Samstag, Oktober 17, 2020

Häusliche Gewalt: Sia unterstützt Johnny Depp – News vom 17. Oktober 2020

1. Die Popsängerin Sia hat auf Twitter ihre Solidarität zu dem Schauspieler Johnny Depp erklärt. Depp befindet sich in einem Scheidungskrieg mit dem Model Amber Heart und wirft ihr häusliche Gewalt gegen ihn vor. Sia erklärt, nach dem Anhören "der Bänder" (gemeint sind offenkundig die Aufnahmen, in der Amber Heard ihre Gewalthandlungen zugibt), sei es klar, dass Depp das Opfer in dieser Auseinandersetzung sei. Sias Tweet hat bis jetzt über zwölftausend Mal Zustimmung erhalten, manche Kommentare hingegen zeigen Entrüstung bis hin zu "delete Sia" und "rip Sia". Der Tweet der Sängerin wird in zahlreichen deutschen und englischen Presseartikeln aufgegriffen.



2. Die Spitze der Bundesagentur für Arbeit hat eine Frauenquote von 100 Prozent erreicht.



3. Einer aktuellen Umfrage zufolge fordern Frauen beim Berufseinstieg deutlich weniger Geld als Männer:

Junge Top-Talente erwarten beim Berufseinstieg durchschnittlich ein Gehalt von 55.800 Euro. Doch der Unterschied zwischen Frauen und Männern ist riesig: Während die besten Studentinnen nur 50.300 Euro verlangen, sind es bei ihren männlichen Kommilitonen 61.800 Euro — also 11.500 Euro oder rund 23 Prozent mehr. (…) Für ein höheres Gehalt würden Männer 46,5 Stunden pro Woche arbeiten, Frauen 43 Stunden. (…) Ein attraktives Gehalt liegt allerdings nur auf Platz acht der Wünsche an den Arbeitgeber. Am wichtigsten waren den Befragten herausfordernde Aufgaben, gefolgt von einem guten Ruf des Unternehmens und guten Chancen der Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt.




4. Auf Twitter trenden gerade die feministischen Hashtags #ichwill und #jetztreichts. Christian Schmidt kommentiert und fragt: Reicht das Wollen oder sollte man nicht auch etwas dafür machen?



5. "Die Welt" kommentiert den peinlichen Hickhack um das Vorlegen eines Gesetzesvorschlags in durchgehend weiblicher Form: "Die ärgerlichen Schaukämpfe der Gesetzgeber".



6. Die Schweizer "Mittelländische Zeitung" berichtet über ein Problem, das die Männerrechtsbewegung seit Jahrzehnten beklagt:

Ein Phänomen macht sich in den letzten Jahren immer breiter. Mütter halten sich nicht an Vorgaben des Gerichtes. Männer können kaum etwas dagegen tun. Wer holt, wer bringt das Kind? Wer bezahlt dies und das? Wer ist wann, wofür zuständig? Besuchsrecht? Ferien?

Dinge, die vom Gericht jeweils genau geregelt sind. Leider halten sich immer weniger Mütter daran, meist um dem Partner zu schaden - leider trifft es wie immer die Falschen - die Kinder. Es sei hier erwähnt, dass natürlich auch Väter ähnliches Verhalten zeigen können, aber wegen der Obhutssituation, meist nicht in der Lage sind, überhaupt etwas Falsches zu machen.


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7. Unter der Schlagzeile "Wenn Giffey politisch unkorrekt wird" berichtet N-tv:

Die Familienministerin hat für 700.000 Euro eine Serie "Ehrenpflegas" drehen lassen, die gut gemeint ist, aber Pfleger empört. Mit gutem Grund: Der Migrantensohn ist der Honk, die Mädels sind schön, wissbegierig und finden: "Helfen ist super cool."


Wohl niemand hätte das hintergefragt, wenn die Autoren der Serie den dargestellten Mann nicht zu einem Menschen mit Migrationshintergrund gemacht hätten. Das gewohnte Männerbashing, dem zufolge es Jungs halt nicht so drauf haben wie die schlauen und sozialen Mädchen, hätte kaum Beachtung erhalten. Macht man aber diese Figur auch noch zum Migranten, ist die Menschenfeindlichkeit solcher Klischees nicht mehr zu übersehen.



8. Die Zeitschrift "Eltern" positioniert sich in einem von der "Brigitte" übernommenen Artikel gegen unsinnige Rollenzwänge:

"Du blödes Weichei. Du bist kein Mann." Halblaut hat das der Spaziergänger in meine Schulter gemurmelt, als ich an ihm mit meinen Kindern im Transportfahrrad vorbeigefahren bin. Der Prototyp eines verbitterten alten Mannes, komplett in der Uniform aus dunkelblauer Winterjacke und Schiffermütze, konnte einfach nicht anders als mal im Vorbeigehen die Sau rauszulassen. Genau so, dass ich es hören musste, aber zu leise, um eine Szene auf der Straße zu provozieren.

Das ist jetzt schlecht für ihn, Szenen auf der Straße sind meine Spezialität, wenn mich jemand angreifen will. Quietschend bremse ich und rufe ihm hinterher: "Hey! Haben Sie ein Problem heute Morgen?". Der alte Herr stockt kurz und überlegt, ob er so tun soll, als habe er mich überhört. Dann aber fährt er herum, gewillt, das jetzt knallhart durchzuziehen.


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Als ich noch ein Baby war, hat mich mein Vater ebenfalls im Kinderwagen durch die Straßen unseres Dorfes gefahren. Das war damals, Anfang der siebziger Jahre, noch sehr unüblich, und er soll manche verwunderten Blicke geerntet haben. (Mein Vater war auf seine Weise ebenso ein Rollenpionier wie ich heute.) Es ist irre, wenn Männer, die sich für eine solche Form der Vaterschaft entschieden haben, heute von wildfremden Menschen immer noch dämliche Kommentare zu hören bekommen.



9. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet:

Der Freitod des Bürgermeisters von Seoul wirft ein Licht auf den Stand des Geschlechterkampfes in Südkorea. Kaum ein Politiker hat mehr für die Stellung der Frauen im Land getan als Park Won Soon. Er fiel einer undurchsichtigen Beschuldigung sexueller Belästigung zum Opfer.


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10. Harvey Weinsteins Freundin Alexandra Vino hält immer noch zu ihm und bezeichnet ihn als einen Sündenbock für MeToo:

"Alle scheinen Harvey zu hassen, aber sie merken nicht, dass es nicht wirklich Harvey ist, den sie hassen", sagte Alexandra Vino über ihren angeblichen Liebhaber Harvey Weinstein. "Man sagt ihnen, was sie fühlen sollen. Er ist der Sündenbock für diese ganze #MeToo-Bewegung, und sie haben sein Leben zerstört. Es war wie ein Menschenopfer. Leute bekommen 23 Jahre Gefängnis für die Ermordung von Menschen, nicht für das, was er getan hat."

(...) "Ich weiß, wie Oscar-Partys ablaufen, ich weiß, was vor sich geht", sagte Vino der New York Post. "Ich habe den ganzen Tag gesehen, wie sich die hinreißenden Frauen auf Harvey und andere mächtige Männer stürzen. Diese Mädchen in LA und New York sind nicht naiv. Sie flirten keinen Kerl wie Weinstein an, der eine Erfolgsgeschichte beim Anbaggern von Frauen hat. Was, und dann sagt ihr alle: 'Oh, ich kann nicht glauben, dass er mich um eine Rückenmassage gebeten hat?' Kommt schon."

(...) "Ich kenne Harvey schon sehr lange", sagte Vino der Post. "Ich habe Frauen gesehen, die darum wetteiferten, mit ihm zusammen zu sein, die darum bettelten, mit ihm zusammen zu sein. Ich habe das bei vielen Männern in der Branche gesehen. Ich habe auch gesehen, wie großzügig er sein kann - was für ein Gönner er für diese Menschen war. Ich finde es schrecklich, was die Presse ihm angetan hat, und ich glaube, es gab eine Agenda. Ich bin voll und ganz für die Frauenrechte und die Frauenbewegung. Aber können wir Frauen nicht gleichen Lohn und gleiche Rechte geben, ohne Männer zu töten?"




11. Ich erlaube mir mal wieder selbst eine Ausnahme und nehme in diesen Newsticker einen älteren Artikel des "Guardian" auf, in dem ein schwarzer Mann berichtet, wie er von weißen Frauen immer wieder auf übergriffige Weise zum Sexobjekt gemacht wird. Der Artikel enthält zwar einige Schwächen (wenn der Autor nicht bekundet hätte, dass das Verhalten von Männern im "Patriarchat" natürlich viel schlimmer sei, hätte der Guardian seinen Beitrag womöglich gar nicht erst veröffentlicht), trotzdem ist er lesenswert. Nur ein kurzer Auszug:

Im Laufe meines Lebens habe ich unter anderem erfahren, dass weiße Frauen mich dafür geschlagen haben, dass ich vor ihnen in den Bus gestiegen bin, habe sie sagen hören, dass ich nicht gut genug aussehe, um ein erfolgreicher Schriftsteller zu sein, habe erlebt, dass sie sich in einer vollbesetzten U-Bahn an mir reiben, als wäre ich gar nicht da, und dass sie, wie ich schon oben berichtet habe, maßgeblich dazu beigetragen haben, dass ich zwei Jobs verloren habe, von denen ich weiß, möglicherweise mehr, von denen ich nicht weiß.


Gebt dem "Guardian" ein paar Jahrzehnte, und er berichtet auch über ähnliche Erfahrungen von weißen Männern.



12. Zuletzt ein Hinweis auf eine Online-Veranstaltung am 6. November: "Mann kann kein Opfer sein. Die gesellschaftliche Ignoranz gegenüber männlicher Verletzbarkeit." Ausrichter ist die Männerberatung in Thüringen.

Männliche Gewalttäterschaft gilt als "normal". Weniger bekannt hingegen ist, dass sich die mehrheitlich von Männern ausgeübte Gewalt auch überwiegend gegen Männer selbst richtet. Männer werden überdurchschnittlich oft zu Opfern von Gewalt und diese widerfährt ihnen in nahezu allen Lebensbereichen. Eine Tatsache, die nicht nur von den Betroffenen selbst verleugnet, sondern auch gesellschaftlich weitgehend ignoriert wird.

Die Verletzbarkeit (Vulnerabilität) von Männern ist ein Randthema in der Forschung aber auch in der öffentlichen Debatte. Wenn Männer im Zusammenhang mit Gewalt in Erscheinung treten, dann vor allem, wenn sie selbst zu Tätern geworden sind. Die eigene Verletztheit muss ein Mann klaglos wegdrücken können.

Was folgt aus der gesellschaftlichen Ignoranz gegenüber männlicher Verletzbarkeit? Welchen Umgang mit männlichen Opfererfahrungen braucht es und sind Männer in Sachen Gewaltschutz benachteiligt?

Darüber diskutieren:

Prof. Dr. Sylka Scholz: Männlichkeitssoziologin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Geschlechterforschung, insbesondere Männlichkeitsforschung und Geschlechterbilder in Ost- und Westdeutschland

Hans-Joachim Lenz: Sozialwissenschaftler. Mitbegründer der kritischen Männerforschung, Mitautor der Pilotstudie "Gewalt gegen Männer in Deutschland" vom BMFSFJ (2004)

Hagen Bottek: Männertherapeut und Berater beim PROJEKTA4 – Männerberatung in Thüringen

Moderation: Christian Stadali (Wortwerk Weimar)

Wir bitten um kurze formlose Anmeldung über info@projekt-a4.de. Der Link zum Zoom Meeting wird dann vor der Veranstaltung verschickt.


Hans-Joachim Lenz ist ein anerkannter Fachmann in diesem Bereich und hat Gewalt gegen Männer lange vor mir zum Thema gemacht.

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