Montag, Mai 15, 2023

Vorwürfe gegen Julian Reichelt ohne Grundlage – "Reschke Fernsehen" wird zum "Trümmerfeld"

1. Der SPD-Politiker Mattias Brodkorb beschäftigt sich in einem zweiteiligen Beitrag für das politische Monatsmagazin CICERO (Bezahlschranke) mit den Vorwürfen sexueller Übergriffe gegen Julian Reichelt:

Ein juristischer Teilerfolg des ehemaligen Bild-Chefs Julian Reichelt offenbart exemplarisch den oft fragwürdigen bis rechtswidrigen Umgang vieler Medien mit Vorwürfen gegen ihn. Die ihm zugeschriebene Rolle als alleiniger Bösewicht entpuppt sich derweil zunehmend als unhaltbar.


Ein Auszug aus dem ersten der beiden Artikel:

Julian Reichelt, ehemaliger Chefredakteur der Bild-Zeitung, hat unlängst gegen die Sendung Reschke Fernsehen einstweilige Verfügungen erwirkt. Das NDR-Magazin darf zahlreiche Äußerungen der Ausgabe vom 16. Februar mit dem Titel "Julian Reichelt und die Frauen: ,Bumsen, belügen, wegwerfen‘" nicht mehr verbreiten. Der Sender löschte den Beitrag daraufhin aus der Mediathek. Mittlerweile ist er mit starken Bearbeitungen wieder abrufbar. Der Vorgang offenbart exemplarisch den fragwürdigen und stellenweise rechtswidrigen Umgang großer und sehr großer Medien mit dem Fall Reichelt und seinem Ex-Arbeitgeber, dem Axel-Springer-Verlag – national und international. Cicero-Recherchen zeigen jetzt, wie gefährlich es ist, wenn sich investigativ tätige Journalisten letztlich auf eine einzige wirklich konkrete Quelle stützen, die sich später dann aber als nicht haltbar erweist – wie hier geschehen.


Bekanntlich hatte Magazin Anja Reschkes, deren Buch nicht ohne Grund den Titel "Haltung zeigen" statt "Objektiv recherchieren!" lautet, auch gegen die männerpolitische NGO Manndat mit Falschbehauptungen geholzt. Inzwischen darf man sich fragen, ob in ihrem Team journalistische Arbeit tatsächlich so aussieht:

* "Da behauptet irgendjemand was Böses über Julian Reichelt. Den kann ich eh nicht leiden, also übernehmen wir das ungeprüft. Haltung ist so viel wichtiger als objektive, gründliche Recherche!"

* "Da behauptet irgendjemand was Böses über Männerrechlter und den Verein MANNdat. Leute, die sich für Männer statt für Frauen einsetzen, kann ich eh nicht leiden, also übernehmen wir das ungeprüft. Haltung ist so viel wichtiger als objektive, gründliche Recherche!"

Nachdem Mathias Brodkorbs Einzelheiten der Vorwürfe gegen Reichel und ihre (fehlende) Stichhaltigkeit darlegt, gelangt er zu dem Fazit:

Neuerdings tauchen jedoch immer mehr Zweifel an der Reichelt international zugedachten Rolle als alleiniger Bösewicht auf. Bereits mit seiner dritten Folge erlitt nun der Norddeutsche Rundfunk mit "Reschke Fernsehen" spektakulär Schiffbruch. Womit wiederum die von einigen Medien seit zwei Jahren betriebene öffentliche Zerlegung des ehemaligen Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt auch wegen Reschke Fernsehen nicht mehr zu überzeugen vermag.

Reichelt wird durch gravierende Fehler konkurrierender Medien charakterlich oder als Führungspersönlichkeit keinen Deut besser oder gar sympathischer. Sein Rauswurf aus dem Axel-Springer-Verlag vor eineinhalb Jahren ist nach Lage der Dinge unverändert nachvollziehbar. Zwei zentrale Annahmen seiner Gegner, auf die sich ihre weitere Vorgehensweise stützte, sind ungeachtet dessen schlicht nicht länger haltbar, will etwa NDR-Intendant Joachim Knuth nicht ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro riskieren oder ersatzweise ein halbes Jahr hinter Gitter wandern.

These 1: Sobald eine Frau auch nur in die Nähe dieses Mannes kam oder heute noch kommt, ist Er quasi naturgesetzlich der Täter und Sie das arme, willenlose Opfer.

These 2: Julian Reichelt ist beruflich und privat ein derart verkommenes Subjekt, dass es auf den Wahrheitsgehalt einzelner Behauptungen gar nicht mehr ankommt. Tenor: Egal, was wir schreiben und senden, es trifft schon den Richtigen.

Das war und ist ein Irrtum. MeToo eignet sich eben nicht als Universalwaffe gegen jeden, der einem politisch und publizistisch und erst recht als Mensch nicht in den Kram passt und deshalb aus dem Weg geräumt werden soll.

(…) Ihren Beschluss gegen den NDR erließen die drei Richter am 25. April zwar – wie üblich – ohne mündliche Verhandlung. Vorangegangen war jedoch ein doppelter Austausch von Schriftsätzen. Der Sender hatte ausführlich Gelegenheit, seine Behauptungen mit Beweisen zu untermauern oder wenigstens hinreichend glaubhaft zu machen. Das ist ihm – anders als von der NDR-Pressestelle anschließend in Umdeutung der Entscheidung behauptet – in wesentlichen Punkten nicht gelungen.

Entsprechend zerzaust sieht die überarbeitete (und – so hofft die Redaktion – nur "vorläufige") Neufassung der Sendung aus, wie sie seit drei Tagen in der Mediathek als Trotzreaktion des Senders zu bestaunen ist, nachdem der ursprüngliche Beitrag notgedrungen komplett offline genommen worden war: ein Trümmerfeld aus Piep-Tönen und Schwärzungen.


Ich würde mich mit den Zwangsgebühren für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk ja sogar noch abfinden, wenn wir dort wenigstens wieder Journalisten statt einer Propagandastaffel bekommen würden.

Weiter heißt es im ersten von Brodkorbs beiden Artikeln:

"Der Kern unserer Berichterstattung ist nicht betroffen", behauptet der NDR dessen ungeachtet. Der Wortlaut der Einstweiligen Verfügung besagt anderes. Danach hat das Gericht, wie Reichelts Anwalt ausführt, elf Passagen "und damit wesentliche Teile der Berichterstattung untersagt, weil diese in unzulässiger Weise Julian Reichelt in seinem allgemeinen Persönlichkeitsrecht verletzen".

(…) Kommentar von Reichelts Rechtsanwalt Ben Irle: "Nahezu alle faktischen Schilderungen in der Klage der Hauptbelastungszeugin können in vergleichbarer Weise widerlegt und als verleumderische Erfindungen enttarnt werden. Tatsächlich beginnt die Kommunikation nicht spät abends, sondern bereits mittags. Und es ist nicht Reichelt, der etwas anweist oder befiehlt, sondern die Klägerin, die nach einem Treffen fragt. Axel Springer waren all diese Belege bekannt, als man sich mit der Hauptbelastungszeugin auf eine hohe Geldzahlung einigte."

Insgesamt hat Reichelts Anwalt also recht, wenn er argumentiert, dem NDR seien wesentliche Vorwürfe aus der Hand geschlagen worden, insbesondere jene, "die angeblichen Machtmissbrauch des Julian Reichelt beschreiben, darunter auch der zentrale und schwerwiegendste aller Vorwürfe, nämlich des ‚Sex on Demand‘, wonach Julian Reichelt eine Mitarbeiterin um 2 Uhr morgens per Textnachricht aufgefordert haben soll, sofort in sein Hotelzimmer zu kommen, wo es dann zum schnellen Sex gekommen sei".

(…) Auffällig, aber nicht überraschend sei der Umstand, so Irle weiter, dass der NDR keine eidesstattliche Versicherung dieser vermeintlich Betroffenen zur Glaubhaftmachung deren Angaben vorgelegt habe. Reichelts Anwalt glaubt auch, den Grund zu kennen: "Die Vorlage einer falschen eidesstattlichen Versicherung wäre strafbar."

Auch weitere Behauptungen – Bedrängen und Umwerben mit Komplimenten von Mitarbeitern, Drogenkonsum am Arbeitsplatz oder die Einstellung von Mitarbeitern aus rein privatem Interesse – habe das Hamburger Landgericht als rechtswidrig untersagt. Der Sender habe, so Irle, gewusst, dass die Darstellungen der Hauptbelastungszeugin "frei erfunden waren".


Der deutsche Feminismus hat damit immer noch nicht seinen Vorzeige-MeToo-Fall gefunden, nachdem die Vorwürfe gegen den Regisseur Dieter Wedel wegen dessen Tod nie geklärt werden konnten und bei Luke Mockridge die Staatswanwaltschaft keinerlei Grund sah, Ermittlungen aufzunehmen. Allein Til Schweiger ist als Möglichkeit übrig geblieben, ein Exempel zu statuieren. Dessen Anwältin hat die Vorwürfe bereits zurückgewiesen; man darf auf die weitere Entwicklung gespannt sein.

Im zweiten Artikel Bordkorbs zu diesem Thema (ebenfalls Bezahlschranke), wird nachgezeichnet, welche anderen Medien sich mit dem Fall Reichelt verhoben haben dürften. Der Beitrag schließt mit folgender Passage:

Nach Darstellung des Branchendienstes kress wird in der Konzernzentrale RTL neuerdings diskutiert, ob der Spiegel den stern-Preis 2022 für seine "Reichelt-Enthüllung" zurückgeben müsse. (…) Reichelt hatte die Jury bereits damals – vor der Entscheidung – vor einer Auszeichnung gewarnt. Der Branchendienst kress zitiert die stern-Mutter RTL Deutschland nun wie folgt: "Der stern-Beirat beobachtet und prüft das." Und: "Die Geschichte entwickele sich – man wolle nicht zu vorschnellen Urteilen kommen." Auch andere Medien sind bereits vorsichtiger geworden, fast verunsichert, weil ein schlichtes Schwarz-Weiß-Bild partout nicht mehr funktioniert. Hätten sie alle mal lieber auf Bettina Gaus gehört, die in einem ihrer letzten Texte ("Die Entmündigung der Frau") vor ihrem Tod im Oktober 2021 vor genau dieser einfältigen und einseitigen Herangehensweise in der Causa Reichelt gewarnt hatte:

"Inzwischen entsteht der Eindruck, Frauen seien stets und grundsätzlich die Opfer in Beziehungen mit männlichen Vorgesetzten – auch dann, wenn sie selbst eine solche Beziehung wünschten. Hinter einer solchen Sicht steckt ein Weltbild, in dem Frauen nicht imstande sind, selbstbestimmt die Entscheidung darüber zu treffen, mit wem sie ins Bett gehen wollen. Das ist eine besonders perfide Art der Diskriminierung, weil sie sich als Fürsorge tarnt."


In einer Frau-Mann-Kontroverse automatisch der Frau zu glauben stellt aber natürlich zuallererst eine Diskriminierung von Männern dar.



2. Unter der Überschrift "Wenn Eltern streiten: Wechselmodell ist trotzdem möglich" kommentiert der "Merkur" ein aktuelles Gerichtsurteil.



3. Wenn Frauen generell die besseren Menschen sind, dann sind sie – so titelt die FAZ – natürlich auch die besseren Singles (Bezahlschranke).



Es folgen einige Meldungen aus der Reihe "Einzelne Fälle sind oft anschaulicher als jede Statistik".



4. Eine 55 Jahre alte Frau aus Nordrhein-Westfalen soll versucht haben, ihre beiden sieben Jahre alten Kinder und sich selbst zu töten. Das Amtsgericht Stadthagen erließ gegen die Frau Haftbefehl wegen versuchten Mordes. Hintergrund sollen Streitigkeiten um das Sorgerecht sein.



5. In England hielt eine Frau ihren hochbegabten, aber behinderten Mann als Sklaven, um eine Affäre mit seinem Pfleger zu haben.



6. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mann schrieb eine Frau aus Utah ein Kinderbuch über Trauer. Nun stellt sich heraus: Die 39-Jährige war wohl selbst die Mörderin. Den Angehörige zufolge war das Opfer mit seiner Ehefrau zusammengeblieben, um die drei Kinder vor ihr zu schützen.



7. Die Post. Durch die Genderama-Meldung "Studie widerlegt These von Diskriminierung: Studentinnen wollen statt Karriere lieber erfolgreichen Mann" fühlt sich einer meiner Leser an diesen Moment einer WDR-Talkrunde vor 13 Jahren erinnert, als der damalige MANNdat-Vorsitzende Dr. Eugen Maus seinem Gesprächspartner Thomas Gesterkamp die Sachlage erklärte.



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