Oberstleutnantin, Feldwebelin, Bootsfrau: Verteidigungsministerium will Soldaten-Dienstgrade gendern – News vom 12. September 2020
1. Spiegel-Online berichtet:
Feldwebelin, Bootsfrau, Oberstleutnantin: Bislang gibt es bei der Bundeswehr keine weiblichen Dienstränge. Im Ministerium wird eine Änderung diskutiert. Doch unter Soldatinnen regt sich Widerstand.
In der Tat – Begeisterung sieht anders aus:
Die Frauen im Verteidigungsausschuss des Bundestags sehen die Pläne eher skeptisch. Es sei ihr völlig egal, ob es weibliche Dienstgradbezeichnungen gebe, sagte die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, der "Welt": "Ich glaube aber, dass die Bundeswehr andere Sorgen hat."
Noch deutlicher äußerten Soldatinnen der Bundeswehr ihren Unmut. In einer gut orchestrierten Twitterkampagne mit dem Titel "Wir sind gegen das Dienstgradgendering in der Bundeswehr" veröffentlichten Dutzende Soldatinnen ihr Foto im Netz und protestierten so gegen eine Änderung der bisherigen Regeln. Unter Soldaten verbreitete sich die Kampagne in den letzten Tagen wie ein Lauffeuer im Netz.
Der Bundeswehrverband lehnte die Pläne aus dem Wehrressort deutlich ab. "Wenn unsere Kameradinnen mehrheitlich Dienstgrade mit einer weiblichen Endung wollten, wäre das sicher eine gute Idee, tatsächlich kennen wir als Verband allerdings fast nur Frauen, die eine solche Änderung ablehnen", sagte Verbandschef André Wüstner dem SPIEGEL. Er forderte Ministerin Kramp-Karrenbauer auf, "vor einer Entscheidung den Rat von Beteiligungsgremien, Verbänden und anderen Experten einzuholen".
Eindringlich warnte Wüstner vor einer Schein-Debatte, die von den wahren Problemen der Bundeswehr ablenken könnte. Allen Soldaten, männlich wie weiblich, seien zunächst eine moderne Ausrüstung und die Verbesserung der Einsatzbereitschaft wichtig. "Wer auch immer im Ministerium jetzt eine solche Gender-Debatte lostritt, erweckt in der Truppe den Eindruck, endgültig jeglichen Bezug zu den von Mangelverwaltung geplagten Soldaten verloren zu haben", kritisierte er.
Der Verband der Soldaten der Bundeswehr (VSB) bezieht mit folgendem Statement Stellung:
Richtig an der gesamten Diskussion ist, dass Sprache Bewusstsein bildet. Also ist die gendergerechte Sprache auch bei der Bundeswehr wichtig und richtig. Jedoch haben weibliche Dienstgrade nichts mit der Gleichstellung von Soldatinnen und Soldaten zu tun. Kennen Sie die Definition einer Hauptfrau? Der Duden hilft: "Hauptfrau – angesehenste, ranghöchste von mehreren Ehefrauen eines Mannes." Sie möchten doch sicherlich auch nicht, dass zum Beispiel unsere Kompaniechefin der Aufklärungskompanie im Einsatz von den Einheimischen mit dieser Definition betrachtet wird. (...) Unsere lebens- und dienstälteren Kameradinnen berichten uns immer wieder, welche Mühen es gemacht hat, den Zusatz (w) vom Dienstgrad abzukoppeln. Der VSB wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass wir den verliehenen Dienstgrad einzig durch den Zusatz Herr bzw. Frau ergänzt wissen wollen.
Die "Bild-Zeitung" zitiert den verteidigungspolitischen Sprecher der Union, Henning Otte, mit folgenden Worten:
"An der Truppe vorbei! Wir brauchen einsatzbereite Streitkräfte und jetzt keine Diskussion über genderkonforme Dienstgradbezeichnungen von Soldaten – wir haben aktuell Wichtigeres zu tun. Bei der Debatte um die Einführung weiblicher Dienstgrade muss unbedingt berücksichtigt werden, dass eine Befragung innerhalb der Streitkräfte zu erfolgen hat. Bislang lehnte die Mehrheit der Frauen in der Bundeswehr geschlechterspezifische Dienstgrade ab."
Die "Bild" zitiert auch einen Tweet, mit dem sich Oberleutnant Wiebke Hönicke an der Debatte beteiligt hatte:
"Die Uniform kennt keine Hautfarbe oder Geschlecht, jeder ist gleich, jeder ist Kamerad. Sie vereint uns, genauso wie der Dienstgrad, der für jeden der gleiche ist. Der einzige Unterschied ist das 'Frau' oder 'Herr' vor dem entsprechenden Dienstgrad. Die Bundeswehr lebt davon, dass wir Soldaten Kameradschaft und Einigkeit leben – zu jeder Zeit. Für mich haben gegenderte Dienstgrade nichts mit #Feminismus, #Emanzipation oder #Gleichbereichtigung zu tun! Im Gegenteil: Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass der Dienstgrad nicht in Geschlechtern unterscheidet, sondern dass es um die gleichen Rechte und Pflichten geht."
Vorsichtige Unterstützung der gegenderten Dienstgrade kommt der FAZ zufolge von der grünen Verteidigungspolitikerin Agnieszka Brugger. Sie halte die Idee von weiblichen Dienstgraden nicht für falsch, finde die Art und Weise aber, wie das Ministerium das Thema behandele, aber "alles andere als klug."
Auch in der FDP gibt es Zustimmung zu dieser Idee. So twittert der Vorsitzende der FDP Rheinland-Pfalz, Volker Wissing, der als Nachfolger von Linda Teuteberg zum neuen Generalsekretär der Partei nominiert ist: "Eine #CDU, die weibliche Dienstgrade für Genderwahn hält, verachtet unsere Soldatinnen."
2. "Männerrechtler*innen: Brauchen wir die?" ist die neueste Folge der Podcast-Reihe "Freitag Abend" der trans Feministin Phenix Kühnert. Der erste Link auf der Seite dieses Podcasts führt zu meiner Website, was wohl vor allem daran liegt, dass ich in einem Telefoninterview die Positionen unserer Bewegung darstellen darf, wobei ich (wieder einmal) versuche, zur feministischen Bewegung Brücken zu schlagen. Unter dem Link auf meine Website finden sich zahlreiche weitere Verlinkungen: etwa zu dem rufschädigenden Artikel der FAZ über mich. zu dem gelungenen Feature über uns Männerrechtler von Mithu Sanyal, zu Genderama, zur Website von MANNdat und zu vielen Websites mit Hintergrundinformationen zu den von uns angesprochenen Problembereichen – von Suiziden über Obdachlosigkeit bis zur Todesstrafe.
Der Podcast, der auch bei iTunes und Spotify zu hören ist, eröffnet das Thema "Männerrechtsbewegung" mit einer Definition Hinrich Rosenbrocks, der unsere Bewegung bekanntlich als Bedrohung darstellt. Im Gegensatz dazu geben sich die beiden Journalistinnen, die den Podcast gestalten (Phenix und Solveig), durchaus Mühe zu differenzieren: Das Internetforum "Wieviel Gleichberechtigung verträgt das Land?" und die Wikimannia werden von ihnen wegen menschenfeindlicher und abstruser Statements abgelehnt, Manndat hingegen – wenn auch mit leichter Zurückhaltung – als "positives Beispiel" bewertet und ich selbst als "sympathisch" (was ja auch den Tatsachen entspricht).
Auf das Telefoninterview mit mir folgt eine Gegenrede aus feministischer Perspektive: Einerseits wäre es nett gewesen, auf diese Einwände eingehen zu können (auch hätte ich die gesuchten Zahlen zum Männeranteil unter den Obdachlosen leicht liefern können), aber immerhin beginnt hier mal eine Sachdebatte, statt dass es wie in manchen Artikeln der Leitmedien bei Attacken auf persönlicher Ebene bleibt.
In diesem Teil des Podcasts gibt es negative und positive Aspekte. Ärgerlich ist, dass Männerrechtsbewegung und Rechtsextremismus immer wieder stark aneinander gekoppelt werden, was mit der sehr überschaubaren Zahl an Leuten, die Wikimannia und "Wieviel Gleichberechtigung verträgt das Land?" betreiben, nicht wirklich gut belegt ist. Darüber hinaus wird lediglich ein angeblicher US-Männerrechtler erwähnt, der Vergewaltigungen legalisieren wolle, ohne dass kenntlich gemacht wird, um wen es überhaupt geht: Gemeint ist offenbar Roosh V., der das Sorgenkind der Pick-up-Szene, aber nun mal kein Männerrechtler ist. Anhand von einigen wenigen Personen wird also eine gesamte soziale Bewegung diskreditiert – das geht allerdings jeder neuen sozialen Bewegung so und wird voraussichtlich auch immer so bleiben.
Positiv anzumerken ist, dass in dem Fazit des Podcasts deutlich wird, wie nahe beieinander wir in vielen Punkten sind: Beispielsweise erkennt Phenix Kühnert Sexismus gegen Männer an und plädiert nachdrücklich dafür, dass Polizisten bessere Fortbildungen erhalten, was die Wahrnehmung männlicher Opfer etwa von häuslicher Gewalt angeht.
Ab Minute 44 würdigen die Redakteurinnen des Podcasts die kanadische Autorin Liz Plank: Sie beklage in ihrem 2019 veröffentlichten Buch "For the Love of Men", dass der Feminismus die Probleme von Männern vernachlässige – und auch andere ihrer in dem Podcast gewürdigten Positionen decken sich mit meinen, werden aber, wohl weil Liz Plank aus dem Lager der Podcast-Redakteurinnen stammt, von ihnen begeisterter wahrgenommen, als wenn ich dasselbe mit anderen Worten darlege. (Der Fachausdruck für das, was Liz Plank mit maskulistischen Ideen tut, lautet "shepeating".)
Schließlich scheitern die Macher des Podcasts an demselben Problem, an dem ich selbst und bislang auch jeder andere gescheitert ist: einen besseren Begriff als "Feminismus" oder "Maskulismus" für eine Politik zu finden, die die Probleme aller Geschlechter gleichermaßen angeht. "Humanismus", "Equalismus" und so weiter haben bislang niemanden so richtig überzeugt.
In ihrem Fazit zu der Frage, ob man die Männerrechtsbewegung unterstützen solle, gelangen die beiden Feministinnen schließlich zu einer negativen Einschätzung. Warum? Erstens:
Vor allem muss man da bedenken, dass Menschen, die nicht extremes und rechtes Gedankengut unterstützen wollen, sich dieser Bewegung vielleicht nicht anschließen sollten, da im deutschsprachigen Raum das damit leider oft konnotiert ist – was für mich das als absolutes No-Go machen würde, mich für diese Bewegung einzusetzen.
Mit anderen Worten: Man sollte sich einer sozialen Bewegung für Jungen und Männer nicht einsetzen, weil es die WikiMANNia und fragwürdige Kommentatoren in einem Online-Forum gibt. Nach derselben Logik düfte man den Feminismus nicht unterstützen, weil es dort Terroristinnen gibt, die nicht nur verbal gewalttätig werden. Auch das sollte eigentlich ein "absolutes No-Go" darstellen.
Darüber hinaus gibt es keine gangbare Strategie, mit dem der Hauptstrom der seriösen Männerrechtsbewegung auf diesen Vorwurf reagieren kann: Wir können die wenigen Polterer unter uns schließlich nicht einfach wegzaubern (zumal man sich fragen muss, ob das in einer liberalen Demokratie überhaupt wünschenswert wäre).
Zweitens seien die Probleme der Frauen drängender, was folgender Vergleich versinnbildlichen soll:
"Hey, beim Nachbarn brennt das Haus." Der Nachbar kommt zum anderen Nachbarn und fragt: "Hey, kannst du mir helfen? Mein Haus brennt." Das wäre dann, als ob Nachbar Zwei sagt: "Ähm, ja, mein Haus ist doch auch wichtig." Dann sagt der Nachbar Eins: "Ja, aber mein Haus brennt." (…) Man muss sich erst mal um das kümmern, was jetzt das drängendste Problem ist und wo die größten Benachteiligungen und Unterschiede sind.
Deshalb solle man sich zuerst mal um das Haus kümmern, das brennt, also um Feminismus.
Normalerweise lehnen Linke eine solche sogenannte "Opferolympaide" ab: Niemand argumentiert, die Schwulenbewegung sei nicht unterstützenswert, weil Schwarze drängendere Probleme hätten. Diese Argumentation ist aber plötzlich möglich, wenn es sich bei einer der beiden Gruppen um Jungen und Männer handelt. Vor diesem Hintergrund ist die Notwendigkeit zu einer Männerrechtsbewegung überhaupt erst entstanden.
Wie lautet jetzt mein Fazit zu diesem Podcast? Man könnte ihn als Teil von folgender Entwicklung betrachten: Vor einigen Jahren galten unsere Argumente und Positionen noch als lächerlich, absurd und gemeingefährlich; einige Journalisten tun heute noch so, als ob sie das wären. Formate wie dieser Podcast zeigen indes, dass auch die ersten Feministinnen überlegen, ob an dem, was wir sagen, nicht doch etwas dran sein könnte und ob es diskussionswürdig ist. Man gibt sich Mühe, die Männerrechtsbewegung differenzierter zu betrachten, als das etwa noch Hinrich Rosenbrock getan hat, der sich in einer Abschlussarbeit der Genderstudien fragte, wie man diese soziale Bewegung am besten bekämpfen kann. In einiger Zukunft werden unsere Positionen dann offenkundige Binsenweisheiten sein, und es wird heißen, dass Feministinnen sie zuerst entwickelt haben, während Maskulisten diese genialen und wichtigen Gedanken nur mit ihrem rechtsextremen Quatsch verunreinigten. Das mediale Totschweigen und Herabsetzen auch der seriösen Männerrechtler bereitet diese Strategie ja ohnehin schon vor.
3. Die Zahl der Obdachlosen in Deutschland steigt. Gehörten bislang hauptsächlich Männer zu dieser Gruppe trifft es jetzt vermehrt Familien mit Kindern. Die Reaktion der Politik bleibt dürftig:
Tatsächlich ist die ohnehin schlechte Lage der Obdach- und Wohnungslosen durch die Pandemie noch elender geworden, beklagen Sozialverbände wie die Diakonie. Denn niedrigschwellige Angebote wie Essens- und Kleiderausgaben mit vielen älteren Ehrenamtlichen in der altersbedingten Risikogruppe, aber auch medizinische Versorgung durch freiwillig tätige ältere Ärzte im Ruhestand waren oder sind reduziert. Im Winter werden viele mit Mehrbettzimmer in Notunterkünften wegen der Abstandsregeln nicht voll belegt werden können.
Und: Die für besonders schutzbedürftige, oft gesundheitlich geschwächten Obdachlosen geöffneten Hotels und Herbergen trafen auch nur wenige Glückliche. In Berlin etwa entstanden so vorübergehend rund 300 Schlafzimmer mehr: Doch allein in diesem Januar wurden in Berlin fast 2000 auf der Straße lebende Menschen angetroffen - von freiwilligen Zählern in der "Nacht der Solidarität". Die Dunkelziffer liegt weit höher. Hinzu kommen 34.051 Wohnungslose in Berliner Sozialunterkünften, rund 4000 Menschen mehr als 2016. (...) Schon lange fordert die BAG W hingegen einen nationalen Aktionsplan, um das Thema nicht weiter an Länder und Kommunen zu verschieben. Denn Wohnungslose werden nicht nur mehr, sondern auch jünger, internationaler und die Zahl der obdachlosen Frauen steigt - bisher eher eine Minderheit in dieser Gruppe.
(...) Die Bundesregierung duckt sich weg. Zwar steht eine Wohnraumoffensive und auch das Ziel "bezahlbarer Mieten" im Koalitionsvertrag, doch im Kabinett spielen Obdachlose als besonders zu stärkende Gruppe keine Rolle. (...) Die Bundestags-Grünen fordern von der Bundesregierung kommende Woche erneut in einem Antrag das Nachhaltigkeitsziel, bis 2030 keine Obdachlosigkeit mehr zu haben. Dies als Ziel auszugeben, traut sich nicht einmal die der Linkspartei angehörende Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach. (…) Deutschlandweit bleibt es ein unübersichtlicher und unkoordinierter Flickenteppich an Maßnahmen, abhängig von der Finanzkraft der Kommunen. Zudem liegen auf Bundesebene und für die meisten Bundesländer keine wirklich belastbaren Zahlen vor - dies wurde lang von Sozialpolitikern kritisiert.
Man muss aber verstehen, wenn den Politikern in unserem Land beispielsweise das Durchgendern der Soldatndienstgrade wichtiger ist, als Obdachlosen zu helfen: Wenn das eine Haus brennt, kann schließlich nicht einfach irgendwer anders daherkommen und sagen: "Bitte hilf mir auch, ich hab überhaupt kein Haus."
4. Aus einer aktuellen Rezension meines "Lexikons der feministischen Irrtümer":
Das Buch schafft es im Wesentlichen ohne Polemik die aktuelle Situation in der Genderdebatte darzustellen. An einigen wenigen Stellen schimmert die Verzweiflung des Autors durch, die ich aber gut nachvollziehen kann.
You hear me, brother. :-)
5. In den letzten Tagen berichtete Genderama immer wieder über die Kampagne "Es reicht!", die sich dagegen richtet, wie eine Reform des Familienrechts vor allem von SPD-Ministerinnen blockiert wird. An die Unterstützer dieser Kampagne richtet der Väterrechtler Franzjörg Krieg nun folgende Aufforderung auf Facebook:
Meldet euch unter krieg@vafk-karlsruhe.de bei mir, damit ich die bisherige Konzeption der Reaktion auf die derzeitige Familienpolitik mit euch teilen und gemeinsam festlegen kann. Ich suche nur Personen, die Ahnung von den Inhalten der Fortschreibung des Familienrechts und von den politischen Abläufen haben und auch wirklich etwas tun möchten.
Ich bitte auch um Personen, die auf anderen Plattformen unterwegs sind (Twitter etc.) und die die Aktion ES REICHT! auch dort einbringen und administrieren können. Auch solche sollten sich bei mir per Mail melden.
Es gibt viele, die von mir über Facebook nicht erreicht werden. Vielleicht kennt ihr solche und könnt auch diese auf meine Aktion aufmerksam machen. Ich möchte nicht, dass diese Aktion nur eine von mir bleibt, sondern dass sie eine breite Aktionsbasis findet. Über Kontakte konnte ich feststellen, dass eine hohe Bereitschaft besteht, das mit zu gestalten und mit in die breite Gesellschaft zu streuen.
Es müssen bundesweit Aktionen dazu laufen mit überall gleichen Signalen. Das funktioniert aber nur, wenn auch viele an der Konzeption beteiligt sind.
6. Die Post. Einer meiner Leser aus Österreich schreibt mir heute:
Sehr geehrter Herr Hoffmann,
nachdem Sie unermüdlich und zurecht immer wieder auf die ideologische Einseitigkeit in den Medien hinweisen, hier der Hinweis auf zwei Sendungen die sich wohltuend davon abheben. Beide wurden auf dem Radiosendser Ö1 ausgestrahlt, das ist Österreichs öffentlich-rechtlicher Sender für die linke intellektuell-akademische Schicht - zumindest sieht er sich selbst gerne so.
Üblicherweise bekommt man allerdings auch auf Ö1 den immer gleich langweiligen Einheitsbrei zu hören und der Sender tut sich nicht gerade als aufgeklärt-kritisches Medium hervor. Noch kein Gender-Pay-Gap Tag oder einer der vielen weiteren gender gap Tage, bei denen man nicht die volle ideologische Breitseite zu hören bekam (zum gender empathy gap Tag erwartungsgemäß: nichts)
Um so erstaunlicher diese beiden Sendungen, deshalb mache ich mir auch die Mühe darauf hinzuweisen. Die Sendungen sind diese Woche gelaufen und können 7 Tage lang auf der Ö1 Webseite nachgehört werden.
1. Salzburger Nachtstudio vom Mittwoch, dem 9. September, zum Thema Zensur, Eintönigkeit der Medien und Schere im Kopf. Zu Wort kommen die uns wohlbekannte Christine Bauer-Jelinek sowie Rainer Mausfeld. Viele kluge Worte, der Sender Ö1 müsste diese Erkenntnisse "nur" noch umsetzen.
2. Radiokolleg Reihe (4-teilig Montag bis Donnerstag Vormittag) zum Thema 25 Jahre Pekinger Frauenkonferenz.
Ich fand diese Reihe durchaus informativ, obwohl sie natürlich erheblich Schlagseite aufweist. So weit dass man Gender Mainstreaming und dessen teilweise absurden Auswirkungen offen kritisiert will man dann wohl doch nicht gehen, was gerade im Zusammenspiel mit der ersten Sendung bezüglich (vorausseilender Selbst-)Zensur eine gewisse Ironie aufweist. Neu und sehr interessant fand ich den expliziten Hinweis darauf, dass es bei der Frauenkonferenz in Peking und auch bei der Konferenz zuvor (1985 in Nairobi) sehr starke interne Auseinandersetzungen zur politischen Stoßrichtung gab. O-Ton aus der Sendung: "Bis hin zu Handgreiflichkeiten". Es hatte nämlich der "globale Süden" dem "globalen Norden" vorgeworfen, die feministischen Anstrengungen des Nordens wären eine Partikularpolitik für die kleine, gut ausgebildete Schicht der Akademikerfrauen, und man möge sich doch bitte zuerst mal um die tatsächlich gravierenden ökonomischen Benachteiligungen der Frauen in den Ländern des globalen Südens kümmern, bevor man daran denkt Binnen-I und Gender Ampeln gesetzlich zu verankern.
Kommt das vielleicht bekannt vor?
Nun, es dürfte klar sein, wer sich schlußendlich durchgesetzt hat. Gut gemacht Frauenpolitik! 25 Jahre und keinen Deut klüger als zuvor.
Jedenfalls war es für mich neu, dass genau dieser Punkt, der jetzt von Männerrechtlern kritisiert wird (Genderfeminismus ist eine Politik die nur einer kleinen Minderheit von Frauen zugute kommt, die eigentlich eh schon alles haben), bereits vor über 25 Jahren auch feminismusintern heiß umkämpft war. Und genau wie heute hat die Siegerseite es geschafft, dass dieser strittige Punkt weitgehend totgeschwiegen wurde. Oder warum erfahre ich davon erst heute durch diese Sendung?
Ich hoffe diese Sendungen sind vielleicht ein erster kleiner Lichtblick und wir sehen in Zukunft noch mehr ausgewogene Berichterstattung.
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