Väteraufbruch: "Anstehende Familienrechtsreformen verfassungswidriger Totalausfall" – News vom 24. September 2020
1. Der Väteraufbruch für Kinder hat gestern eine Stellungnahme zu den geplanten Entwürfen im Familienrecht veröffentlicht:
Lange wurden die überfälligen Reformen im Familienrecht angekündigt. Geliefert werden jetzt nur wenige, dazu noch verfassungswidrige Teilbereiche. Wichtige Reformen im Unterhaltsrecht oder zur Doppelresidenz (Wechselmodell) werden erneut nicht angegangen. Der Koalition droht im Familienrecht eine peinliche Null-Nummer, da sie nicht einmal ihre Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag einhält.
Hier geht es weiter.
2. Die Schweizer FDP fordert einen Bürgerdienst für Frauen und Männer gleichermaßen.
3. Der postmoderne Feminismus verleugne die echten Probleme von Frauen findet die Publizistin Birgit Kelle.
4. Birgit Kelle war diese Woche auch Gast in der "Phönix-Runde" zum Thema "Zoten, Sprüche, Herrenwitze - Die Seximusdebatte". (Nein, wir schreiben nicht mehr das Jahr 2013, und Sie haben auch kein Déjà-vu.) Ich bin selbst noch nicht dazu gekommen, mir den Talk anzusehen, aber verschiedene Leser, die mich darauf hingewiesen haben, schienen vor allem den "kritischen Männerforscher" ärgerlich zu finden. Einer von euch schrieb mir zum Beispiel: "Der Männerforscher war die totale Katastrophe. Frau Kelle war super." Ein anderer findet: "Wenn Christoph May es nicht ernst meinen würde, würde es auch als Satire durchgehen."
5. Der Kulturjournalist David Wonschewski bespricht Monika Marons Roman "Artur Lanz". Ein Auszug:
[Artur Lanz] fährt durchaus gut mit seinem ausgewogenen Wesen, legt eine akademische Karriere als Physiker hin, Frau, Kinder, alles toll. Doch dann eine kleine Situation, die zu einer veritablen Midlife Crisis führt: Er geht mit seinem Hund spazieren, der sich plötzlich in eine lebensbedrohliche Lage tölpelt, aus der Artur ihn waghalsig errettet. Und Artur erkennt: Zum ersten Mal in seinem Leben fühlt er sich wie ein Held. Es folgt der tiefe Fall in die Depression, er erkennt, dass er sich sein ganzes Leben lang einem feministischen Verhaltensdiktat gebeugt hat, dass mit seinem wahren Ich nichts zu tun hat. Er möchte fliehen daraus, lieber derart spät als gar nicht mehr. Doch wird ihm schnell klar, dass ihm sämtliches Rüstzeug dazu fehlt, er gar keinen Begriff davon hat, was heldisch sein könnte. Und er in einer Gesellschaft lebt, die diesen Begriff auch längst auf die immer länger werdende Liste maskuliner Unbegriffe gesetzt hat. Der Held gilt anno 2020 längst als Schurke. Derweil sich diejenigen als Helden generieren, die inmitten der eigenen Bubble mit Anständigkeitsfloskeln um sich werfen, nichts wagen, letztlich sogar sich anbiedernde Kleingeister sind. Heldentum wird bestenfalls noch als Verniedlichung oder Verballhornung gestattet: "Helden des Alltags" werden gefeiert – fast schon ein Oxymoron – Pizzalieferdienste packen sich das Wort in den Firmennamen.
(…) Monika Maron gelingt mit "Artur Lanz" eine unsagbar gelungene Bestandsaufnahme bundesdeutscher Befindlichkeiten des Jahres 2020, bei der es ihr gelingt, diverse an sich schwer unter einen Hut zu bringende Aspekte zu einem Ganzen zu vermengen. Nicht nur stellt sie sich die Frage, wie ehrlich es ist als typisch männlich konnotierte Eigenschaften neuerdings an den Pranger zu stellen, warum wir in diesen postheroischen Zeiten nur noch schauspielernde Heldendarsteller, für die Leinwand erschaffene Kunstprodukte ertragen, diese aber gleichwohl fordern. Jedoch abweisend reagieren, wenn jemand bereit ist aufzubegehren, gegen Wände zu laufen, sich gegen der Mehrheit zu stellen, koste es, was es wolle. Dafür braucht es nun einmal Testosteron, Wut, Kraft. Monika Maron schaut sich auch den akademischen Betrieb an, an dem sich seit einiger Zeit zuvorderst zeigt, wie unliebsame Stimmen ausgemerzt werden, wie ein kleiner Halbsatz neuerdings eine ganze Karriere ruinieren kann. Nicht zu vergessen all die Denunzianten, die tatsächlich glauben, es zeuge von Rückgrat beispielsweise die Institutsleitung darauf aufmerksam zu machen, dass der Angestellte Gerald einen Facebook-Post zum "Grünen Reich" in die Welt gesetzt hat und unter dem Schutzmantel der Anonymität die Entfernung eines untragbaren Mitarbeiters zu fordern. Das ist nicht an den Haaren herbeigezogen, nicht nur die Kulturlandschaft – der Name Lisa Eckhart ging jüngst durch die Gazetten – erfreut sich zunehmend am Mundtotmachen, auch unsere akademischen Institute, die noch mehr als die Kultur auf viele abweichende Meinungen angewiesen sind – haben sich längst einer Cancel Culture bemächtigt. Nachvollziehbar, dass es der in der DDR aufgewachsenen Monika Maron die Schuhe auszieht. Und wichtig, dass sie ihrer intellektuellen Chronistenpflicht nachkommt, uns diesen als Anstand verpackten Irrsinn vor Augen zu führen.
6. Stellen männliche Borderliner eine vernachlässigte Patientengruppe dar?
7. Der britische Telegraph berichtet:
Frauenfeindlichkeit soll nach Plänen der Gesetzeskommission zu einem Hassverbrechen werden - und auch Sexismus gegen Männer könnte verboten werden.
In einem Bericht von heute (Mittwoch) sagte die Gesetzeskommission, dass Sex oder Geschlecht zu den gegenwärtigen fünf Hassverbrechen gegen Behinderung, Rasse, Religion, sexuelle Orientierung und transgender Identität hinzugefügt werden sollten.
Sie erklärte, die Gesetzesänderung diene in erster Linie dem Schutz der Frauen, aber sie werde weiter darüber beraten, ob auch Misandrie - Hass auf Männer - und Altersdiskriminierung auf die Liste der Hassverbrechen gesetzt werden sollten.
Verhaltensweisen wie einer Frau hinterher zu pfeifen würden nicht automatisch geächtet. Stattdessen würde das Gesetz nur für bestehende Straftaten wie Körperverletzung oder Belästigung gelten, bei denen es Beweise dafür geben müsste, dass ein Täter durch Frauenhass motiviert war.
In diesen Fällen würde Frauenfeindlichkeit als "erschwerender" Faktor behandelt, der höhere Strafen oder längere Gefängnisstrafen für die Täter rechtfertigt.
8. Das Weiße Haus hat den Erlass von Präsident Trump online gestellt, der seiner Selbstdarstellung zufolge rassistische und sexistische Klischees bekämpfen möchte. Viele Linke in der USA teilten diese Wahrnehmung nicht und äußerten scharfe Empörung. Deutsche Leitmedien berichteten unter Schlagzeilen wie "Trump lässt Schulungen gegen Rassismus stoppen" und "Trump will interkulturelle Trainings stoppen". Dass der Erlass auch Geschlechterpolitik zum Thema hat ging in der Berichterstattung ein wenig unter. Ich präsentiere hier die zentralen Passagen des Erlasses im Original (wobei ich "race" der englischsprachigen Begriffsverwendung folgend als "Rasse" übersetzt habe, der Glaube an die Existenz von Menschenrassen im engeren Sinne ist aber natürlich heikel). In dem hochumstrittenen Erlass heißt es also:
Heutzutage drängen viele Menschen auf eine andere Vision von Amerika, die sich auf Hierarchien stützt, die auf kollektiven sozialen und politischen Identitäten beruhen, statt auf der jedem Menschen innewohnenden und gleichen Würde als Individuum. Diese Ideologie wurzelt in dem verderblichen und falschen Glauben, dass Amerika ein hoffnungslos rassistisches und sexistisches Land ist; dass einige Menschen allein aufgrund ihrer Rasse oder ihres Geschlechts Unterdrücker sind; und dass rassische und sexuelle Identitäten wichtiger sind als unser gemeinsamer Status als Menschen und Amerikaner.
(...) Leider wandert diese bösartige Ideologie jetzt von den Rändern der amerikanischen Gesellschaft ab und droht, die Kerninstitutionen unseres Landes zu infizieren. Ausbilder und Materialien, die lehren, dass Männer und Angehörige bestimmter Rassen sowie unsere altehrwürdigsten Institutionen von Natur aus sexistisch und rassistisch sind, tauchen in Schulungen zur Vielfalt am Arbeitsplatz im ganzen Land auf, sogar in Teilen der Bundesregierung und bei Auftragnehmern des Bundes.
(...) Solche Aktivitäten fördern auch die Teilung und Ineffizienz, wenn sie von Auftragnehmern des Bundes durchgeführt werden. Die Bundesregierung hat Auftragnehmern auf Bundesebene seit langem verboten, sich an rassistischer oder geschlechtsspezifischer Diskriminierung zu beteiligen, und von den Auftragnehmern verlangt, positive Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass eine solche Diskriminierung nicht stattfindet. Die Teilnahme von Mitarbeitern von Auftragnehmern an Schulungen, die rassen- oder geschlechtsspezifische Stereotypen oder Sündenböcke fördern, untergräbt in ähnlicher Weise die Effizienz bei der Auftragsvergabe durch Auftragnehmer des Bundes. Solche Anforderungen fördern die Uneinigkeit am Arbeitsplatz und lenken vom Streben nach Exzellenz und gemeinschaftlichen Leistungen in der öffentlichen Verwaltung ab.
Daher ist es die Politik der Vereinigten Staaten, in der Bundesbelegschaft oder in den Uniformierten Diensten keine Rassen- oder Geschlechtsstereotypen oder Sündenböcke zu fördern und nicht zuzulassen, dass Zuschussgelder für diese Zwecke verwendet werden. Darüber hinaus ist es Auftragnehmern auf Bundesebene nicht gestattet, ihren Mitarbeitern solche Ansichten einzuflößen.
(...) "Während der Erfüllung dieses Vertrags erklärt sich der Auftragnehmer wie folgt einverstanden:
1. Der Auftragnehmer darf keine Schulungen am Arbeitsplatz durchführen, die seinen Mitarbeitern irgendeine Form von Rassen- oder Geschlechtsstereotypen oder irgendeine Form von Rassen- oder Geschlechtssündenbock einschärfen, einschließlich der Konzepte, dass (a) eine Rasse oder ein Geschlecht einer anderen Rasse oder einem anderen Geschlecht von Natur aus überlegen ist; (b) eine Person aufgrund ihrer Rasse oder ihres Geschlechts von Natur aus rassistisch, sexistisch oder unterdrückend ist, sei es bewusst oder unbewusst; (c) eine Person allein oder teilweise aufgrund ihrer Rasse oder ihres Geschlechts diskriminiert oder nachteilig behandelt werden sollte; (d) Angehörige einer Rasse oder eines Geschlechts nicht versuchen können und sollten, andere ohne Rücksicht auf Rasse oder Geschlecht zu behandeln; (e) der moralische Charakter einer Person notwendigerweise durch ihre Rasse oder ihr Geschlecht bestimmt wird; (f) eine Person aufgrund ihrer Rasse oder ihres Geschlechts Verantwortung für Handlungen trägt, die in der Vergangenheit von anderen Angehörigen derselben Rasse oder desselben Geschlechts begangen wurden; (g) ein Individuum aufgrund seiner Rasse oder seines Geschlechts Unbehagen, Schuldgefühle, Ängste oder eine andere Form psychischen Leidens empfinden sollte; oder (h) Meritokratie oder Eigenschaften wie eine harte Arbeitsethik rassistisch oder sexistisch seien oder von einer bestimmten Rasse geschaffen wurde, um eine andere Rasse zu unterdrücken. Der Begriff "Rassen- oder Geschlechtsstereotypisierung" bedeutet, einer Rasse oder einem Geschlecht oder einem Individuum aufgrund seiner Rasse oder seines Geschlechts Charaktereigenschaften, Werte, moralische und ethische Codes, Privilegien, Status oder Überzeugungen zuzuschreiben, und der Begriff "Rasse- oder Geschlechts-Sündenbock" bedeutet, einer Rasse oder einem Geschlecht oder Mitgliedern einer Rasse oder eines Geschlechts aufgrund ihrer Rasse oder ihres Geschlechts Fehler, Schuld oder Voreingenommenheit zuzuweisen.
Auf dieser Grundlage kann sich jeder ein eigenes Urteil darüber bilden, ob dieser Erlass sinnvoll oder verheerend ist.
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