Österreich: Langjährige Feministin distanziert sich von MeToo – News vom 7. Oktober 2019
1. Die "Neue Zürcher Zeitung" hat Valerie Export interviewt, die seit Jahrzehnten in der feministischen Bewegung aktiv ist. Trotzdem geht sie zur MeToo-Bewegug auf Distanz:
Es ist richtig, dass Frauen sich wehren können und müssen. Sie brauchen Mut dazu. Mich stört die #MeToo-Bewegung aber, wenn die Fälle Jahrzehnte zurückliegen. Am meisten fiel mir das bei Placido Domingo auf, als er von der Metropolitan Opera in New York weggehen musste. Das ist sehr hart. Er hat eine grosse Karriere, ist 78, jetzt kocht das hoch. Die Ereignisse liegen ja fünfzehn und mehr Jahre zurück. Jetzt werden ihm die letzten Jahre als Sänger weggenommen. So einen Abgang finde ich nicht richtig. Man kann nicht erst so spät mit solchen Vorwürfen kommen, das muss man sofort machen. Die Frauen haben sich ja nicht einmal gleich zu Beginn der #MeToo-Bewegung gemeldet. Das ist bei solchen Bewegungen schon zwiespältig.
Auf die Frage, wie sie es sehe, wenn junge Frauen verlangen, dass Bilder abgehängt oder an Universitäten Texte nicht mehr gelesen werden, entgegnet Valerie Export:
So etwas darf man, kann man nicht abhängen. Künstlerinnen und Künstler müssen die Freiheit haben, sich zu äussern. Das ist in der Literatur ähnlich, Theaterstücke wurden verboten, Musikstücke nicht aufgeführt. Was haben die Surrealisten nicht alles gemacht! Es gibt kein Abhängen und keine Bücherverbrennungen, es gibt keine entartete Kunst, egal aus welcher Perspektive.
2. Die "IG Jungen, Männer, Väter" hat ihre Auswertung zur Anhörung des Rechtsausschusses des Bundestages vom 25.09.2019 online gestellt, die auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Thema "Fortbildung von Richterinnen und Richtern sowie Qualitätssicherung in familiengerichtlichen Verfahren" erfolgte. Diese Auswertung gelangt zu dem Fazit:
So begrüßenswert eine Implementierung und Qualifizierung von Fachrichterschaft ist, die grundsätzlichen Defizite im deutschen Familienrecht werden dadurch nicht angetastet.
Daher greife der Antrag zu kurz: "Letztendlich trägt er dazu bei, die bestehenden Ungerechtigkeiten und Defizite weiter festzuschreiben."
In einer aktuellen Pressemitteilung der "IG Jungen, Männer, Väter" heißt es außerdem:
Sowohl Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) als auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) verweigern persönliche Gespräche mit Vertretern von authentischen Männer- und Väterverbänden. Mit Vertreterinnen von Frauen- und Mütterverbänden werden regelmäßig Gespräche geführt.
3. Die Post. Viele Leser haben mir mine Frage von gestern beantwortet, was im Zusammenhang mit der Schweizer Armee eigentlich das Kürzel "WK" bedeutet. Herzlichen Dank dafür! Ich veröffentliche hier die längste Antwort, die ich dazu erhalten habe und die weiterführende Gedanken enthält.
Als ehemaliger "AdA" (Angehöriger der Armee): zu deiner Frage was "WK" bedeutet: Wiederholungskurs. Das sind die jährlichen drei Wochen Armee (nicht vier Wochen; selbst Offiziere müssen nur zwei Tage zur WK-Vorbereitung)..
Auch ist es ein NICHT-Problem: Wer weiß, dass er während des nächsten Dienstes länger verhindert ist, stellt einfach ein Gesuch auf Verschieben des WK. Wer das Gesuch rechtzeitig eingereicht hat (so eine Geburt/Vaterschaft kündigt sich normalerweise neun Monate vorher an, drei Monate sind für ein Gesuch ausreichend, auch im Job muss der Vaterschaftsurlaub im Voraus angekündigt werden), kann seinen Dienst problemlos verschieben. Die Armee ist da sehr entgegenkommend und unkompliziert.
Dies kann allerdings Folgen haben: Die Entlassung aus der Dienstpflicht kann sich verschieben (wer seine "Tage" (Abhängig vom Dienstgrad) abgeleistet hat, wird entlassen – wer verschiebt, oder zu oft Urlaub benötigt (Urlaubstage gelten nicht als Diensttage), wird eben erst später abgemustert weil die "Tage" abgeleistet werden müssen)
Muss zu oft verschoben werden (ich glaube zwei WK in Folge), wird Wehrpflichtersatz (Höhe ist lohnabhängig) fällig; dieser kann aber zurückgefordert werden, wenn die verschobenen WKs nachgeholt wurden (entweder zwei WK pro Jahr, oder alle Diensttage vor der Alters-Abmusterung geleistet).
Lösungen:
Wehrpflichtersatz zahlen und vergessen,
WKs nachholen (zwei WK pro Jahr, abhängig von der Funktion),
Versetzung in Einheiten, die ganzjährig Dienst leisten und so mehr Flexibilität bieten,
oder auf "untauglich" machen; heute leichter denn je: Vegetarier/Veganer? Untauglich. Brille? Untauglich. Etcetera.
Die Armee bietet bereitwillig Hand zu Lösungen. Das bedingt natürlich, dass sich der Angehörige der Armee mit Vorgesetzten unterhält und sich auch mit dem Dienstreglement befasst (in dem dies alles geregelt ist; wird jedem Soldaten in der Rekrutenschle ausgehändigt). Das machen die wenigsten Soldaten, aber hinterher fluchen, das können's dann. Speziell die Journalisten, die ja "so gut recherchieren können" ...
Wenn einer von euch zu den betroffenen Fällen gehören sollte, genügt eine Mail an mich, die ich dann an meinen Leser weiterleiten würde: "Ich helfe beim Aufsetzen des Verschiebungsgesuchs! Ich hab Erfahrung!"
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