CDU-Vorstand stimmt heute über Frauenquote ab – News vom 14. September 2020
1. Wie die Frankfurter Allgemeine berichtet, will die CDU-Führung heute über die Einführung einer Frauenquote von fünfzig Prozent diskutieren und eine Vorstandsentscheidung herbeiführen. Unter anderem die CDU-Vorsitzende (und Verteidigungsministerin) Annegret Kramp-Karrenbauer plädiert mit Nachdruck für eine Quote. Allerdings würde auch ein befürwortendes Votum von Präsidium und Vorstand noch nicht bedeuten, dass die Quote in die Satzung geschrieben wird. Das müsste auf einem Parteitag im kommenden Jahr entschieden werden. Ob es dafür eine Mehrheit gibt, ist nach wie vor ungewiss.
2. Das auf Militär- und Sicherheitspolitik fokussierte Blog "Augen geradeaus!" weiß Interessantes im Zusammenhang mit der Debatte zu berichten, ob die Dienstränge in der Bundeswehr gegendert werden sollten ("Oberstleutnantin"):
Im Hinblick auf die Forderung, dazu sollten doch die Soldatinnen selbst befragt werden, scheint allgemein untergegangen (mir auch), dass die genau dazu auch befragt wurden – und zwar schon vor mehr als sechs Jahren. Im Januar 2014 legte das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) die von Gerhard Kümmel verfasste Studie "Truppenbild ohne Dame? – Eine sozialwissenschaftliche Begleituntersuchung zum aktuellen Stand der Integration von Frauen in die Bundeswehr" vor, in der es unter anderem heißt:
"In der Frage der Dienstgradbezeichnungen weisen die Daten eine überwältigende Mehrheit bei beiden Geschlechtern für die Einheitlichkeit bei den Dienstgradbezeichnungen aus. Diese Einheitlichkeit präferieren 82 Prozent der Männer und 86 Prozent der Frauen. Entsprechend niedrig sind die Werte bei dem Item zur allgemeinen geschlechterspezifischen Formulierung von allen Dienstgraden. Hierfür können sich lediglich 6 Prozent der Männer und 4 Prozent der Frauen erwärmen."
Das Blog zitiert auch einen offenen Brief der Soldatin Jung-Loddenkemper an Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer. Darin heißt es:
Wir alle träumten den gleichen Traum und folgten der gleichen Berufung. Wir identifizieren uns mit unserem Dienstgrad, egal ob Gefreiter, Fähnrich, Oberfähnrich, Leutnant oder General. Bisher standen wir immer vereint auf einer Stufe. Dementsprechend lässt sich bis dato sagen: "Dieser gemeinsame Dienstgrad ist etwas, das uns eint, nichts was uns trennt."
Er steht für die gleichen Träume, die gleiche Arbeit, die gleiche Leistung und der gleiche Stolz! Sie helfen unserer Gleichstellung nicht, wenn Sie durch gegenderte Dienstgrade einen Unterscheid aufzeigen. Das ist keine Brücke, die Sie dort bauen, sondern einen Graben, den Sie ziehen.
Wenn ich, als Soldat, an einen Hauptmann denke, dann denke ich genauso an eine Frau wie an einen Mann. Dieser Begriff mag zwar eine grammatikalisch männliche Endung haben, aber die Assoziationen mit diesem Begriff sind ganz anders gefüllt, als es seine eigentliche Endung vermuten mag. Und was könnte emanzipierter und gleichberechtigter sein als ein Begriff, der bereits mit beiden Geschlechtern verbunden wird?
Wir wollen kein Zwei-Klassen-System. Wir sind alles Kameraden und wir sind eins. Wir lassen uns nicht einfach voneinander separieren. Ich möchte nicht anders betitelt werden als meine männlichen Kameraden.
3. Das Arbeitsamt Niederösterreich hat infolge der Corona-Pandemie eine Männerberatungsinitiative als Pilotprojekt begonnen:
Ziel ist es hier Männer, die schon länger arbeitslos sind und nicht gleich vermittelt werden können, innerhalb eines halben Jahres Schritt für Schritt wieder auf einen Job vorzubereiten und dabei auch so manche private Probleme zu lösen. Denn oft liegt die Ursache für die Arbeitslosigkeit ganz wo anders, weiß Projektleiter Leopold Kaiblinger, "wie etwa finanzielle Probleme, Kinderbetreuungspflichten oder gesundheitliche Einschränkungen." (…) Männer und Frauen kämpfen in diesen Situationen oft mit unterschiedlichen Herausforderungen. Deshalb wurde Anfang April – neben sieben bereits bestehenden Frauenberatungsstellen – das erste Männerberatungszentrum gestartet.
4. Die im Laufe der MeToo-Debatte aufgenommenen Ermittlungen gegen den Filmemacher Dieter Wedel wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung laufen inzwischen zweieinhalb Jahre. Weil dem mutmaßlichen Opfer, der Schauspielerin Jany Tempel, finanziell die Puste ausgeht, hat sie nun eine Spendenaktion gestartet, um ihre Anwaltskosten für einen möglichen Prozess gegen den Filmemacher zu bezahlen. Bislang seien 70.000 Euro zusammengekommen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft München wird "nicht vor Spätherbst" mit einer Entscheidung darüber zu rechnen sein, ob sie Wedel anklagt oder nicht. Wedel, der Tempel 1996 vergewaltigt haben soll, hat die Vorwürfe immer zurückgewiesen. Inzwischen sei froh, dass es diese Ermittlungen gibt: "Ich vertraue auf die Staatsanwaltschaft."
5. In seinem Blog Alles Evolution berichtet Christian Schmidt:
In einer Diskussion, in der ich anführte, dass ich Linksextreme und Rechtsextreme beide ablehne, weil ich Identitätstheorien von beiden Seite für falsch halte ging es etwas in die Vergleiche und es wurde angeführt, dass Rechtsextreme "stochastischen Terrorismus" betreiben, die Linksextremen aber nicht.
Bei "stochastischem Terrorismus" handelt es sich um öffentliche Äußerungen zum Beispiel in den Massenmedien, die bestimmte Gruppen dämonisieren und dadurch Gewalthandlungen vorbereiten können. Schmidt bekundet, nicht nachvollziehen zu können, wie man diese Rhetorik im linken Spektrum und auch beim intersektionalen Feminismus nicht sehen könne:
Deren Theorien sind ja als Identitätspolitiken, die in bestimmten Kategorien wie Rasse, Geschlecht, sexuelle Identität in Gut und Böse einteilen und damit deutliche Schuldzuweisungen vornehmen. Dazu fehlt jede Begrenzung, selbst kleinste Verfehlungen die nahezu in alles hineininterpretiert werden können, rechtfertigen sehr großen Aufruhr und der Kampf gegen den Feind kann mit allen Mitteln geführt werden.
Und natürlich gibt es dort auch eine lange Tradition von Gewalt (…), Slogans wie "Macker gibt es in jeder Stadt – Bildet Banden macht sie platt" oder #killallmen
Bisher konnte aber zumindest der Feminismus anführen, dass man ja doch eben als Frau auch irgendwie zu brav wäre, um was Schlimmes zu machen.
Aber in den Unruhen in den USA haben die intersektionalen Theorien in der Hinsicht stark verloren: Diverse Taten sind gegen Weiße, Polizisten etc verübt worden, einfach weil sie Weiße sind oder eben Polizisten. Meist waren Männer die Opfer.
(…) Beispiele für vollkommen fehlende Empathie und Äußerungen wie "ich hoffe er stirbt" bei Taten gegen "Privilegierte" (zu denen ich auch mal die Polizisten rechne) oder Brandstiftungen und Plünderungen oder das Werfen mit Molotovcocktails etc lassen sich gegenwärtig leicht finden.
Distanzierungen von Gewalt oder von diesen Übertreibungen hört man auch nicht. Insofern passt es zu der Definition oben von "stochastischen Terrorismus".
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