Donnerstag, September 23, 2021

"Alles Männliche wird heute verteufelt: Das Leiden der Männer" – News vom 22. September 2021

1.
Es ist ein Tabu-Thema: Männer, die sich aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt fühlen.

Kaum einer traut sich, darüber zu sprechen. Zu gross ist die Angst, falsch verstanden zu werden. In der Sendung "Rundschau" wagen mehrere Männer den Schritt. Zwar teilen sie die Anliegen der Frauenbewegung im Grundsatz. Doch es sei an der Zeit, über die Schattenseiten zu reden – das Leiden der Männer.


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2. Während einerseits "alles Männliche verteufelt" wird, ist das Bestreben vieler Frauen danach, Männer zu imitieren und sich ihnen möglichst stark anzuähneln, ungebrochen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Debatte, ob der nächste Indiana Jones oder der nächste James Bond eine Frau sein solle. Letzteres lehnt der Bond-Darsteller Daniel Craig ab:

Der Schauspieler spricht sich dagegen aus, die Bond-Rolle mit einer Frau oder einem nicht-weißen Mann zu besetzen, nur um diesen im Kino lange unterrepräsentierten Gruppen große Rollen zu geben. Sein Gegenvorschlag: "Es sollte einfach bessere Rollen für Frauen und farbige Darsteller geben". Und weiter: "Warum sollte eine Frau James Bond spielen, wenn es eine Rolle für Frauen gäbe, die genauso gut wäre?"


Ich stimme Craig hierin zu. Beispielsweise gibt es die Romanfigur Modesty Blaise von dem Autor die 1963 vom englischen Autor Peter O’Donnell geschaffen wurde und dessen Storys problemlos mit den Bond-Geschichten mithalten können. Als ich 16 war, hatte ich selbst zum Beispiel sämtliche Modesty-Blaise-Romane verschlungen, während ich mich für Ian Flemings Bond-Bücher kaum begeistern konnte. Es gibt keinen Grund, warum man aus Modesty Blaise heute keine erfolgreiche Action-Film-Heldin machen könnte. Das starke feministische Bestreben danach, ausgerechnet jene Männer nachzuahmen, die man sonst durch den Schmutz zieht, ist psychologisch nicht uninteressant. Hier drängt sich der starke Verdacht auf, dass hinter vielen dieser Attacken nichts anderes als blanker Neid steht.



3. Vor ein paar Monaten fegte eine alarmierende Schlagzeile durch unsere Leitmedien: "Politikerinnen besonders oft Ziel von Hass" meldete beispielsweise die Tagesschau und berichtete von einer "Report-München"-Umfrage unter allen weiblichen Bundestagsabgeordneten, die zu schockierenden Ergebnissen gelangt sei. Mit "Der Hass auf Frauen, die Politik machen, ist viel schlimmer geworden" zitierte der Berliner "Tagesspiegel" Bundesjustizministerin Lambrecht.

Jeder allerdings, dem durch unsere Leitmedien allerdings kein sexistischer Blick antrainiert worden war, der fragte sich: Warum wird hier nur der Hass auf weibliche Politiker erforscht und skandalisiert und männliche Zielscheiben von Beschimpfungen außen vor gelassen?

Seit vorgestern liegt nun eine Studie der NGO Hateaid vor, die Online-Angriffe auf Politiker beiden Geschlechts ausgewertet hat, also Beschimpfungen wie "Idiot", "Schlampe", "Faschist", "Abschaum", "Hurensohn" und andere Freundlichkeiten in männlicher wie weiblicher Form (wobei es mir schwer fällt, eine gegenderte Variante zu "Abschaum" und "Hurensohn" zu finden). Das Ergebnis der Untersuchung ist nicht überraschend:

Der Trend aus dem ersten HateAid Report aus dem August hält an: Über den CDU-Spitzenkandidaten [Armin Laschet] wurde auf Twitter in den letzten Wochen am meisten gesprochen: Er wurde binnen eines Monats nicht nur 662.540-mal in Tweets erwähnt, sondern mit 27.476 entsprechenden Kommentaren auch am häufigsten im Zusammenhang mit potenziell beleidigender und verletzender Sprache genannt.

Olaf Scholz (SPD) wurde in 6.690, Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) in 5.524 Tweets im Kontext mit potenziell beleidigender und verletzender Sprache genannt. Zu Christian Lindner (FDP) gab es binnen eines Monats 1.599 solcher Kommentare, zu Janine Wissler (Die Linke) 283. Alice Weidel (AfD) wurde 684-mal im Kontext von potenziell beleidigender und verletzender Sprache erwähnt. Die inhaltliche Analyse dieser Tweets zeigt allerdings, dass ein signifikanter Teil der Kommentare Weidel zwar erwähnt, aber andere Personen angreift. Ein Beispiel: In Tweets, in denen Annalena Baerbock mit potenziell beleidigender oder verletzender Sprache angegriffen wurde, wurde Alice Weidel zwar ebenfalls erwähnt – allerdings als positives Gegenbeispiel.


Die Schlagzeile "Frauen besonders betroffen" lässt sich also auch in diesem Bereich nur halten, wenn man männliche Opfer von Anfang an ignoriert. So wie in vielen anderen Fällen machen unsere Leitmedien ein Problem, das geschlechtsunabhängig auftritt und das man entsprechend angehen sollte, ein Frauenproblem. Selbst in einem Spiegel-Online-Artikel, der über die Erkenntnisse der Hateaid-Studie berichtet, heißt es unverdrossen:

Eine von denjenigen, die sich wegen Hasskommentaren an Hateaid gewandt hat, ist Laura Dornheim. Sie will für die Grünen als Kandidatin in Berlin-Lichtenberg in den Bundestag einziehen.(…) . "Gerade in diesem Wahlkampf haben die sexistischen und misogynen Beleidigungen noch einmal zugenommen", sagt Dornheim, die sich bereits seit mehreren Jahren offen im Netz gegen Sexismus und für Frauenrechte engagiert.


Ein Engagement gegen die nach dieser unausgegorenen Logik "misandrischen" ("männerfeindlichen") Angriffe auf Laschet, Scholz und Lindner wird in diesem Artikel nicht erwähnt.

Gerade gestern wurde es auf Twitter übrigens besonders wild: Karl Lauterbach bezeichnete Hans-Georg Maaßen als "Nazi", Wolfgang Kubicki berichtete, in seiner Stammkneipe werde Lauterbach als "Spacken" betitelt (er selbst halte viel von Lauterbach und trete solchen Beschimpfungen entgegen), woraufhin sich halb Twitter über Kubicki ereiferte und der FDP-Politiker beispielsweise als "Protofaschist" beleidigt wurde. Weibliche Opfer bei dieser Massenkeilerei: keine.



4. Der Berliner Verdienstorden wird künftig streng nach Quote vergeben: "Bei mindestens der Hälfte der Auszuzeichnenden soll es sich um Frauen handeln." ("Mindestens"!) Diese vom rot-rot-grün geführten Berliner Senat eingeführte Regelung war dringend notwendig geworden: In den vergangenen Jahren hatte man 27 Frauen und 30 Männer mit dem Orden ausgezeichnet.



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu der gestern veröffentlichten Genderama-Meldung über das Männerhaus in Bern:

Danke für die Veröffentlichung des Artikels in Genderama. Deine Bemerkung, dass es in der Schweiz etwas besser laufe teile ich jedoch nicht. Das Männerhaus ist eine absolute Ausnahme. Aktuelles und persönliches Beispiel: Wir suchten kürzlich einen neuen Mitarbeiter (m/w/d). Die Personalabteilung teilte mir mit, dass wir einer Frau eine Festanstellung geben dürfen, einem Mann aber nur einen befristeten Vertrag. Begründung der Mitarbeierin (w): "Bei uns arbeiten zu wenige Frauen, wir brauchen unbedingt mehr". Bei dieser Firma handelt es sich um einen sogenannten bundesnahen Betrieb. Als bundesnahnah gelten Firmen, bei welchen der Bund die Aktienmehrheit hält (z.B. Post, Telekom, Bahn).




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