Samstag, Februar 18, 2023

Schwule stemmen sich gegen Genderpolitik der Bundesregierung

1. In einem Gastartikel für das Magazin CICERO schildert Florian Greller, Gründer des Vereins Just Gay, der sich für die Interessen schwuler Männer einsetzt, warum er die Queer-Politik der Bundesregierung kritisch sieht:

"Florian, aus dem Regenbogen entwickelt sich eine neue Bewegung, die sich Gender nennt, und in ein paar Jahren wird sich diese durchsetzen und für eine Menge Streit sorgen", sagte mir einmal eine Kollegin, mit der ich ehrenamtlich tätig war. Es war mein erster Berührungspunkt mit einer Debatte, die Jahre später völlig eskalieren sollte.

Nun sitze ich vor meinem Smartphone und stelle fest, dass mich schon wieder ein Shitstorm auf Twitter ereilt. Diesmal richtet er sich nicht gegen einen geplanten Vortrag, sondern ist eine Reaktion auf die Bekanntgabe unserer neuen Organisation, die sich für die Rechte von schwulen Männern auf der Grundlage des biologischen Geschlechts einsetzt. Ich lese "Hurensohn" und andere Beleidigungen – und nicht wenige User verkünden, dass wir nicht in ihrem Namen sprechen würden. Ich wundere mich: Welche Organisation spricht für alle? Ich und die Männer von Just Gay können und wollen das gar nicht.

Immer mehr Twitter-Nutzer werden auf Just Gay aufmerksam. Drei Stunden später ist unser Account wegen angeblicher Verbreitung von "Hass" in Deutschland gesperrt. In allen anderen Ländern ist er weiterhin sichtbar. Nutzer aus den USA fragen sich bereits, ob Deutschland homophob sei. Die Nachricht über die Twitter-Sperrung verbreitet sich wie ein Lauffeuer und viele Menschen schreiben ihren Unmut darüber nieder, dass es sich beim Vorwurf gegen uns um eine Lüge handelt und nichts Böswilliges verbreitet wurde; schon gar nicht "Hass".


Der Artikel gerät etwas weitschweifig, bevor Greller auf den Punkt kommt, warum er die aktuelle Genderpolitik als problematisch erachtet:

Der Vorwurf von schwulen Männern, freilich nicht von allen, lautet, dass durch queere Politik die Türe aufgestoßen worden ist für alle und wir damit unsere Schutzräume und unsere Infrastruktur verlieren. Diese sind aber auch heute noch sehr wichtig und müssen erhalten bleiben.

In den sozialen Medien wird geblockt, gemeldet, gesperrt, gestritten – und nicht wenige gestehen sich ein, dass es so nicht weitergehen kann. Kern des Streits ist die Neudefinition von Geschlecht und die damit einhergehende Umdefinierung von Homosexualität. Das Geschlecht des Mannes ist laut Ansicht der Genderbefürworter eine Identität, vollkommen unabhängig vom biologischen Geschlecht. Es zählt ausschließlich die Selbstidentifikation oder Selbstwahrnehmung (Gender). Sex wird durch Gender ersetzt. Und es wird erwartet, dass das andere – wie ich – einfach so akzeptieren.

Ich und wir schwule Männer von Just Gay befürworten diese Definition aber nicht. Ich bin tolerant gegenüber den Vertretern von Gender und respektiere ihre Perspektive auf die Welt. Ich erwarte aber gleichzeitig Toleranz gegenüber meiner Definition von Homosexualität, die folgendermaßen lautet: schwuler Mann = homosexuell = "same sex attracted". Das bedeutet, ein schwuler Mann ist eine erwachsene Person männlichen Geschlechts, gleichgeschlechtlich liebend und begehrend. Grundlage hierfür ist das biologische Geschlecht (Sex) des Mannes sowie die angeborene sexuelle Orientierung; seine Homosexualität.

Nun kommt ein weiteres Problem hinzu. Gender wird mir und anderen aufgezwungen. Seit Monaten ist zu lesen, dass das Geschlecht bei der Geburt "zugewiesen" wurde. Ich soll CIS sein, eine gesellschaftliche Rolle, ein soziales Konstrukt. Homosexualität sei eine sexuelle Identität und Schwulsein nur ein Gefühl, heißt es.

Weiteres Problem und eine Ursache dafür, dass sich schwule Männer vom Regenbogen distanzieren, ist die "Rolle" queerer Vereine, Organisationen, Medien und Individuen. Diese haben sich dem Thema der Genderidentität verschrieben und sind wesentlich an der Umsetzung beteiligt. Das wäre an sich noch nicht das Problem. Das Problem ist aber die Art und Weise, geprägt von Vehemenz und Ausschließlichkeit. Es soll der Grundsatz gelten, Gender not Sex, und alle haben das so zu akzeptieren und widerspruchslos hinzunehmen.

In der Konsequenz ergibt sich etwa die Situation, dass heterosexuelle Frauen sich selbst als schwuler Mann identifizieren können. Von uns wird darüber hinaus verlangt, dass wir die Selbstidentität als unsere Realität anerkennen. Ich sage: Nein. Das ist Homophobie. Zusätzlich erleben wir die Entwicklung, dass durch das Label "Queer" Schutzräume obsolet werden, weil sich jede und jeder durch die Selbstidentität Zugang zu ihnen verschaffen kann.

Kurzum: Queere Organisationen verfolgen eine Politik zur Durchsetzung von Gender als Geschlechtsdefinition. Diese ist aber nicht unsere Definition von Geschlecht, und wir erkennen diese für uns persönlich auch nicht an. Dies wird aber nicht respektiert. Es wird der Versuch unternommen, dies als allgemeingültig zu erklären. Wer dem nicht folgt, der muss mit Verunglimpfung, Ausgrenzung und Beleidigungen rechnen. Über Konsequenzen und Risiken wird konsequent geschwiegen und nicht geschrieben. Eine offene Debatte wird nicht zugelassen. Es wird erwartet, dass alle widerstandslos der queeren Agenda folgen. So funktioniert das aber nicht. Zumal ich und auch viele andere immer betonen, dass wir Teil des Regenbogens sind – aber eben mit eigenen Bedürfnissen und Ansichten. Ich und andere finden sich gerade in einem toxischen Umfeld wieder. Sprechverbote und Selbstzensur prägen das Bild. Und nur wenige schaffen es, ihre kritischen Ansichten zu offenbaren und Gesicht zu zeigen.


Willkommen in der Welt der Männerbewegung.



2. Am Donnerstag hatte das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass Arbeitgeber Verdienstunterschiede von Frauen und Männern nicht mehr mit ihrem unterschiedlichen Verhandlungsgeschick begründen können. Gibt der Arbeitgeber höheren Lohnforderungen eines Mannes nach, muss er den gleichen Lohn auch einer gleich qualifizierten Kollegin bezahlen. Das Urteil sorgt für Unmut bei den Arbeitgebern:

"Die Entscheidung ist ein scharfer Eingriff in die Verhandlungsfreiheit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern und offenbart die Absurdität des Entgelttransparenzgesetzes", erklärte der Präsident der Familienunternehmer, Reinhold von Eben-Worlée. Damit seien selbst unterschiedliche Gehaltsforderungen beim Einstieg oder das Verhandlungsgeschick von Arbeitnehmern keine zulässigen Kriterien für eine leistungsbezogene Entlohnung mehr, kritisierten die Familienunternehmer. "Den Arbeitgebern wird damit das Recht genommen, Verträge frei auszugestalten." Mit dem Urteil würden Unternehmer unter Generalverdacht gestellt, "dass sie vorsätzlich diskriminieren würden". Dabei fuße die Vertragsfreiheit auf den "Grundwerten unseres Wirtschaftssystems wie Wettbewerb, Leistungsfähigkeit und Eigenverantwortung". Diese Werte würden nun in Gehaltsverhandlungen "wertlos".




3. "Die Debatten um MeToo und unangemessenes Flirten drehen sich ausschließlich um die Bedürfnisse junger Frauen", beanstandet Nathalie Weidenfeld in der "Welt". Und bevor jemand auf die Idee kommt, man könne auch mal über die Bedürfnisse von Männern sprechen, fährt sie fort mit: "Was sich die älteren Frauen wünschen, spielt keine Rolle."

In dem Artikel heißt es weiter:

Auf die Anklage der jungen Autorin Ananda Klaar, Jahrgang 2003, "Nehmt uns endlich ernst" (so das gleichnamige Buch aus dem Jahr 2022), möchte ich daher antworten: Aber das tun wir doch die ganze Zeit! Sogar zu sehr, möchte ich hinzufügen. In einer Zeit, in der junge und alte Männer sich oft nicht mehr trauen, Frauen anzusehen, anzuflirten oder ihnen sei es auch noch so belanglose Komplimente zu machen, sinkt die Prozentzahl der Männer, die vielleicht auch mal älteren Frauen wie mir Komplimente machen würden, drastisch, vielleicht sogar gegen null. Um es mal platt zu formulieren: In einer Kultur, in der die Aufmerksamkeit den Frauen gegenüber problematisiert – um nicht zu sagen pathologisiert – wird, leiden vor allem die älteren Frauen.




4. Frauenministerin Lisa Paus (Grüne) hat ein "Bündnis gemeinsam gegen Sexismus" gegründet und führt dazu aus: "Viele Menschen, meistens Frauen, erfahren Tag für Tag wegen ihres Geschlechts Belästigung oder Zurücksetzung - auf der Straße, in der Freizeit, aber auch am Arbeitsplatz." Das Bündnis soll Paus zufolge übergriffige Anmache auf der Straße, anzügliche Witze sowie klischeehafte oder sexistische Werbung beenden.



5. Die Grünen in Bayern starten einen neuen Vorstoß, mit einer Änderung des Wahlrechts und der Bayerischen Verfassung den Frauenanteil im bayerischen Landtag auf 50 Prozent zu steigern. Darüber berichtet n-tv:

Sowohl Direkt- als auch Listenmandate sollen demnach jeweils zur Hälfte an Frauen und Männer vergeben werden. Zudem wollen die Grünen in der Bayerischen Verfassung verankern, dass die Hälfte der Kabinettsmitglieder weiblich sein muss. Den entsprechenden Gesetzentwurf stellte die Fraktion am Freitag in München vor - samt Rechtsgutachten: Die neue Zuteilungsregelung sei "ohne Frage verfassungskonform" und würde jeder Überprüfung standhalten, sagte die Juristin Silke Laskowski. (…) Die frauenpolitische Sprecherin Eva Lettenbauer forderte, man müsse den über sechs Millionen Frauen in Bayern die Hälfte der Macht zusichern.

Konkret schlagen die Grünen vor, dass zwei bestehende Stimmkreise zu einem zusammengefasst werden - statt 91 würde es am Ende noch 44 Stimmkreise geben. Je neuem, größerem Stimmkreis soll dann ein "Stimmkreis-Duo" direkt in den Landtag gewählt werden, bestehend aus einer Frau und einem Mann - die nicht zwingend derselben Partei angehören müssen. Die Listenmandate sollen anschließend abwechselnd auf Frauen und Männer verteilt werden. Die Sitze sollen also abwechselnd an die Kandidatin mit den meisten Stimmen und dann an den Kandidaten mit den meisten Stimmen vergeben werden, und so weiter.

Das würde bedeuten, dass jede Wählerin und jeder Wähler künftig drei Stimmen hätte: eine für eine weibliche Stimmkreiskandidatin, eine für einen männlichen Kandidaten - und wie bisher eine Zweitstimme.

Die Rechtsprofessorin Laskowski, die auch Mitglied der Wahlrechtskommission des Bundestags ist, hält die Vorschläge allesamt für verfassungskonform. Eine paritätische Änderung des bayerischen Wahlrechts sei im Rahmen der geltenden Bayerischen Verfassung und des Grundgesetzes "in verfassungskonformer, grundgesetzkonformer Weise möglich und zudem geboten", heißt es in ihrem Gutachten. Eine Änderung der Bayerischen Verfassung wäre laut Laskowski nicht einmal zwingend notwendig, "sie könnte aber zur Klarstellung beitragen". Das streben die Grünen auch an - auch wenn die Hürden höher sind: Für eine Verfassungsänderung wäre - nach einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag - die Zustimmung der Bevölkerung per Volksentscheid nötig.

Der neue Grünen-Vorschlag ist laut Laskowski nicht vergleichbar mit einstigen Regelungen wie in Thüringen oder Brandenburg, die inzwischen von den dortigen Verfassungsgerichten gekippt wurden. Beide Gesetze enthielten Regelungen, die die Parteien zu paritätisch besetzten Wahlvorschlagslisten verpflichteten. Die bayerischen Grünen wollen nun die Sitzzuteilung nach der Wahl ändern.

Staatskanzleichef Florian Herrmann nannte diesen neuen Vorschlag "verfassungswidrigen Unsinn". "Den Grünen gehen offenbar die Ideen aus, wenn sie jetzt schon an der Verfassung herumdoktern wollen mit einem Konzept, das unser hochdemokratisches bayerisches Landtagswahlrecht aushöhlt und die Bürgerbeteiligung einschränkt", sagte der CSU-Politiker. "In einer Demokratie müssen Wahlen allgemein, unmittelbar, gleich, frei, geheim - und für alle klar und verständlich sein. Das sollten auch die Grünen wissen."




6. Im Berliner Tagesspiegel (Bezahlschranke) überlegt Julius Betschka, dass Lisa Paus mit der von ihr geförderten Meldestelle Antifeminismus bei ihrem Kabinettskollegen Christian Lindner anfangen könne. Der habe 2018 nämlich erklärt, dass die FDP die Partei für Frauen sei, die sich von jeder Genderideologie freimachen wollen. Betschka schreibt weiter: "Als Person des öffentlichen Lebens könnte Lindner namentlich gemeldet werden. Klingt absurd? Liegt vielleicht am Grundgedanken."



7. Männer lassen sich sexuelle Belästigung nicht mehr gefallen: Der Rapper Busta Rhymes warf ein Getränk nach einer Frau, die ihm an den Hintern fasste.



8. Der portugiesische Fußballer Cristiano Ronaldo hat am Dienstag über 300.000 Dollar an Anwaltskosten zurückerstattet bekommen, die er für seine Verteidigung in einem Prozess aufgewendet hat, in dem ihm vorgeworfen wurde, in einem Hotelzimmer in Las Vegas eine Frau vergewaltigt zu haben. Ronaldo hatte zuvor die Beschuldigung zurückgewiesen und behauptet, es sei eine einvernehmliche sexuelle Begegnung gewesen. Die Klage wurde rechtskräftig abgewiesen.



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