Die Welt: "Die Wut der Väter auf die SPD" – News vom 11. September 2020
1. In einem Artikel der Tageszeitung "Die Welt" berichtet Sabine Menkens über den Unmut der Väterbewegung mit dem Ausfall der versprochenen Unterhaltsreform. Ein Auszug:
Die Erwartungshaltung war groß, nachdem Familienministerin Giffey [SPD] im vergangenen Jahr angekündigt hatte, Trennungsväter finanziell zu entlasten. Es könne nicht angehen, "dass der Vater weiterhin den vollen Unterhalt zahlen muss, auch wenn das Kind viel Zeit bei ihm verbringt und sogar ein eigenes Zimmer bei ihm hat", hatte Giffey damals gesagt. Auch Justizministerin Christine Lambrecht (SPD), deren Ministerium federführend bei Reformen im Familienrecht ist, kündigte Entlastungen für Väter an, die sich nach einer Trennung intensiv um ihre Kinder kümmern. "Bei der geplanten Reform suchen wir nach einem fairen Ausgleich der Interessen", hatte Lambrecht damals gesagt. Geplant sei ein Gesamtpaket: "Wir müssen das Unterhaltsrecht zusammen mit dem Sorge- und Umgangsrecht betrachten."
Jetzt hat Lambrecht einen Gesetzentwurf in die Ressortabstimmung im Kabinett gegeben. Doch statt der umfangreichen familienrechtlichen Neuregelungen, wie sie zuvor von Experten innerhalb des Ministeriums erarbeitet worden waren, enthält der Entwurf nur kleinere Reformelemente aus den Bereichen des Abstammungs-, Kindschafts- und Kindesunterhaltsrechtes, unter anderem die Mitmutterschaft für lesbische Paare. "Für die ganz große Familienrechtsreform reicht die Zeit tatsächlich nicht", sagte Lambrecht.
Eine Haltung, die bei Vätern auf Protest stößt. "Es scheint offensichtlich, dass erneut versucht werden soll, durch Verabschiedung bewusst wirkungsloser Gesetze die dringend erforderlichen Veränderungen im Familienrecht wieder einmal um fünf oder zehn Jahre hinauszuzögern", heißt es in dem Brief des [Väteraufbruchs für Kinder]. Eine derartige politische Taktiererei auf dem Rücken von Familien und insbesondere von Kindern sei "unerträglich".
Tatsächlich fällt die angekündigte Unterhaltsreform komplett aus. Das materielle Kindesunterhaltsrecht solle im Rahmen der Teilreform "nicht grundsätzlich reformiert werden", heißt es dazu in dem Gesetzesentwurf. (…) Die Phase der Abstimmung innerhalb der Bundesregierung war bis zum 27. August angesetzt, danach hätte der Entwurf in die Verbändeanhörung gehen sollen. Doch das ist bisher nicht passiert, wie das Justizministerium bestätigte. Das Familienministerium steckt nach eigenen Angaben aber nicht dahinter. Auch zu den in dem offenen Brief erhobenen Vorwürfen wolle man sich nicht äußern, sagte eine Sprecherin.
Hier findet man den vollständigen Artikel.
Auf Facebook hatte sich schon vor ein paar Tagen der bekannte Väterrechtler Franzjörg Krieg zu dem Debakel geäußert:
7 Jahre SPD-geführte Dominanz im Bundesjustiz- und Bundesfamilienministerium führte zur Katastrophe einer Reform, die keine werden soll und die sowohl Väter als auch Kinder verarscht.
Ich will jetzt keinen Hickhack von Kritikern unserer SPD-geführten Gesellschaftpolitik untereinander, sondern eine deutliche und entschiedene GEMEINSAME Allianz gegen diese verfehlte Politik.
Eine Partei, die so was als Ergebnis jahrelanger Politik anbietet, muss die Quittung dafür bekommen.
14% sind 2 x 5% Prozent zuviel - die ersten 5%, um die GenossInnen einstellig werden zu lassen, d.h., zur Randparteil abzugraden und die zweiten 5%, um den GenossInnen eine schöpferische Pause zu gewähren, damit sie endlich die "Erneuerung" schaffen, die sie uns seit Jahren immer wieder verkaufen wollen.
Die Aktion ES REICHT! nimmt Gestalt an. Ich will aber eine breite Allianz, die noch etwas Zeit braucht. Ihr könnt schon mal das Logo breit streuen. Wir arbeiten an markanten Forderungen, die alles beinhalten, was wir seit vielen Jahren haben wollen. Das muss überall in der BRD immer wieder zu sehen sein.
Wenn wir die nächste Wahl nachhaltig beeinflussen wollen, müsst ihr diesen Ball aufnehmen. Das Logo und die Botschaft ES REICHT! müssen ab sofort überall auftauchen. Die Leute müssen neugierig werden auf den Inhalt, den wir sicher liefern werden.
Teilt das auf allen Portalen und in allen Sozialen Medien!
Ich hatte ja schon vor ein paar Tagen selbst vorgeschlagen, dass diese "Katastrophe" eine Gelegenheit sein könnte, das "Hickhack untereinander" zu begraben und zum Beispiel Bundesforum Männer, Manndat, die "IG Jungen, Männer, Väter" und die Liberalen Männer endlich an einem Strang ziehen zu lassen.
2. Ähnlich wie die SPD-Ministerin Lambrecht zieht sich auch die FDP-Abgeordnete Katja Suding aus der Politik zurück und spricht in einem Interview über die Hintergründe: "Eine 80-Stunden-Woche ist kein Traumjob". (Einer meiner Leser merkt dazu an, das lasse gut erkennen, warum so viel mehr Männer als Frauen in hohen politischen Ämtern seien.) Auf die Frage, ob die FDP ihre Führungsfrauen vergraule, erwidert Suding:
Ganz im Gegenteil. Ich habe viel Wertschätzung und Anerkennung erfahren. Außerdem lasse ich mich nicht vergraulen, das ist ein schräges Bild. Mit Christian Lindner arbeite ich seit Jahren sehr gern und gut zusammen. Und zu den Frauen in der FDP: Ich habe doch gezeigt, dass man in der FDP als Frau Karriere machen und etwas bewegen kann. Mir hat nie irgendjemand Steine in den Weg gelegt.
3. Noch vor Ende des Jahres soll das dänische Parlament entscheiden, ob die rituelle Beschneidung von Jungen künftig verboten wird und stattdessen nur Erwachsene beziehungsweise Religionsmündige entscheiden sollen, ob siediese Körperverletzung auf sich nehmen. Wie die Jüdische Allgemeine allgemeine berichtet, stellt diese Entwicklung für einen der Sprecher der dänsichen Juden die "größte Krise für das dänische Judentum seit dem Zweiten Weltkrieg" dar: "Damals mussten wir nach Schweden flüchten".
4. Die englische Universität von Sunderland kündigt an, den weltweit ersten Fachbereich für Männerpsychologie zu begründen. Dabei handelt es sich nicht einmal um pseudowissenschaftlich verbrämtes Männer-Bashing wie in den "Männerstudien" von Michael Kimmel &. Co. Stattdessen erfahren endlich diejenigen Themen wissenschaftliche Beachtung, über die Männerrechtler wie ich seit Jahrzehnten sprechen:
Die Männerpsychologie befasst sich mit dem Denken, den Gefühlen und dem Verhalten von Männern und Jungen sowie mit den Faktoren, die auf sie einwirken.
Sunderland hat das Modul für das Grundstudium Stufe 3 ins Leben gerufen, um in diesem Bereich neues Licht zu werfen, und will eine neue Generation von Psychologen in einer Weise informieren, die praktischen und theoretischen Nutzen bringt.
Da Männer und Jungen die Mehrheit der Selbstmorde, Obdachlosigkeit, Sucht, Inhaftierung und Bildungsdefizite in der Gesellschaft repräsentieren, wurde das Modul so konzipiert, dass es ein besseres Verständnis für ihre geschlechtsspezifischen Bedürfnisse schafft und die zugrunde liegenden Probleme untersucht, was zu geeigneten psychologischen Interventionen führt, die allen zugute kommen.
Dr. Rebecca Owens von der Sunderland School of Psychology hat das neue Modul entwickelt, das landesweit durch das Male Psychology Network unterstützt wird und kürzlich in einem Artikel der neuen Sektion für männliche Psychologie der British Psychological Society (BPS) vorgestellt wurde.
Sie erklärte: "Untersuchungen legen nahe, dass Männer ein angeborenes, oft unbewusstes Verlangen haben, stark und unverwundbar zu erscheinen, und die Gesellschaft hat dies auch oft gefördert. Es gibt jedoch ein zunehmendes Bewusstsein für die Verwundbarkeit von Männern, für die Menschlichkeit der Männlichkeit, und wir müssen die Dynamik aufrechterhalten, um Bewusstsein, Verständnis und Unterstützung für Männer zu fördern. Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Forschung in der Männerpsychologie und bin im Ausschuss der BPS-Sektion für Männerpsychologie, daher habe ich ein großes Interesse an diesem Bereich. Als ich die Wahrnehmung der Psychologie als Disziplin erforschte, stellte sich jedoch heraus, dass Psychologie in erster Linie als weibliches Fach wahrgenommen wird, was männliche Bewerber abschrecken kann. Dies, zusammen mit dem von uns kritisierten Begriff der 'toxischen Männlichkeit' und den übersehenen Problemen, die Männer und Jungen betreffen, hielten wir ein Modul Männerpsychologie für angebracht".
(...) Dieses Modul wird sich mit den Auswirkungen von Geschlechterrollen und Stereotypen auf die psychische Gesundheit befassen. Wenn Männer zum Beispiel so gesehen werden, als ob sie nur an unverbindlichen sexuellen Beziehungen interessiert seien, wie viel Einfühlungsvermögen besteht dann, wenn es um die langfristigen Auswirkungen der unfreiwilligen Kinderlosigkeit auf die psychische Gesundheit von Männern geht?
Und wenn Männer als dominant, aggressiv, durchsetzungsfähig und machtsüchtig angesehen werden, wie wirkt sich dieses Stereotyp auf die Art und Weise aus, wie die Gesellschaft männliche Opfer von Gewalt durch Intimpartnerinnen betrachtet?
Dr. Helen Driscoll, Hauptdozentin und Teamleiterin für Psychologie, ebenfalls Evolutionspsychologin, erklärte: "Meine Doktorarbeit befasste sich mit geschlechtsspezifischen Unterschieden in Aggression und Gewalt. Dabei lernte ich, dass Männer wie Frauen häufig Opfer von Gewalt durch Intimpartnerinnen sind, dass männliche Viktimisierung jedoch in der Gesellschaft, in der Männer in der Regel als Täter angesehen werden, weitgehend ein unsichtbares Thema bleibt. Das führte mich zu einem Interesse an einigen der verborgenen Probleme, mit denen Männer konfrontiert sind, und zu der Notwendigkeit, dass die Psychologie als Disziplin diesen Problemen Aufmerksamkeit schenken muss. Die neue BPS-Sektion für Männerpsychologie ist eine wichtige Entwicklung, und in Sunderland wollten wir diese Dynamik in der Disziplin der Psychologie nutzen und unseren Studenten die Möglichkeit geben, die einzigartigen psychologischen Probleme zu studieren, mit denen Männer konfrontiert sind."
Wenn dieser Zugang zum Männerthema auch außerhalb von Sunderland endlich Schule macht, halte ich das für einen großen Schritt unserer Bewegung nach vorne.
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