"Ja, ich bin Abfall": Leitmedien und Blogger reagieren auf "MenAreTrash"
Die Leitmedien haben die #MenAreTrash-Kampagne auf Twitter entdeckt und diskutieren darüber, ob man Menschen aufgrund biologischer Merkmale wie ihrer Geschlechtszugehörigkeit als "Abfall" bezeichnen darf. Das bietet die reizvolle Gelegenheit zu sehen, welche Medien gegen menschenfeindliche Hate Speech Einspruch erheben und welche gut damit leben können. Und das wiederum liefert eine gute Orientierung, um zu sehen, welche Medien aus echter Überzeugung gegen Hate Speech aus anderen Lagern protestieren und wo es sich lediglich um Heuchelei handelt, um den politischen Gegner abzukanzeln.
Auf Watson.de schießt Jo Stowasser mit seinem Bekenntnis "Ja, ich bin Abfall" von Anfang an den Vogel ab. Sprich ruhig für dich selbst, Jo. Es ist bemerkenswert, wie sehr sich manche Leute erniedrigen, nur um etwas mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Kann man sich eine Frau vorstellen, die sich so präsentiert?
In seinem Artikel macht Stowasser klar, dass er nichts über die Diskriminierung von Männern weiß, die Vorstellung, es gebe Gewaltaufrufe gegen Männer, absurd findet und es schon übergriffig findet, wenn ein Mann Hate Speech überhaupt widerspricht, wenn sie von einer Frau stammt.
Normalerweise schreibt Stowasser über den Alltag in Krankenhäusern. Vielleicht sollte ich Watson.de einmal einen eigenen Beitrag zu diesem Thema schicken, Die drucken den bestimmt, denn bei diesem Thema kenne ich mich genauso schlecht aus wie Stowasser beim Thema Geschlechterpolitik.
Auf Watson.ch, also der Schweizer Dependance derselben Website, widerspricht Jacqueline Büchi und bezeichnet MenAreTrash in ihrem Beitrag "Männer sind kein Müll" als menschenverachtend. Dabei macht sie darauf aufmerksam, dass diese Losung inzwischen von Schweizer Meinungsführern wie dem SP-Nationalrat Cédric Wermuth weiter verbreitet wird:
Menschen sind kein Müll. Und erst recht wirkt die Formulierung befremdlich aus dem Mund von einem, der sonst bei jeder Gelegenheit die Unantastbarkeit der Menschenwürde betont und Political Correctness grossschreibt. Ein einfaches Gedankenexperiment: Wie wären die Reaktionen wohl ausgefallen, hätte nach dem Terroranschlag auf Charlie Hebdo jemand "Muslime sind Müll" getwittert? Sicher: Die Gewalt und der Herrschaftsanspruch des radikalen Islamismus sind in aller Schärfe zu verurteilen. Wer jedoch gegen alle Muslime schiesst, um diesen Punkt zu verdeutlichen, darf mit Fug und Recht als Hetzer bezeichnet werden. (...) Wer die Hälfte der Bevölkerung pauschal aufgrund biologischer Merkmale abwertet, sät neuen Hass anstatt den alten zu bekämpfen.
Ähnlich argumentiert die "Neue Zürcher Zeitung", in der Marc Serrao feststellt, mit dem Slogan MenAreTrash habe der Netzfeminismus einen neuen Tiefpunkt erreicht. Hiermit "schreiben sich deutsche Aktivistinnen ihren Männerhass von der Seele. Was das mit dem Kampf für Frauenrechte zu tun haben soll, können sie selbst nicht erklären."
Serrao zitiert die Literatur-Nobelpreisträgerin Doris Lessing mit ihrer bekannten Erkenntnis: "Die dümmste, ungebildetste und hässlichste Frau kann den freundlichsten, sanftesten und intelligentesten Mann runterputzen, und keiner protestiert" und befindet, es gebe nicht nur in Deutschland eine erstaunliche Toleranz gegenüber Autorinnen, die ihren Männerhass als Kampf für Frauenrechte verbrämen. Dabei übersähen Feministinnen, dass sie sogar die Möglichkeit, ihren Hass zu verbreiten, Männern zu verdanken haben:
Die Meinungsfreiheit haben die 39 männlichen Unterzeichner der amerikanischen Verfassung für alle Bürger erwirkt. Gleiches gilt für die Möglichkeit, seine Meinung in einen Computer einzugeben, diese irre Kiste, die Konrad Zuse, John Presper Eckert und John William Mauchly in den 1940er Jahren erfunden haben. Oder die Nutzung des drei Jahrzehnte später von Vinton Cerf und Robert Kahn entwickelten Netzwerkprotokolls TCP, der Basis des Internets. Auch Twitter, 2006 von Jack Dorsey gegründet, ist geschlechtsneutral. Seither kann jeder seine freie Meinung nicht nur in eine Maschine tippen und um die Welt schicken. Er kann sie auch mit einem Hashtag versehen, egal, wie hohl dieser sein mag.
Auch die "Welt" kritisiert #MenAreTrash, aber nur weil sich diese Hate Speech in Wahrheit gegen Frauen richte. Das weibliche Opfer-Abo gilt schließlich immer und überall. Sibel Schicks emotionale Ausbrüche, urteilt Katja Belousava, machten eine sachliche Debatte um Frauenrechte unmöglich. Die eigentlichen Zielscheiben der Hate Speech geraten in diesem Artikel in den Hintergrund und werden nur genannt, wenn sie wie der Moderator Niels Ruf mit gleicher Münze kontern.
Für die Schweizer "Tageswoche" sind die Zielscheiben der Hate Speech die eigentlichen Übeltäter: Mit "Männer wollen einfach nicht über Gewalt gegen Frauen reden" empört sich Andrea Fopp. Das ergibt ungefähr soviel Sinn wie wenn man nach Protesten über das Statement "Flüchtlinge sind Ungeziefer" argumentieren würde, Linke würden nicht über die Asylproblematik sprechen wollen. Ähnlich dummdreist ist der Rest des Artikels. Seine bizarrste Behauptung: "Die meisten Politiker, Journalisten, Wirtschaftsbosse oder Kulturgrössen erkennen nicht an, dass Gewalt gegen Frauen ein Problem ist, das es zu lösen gilt."
"Liebe Twitter-Feministinnen, IHR seid das Problem" stellt hingegen Amelie Graen in der Huffington Post klar und urteilt: "Radikale Feministinnen im Netz machen gerade alles falsch." Insgesamt ist der Artikel allerdings so einseitig, wie man es von der Huffington Post erwarten durfte: Der Frust über Männer sei berechtigt wegen des Gender Pay Gaps (der nicht auf Diskriminierung beruht) und der häuslichen Gewalt (die zwischen beiden Geschlechtern in etwa gleich verteilt ist). Zuletzt fällt dann auch das Argument, dass "unreflektierter, beleidigender und plumper Hass", wie ihn die Autorin immerhin zutreffend beschreibt, deshalb schlecht ist, weil er dem ideologischen Lager schadet, aus dem er verbreitet wird. Hate Speech wird hier also weniger aus moralischen als aus strategischen Gründen abgelehnt. Die Verstricktheit des eigenen Lagers in diese Hate Speech versucht die Autorin wegzudefinieren: "Ihr seid männerhassende Frauen, keine Feministinnen."
Bei Nordbayern fragt sich Christian Urban in seinem Artikel "Wenn Männer zu Abfall erklärt werden" , "was mit den Menschen eigentlich nicht stimmt":
Menschenverachtung (die mal mehr, mal weniger subtil daherkommt), Hass und Hetze sind salonfähig geworden - und plötzlich kann man Dinge sagen oder schreiben, die noch vor Jahren undenkbar gewesen wären. Nicht aus politischer Korrektheit heraus, sondern weil es einfach der Anstand (bitte gegebenenfalls googeln, falls die Bedeutung dieses Wortes nicht bekannt ist) verboten hätte. Die Spaltung der Gesellschaft vertieft sich. Und nicht selten wird diese Spaltung durch die sozialen Netzwerke befeuert. All Cops Are Bastards. Priester sind Pädophile. Flüchtlinge sind kriminell. Muslime sind Terroristen. Es sind die undifferenzierten Pauschalaussagen, die sich dort besonders gut und schnell verbreiten. (...) Nein, man muss nicht selbst Abfall sein, um [MenAreTrash] zu kritisieren. Man kann sie auch einfach so - mit Verlaub - für menschenverachtenden, undifferenzierten Bullshit halten.
Auch Urban tut sich schwer damit, dass dieser "menschenverachtende Bullshit" aus dem feministischen Lager ausgeht, weshalb er bei Sibel Schick "Feministin" in Anführungsstriche setzt (was er dann konsequenterweise auch bei allen tun müsste, die ihr zustimmen): "Männerhass hat nicht das geringste mit dem zu tun, was Feminismus eigentlich ist (oder sein sollte) (...) Auch wenn für zahlreiche Feministinnen das eine nicht ohne das andere zu existieren scheint."
Die Berliner "taz" bietet ihren Lesern eine Pro-und-Contra-Debatte über menschenfeindliche Hate Speech. Dafür, Menschen als Abfall zu bezeichnen, ist Daniel Schulz. Gesellschaftliche Veränderungen würden nämlich nicht mit Anstand erreicht; man denke etwa an die Französische Revolution. Ariana Lemme hingegen erinnert sich daran, dass Linkssein einmal darin bestand, die rechte Rhetorik der Verallgemeinerung nicht zu übernehmen, sondern mitfühlend zu sein. Allerdings betrachtet auch Lemme allein den Nutzen für ihr eigenes Geschlecht (Was für Partner könnten an ihrer Kollektivschuld leidende Männer für Frauen sein?) und multipliziert den Geschlechterhass mit Kloppern wie: "Klar, ein Hashtag wie #Men¬Are¬Trash tut nicht wirklich weh. Das können diese durch Jahrtausende der Unterdrückung gestählten Kerle schon mal wegstecken. Diese Maschinen. Ein Hashtag schmerzt nicht so, wie Ungleichheit, Belästigung, Rassismus schmerzen." Weil Männer bekanntlich niemals Ungleichheit, Belästigung, Rassismus ertragen müssen ... Dass Frauen und Männer in Wahrheit sehr ähnlich ticken, bezeichnet Lemme als "steile These".
Wie so oft sind viele Kommentare unter dem Doppel-Artikel besser als der Artkel selbst. Beispiele:
Hier wird wieder einmal deutlich was Netzfeminismus bedeutet. Es sind die gleichen Mechanismen am Werke, die aus einem Menschen, der mal von einem (vermeintlichen) Migranten angepöbelt wurde, einen Rassisten machen. Jemand macht einer sehr negative Erfahrung und geht damit um, indem er diese Erfahrung verallgemeinert. Aus einem Arschloch werden "die Ausländer", aus einem anderen Arschloch werden "die Männer".
Der Unterschied ist vor allem das Feministinnin für ihren verallgemeinerte Abneigung gegen Männer von Links viel Applaus bekommen, während Rassisten einen eisigen Gegenwind zu spüren bekommen. Es wird Zeit das auch Menschen wie Daniel Schulz, Siebel Schick und Co. diesen eisigen Gegenwind von Links wieder zu spüren bekommen!
Wer Sippenhaft für ein akzeptables, politisches Mittel hält kann zwar ein Linker sein, aber er kann niemals liberal und für Menschenrechte sein. Identitätsbasierte Politik ist ein autoritäres Machtinstrument, welches zur Frontenbildung und weg von einer friedlichen und gleichberechtigten Gesellschaft führt, nicht dort hin.
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Das Witzige ist: Früher war ich überzeugter Wähler linker Parteien (Linke, Grüne, SPD). Heute würde ich sie aufgrund der Unterstützung solcher Themen nie wieder wählen. Auch die taz trägt einen großen Teil dazu bei, dass ich nie wieder so eine Partei wählen kann, was sehr schade ist, da ich eigentlich aus einem linken Elternhaus stamme und viele Themen wie Steuerrecht bei den Linken meine Unterstützung fände oder der Klimaschutz der Grünen. Alles tolle und superwichtige Themen. Jedoch meine Stimme werden diese Parteien in absehbarer Zeit nicht mehr bekommen.
Zum Abschluss: Taz schämt euch, ihr entwickelt euch zu einem Sprachrohr der dummen und radikalen Linken, guter Journalismus ist wirklich was anderes!
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Man stelle sich vor, DIE ZEIT würde titeln: #FrauenSindDreck. Der zuständige Redakteur würde sofort entlassen und alle sein jemals veröffentlichten Texte gelöscht. Er würde öffentlich vernichtet unter dem Furor wütender Feministinnen. Hinweise auf "Kunst" oder "Satire" oder "Provokation" würden keine Rolle spielen. #MenAreTrash ist "sexistische Kackscheiße". Nicht pubertär, nicht Punk, nicht intellektuell – einfach nur einfältig und widerwärtig.
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Bei dieser Debatte sieht man, dass bei gewissen Strömungen des Feminismus der Weg zur Religion nicht weit: Das Dasein als Mann wird zur Erbsünde erklärt. Egal wer du bist und was du macht – du bist schuldig! Du als individueller Mann kannst zwar nichts dafür – aber du bist trotzdem von Geburt an ein Sünder/Müll. Es ist eben alles eine Glaubenssache.Und das macht die Debatte so schwierig. Denn mit den Hütern des wahren Glaubens kann man nicht diskutieren.
Man kann nachvollziehen, warum die "taz" den Printbereich verlässt und zum reinen Online-Medium wird: Die besten Beiträge findet man längst nicht mehr in den Artikeln, sondern in den Kommentarspalten.
Das ist ein guter Übergang dazu, wie MenAreTrash in den Blogs aufgegriffen wird.
Fefe amüsiert sich über Sibel Schicks Selbstinszenierung beim "Zeit"-Ableger ze.tt:
Das Geilste: Die Frau, die das proklamiert hat, sieht sich als das Opfer in der Chose. Weil sie jetzt böse Reaktionen kriegt.
Bei Moible Geeks argumentiert Carsten Drees, nachdem er sich in Erwartung verbaler Prügel bereits rhetorisch geduckt hat:
Ja, ich habe heute genügend Artikel und Tweets gelesen, die mir erklären wollen, dass man Männer pauschal als Müll bezeichnen darf, weil es ja der Sache dienlich ist und man provozieren und überspitzen muss, damit man gehört wird. Ich erinnere euch dran, wenn das nächste mal die AfD pauschal Geflüchtete an den Pranger stellt. (...) Wenn dort formuliert wird, dass wir keine Terroristen mehr ins Land lassen sollen mit dem Hashtag #FlüchtlingeSindTerroristen — wäre das eine legitime Überspitzung, weil man ja schließlich nur die Terroristen unter den Geflüchteten meint und nicht all diejenigen, die einfach nur auf der Suche nach einem Leben in Sicherheit sind?
Drees stellt klar, dass viele Frauen Sibel Schicks Hate Speech widersprechen, weshalb sie ihn an einen Pegida-Marsch erinnere, der "Wir sind das Volk" skandiert. Und er zeigt, dass auch Sibel Schick Tote instrumentalisiert, um ihren Hass zu befeuern. So dankt Schick auf Twitter der verstorbenen Aretha Franklin "for pointing out men are trash continously". Unfassbar. Franklin ist noch nicht mal begraben und wird schon für Geschlechter-Faschismus vereinnahmt.
In den folgenden Absätzen mäandert Drees Artikel etwas ziellos durch die Gegend (wofür sich Drees abschließend entschuldigt), sieht nur Frauen als Opfer von Diskriminierung und behauptet ebenfalls, dass der Männerhass-Feminismus ja nicht der "tatsächliche Feminismus" sei, statt einfach zu erkennen, dass zum Feminismus schon immer beide Seiten der Medaille gehörten.
Der Verfasser des Blogs Fadegrad berichtet zu MenAreTrash:
In meiner linksfeministischen Blase wurde die offensichtlich idiotische Aussage bis aufs Blut verteidigt. Wer den Hashtag nicht gut fand, war einfach nicht "Feminist" genug. (...) Sah man die Diskussion dann genauer an, merkte man, dass der Hashtag eigentlich das Gegenteil bewirkte: Er riss Gräben auf und nützt der angestrebten Gleichwertigkeit in der Gesellschaft einen Scheissdreck. Im Gegenteil: Jeder feministisch engagierte Mensch ist plötzlich wieder entweder Männerhasserin oder aber kastriert.
Das kommt aber nicht von dem Hastag alleine. Es kommt vorallem von den linken Bekannten, die es ums Verrecken nicht schaffen, einen Fauxpas in den eigenen Reihen zuzugeben, deren ideologisches Brett vor dem Kopf wichtiger ist, als Schaden für die Sache abzuwenden. Es ist, als würde ihnen der Kopf explodieren, wenn sie einen Fehler zugeben müssten. Und es ist peinlich.
Der Sexismusbeauftragte setzt sich – ebenfalls aus linker Perspektive – vor allem mit Daniel Schulz "taz"-Artikel auseinander, der Geschlechterhass mit der Französischen Revolution rechtfertigte:
Ich wäre neugierig, wie die Französische Revolution wohl gelaufen wäre, wenn die Rädelsführer nicht "Alle Adeligen einen Kopf kürzer" sondern "Alle Männer einen Kopf kürzer." gefordert hätten. Wie viele hätten da wohl mitgemacht? Das zeigt auch mal wieder, dass die Social Justice Warrior in ihrer Dämlichkeit eine der größten Stützen der Gesellschaft sind. Mit einem Haufen so dümmlich pauschalverurteilenden Honks braucht sich der Kapitalismus keine Sorgen machen.
Ach und eine Frage würde mich ja brennend interessieren:
Welche Macht von Männern muss eigentlich beschnitten werden. Und welche Freiheit könnten die Frauen (die vermutlich zusammen mit den restlichen 62 Geschlechtern gemeint sein sollen) denn dadurch erreichen? Wäre ich ja echt mal neugierig drauf, denn beschnittene Rechte kenne ich eigentlich nur bei Männern.
Damit ist genau der Punkt angesprochen, der in den Artikeln der Leitmedien flächendeckend ignoriert wurde.
Ähnlich argumentiert der Verfasser des Stapel-Chips-Blog, der darüber hinaus darauf aufmerksam macht, dass die feministische Hate Speech von den bekannten "Aktivisten gegen Hate Speech" konsequent ignoriert wird.
Das Wissenschaftsblog Sciencefiles erinnert an die Definition von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, wie sie sich bei der Bundeszentrale für politische Bildung findet:
"Als Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bezeichnen wir abwertende und ausgrenzende Einstellungen gegenüber Menschen aufgrund ihrer zugewiesenen Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe. Eine in diesem Sinne menschenfeindliche Haltung kann sich auch in ausgrenzender oder sogar gewalttätiger Handlung zeigen oder Einfluss auf die Gestaltung von diskriminierenden Regeln und Prozessen in Institutionen und den Aufbau von diskriminierenden Strukturen haben."
Vor diesem Hintergrund sei es erstaunlich,
dass es nicht zu einer Flut von Klagen und Löschaufforderungen an Twitter gekommen ist, ob der Verbreitung von Sexismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Aber halt: Die Feindschaft und der Hass richtet sich gegen Männer. Paul Nathanson und Katherine K. Young haben in ihren wichtigen Büchern "Spreading Misandry" (2001) und "Legalizing Misandrie" (2006) gezeigt, dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit oder blanker Hass dann scheinbar erlaubt ist, wenn sie/er sich gegen Männer richtet.
Christian Schmidt schließlich sieht in seinem Blog Alles Evolution positive Aspekte daran, dass der Hass auf Männer derart deutlich zur Schau getragen wird:
Viele auch bekannte Feministinnen zeigen ihren Männerhass ganz deutlich. Viele "normale Leute" (aber auch einige Feministen) machen deutlich, dass sie das vollkommen falsch finden und als einen Feminismus, den sie ablehnen. Insofern ist es eine Aktion, auf die man immer mal wieder verweisen können wird.
Schmidt präsentiert auch eine Sammlung von Tweets in dieser Debatte, etwa der Feministin Julia Schramm:
#MenAreTrash ist doch nur normaler Talk, wie Frauen halt untereinander reden, wenn keine Männer da sind? Wieso regen sich alle auf?
oder des Feministen Mario Sixtus:
Wenn #MenAreTrash Angehörigen der einen Hälfte der Bevölkerung, die nie wegen ihres Geschlechts pauschal benachteiligt wird, ein klein winzig wenig den Hauch einer Erfahrung vermittelt hat, wie es sich anfühlt, allein aufgrund des eigenen Geschlechts abgeurteilt zu werden: Super!
Auch bei Christian Schmidt greife ich mal einen abwägenden Beitrag aus der Kommentarspalte heraus:
Zu sehen, wie sich eifrige Journalisten (die gestern noch in Bausch und Bogen verdammten, verbale Entmenschlichung zu betreiben) überschlagen, um zu betonen, wie sehr ihnen der Hashtag nichts ausmacht und wie bezeichnend es ist, wenn man sich dran stört, ist natürlich wieder mal ekelhaft und deprimierend. – Auf der anderen Seite ist es wirklich positiv zu sehen, wieviele "Normies" (gerade auch Frauen) sich dagegen aussprechen. Das und die vielen ablehnenden Reaktionen auf das Schick-Gedicht lassen mich hoffen, dass die Stimmung allmählich umschlagen könnte.
Ich hoffe, das führt jetzt nicht gleich zu einem kompletten Backlash, der jetzt wieder auf die andere Seite geht. Ehrlich gesagt mache ich mir da sogar ziemliche Sorgen – nachdem der beklatschte und geförderte Feminismus es ja zur Hauptaufgabe gemacht hat, den Diskurs so giftig und hasserfüllt wie möglich zu machen, dürfte diese Galle nicht so schnell wieder rauszukriegen sein.
Dennoch besteht Hoffnung, dass langsam ein Ende der Phase dämmert, in der auch der dümmsten und sexistischsten Feministin kritiklos beklatscht wird. Natürlich werden Presse und Politik noch ein Stück hinterher hinken, da deren Verachtung für die normalen Menschen elementarer Teil ihres Selbstbildes ist, aber langfristig mag es sich nun doch zum Besseren wenden.
Was auch gern vermischt wird: Es ist nicht der Hashtag selbst, der mich triggert. Ich weiß, dass da draußen verschiedene Fraktionen sind, die mich tot oder versklavt sehen wollen (ob Islamisten wegen meines Unglaubens, Nazis wegen meiner Meinung oder Sexisten wegen meines Geschlechts ... gut, und Schwulenhasser, die mich falsch einsortieren). Damit kann ich leben, ich weiß, dass es jede Menge Unsympathen gibt.
Die Unterstützung durch an sich "normale Leute" ist es, die mich anwidert. Sixtus etwa habe ich mal sehr geschätzt, aber sobald es auf Feminismus kommt, scheint er alle seine humanistischen Werte und logischen Grundsätze über Bord zu werfen. Und während die Leute am Montag entmenschlichende Sprache feiern, wundern sie sich am Dienstag, wieso Faschismus und Menschenverachtung Aufwind haben.
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