeuge (etwa die Frauenquote) eingeführt wurden, um Frauen Chancengleichheit einzuräumen, bemängelte die Gegenseite, dass für ins Hintertreffen geratene Männer nichts getan würde. Mit dem Namen des Spiegel-Kolumnisten Matthias Matussek verbindet sich die wohl öffentlichkeitswirksamste Episode der Bewegung: In einem polemischen Artikel, aus dessen Überschrift auch der Titel von Wolfspergers Dokumentation zurückgeht, prangerte Matussek 1997 die Missstände des deutschen Rechtssystems an und forderte Veränderungen. Wolfspergers Film zeichnet ein aktualisiertes Bild der Lage, das aussagt: „Viel hat sich in den vergangenen zwölf Jahren nicht geändert.“


Mit dem Film selbst kann sich diese Website aber nicht so recht anfreunden:

Fazit: „Der entsorgte Vater“ will betroffen machen und seine Zuschauer für die Einzelschicksale sensibilisieren, die hinter der Statistik stehen. Dieses Bestreben wird mit allen Mitteln verfolgt, was sich etwa beim Umgang mit einlullender, sentimentaler Musik allzu plump zeigt. Streckenweise schafft es der Film aber trotz der mitunter manipulativen Methoden noch nicht einmal, tatsächlich zu berühren.


Die Kinozeitschrift "epd.film" befindet hingegen:

Dieser Film ist ein wütendes, hilfloses und todtrauriges Pamphlet von vier »entsorgten Vätern«, die vom Beginn einer Liebe erzählen, durchaus selbstkritisch von ihrer allmählichen Auflösung und von ihrer Sehnsucht nach den Kindern, die sie gegen ihren Willen nur selten und zum Teil viele Jahre gar nicht mehr sehen durften. (…) Als Zuschauer sehnt man sich bald nach der Ausgewogenheit eines Dokumentarfilms, der beide Seiten zu Wort kommen lässt, man sehnt sich danach, auch die andere Seite zu hören."


Dem unbenommen kann dieser Rezensent mit den Vätern, deren Schicksale gezeigt werden, durchaus sympathisieren:

Und wenn ganz am Ende der regieführende Vater seiner Hoffnung Ausdruck verleiht, seiner Tochter wieder zu begegnen, sie kennenzulernen, und wenn er ihr signalisiert, dass er immer für sie da sein wird, dann kann man nur hoffen, dass dieses Mädchen den Film irgendwann zu sehen bekommt. Zugleich ist der Film ein kraftvoller Appell an die Gesetzgeber, den verantwortungsvollen Vätern, die für ihre Kinder da sein wollen, dieses Recht nicht zu verweigern.

Labels: , ,

Kontroverse Presse für "Der entsorgte Vater" (3)

Die "Märkische Allgemeine" reagiert auf Wolfspergers Film mit einem Verriss. Ein Auszug:

Auch scheint der Regissseur an kritischer Ursachenforschung nicht interessiert zu sein. Lieber stellt er peinliche Fragen („Wie siehst du den Unterschied zwischen Männlein und Weiblein?“), oder gibt den Porträtierten Gelegenheit, ihren (verständlichen) Frust zu artikulieren: „Ich würd’ am liebsten alle Frauen auf den Mond schießen.“ Es geht also nicht darum, die andere Seite zu verstehen. Statt dessen werden die Gräben zwischen den Geschlechtern zementiert. (…) Also verkumpelt sich der Autor bedingungslos mit seinen Protagonisten, gibt jede dokumentarische Distanz auf und macht den Film zu seiner ganz persönlichen Klageschrift.


Noch härter urteilt die "Rheinische Post":

Da wird nicht hinterfragt, gezweifelt oder untersucht, wie es so weit kommen konnte. Da wird nur Anklage um Anklage gegen die bösen Mütter vorgebracht, die hier manchmal als vorsätzlich sadistische Rachejunkies erscheinen. (…) Frauen wird qua Montage die differenzierte, individuelle Erfahrung abgesprochen: Kennt man eine in diesen Umgangsstreitigkeiten, kennt man alle. Kein Zweifel, hier wartet ein wichtiges Thema auf den Film, der Wolfsperger nicht gelungen ist.


In ähnlicher Weise äußert sich Barbara Schweizerhof in der "Welt":

Die Leidensgeschichten, die die Väter hier enthüllen, sind in der Tat empörend und lassen den Zuschauer den Kopf schütteln über das Ausmaß an weiblicher Tücke, das hier gegen Vater-Kind-Glück zu Felde zieht. Am Ende des Films, in dem gestandene Männer zum Weinen vor der Kamera gebracht werden, ist man geradezu bereit, den anfangs von einem schwer gedemütigten Vater ausgesprochenen Appell zu unterstützen, die "Frauen auf den Mond zu schießen". Spätestens da merkt man, dass Betroffenheit nicht unbedingt die beste Ausgangslage dafür ist, mehr über ein Thema zu erfahren.


Es sei denn natürlich, es geht um die "persönliche Betroffenheit" von Frauen. Ich kenne beispielsweise keinen einzigen Journalisten, der es problematisch fand, als Waris Dirie in ihrem Bestseller "Wüstenblume" forderte, "allen Männern die Eier abzuschneiden". Aber was Frauen dürfen, dürfen Männer lange noch nicht.

Labels: , , ,

Kontroverse Presse für "Der entsorgte Vater" (2)

Der Berliner "Tagesspiegel" überschreibt seinen Artikel mit "Der Klügere lässt los" und eröffnet mit folgenden Zeilen:

Parteilich, wütend, verzweifelt: Douglas Wolfspergers Doku-Pamphlet „Der entsorgte Vater“


Danach erwartet man nach einigen anderen Artikeln von heute das Schlimmste, der Beitrag gerät dann aber doch ganz ordentlich.

"Planet Interview" führt ein längeres Gespräch mit Douglas Wolfsperger.

Und beim "Deutschlandradio" ist die Botschaft des Films angekommen:

Bei diesem hochsensiblen Thema wird jedoch eins klar: Irgendetwas läuft falsch in einer demokratischen Gesellschaft, in der Gerichte sich fast ausnahmslos auf die Seite der Mütter schlagen und zulassen, dass die ihre Kinder wie ihr Privateigentum betrachten und als Waffen gegen die Ex-Männer benutzen. Kinder und Väter scheinen hier einfach zu wenig Macht zu besitzen. Ein parteiischer, nachdenklicher Film, der mehr Gleichberechtigung für Männer einfordert und dabei filmisch völlig überzeugen kann, inhaltlich natürlich viele Fragen offenlassen muss.

Labels: , ,

Mittwoch, Juni 10, 2009

Kontroverse Presse für "Der entsorgte Vater"

Morgen läuft Douglas Wolfspergers Dokumentarfilm "Der entsorgte Vater" in vielen Kinos an. In den Medien gibt es dazu schon seit einigen Tagen eine breite Berichterstattung, zu der sich bereits ein übergreifendes Zwischenfazit ziehen lässt: Damit, dass ein Filmemacher genauso parteiisch für Männer und Väter eintritt, wie seit Jahrzehnten etliche Autorinnen parteiisch für Frauen und Mütter eingetreten sind, kommen insbesondere die weiblichen Rezensenten einfach nicht zurecht. Mit ihrer eigenen Parteilichkeit bei den Rezensionen haben sie hingegen keine Probleme.

Martina Knoben setzt sich auf den Seiten der "Süddeutschen" so mit dem Film auseinander, wie man es von diesem Blatt erwarten darf: "Frauen sind Schweine" lautet polemisch bereits die Überschrift in dieser Zeitung, die sich noch nie einer sehr realen Männer-sind-Schweine-Propaganda entgegengestellt hat. Knoben verharrrt in dem Glauben, irgendetwas müssten die bösen Männer doch angestellt haben, damit ihnen ihre Ex-Frauen auf so perfide Weise zusetzen. Dass deren Sichtweise in der Dokumentation nicht vorkommt, daran sind natürlich ebenfalls nicht diese Frauen schuld, die sich Interviews verweigert haben, sondern der böse Filmemacher, der dieses Thema "ausspart" und so einen Dialog der Geschlechter "gar nicht erst versucht". Hätte Wolfsperger die Damen vor die Kamera prügeln sollen?

Wer es geschafft hat, nach diesem Artikel leichte Würgegefühle zu unterdrücken, sollte seine Selbstdisziplin auch beim folgenden Beitrag aufrechterhalten. "Neue Väter, alte Probleme" stänkert die linke Wochenzeitung "Freitag", und schon nach den ersten Zeilen hat man eigentlich keine richtige Lust mehr, den Artikel noch weiterzulesen:

In den Medien werden Väter gefeiert, die sich aufopferungsvoll um ihre ­Kinder kümmern. Die Realität sieht in den meisten Familien allerdings noch anders aus


Wer sich davon nicht abschrecken lässt und trotzdem weiterliest, stellt fest, dass Wolfspergers Film nur am Rande erwähnt wird und die "Freitag"-Macher vor allem die Sorge beschäftigt, dass wir Kerle uns wieder auf unsere Männlichkeit besinnen könnten - und dass die Männer viel zu sehr "von den Medien gehätschelt" würden. Ja, ich musste diese Zeilen auch erst zweimal lesen, aber das steht tatsächlich so da. Soviel also zu Augsteins Versuch, seine Zeitung mit weniger linker Ideologie zu befrachten.

Die Besprechung in der "Badischen Zeitung" macht von Anfang an keinen Hehl daraus, welche Gedanken die Autorin bei diesem Film am meisten beschäftigten:

Darf er das? Einen Film drehen, weil das seine Profession ist, und sich darin selbst zum Protagonisten machen? (…) Klar, niemand kann Douglas Wolfsperger verbieten, einen Dokumentarfilm über Väter (außer sich selbst hat er weitere vier Betroffene porträtiert) zu drehen, die von ihren Ex-Partnerinnen daran gehindert werden, ihre Kinder zu sehen.


Nein, verbieten konnte man Wolfsperger diesen Film nicht, seufzt der Rest der Rezension, wobei sich alle weiteren Zeilen in dem einen Wort bündeln lassen: leider.

Deutlich angemessener ist die Rezension des Berliner Stadtmagazins "Zitty", die auch gleich mit Matthias Matussek und der von ihm diagnostizierten "Scheidungs-Industrie" eröffnet:

Douglas Wolfspergers Dokumentarfilm „Der entsorgte Vater“ gibt jetzt anschauliche Fallbeispiele dafür. Denn auch zehn Jahre nach Matusseks entrüstetem Pamphlet scheint sich am unfairen Grundsatz hierzulande nichts geändert zu haben. (…) Wolfsperger macht von Anfang an keinen Hehl daraus, dass seine private Leidensgeschichte Anlass für diesen Film ist. Vier Leidensgenossen porträtiert er dazu, Männer, deren Ex-Frauen erfolgreich alles daran setzen, den Kontakt zwischen Vater und Kind zu boykottieren. Es sind alles beileibe keine Machos, sondern weinende Väter, die ihre Kinder sehen und persönlich umsorgen möchten.


Beim SWR gelangt der ebenfalls männliche Rezensent zu dem Urteil, dass man Wolfsperger seine Parteilichkeit zwar vorhalten könne, er gibt aber zu bedenken:

Andererseits ist "Der entsorgte Vater" ein leiser, unaufgeregter Film - und eine eindringliche Mahnung an Eltern, sich ihrer Verantwortung füreinander und für ihre Kinder bewusst zu sein - auch bei einer Trennung.


Zugleich einfühlsam, informativ und ohne selbst Partei zu ergreifen, behandelt Patrick Goldstein in der "Berliner Morgenpost" das Thema und legt den Schwerpunkt seines Artikels auf Wolfspergers eigenen Konflikt mit seiner Ex. Dazwischen kommen einige unschöne Fakten deutlich zur Sprache:

Ringen Mutter und Vater ums Kind, gewinnt in Deutschland am Ende fast immer die Frau. In 5884 Fällen wurde im Jahr 2007 für die Mutter entschieden, dagegen bekamen im gleichen Zeitraum nur 495 Väter vom Gericht das Sorgerecht. Wo derzeit alles über die neue Rolle der Frau, über die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Karriere spricht, fühlen sich diese Väter mit ihren Sorgen vernachlässigt. Bis Wolfsperger im Frühjahr 2008 aufgeben muss, erlebt er (wie auch die Männer in seinem Film), dass er scheinbar keine rechtliche Handhabe besitzt, Umgang mit seinem Kind zu bekommen, wenn es zu keiner Einigung mit der Mutter kommt. "Der Machtfaktor der Männer nach der Trennung ist der Unterhalt. Für Frauen ist es der Umgang", sagt Peggi Liebisch unumwunden. Der Bundesgeschäftsführerin des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter zufolge hätten dabei "die Kinder das Nachsehen. Denn Kinder haben ein Recht auf beide Elternteile."


Hm, das ist jetzt schon das zweite Mal, dass der Verband alleinerziehender Mütter und Väter in einem der Artkel mit einer Stellungnahme zitiert wird. Die Mütter haben dort deutlich die Übermacht. Für eine Stellungnahme etwa des Väteraufbruchs für Kinder schien sich von den männerverhätschelnden Medien niemand zu interessieren.

Etwas aufgebrochen wird das Schema "Lob von den Männern, Kritik von den Frauen" schließlich in Nina Gleiwitz Beitrag für die 3sat-Sendung "Kulturzeit". Auch hier ein paar Auszüge:

Der Kinofilm "Der entsorgte Vater" greift ein Tabu auf, das für unzählige nicht verheiratete Väter und deren Kinder ein stilles Drama ist. Stellvertretend für alle Betroffenen erzählen hier fünf Männer, darunter der Filmemacher selbst, von ihrer Verzweiflung, zwar Vater zu sein, ihre Vaterschaft aber nicht leben zu dürfen.

"Ich bin da völlig ohnmächtig", sagt einer der Väter im Film. "Ich kann auch gar nicht mehr heulen. Ich bin einfach über den Zustand des Heulens weg, weil es für mich als Vater nicht möglich ist, mein Kind zu sehen. Das ist einfach unfassbar." 60 Prozent aller unverheirateten Väter verlieren nach einer Trennung gegen ihren Wunsch jeden Kontakt zu ihren Kindern. (…)

Unverheiratete Väter haben in Deutschland vor dem Gesetz kein Sorgerecht. Dieses Gesetz soll 2009 von der EU gekippt werden. Die Bundesregierung war dazu nicht fähig. (…)

Wolfspergers "Der entsorgte Vater" ist ein notwendiger, ein trauriger Film. Auch wenn diese Väter es nicht geschafft haben, sich auch in die Sehnsüchte und Ängste ihrer Kinder hineinzuversetzen und sie so zum Teil ihrer eigenen Trauer zu machen.


Vielleicht wäre das bei einer Trauer, die selbst schon so groß ist, dass man sie kaum bewältigen kann, auch ein klein wenig viel verlangt.

Labels: , , , ,

Mittwoch, Mai 27, 2009

TV-Tipp für heute: "Du wirst dein Kind nie wieder sehen!"

Stern-TV behandelt heute Abend ab 22:15 Uhr das Drama der Scheidungsväter. Dabei wird unter anderem Douglas Wolfsperger vorgestellt, der über seine eigene Geschichte und über die traurigen Erlebnisse anderer Scheidungsväter den Film "Der entsorgte Vater" drehte, der die Frauen-sind-bessere-Menschen-Fraktion bereits die Zähne fletschen lässt. (Dem Film angemessenere Besprechungen gibt es etwa hier, hier und hier.)

Labels: , , , ,

Sonntag, Juni 08, 2008

TV-Tipp für heute nacht: "Ein Vater kämpft um seine Kinder"

Unter der Schlagzeile "James Bond kämpft für Vaterrechte" hatte ich erstmals vor sechs Jahren in meinem Newsletter "Invisible Men" über den damals noch geplanten Film berichtet. Inzwischen ist Pierce Brosnan zwar nicht mehr James Bond, aber dafür kommt der Film heute abend um 00:00 Uhr im Fernsehen. Die Regie führt Bruce Beresford ("Driving Miss Daisy"), die Handlung beruht auf einer wahren Geschichte aus den fünfziger Jahren. Erwartet die ersten Verfilmungen der Prozesse, die heutige Väter führen müssen, also nicht vor 2060. Nein, Sarkasmus beiseite: Es ist ja alles andere als unüblich, das man mit "historischen" Geschichten gegenwärtige Probleme verschlüsselt darzustellen sucht.

Labels: , ,

Samstag, Januar 05, 2008

Lesermail (Cinemaxx)

Genderama-Stammleser R.S. mailt mir:

hallo arne,
es gibt auch positive dinge in sachen gleichberechtigung zu berichten.
anstelle der üblichen vergünstigungen für frauen bietet cinemaxx vergünstigungen für männer und frauen! sehr bemerkenswert, auch für genderama.


Eigentlich sollte ich es mir bezahlen lassen, wenn ich hier Reklame für Cinemaxx mache, aber warum sollte man es nicht lobend hervorheben, wenn mal ein Unternehmen nicht nur immer wieder Frauen durch Vergünstigungen umwirbt?

Labels:

Samstag, Oktober 13, 2007

Realität auf der Leinwand

Das Thema von "Gegenüber" lädt zu Voyeurismus und Relativismus ein: Seht her, auch Frauen schlagen ihre Männer! Müsste da nicht die Geschichte der häuslichen Gewalt und des Geschlechterkampfes neu geschrieben werden?


Spiegel-Online berichtet über Jan Bonnys preisgekröntes Ehedrama "Gegenüber", das am 11. Oktober deutschlandweit in den Kinos angelaufen ist.

Labels: ,

Samstag, September 29, 2007

"Im Fernsehen sind die Frauen die neuen Männer"

It can't all be coincidence that this season is coming at the end of a summer in which the biggest movie hits have featured dopey, ill-groomed, irresponsible boys who score beautiful high-achieving women and then have no idea what to do once they land them. That's right, we're in Apatowland, baby, where the idea of a male romantic lead now begins with a water bong and ends with a fart joke. This isn't an isolated trend; it seems to be a broad cultural response that speaks to enough people to keep it floating. The shows this fall are not clones of each other: They're written by men and by women; they're geared toward teens and adults; they're comedies and dramas and dramedies. And they all seem to be expressing an anxiety about what on earth is going to happen to American men now that their women are not simply competing at work, sex, friendship, money and politics, but sometimes winning.

Among the degradations about to be heaped on television's men? There are guys whose wives cheat on them, whose girlfriends get promoted over them, whose mates make more money than they do; guys who get left out of baby-making, who date women with penises and at least one who gets anally raped by a monkey.


Dieser Artikel ist nicht nur englisch, er ist auch lang, wird bei jedem Seitenwechsel von Reklame unterbrochen und bezieht sich teils auf amerikanische Sendungen, die ich selbst nicht kenne. Lest ihn also bitte auf eigene Verantwortung. :-) Ich habe ihn hier verlinkt, weil er ein bemerkenswertes kutlturelles Phänomen anspricht, von dem wir auch hierzulande betroffen sind.

Labels: , ,

Donnerstag, Juli 05, 2007

"An keiner der männlichen Figuren lässt er auch nur ein gutes Haar.“

Filme mit dem Motto „Starke Frauen, doofe Männer“ erlebten ihre Blütezeit in den neunziger Jahren mit Klassikern wie „Thelma & Louise“, „Club der Teufelinnen“, „Grüne Tomaten“ und vielen anderen mehr. Völlig ausgestorben sind sie aber offenbar noch nicht. Filmstarts.de rezensiert einen Untoten dieses Genres, den Streifen “Schwedisch für Anfänger”:

Wenn eine Single-Mutter über vierzig in eine Disco geht, einen über den Durst trinkt und mal so richtig die Sau rauslässt, gilt sie nach heutigen Maßstäben bestenfalls als peinlich. Wenn ein Mann im gleichen Alter hingegen eine Teenagerin schwängert, wird er dafür von seinen Geschlechtsgenossen mit unverhohlener Bewunderung geehrt. Ein verqueres Gesellschaftsbild, das es – auch durchaus im Kino! – auf jeden Fall anzuprangern und aufzubrechen gilt. Ob man dies jedoch in Form einer Anti-Männer-Powerfrauen-Komödie, wie sie uns nun mit Colin Nutleys schwedischem „Heartbreak Hotel“ vorgesetzt wird, tun muss, ist dann schon eine andere Frage, auf die wohl nur die weiblichen 51 Prozent der Weltbevölkerung mit „Ja“ antworten würden.


Hier geht es weiter.

Labels:

kostenloser Counter