Mittwoch, September 09, 2020

Neues Deutschland über Gewalt gegen Männer: "Es muss nicht das Nudelholz sein" – News vom 9. September 2020

1. In einem aktuellen Artikel berichtet die sozialistische Tageszeitung "Neues Deutschland" (ehemaliges Parteiblatt der SED):

Gewalterfahrungen von Männern sind ein Tabuthema - eine Beratungsstelle und Jenaer Wissenschaftler wollen dem abhelfen.


In dem durchaus lesenswerten Artikel von Sebastian Haak heißt es:

Vielleicht noch schockierender als die Gewalt, über die die fünf Männer in den Interviews berichten, ist die Hilfslosigkeit, die aus ihren Aussagen spricht. Immer und immer wieder. Hilflosigkeit, die nicht nur daher kommt, dass es zwar viele Unterstützungsangebote für Frauen in Deutschland gibt, die Opfer häuslicher Gewalt werden, aber nur sehr wenige vergleichbare Angebote für Männer. Die Hilflosigkeit hat viel damit zu tun, dass Gewalt von Frauen gegen Männer noch immer ein großes Tabuthema ist.


Nun gibt es hierzulande seit etwa zwanzig Jahren eine politische Bewegung, die damit beschäftigt ist, dieses Tabu zu knacken: die Männerrechtsbewegung. Genau die politische Bewegung also, die ihr, libe Neues-Deutschland-Mitarbeiter, vor gar nicht so langer Zeit noch als "rechtspopulistische Frauenhasser" diffamiert habt. Das war dann wohl euer Anteil, um zu der Tabuisierung von Gewaltopfern beizutragen, die ihr jetzt beklagt?

(Euer damaliger Artikel wurde übrigens hier angemessen filettiert.)

Aber vielleicht sollte ich auch aufhören, so sarkastisch zu sein, und anerkennen, dass sich das Neue Deutschland wenigstens in die richtige Richtung bewegt. Zwanzig Jahre nach uns Männerrechtlern, aber immerhin.



2. Wie die Londoner Times berichtet, wird ein Pariser Verlag mit Strafverfolgung bedroht, weil er mit der Veröffentlichung eines Essays namens "Ich hasse Männer" zu Hass anstachelte.

Die Warnung des Ministeriums für die Gleichstellung hat Feministinnen verärgert und zu Vorwürfen der Zensur geführt sowie den Verkauf des 80-seitigen Buches von Pauline Harmange, 25, einer Aktivistin aus Lille, angekurbelt.

Die Episode begann, als Coline Pierre und Martin Page, die den winzigen Verlag Monstrograph leiten, von Ralph Zurmely, einem Politikreferenten des Ministeriums, per E-Mail angeschrieben wurden, nachdem das Werk letzten Monat veröffentlicht worden war.

"Dieses Buch ist nach allem, was man hört ... eine Ode an die Misandrie (Männerhass)", sagte er. "Ich möchte Sie daran erinnern, dass die geschlechtsbezogene Aufstachelung zum Hass eine Straftat ist. Ich bitte Sie, dieses Buch unter Androhung einer strafrechtlichen Verfolgung unverzüglich aus Ihrem Katalog zu streichen."

Harmange's Essay "Moi les hommes, je les deteste", den sie als "Manifest für Misandrie" bezeichnet, ist eine mild formulierte Rechtfertigung dafür, Männer als Quelle des Leidens von Frauen anzusehen.

"Feministinnen behandeln Männerfeindlichkeit oft als einen Witz. Ich fand es interessant, zu erklären, dass wir gute Gründe haben, an diesen Punkt zu gelangen", sagte sie. In dem Buch stellt sie fest, dass "Vorwürfe der Männerfeindlichkeit eine ... Möglichkeit sind, den manchmal gewalttätigen und immer legitimen Zorn der Unterdrückten gegenüber ihren Unterdrückern zum Schweigen zu bringen".

Nach Spott und Drohungen gegenüber Harmange in den sozialen Medien distanzierte sich das Ministerium unter der Leitung von Elisabeth Moreno von seinem Referenten Zurmely und sagte, die Warnung sei auf seine Initiative hin und nicht im Namen der Ministerin ausgesprochen worden.

Zurmely blieb hartnäckig und wies die Medien darauf hin, dass eine Verurteilung wegen Anstiftung zum Geschlechterhass mit einem Jahr Gefängnis bestraft werden könne. "Wenn die Verleger darauf beharren, dieses Buch zu verkaufen, werden sie direkt zu Komplizen des Vergehens, und ich werde mich gezwungen sehen, den Fall an die Staatsanwaltschaft zur Strafverfolgung weiterzuleiten", sagte er in einer E-Mail an die Nachrichtenseite Mediapart.

Die Verleger weigerten sich, zu gehorchen. "Dieses Buch ist keineswegs eine Aufstachelung zum Hass", sagten sie. "Der Titel ist provokativ, aber das Argument ist maßvoll."

Die Warnung des Ministeriums habe die Verkäufe in einem "Streisand-Effekt" angekurbelt, sagten sie und bezogen sich dabei auf den Versuch von Barbra Streisand, die Veröffentlichung von Bildern ihres Hauses am Meer in Malibu im Jahr 2003 zu verbieten, wodurch sie viral verbreitet wurden.

"Diese Geschichte zeigt, dass man Wut nicht zum Schweigen bringen kann", sagten sie.




3. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

in Ihrem aktuellen Blogpost schreiben Sie, dass sich auch Frauen Naziverbrechen schuldig gemacht haben. Was kann das denn konkret bedeuten?

Ich habe vor einigen Wochen zufällig den Wikipedia-Artikel zum Sexploitation-Porno "Ilsa, She Wolf of The SS" entdeckt (wegen des Fake-Trailers von Tarantino über "Werewolf Woman of the SS", welcher darauf anspielt). In dem Wikipedia-Eintrag heißt es:

"Der Film selbst ist vage inspiriert vom Leben der Irma Grese und der Dr. Herta Oberheuser. Grese war Aufseherin in Bergen-Belsen und Auschwitz, Oberheuser Ärztin in Ravensbrück. Der Name Ilsa leitet sich vermutlich von der Frau des Kommandanten des KZ Buchenwald Ilse Koch (der 'Hexe von Buchenwald') ab, auf die u. a. in Form des Einsatzes von Häftlingen für Haus- und Gartenarbeiten im Film auch explizite Anspielungen enthalten sind.

Grese war eine der meistgehassten Aufseherinnen im Lager. Selbst erst Anfang 20, verbrachte sie ihre Zeit im Lager unter anderem damit, Häftlinge aus einer Laune heraus zu erschießen, Frauen zu Tode peitschen zu lassen und sich an den Gefangenen auf oft grausame Art sexuell zu vergehen. Sie wurde im Alter von 22 im ersten Bergen-Belsen-Prozess zum Tode verurteilt. Oberheuser war eine Ärztin im KZ Ravensbrück, die unter anderem Experimente damit machte, schmerzerzeugende Chemikalien zu spritzen und Gefangenen 'typische Kriegsverletzungen' beizubringen, um die Folgen zu studieren. Oberheuser wurde in Nürnberg zu 20 Jahren Haft verurteilt, später wurde die Strafe herabgesetzt und sie lebte nach Verbüßung von fünf Jahren ein relativ normales Leben in Deutschland. Einige Jahre hatte sie sogar eine Arztpraxis, bevor eine ehemalige Insassin sie erkannte und Oberheuser daraufhin die Approbation entzogen wurde."

Keine weiteren Worte.




kostenloser Counter