Kramp-Karrenbauer: "Dass ich eine Frau bin, hat sicher geholfen." – News vom 28. August 2020
1.
Die Parteichefin der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer, verdankt ihre Politikerlaufbahn der Tatsache, dass sie eine Frau ist. Im von der Audio Alliance produzierten Podcast "Wickert trifft." des Journalisten, Autors und Ex-Tagesthemen-Moderators Ulrich Wickert verrät sie, dass sie zweimal von solchen Chancen profitiert hat: "Ich habe zum ersten Mal für den Bundestag kandidiert, weil da auf einem Platz eine Frau gesucht wurde - und ich war gerade zur Stelle." Auch bei ihrer Ernennung zur ersten deutschen Innenministerin unter Ministerpräsident Peter Müller sei ihr Geschlecht von Vorteil gewesen, so AKK.
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Aktuell soll Kramp-Karrenbauer gezielt nach einem weiblichen Nachfolger für den CDU-Parteivorsitz suchen. Unterstützt werde dies Medienberichten zufolge durch die Chefin der Frauen-Union Widmann-Mauz und Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die sich am "Testosteron-Rennen" der derzeitigen männlichen Bewerber stören. Als potentielle Nachfolgerin wird Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner genannt, die jedoch erklärte, nicht antreten zu wollen: "Es sind genügend Kandidaten da."
Auf die Frage, warum es keine Frau als Kandidatin gebe, entgegnete Klöckner "Weil sich schlicht bislang keine dieses Mal beworben hat." Das scheint für Klöckner auch kein besonderes Problem darzustellen: "Auch Männer dürfen Kanzler und Parteivorsitzende werden."
2. Bundesfrauenministerin Giffey (SPD) drängt die Berliner Regierungskoalition zu einer raschen Einigung auf Frauenquoten in Unternehmensvorständen.
"Die Frauen im Land, und nicht nur sie, erwarten von der Regierung ein klares Bekenntnis für gerechte Aufstiegschancen im Beruf", erklärte sie am Mittwoch in Berlin. Ausdrücklich begrüßte sie, dass sich die Koalitionsspitzen am Vorabend "nach beharrlichem Widerstand aus der Union" auf die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zu dem Thema verständigt hatten. Dies mache sie "zuversichtlich, dass wir nun doch noch in diesem Herbst zu einer Einigung kommen", erklärte Giffey.
3. Nach dem Rücktritt des irischen EU-Handelskommissars Phil Hogan hat Kommissionschefin Ursula von der Leyen (CDU) die Regierung in Dublin aufgefordert, zwei Kandidaten für seine Nachfolge zu benennen. Wie schon bisher bitte sie darum, sowohl eine Frau als auch einen Mann als Bewerber vorzuschlagen, sagte von der Leyen am Donnerstag in Brüssel. Sie hielt sich dabei auch die Möglichkeit offen, das Handelsressort an ein anderes Land zu vergeben.
4.
In Österreich wird derzeit eine hitzige Debatte darüber geführt, ob Frauen von der Corona-Krise stärker betroffen sind als Männer. So schreibt die österreichische Ausgabe der "Zeit" am 13. August: "Ende Februar, bevor Schulen und Geschäfte zugesperrt wurden, waren in Österreich rund 399.000 Menschen arbeitslos, Ende Juni waren es 64.000 mehr. 85 Prozent dieser sogenannten Corona-Arbeitslosen waren laut Daten des Arbeitsmarktservice Frauen." Ähnlich berichten unter anderem "Der Standard", "Die Presse" und "Kontrast". Doch es ist falsch, aus dem relativ stärkeren Anstieg der absoluten Arbeitslosigkeit österreichischer Frauen seit Februar die Schlussfolgerung zu ziehen, dass Frauen von der Krise stärker betroffen sind als Männer.
Weiter geht es mit der aktuellen "Unstatistik des Monats" beim Informationsdienst Wissenschaft.
5. In ihrem aktuellen Youtube-Video setzt sich Tamara Wernli gekonnt mit Margarete Stokowskis lustiger Behauptung auseinander, die Cancel Culture gebe es gar nicht.
6. Die Männermode für Herbst und Winter ist da.
7. Unter der Schlagzeile "Wie Frauen in rechten Ideologien zum Hassobjekt werden" berichtet der Deutschlandfunk über "Feminismus als Feindbild". Ein Auszug:
Sie hören Musik mit frauenverachtenden Texten und drehen Videos, die keinen Zweifel an ihrem Fanatismus lassen. Dann schreiten sie zur Tat: Toronto, Christchurch, Halle, Hanau – diese Ortsnamen stehen für vier der schlimmsten Terrorangriffe in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Die Täter sind Rechtsextremisten: Alleinstehende Männer, Mitte 20 oder Anfang 40, die Muslime und Juden verachten – und: Frauen.
Im weiteren Verlauf des Beitrags heißt es zum Thema Antifeminismus:
Er artikuliert sich unter anderem in der Arbeit von einschlägigen Verbänden, Initiativen und Blogs. Ein Beispiel: Die Bundesvereinigung "Liberale Männer". Sie betreibt eine eigene Facebook-Seite. Dort erschien vor wenigen Tagen ein Eintrag, der die Genderforschung als "Hassideologie" diffamiert. Der Internet-Auftritt ist in den türkis-magenta-gelben Farben der FDP gehalten, doch Daniel Föst, familienpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, zieht eine scharfe Trennlinie zum Verein:
"Zur FDP gibt es keine Verbindung. Es gibt keine organisatorische Überlagerung. Wir teilen keine Inhalte. Dezidiert – nach dem, was ich da gelesen habe, lehnen wir viel von dem, was da geschrieben steht, auch ab. Der Begriff 'liberal' ist nicht geschützt. Da ist kein Platz mit dieser Ideologie innerhalb der FDP."
Damit man sich einen Eindruck von dem Horror machen kann: Die Website, der Liberalen Männer, von denen Daniel Föst sich so entschieden distanziert, findet man hier, die Facebookseite hier.
Wenn Sie nichts Anstößiges finden, seien Sie nicht überrascht. Offenkundig war das einzig Schlimme, was man der Deutschlandfunk finden konnte, die Etikettierung der Genderforschung als "Hassideologie" (über den Kontext erfahren wir keine Silbe), und das reicht natürlich um Liberale in einen Zusammenhang mit Massenmördern zu stellen.
Drei Dinge fallen hier auf:
* Ähnlich wie vor wenigen Wochen im unsäglichen Artikel des "Tagesspiegel" dient für die Skandalisierung zunächst rechtsradikaler Terror als Aufhänger, Ziel des Angriffs werden aber im Verlauf des Beitrags recht bald bald Liberale. Es scheint so einige "woke" Journalisten in den Redaktionsstuben gehörig umzutreiben, dass Liberale Männeranliegen und eine Kritik an autoritären Ausprägungen des Feminismus als Thema entdecken. Anscheinend möchte man dieser Entwicklung einen Riegel vorschieben. Wer zum Beispiel auf Twitter unterwegs ist, weiß ohnehin, dass Liberale im autoritären Segment der Linken ähnlich verhasst wie Neonazis sind.
* Den Vorstand der Liberalen Männer leiten FDP-Mitglieder wie Dr. Anton Beer und Sebastian Meding. Dem unbenommen äußert Daniel Föst schärfste Kritik und Distanzierung (("Zur FDP gibt es keine Verbindung.") gegenüber seinen Parteikollegen über den "Deutschlandfunk", wobei er den Eindruck erweckt, der Begriff "liberal" sei bösartig von Außenstehenden gekapert worden. Da hat sich Christian Lindner zu Thomas Kemmerich um einiges diplomatischer geäußert, aber sich vom rechtsradikalen Flügel der AfD wählen zu lassen scheint im Vergleich zu Kritik an den Genderstudien bei der FDP eine deutlich geringere Verfehlung zu sein.
* Die Verlautbarung des Deutschlandfunk-Intendanten vor wenigen Wochen hatte eine extrem kurze Halbwertszeit. Wir erinnern uns::
Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen sei es – auch nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts – Vielfalt zu sichern. "Wir haben nicht die Gesellschaft eindimensional oder zweidimensional darzustellen, sondern wir haben viele Einschätzungen, Meinungen, Überzeugungen auch zu spiegeln und zu diskutieren", sagt der Deutschlandradio-Intendant.
Aber vermutlich gilt das alles nur für anständige deutsche Bürger und nicht für eine so offenkundige rechtsextreme Terrorgruppe in Lauerstellung wie die "Liberalen Männer".
Eigentlich hätte die FDP hier eine wunderbare Gelegenheit, sich klar für Meinungsvielfalt zu positionieren. Aber ähnlich wie beim aktuell heiß umstrittenen Thema "Cancel Culture" geschieht das bei den Freidemokraten nicht. Warum verteidigen Linke lautstark sogar den Vergleich von Polizisten mit Müll, während im liberalen Lager eine große Verzagtheit bei Meinungen besteht, die vom Mainstream abzuweichen scheinen? Weshalb möchte die FDP auf keinen Fall über die fünf bis sechs Prozent hinausgreifen, die sie seit einiger Zeit schon in den Wahlumfragen hat.
8. Der britische Guardian warnt vor den Men Going Their Own Way (MGTOW), also Männern, die keine Partnerschaft eingehen möchten, als toxischer Separatistenbewegung.
Das ist besonders bemerkenswert, nachdem Feministinnen, die mit Männern nichts zu tun haben wollten (früher mit Slogans wie "Eine Frau braucht einen Mann wie ein Fisch ein Fahrrad"), als besonders autonom, unabhängig und befreit gefeiert wurden. Auch der Guardian weiß diesen Lebensstil sehr zu schätzen, solange Frauen ihn führen.
Der Guardian-Artikel kommt auch auf Parallelen zwischen den MGTOW und Männerrechtlern zu sprechen:
Beide Gruppen glauben, dass Frauen eine unmittelbare Bedrohung für alle Männer darstellen. Die Männerrechtler glauben, dass Frauen so untreu und unwahrhaftig sind, dass sie die Männer oft zwingen, die Kinder anderer Männer aufzuziehen, und ihnen damit finanziell "Hörner aufsetzen". (...) Sowohl die MGTOW als auch die Männerrechtler betrachten Scheidung als zutiefst einseitig und erlauben es Frauen, unschuldige Männer um Geld, Eigentum und in einigen Fällen auch um Kinder zu berauben.
Ideen haben diese Leute. Als ob es irgendwelche enrstzunehmenden Hinweise darauf gäbe, dass es Kuckuckskinder, unfaire Scheidungen und elterliche Entfremdung wirklich gibt.
9. In Irland kam es während der Kontakteinschränkungen wegen Corona zu einem rapiden Anstieg von häuslicher Gewalt gegen Männer:
Men's Aid Ireland berichtet, dass es während des Lockdowns an einigen Tagen "bis zu 100% mehr Anrufe" gegeben habe.
Die Organisation wies darauf hin, dass es in Irland keine Zufluchtsorte oder sichere Betten für Männer und ihre Kinder gebe, die häuslicher Gewalt entgehen wollten.
"Seit Mitte März sind die Anrufe bei der Men's Aid-Helpline von durchschnittlich 12 Anrufen pro Tag auf 16 bis 26 gestiegen", sagte Andrea McDermott, die Leiterin des Sozialbetreuungsteams der Hilfsorganisation.
Sie sagte, dass sie seit des Lockdowns 2.018 Kontakte zu der Helpline und dem E-Mail-Support erhalten haben.
Sie sagte, dass die Männer, die sie kontaktierten, über alle Arten von Misshandlungen berichteten, darunter Schläge, Boxhiebe, Ohrfeigen, Bisse und Tritte. Vor allem seien Männer mit Waffen geschlagen worden.
Sie fügte hinzu: "Männer berichten, dass sie geschlagen werden, wenn sie verletzlich sind, wenn sie ihrem Partner den Rücken zugedreht haben oder im Bett schlafen". Sie sagte, dass Männer berichten, emotional, geistig, finanziell, sexuell misshandelt und kontrolliert worden zu sein.
(…) "Vor dem Lockdown würden sie für eine Nacht zu einem Freund oder Familienmitglied geflüchtet sein, um den Misshandlungen zu entgehen, aber wegen der sozialen Distanzierung war dies nicht mehr möglich. Männer kontaktierten Men's Aid von ihren Autos aus, in denen sie geschlafen hatten, oder vom örtlichen Park. McDermott zufolge berichteten Männer über häufigere Fälle von Alkoholmissbrauch durch ihre Partnerinnen, was gewalttätige Situationen entfacht habe.
McDermott habe auch mehr Anrufe bekommen, bei denen es um "elterliche Entfremdung" gehe. Hierbei versucht ein Elternteil, die Ablehnung eines Kindes gegenüber einem anderen Elternteil zu fördern.
Sie sagte, dass dieses Verhalten neben dem Schaden, der dem betroffenen Elternteil zugefügt wird, auch schwerwiegende Folgen für die Kinder haben kann.
"Studien haben gezeigt, dass elterliche Entfremdung dem Kind negative Zuschreibungen über seinen Wert vermittelt und bei dem Kind Gefühle der Wertlosigkeit hervorruft. Diese Kinder fühlen sich fehlerhaft, ungeliebt und unerwünscht und dass sie nur nötig seien, um den betroffenen Elternteil zu verletzen", sagte sie.
"Jugendliche, die berichten, dass sie sich zwischen ihren Eltern gefangen fühlen, zeigten eine schlechtere Entwicklung, darunter Angst, Depression und abweichendes Verhalten".
Sie fügte hinzu: "Von Mitte März bis Mitte August 2020 gaben 121 Männer an, elterliche Entfremdung erlebt zu haben. Im selben Zeitraum des letzten Jahres hatten wir etwa 70 Berichte".
Schlimm, wie Frauenhasser hier offenbar aufgrund Selbstwertproblemen und toxischer Fragilität Frauen als gewalttätige Furien darstellen. Da braucht man sich über rechtsextreme Massenmorde nun wirklich nicht mehr zu wundern.
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