Wolfgang Wenger: Wegbereiter des Linken Maskulismus gestorben
Einer der frühesten, profiliertesten und engagiertesten deutschen Männerrechtler, Wolfgang Wenger, ist am 8. Februar 2019 im Alter von 61 Jahren verstorben. Das berichtet eine im Oberbayrischen Volksblatt Rosenheim veröffentlichte Traueranzeige der Familie. Die Beerdigung findet morgen, am 13. Februar 2019, um 14:30 Uhr in Wegscheid statt.
Wenger leitete als Teil seines Berufs als Sozialarbeiter die Männer- und Jungenzentrale Rosenheim, verfasste ein wegweisendes Manifest für einen linken Maskulismus und führte darüber hinaus ein Blog des linken Maskulismus. Mehrere filmische Beiträge von ihm finden sich auf Youtube. Ein Interview habe ich mit ihm für mein Buch "Männerbeben" geführt, ein anderes vor fünf Jahren auf Genderama online gestellt. Genderama wurde auch finanziell durch ein Dauer-Abonnement von Wolfgang Wenger unterstützt.
Als vor über zehn Jahren die damalige Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) ein Gesetz einbrachte, das Männern verbot, durch diskrete Vaterschaftstests herauszufinden, ob ihre angeblichen Kinder tatsächlich ihre eigenen waren, erstellte Wenger eine Online-Petition dagegen, woraufhin das Magazin Men’s Health darüber berichtete. Es dauerte nicht lange und andere Medien, vom FOCUS bis zur Bild-Zeitung, sowie verschiedene Fernsehsender stiegen ein. Bald konnte sich Wenger vor Interviewanfragen kaum noch retten. Bekanntlich hat sich die SPD damals trotzdem durchgesetzt.
Ich habe mit Wolfgang, der als Urgestein der deutschen Männerbewegng auch Mitglied bei MANNdat gewesen war, so häufig bei Treffen und Veranstaltungen unserer Bewegung wie beispielsweise dem ersten ganzheitlichen Genderkongress in Nürnberg gesprochen, dass er ein persönlicher Freund von mir geworden ist. Trotzdem kommt sein Tod auch für mich überraschend; die Hintergründe kenne ich nicht. Auffällig war lediglich, dass Wolfgang in der letzten Zeit auf Facebook immer bitterer wirkte: Vor allem von der von ihm bis ins letzte Jahr verteidigten SPD schien er sich aufgrund ihres anhaltenden Einprügelns auf Männer zuletzt doch verraten zu fühlen. Für ihn als eingefleischten Linken gab es aber keine echte Wahlalternative: Meinen Weg zur FDP wollte er nicht mitgehen; die AfD stand für uns beide nie zur Debatte. Darüber hinaus führte ich Wolfgangs wachsenden Missmut auf persönliche Belastungen zurück: wie etwa dass sich einer seiner Freunde – aufgrund der von uns bekämpften männerspezifischen Problemlagen – das Leben genommen hatte.
Anfang 2017 berichtete mir Wolfgang noch, dass er, wenn sein Leben als Sozialarbeiter in sechs bis sieben Jahren vorüber sei (wobei er hoffte, es ginge früher zuende, damit er nach Bolivien auswandern könne), ein Enthüllungsbuch über die Arbeitsbedingungen in seinem Beruf veröffentlichen wollte. Vor allem von weiblichen Kollegen, die in ihren Konferenzen säßen, während er sich um die Nöte der Männer zu kümmern gehabt hätte, hatte er sich vielfach im Stich gelassen gefühlt: "Es ist scheiße in einem Frauenberuf."
Nach dem Versterben des männerpolitischen Anti-Gewalt-Beraters Burkhard Oelemann vergangenes Jahr erinnert uns auch Wolfgang Wengers Tod daran, dass gerade diejenigen von uns, die als erste und am engagiertesten für eine Verbesserung der Lebenssituation von Jungen und Männern gekämpft haben, die durch ihr Engagement angestoßenen Verbesserungen nicht selbst erleben dürfen. Öffentliche Anerkennung und Empfänge mit Lachsschittchen gibt es nur für die Opportunisten der Männerszene, die die herrschende Politik niemals ernsthaft kritisieren würden.
[Nachträglich einen Satz korrigiert und Link zur Traueranzeige eingefügt. A.H.]
[Zweiter Nachtrag: Wolfgang ist an einer Lungenentzündung in Kombination mit einer Blutvergiftung gestorben.]
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