Samstag, September 26, 2020

CSU-Parteitag: Starke Kritik an "Gender-Gaga" – News vom 26. September 2020

1.
Die CSU steht einer geschlechtergerechten Sprache skeptisch gegenüber. "Es ist zu unterstützen, dass insbesondere die Sprache von Behörden für jedermann verständlich und leicht zugänglich ist. Ideologisch motivierte Sprachgestaltung ist fehl am Platz", heißt es im 399-Seiten dicken Antragsbuch für den digitalen Parteitag unter dem Punkt "C 15 - Die Verballhornung der Sprache mit überflüssigen Gender-Formulierungen verhindern". Gleich zwei Anträge befassen sich mit den neuen Schreibweisen von Wörtern, die durch Genderzeichen, Binnen-I oder Gender-Doppelpunkt Männer, Frauen und Diverse gleichermaßen und gleichberechtigt gerecht werden sollen.

Die Forderung des Antragstellers, der ehemalige Münchner Stadtrat und CSU-Senior Reinhold Babor, ist unmissverständlich: "Die krampfhafte Wortwahl der Gender-Sprache hat in Behörden und in Bildungseinrichtungen zu unterbleiben." Er beruft sich dabei auf die Haltung der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), die Gendersternchen und Co als nicht konform mit den Regeln der deutschen Grammatik und der Rechtschreibung ablehnt.

Schon in ihrem aktuellen Grundsatzprogramm "Die Ordnung" distanziert sich die CSU von einer geschlechtersensiblen Sprache: "Eine Gesellschafts-und Bildungspolitik, die Gender-Ideologie und Frühsexualisierung folgt, lehnen wir ab", heißt es hier. Parteivize Dorothee Bär äußerte sich in der Vergangenheit ebenfalls bereits kritisch, Binnen-I und Gender-Sternchen nannte sie "total gaga".


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2. Das Blog Wortvogel zerpflückt in einem glänzend geschriebenen Beitrag ein kaum erträglich arrogantes Plädoyer für die Gendersprache. Da es um den Stil der Debatte geht, lesenswert auch für diejenigen, die das Thema "Gendersprache" eigentlich schon leid sind.



3. Die zweite Folge der internationalen Netflix-Serie "Criminal Deutschland" behandelt auf besonders gelungene Weise das Thema "häusliche Gewalt". (Ich will nichts spoilern, aber wer's unbedingt wissen will, findet hier eine Inhaltsangabe.) Ohne die Männerrechtsbewegung gäbe es solche TV-Krimis heute noch nicht. Obwohl wir in den Leitmedien kaum vorkommen, verändern wir Diskurse.



4. Wenn ich in diesem Blog den Begriff "toxische Weiblichkeit" verwende, dann in der Regel als ironische Erwiderung zum sexistischen Konzept der "toxischen Männlichkeit". Es gibt aber auch Autoren, die diesen Begriff ernster meinen – so etwa Freya Ager im Frauenmagazin Evie. Ein Auszug:

Wenn wir akzeptieren, dass männliche Verhaltensweisen sich verzerren und übertrieben werden können, wenn Stärke in ungezügelte Aggression und Stoizismus in Kaltherzigkeit umschlägt, können sich dann nicht auch typisch weibliche Züge in etwas ebenso Tückisches verwandeln?

Psychologische Studien zeigen, dass auch Formen von Weiblichkeit bis zum Äußersten getrieben werden können. Negative weibliche Züge sind typischerweise emotionale Manipulation, passive Aggressivität und die Bewaffnung mit Klatsch und Tratsch. So kann z.B. die typisch weibliche Eigenschaft der "Verträglichkeit" zu Unterwürfigkeit werden, die Neigung einer Frau, hegen und zu pflegen, kann sich in etwas Besitzergreifendes verwandeln, und die weibliche Sexualität kann sich in den Missbrauch sexueller Macht verzerren, um Männer anzulocken und dann ihr Opfer zu spielen. Denken Sie hier etwa an die Frau vor, die ihren Mann mit Schweigen straft, wenn sie nicht in ihr Lieblingsrestaurant gehen kann, oder die herrische Mutter, die sagt: "Wenn du mich verlässt, liebst du mich nicht", wenn ihre Kinder zu Hause ausziehen möchten.

Toxische Weiblichkeit kann auch anderen Frauen schaden. Studien haben gezeigt, dass Männer zwar typischerweise an Klatsch und Tratsch über andere Männer interessiert sind, Frauen jedoch von Geschichten über andere Frauen besessen sein können. Beispielsweise erinnerten sich Frauen bei einem überraschenden Erinnerungstest eher an Details über andere Frauen aus klatschähnlichen Geschichten als Männer, vor allem was das körperliche Erscheinungsbild angeht.

Klatsch und Tratsch zwischen Frauen ist in der Regel aggressiver und konkurrenzbetonter und versucht, andere Mädchen aus sozialen Gruppen auszuschließen und ihren Ruf zu zerstören. Jeder, der eine reine Mädchenschule besucht hat (wie ich), kann das bezeugen.

Trotz der Fortschritte, die Frauen gemacht haben, greift der progressive Feminismus der dritten Welle weiterhin Männer wegen ihrer historischen Dominanz in der Gesellschaft an. Die Populärkultur stellt Frauen ständig als Opfer dar und ignoriert die andere Seite der Debatte. Es ist auch viel einfacher, die toxische Seite der Weiblichkeit zu ignorieren, weil sie einfach nicht so offensichtlich ist. Beide Geschlechter können aggressiv sein, aber Männer neigen dazu, direkter und körperlicher zu sein als beispielsweise Frauen, indem sie Schläge austeilen, anstatt Gerüchte zu verbreiten. Das bedeutet aber nicht, dass Frauen von schlechtem Verhalten ausgenommen sind.

Dieses Ungleichgewicht hat nicht nur zu einer massenhaften Stigmatisierung von Männern geführt (z.B. "alle Männer sind Müll"), sondern auch zu einem Verlust der Dankbarkeit für jede Tugend in der traditionellen Männlichkeit. Wo ziehen wir die Grenze zwischen gesundem männlichen Verhalten und toxischem männlichen Verhalten? Sind Stärke und Stoizismus niemals eine gute Sache?

Letztlich scheint es mir, dass Begriffe wie "toxische Männlichkeit" einfach nicht sinnvoll sind. Wenn wir bedenken, inwieweit Weiblichkeit ebenfalls missbraucht werden kann, ist dies alles vielleicht doch kein Geschlechterproblem.

Toxizität ist kein geschlechtsspezifisches Merkmal, sondern ein individuelles. Die Gesellschaft ist kein Schlachtfeld zwischen Männern und Frauen; in jedem von uns gibt es Gutes und Schlechtes. Spalterische Rhetorik, die impliziert, dass Weiblichkeit komplett tugendhaft ist, während Männlichkeit von Natur aus schädlich ist, wird die Dinge nur noch schlimmer machen. Stattdessen müssen wir über unser eigenes Handeln als Individuen nachdenken, im Bewusstsein, dass wir alle die Fähigkeit haben, anderen gegenüber toxisch zu sein. Wir können alle danach streben, bessere Menschen zu sein, während wir gleichzeitig die Schönheit und Stärke sowohl der traditionellen Männlichkeit als auch der Weiblichkeit zu schätzen wissen.


Die Website von "Evie" enthält weitere bemerkenswerte Beiträge, so etwa "Why The Majority Of Women Don't Want To Call Themselves Feminist", "Feminists Are Still Dishonest About The Gender Pay Gap" und "Should You Date a Male Feminist?"



5. Die Post. Mein Leser David Wonschewski schreibt mir:

Von der "Basis" kann ich im Übrigen vermelden, dass es vorwärts geht. Hatte gestern mit 150 Leuten eine Betriebsratsversammlung. So richtig modern via Chime, alle im Home Office. Der Betriebsrat-Vorsitzende, super Typ, stilgerecht links und mit ergrautem Pferdeschwanz - kam unter TOP 4 zum Aspekt sexueller Belästigung und welche Hilfen es intern gibt. Alles echt vorbilldich. Nur fiel halt auf, dass der Mann immer nur von weiblichen Opfern sprach: "Also, liebe Kolleginnen, wenn ihr ... " Ich saß davor, rechts am Bildrand war der "Für-alle"-Chat, und überlegte, ob es nun meine Aufgabe ist, aus der tumben Masse eine Lanze zu brechen und dem Herrn mal zu sagen, dass die Opferverweiblichung auch ihre Tücken hat. Ich kam aber nicht dazu. Vier junge Kolleginnen übernahmen das und posteten: "Auch Männer können Opfer sein!", "Bitte alle Geschlechter einbeziehen!".

Ich war echt baff. Alle Mitte 20.

Es geht was in Lummerland.


Männer sind sogar etwas häufiger von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen als Frauen.

Zu David Wonschewskis Rezension von Monika Marons Roman "Artur Lanz" schreibt mir Dr. Andreas Schmohl, Vorstandsmitglied des Forums Soziale Inklusion; Mitglied der Liberalen Männer und von MANNdat:

Meiner Einschätzung nach muss die Männerbewegung aufpassen, dass sie nicht denselben Fehler macht wie große Teile der aktuellen Frauenbewegung, nämlich Eigenschaften und Lebenswege anderer zu bewerten oder gar abzuwerten. Auf welche Weise sich ein Mensch als authentisch erlebt – beispielsweise als fürsorglich, kämpferisch, harmoniesuchend oder heldenhaft – muss jeder Mensch für sich selbst herausfinden. Diese Lebensaufgabe zu vernachlässigen – wie dies bei der Figur im Roman wohl geschehen ist – liegt im Verantwortungsbereich jedes einzelnen und hat wenig bis nichts mit dem Zeitgeist oder dem Feminismus zu tun.

So kritikwürdig der aktuelle Mainstream-Feminismus ist, so hat der historische Feminismus zumindest ein meines Erachtens sehr positives Ziel erreicht: Frauen dürfen kämpferisch ODER friedliebend sein, sie dürfen altruistisch ODER egoistisch handeln, sie dürfen risikoscheu ODER heldenhaft sein und so weiter, ohne dass ihr Frausein deswegen in Frage gestellt wird (Ausnahmen bestätigen die Regel). Dieses Ziel strebe ich auch für Männer an. Ich will mir weder von Feministen noch von Maskulisten oder anderen vorschreiben lassen, wie ich als Mann sein soll oder wie ich mich als Mann zu verhalten habe.

Generalisierte Erwartungen an Männer (und Frauen) – welcher Art auch immer – sollten nicht verklärt, sondern kritisch hinterfragt werden, denn auch dies ist eine Form der Gleichmacherei.


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