Cora Stephan: "Männer haben ihr Elend selbst heraufbeschworen" – News vom 15. September 2020
1. Vor einigen Tagen verlinkte Genderama den in der "Tagespost" veröffentlichten Artikel "Männer werden verteufelt". Hierzu gibt es jetzt eine Gegenrede der Schriftstellerin Cora Stephan: "Männer haben ihr Elend selbst heraufbeschworen". Ein Auszug:
Der verteufelte Mann ist in Wirklichkeit der Komplize einer weiblichen Machtstrategie. Und das hat er bis heute nicht gemerkt. Denn er hat sich mit seiner aus Feigheit geborenen Anpassung an die aggressivste Variante des Feminismus dort keineswegs beliebter gemacht. Im Gegenteil: Je mehr er sich beugt, desto lustvoller wird nachgetreten. Zwar war er schon in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts als "potenzieller Vergewaltiger" (Alice Schwarzer) angezählt, aber als rundherum "toxisch" und als "Abfall" gilt er erst heute. Es hat also alles nichts genützt: Auch nicht, dass Mann fleißig gendert, damit ja keine Frau auf die Idee kommt, beim Wort "Fußgänger" oder "Bürgersteig" komme sie nicht vor. Nichts hat geholfen, keine Bußübung, keine öffentliche Reue, keine großzügige Geste an die Damen, von denen Mann offenbar nicht erwartet hat, dass sie gern die ganze Hand nehmen, wenn man ihnen schon entgegenkommt.
Männer haben ihr Elend selbst heraufbeschworen, über das sie sich heute durchaus beklagen dürfen. Sie haben Frauen unterschätzt, haben einigen zarten, aber lautstarken Wesen abgenommen, dass sie alle Opfer sind, die entschädigt gehören, haben sich gemüht (und sich dabei an ihrer eigenen Großmut besoffen) und nicht gemerkt, dass sie dabei sind, im Kampf um die Macht zu unterliegen. In der Öffentlichkeit sind sie längst unterlegen. Den triumphierenden Weibern ist es gelungen, alles madig zu machen, was einst dem Mann eine gewisse Größe verliehen hat, unterstützt von gewieften Frauenfreunden, die sich anschicken, sogar das Rad feministisch neu zu erfinden.
Momentan sieht es allerdings so aus, als seien beide Stragien der Männerbewegung nicht sonderlich erfolgreich. Das Bundesforum Männer, das sich seit etwa zehn Jahren größte Mühe gibt, nur ja nicht den herrschenden Feminismus an irgendeinem Punkt zu kritisieren, muss gerade feststellen, dass diese Ergebenheit in keiner Weise gedankt wird: Die versprochene Reform des Familienrechts lassen vor allem die SPD-Ministerinnen eiskalt ausfallen.
Sobald auf der anderen Seite die Männerrechtsbewegung selbstbewusst sowohl Ideologiekritik am Feminismus als auch eigene Forderungen äußert, wird sie von Ideologen angesprungen, die nur darauf gewartet zu haben scheinen, sich als die "besseren Männer" zu profilieren und die Bürgerrechtler auf großer Bühne als frauenfeindlich, radikal und verschroben zu verunglimpfen: hemmungslos, kontinuierlich und ohne Skrupel. Aufgrund dieser Raufmordmaschine sind auch ihre Erfolge bislang begrenzt.
Was helfen könnte: Sehr viel mehr Männer, die das Rückgrat entwickeln, trotz der absehbaren Schmähungen eigene Positionen in die Debatte einzubringen.
Im Fazit ihres Essays setzt Cora Stephan darauf, dass die immer schrillere Einseitigkeit der Debatte zu ihrem Ende führen wird:
Doch das machen auch viele Frauen nicht mit. Es beleidigt ihre Intelligenz. Es ist toxisch für ein gedeihliches Zusammenleben. Vielleicht sollte Mann, der verteufelte, endlich runter von der Schleimspur und sich diesen Frauen anschließen – den normalen.
2. Im Deutschlandfunk beschäftigt sich der "Philosoph" Florian Goldberg mit der "Gefahr der toxischen Männlichkeit" und "einem Milieu, das darin aufgeht, sich selbst zu bemitleiden, und Frauen als Feinde zu betrachten". Ihm zufolge gibt es "online vernetzte Gruppierungen frustrierter Männer", die "im Erstarken der Frau den Grund für ihr Unglück sehen", etwa die "eher normal deprimierten Männerrechtler":
Sie können sich natürlich weiterhin ihrem Selbstmitleid und ihrem Hass ergeben. Glücklicher machen wird es sie nicht. Selbst wenn es ihnen gelänge, die ganze Welt in jenes Unglück zu stürzen, das sie ständig empfinden. Ich empfehle, stattdessen etwas Neues zu probieren und den Frauen in ihrer Umgebung aufmerksam zuzuhören.
Gab es solche Rhetorik eigentlich auch, als sich die ersten Frauenrechtlerinnen zu Wort meldeten? Also etwa so:
Sie können sich natürlich weiterhin ihrem Selbstmitleid und ihrem Hass ergeben. Glücklicher machen wird es sie nicht. Selbst wenn es ihnen gelänge, die ganze Welt in jenes Unglück zu stürzen, das sie ständig empfinden. Ich empfehle, stattdessen etwas Neues zu probieren und den Männern in ihrer Umgebung aufmerksam zuzuhören.
Die aktuelle Botschaft an uns ist jedenfalls klar: Hört also auf damit, über männliche Opfer sexueller und häuslicher Gewalt zu sprechen, Jungs, über Selbstmörder und Obdachlose. Das macht euch in den Augen eines großen deutschen Philosophen nur zu bemitleidenswerten Gestalten.
Und wenn wir den Frauen zuhören – Cora Stephan zum Beispiel? Oder gar als Mann ganz unabhängig von Frauen eigene geschlechterpolitische Positionen entwickeln, auch wenn die Medien noch so sehr auf uns einschreien, wie jämmerlich und frauenfeindlich das wäre?
3. Der CDU-Parteivorstand befürwortet die Frauenquote. Bis 2025 soll in der Partei demnach eine Quote von fünfzig Prozent eingeführt werden, obwohl nur ein Viertel der Mitglieder weiblich sind.
4.
Männer in ganz Europa verdienen mehr als Frauen. In Deutschland beträgt der sogenannte Gender Pay Gap ganze 20 Prozent - aber die Ergebnisse einer in diesem Jahr vom DIW veröffentlichten Studie ergeben überraschenderweise dennoch, dass die Lohnungleichheit von den Betroffenen als gerecht empfunden wird.
Hier geht es weiter. Die Autoren der Studie fordern dazu auf, die Akzeptanz der Betroffenen, was den ungleichen Lohn angeht, nicht hinzunehmen, sondern diese Einstellung zu verändern. Der Gedanke, der ungleiche Lohn könne deswegen als fair empfunden werden, weil er auf ungleicher Arbeit beruht, scheint ihnen nicht zu kommen.
5. Unter anderem wegen eines Übergewichts an Gender-Themen verlässt eine Hartz-IV-Kritikerin die Linkspartei.
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