MeToo und Harvey Weinstein: "Opfer" schickt nach "Vergewaltigung" Liebesbriefe – News vom 13. August 2018
1. Im Strafprozess gegen Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung haben dessen Anwälte nun Briefe vorgelegt, die ihm eine der drei Frauen, die ihm in diesem Prozess sexuelle Gewalt vorwerfen, nach diesem angeblichen Vorfall geschrieben habe. CBS berichtet:
Eine Nachricht, weniger als einen Monat nach der angeblichen Vergewaltigung im März 2013, drückt die Wertschätzung für alles aus, "was du für mich getan hast". Eine weitere Nachricht, Tage später, lautet: "Es wäre schön, dich wiederzusehen."
"Ich vermisse dich, großer Kerl", fügte eine weitere Nachricht ein paar Monate später hinzu.
In den darauffolgenden Monaten und Jahren verabredeten sich die beiden immer wieder auf warmherzige Weise – die Frau schrieb, sie sei "so glücklich, dass du mich heute gesehen hast" und "sehr geehrt" nach einem Treffen im Oktober 2013 - und tauschte kurze Informationen über ihr Leben aus.
"Es gibt niemanden, mit dem ich gerne wieder sprechen würde, der mich so gut versteht wie du", schrieb die Frau, die nicht öffentlich identifiziert wurde, im Januar 2014.
Nachdem sie gesagt hatte, dass sie einen Terminkonflikt hatte und nicht in ein Hotel kommen konnte, um ihn im Februar 2017 zu sehen, erklärte die Frau: "Ich liebe dich, das tue ich immer. Aber ich hasse es, mich wie eine bloße Sexgeschichte zu fühlen", mit einem Smilie danach.
Aus etwa 400 Mitteilungen zwischen den beiden, zeigen die Botschaften "eine langfristige, einvernehmliche, intime Beziehung", die die Staatsanwälte der Grand Jury nicht dargestellt hätten, schrieb Weinstein-Anwalt Ben Brafman in den Gerichtsakten.
(...) Brafman hat den Fall als ein Produkt des politischen Drucks bezeichnet, Weinstein inmitten des #MeToo-Aufschreis über sexuelles Fehlverhalten zu verfolgen.
Der Schauspielerin Alizée Gaillard zufolge hat MeToo Hollywood verändert:
Sowohl Gilliéron als auch Gaillard haben Erfahrungen mit sexueller Belästigung gemacht. Produzenten und Regisseure laden zum Drink ein. Sie wollen angeblich Projekte diskutieren und machen jungen Frauen Hoffnung auf einen Karrieresprung. "Mich hat zwar niemand angefallen, aber es gibt immer eine gewisse sexuelle Spannung, was ich zu einem gewissen Grad noch verstehen kann, denn als Schauspielerin muss man ja auch das Publikum verführen können", findet die Beauty aus den Bergen. "Aber sobald ich sage, dass ich verheiratet bin, ändert die Stimmung und man hört nichts mehr von ihnen. Das ist schon enttäuschend."
Seit der Harvey Weinstein-Skandal und die #MeToo-Bewegung ins Rollen kamen, sei aber eine Veränderung spürbar. "Die Männer sind nervöser und vorsichtiger geworden. Ich frage mich jedoch, ob das vor allem die guten Männer sind, die jetzt Angst haben, missverstanden zu werden, während die schlechten nach wie vor ihr Unwesen treiben."
Die neueste Definition von "sexuelle Belästigung" lautet demnach: Sexuelle Belästigung liegt vor, wenn ein Mann eine sexuelle Spannung, die es "immer" gebe, weil eine Schauspielerin ja auch verführerisch sein könne, nicht konsequent unterbindet.
2. Auf der Website "Smart Investor" beschäftigt sich Ralph Malisch ebenfalls mit Hollywood:
Unter der Überschrift "Wonderwomen muss man suchen" machte ZEIT Online auf eines der großen Menschheitsthemen des 21. Jahrhunderts aufmerksam: "Von Gleichstellung ist im Kino wenig zu sehen. Vor und hinter der Kamera dominieren Männer." Schlimm. (...) Zumindest implizit wird unterstellt, dass es in der Filmindustrie eine Art Männer-Netzwerk gebe, das Frauen von den lukrativen Spitzenpositionen bewußt fernhält, insbesondere bei Blockbuster-Produktionen. Belegt werden soll diese These mit allerlei Statistiken, die allerdings nicht ganz so eindeutig sind, wie man uns glauben machen will. Die Kernfrage, ob das Kinopublikum "Wonderwomen" überhaupt sehen möchte, wird dagegen nicht thematisiert.
Möglicherweise verstellt die Fixierung auf die Geschlechtsteile der Filmschaffenden auch einfach nur den Blick auf naheliegendere Erklärungsmuster, beispielsweise auf ökonomische. So wird relativ geschickt formuliert:
"Von den 1.100 beliebtesten und erfolgreichsten Filmen, die in den vergangenen elf Jahren in US-amerikanischen Kinos liefen, wurden im Durchschnitt vier Prozent von Frauen gedreht. Vier Prozent."
Ob ein Film allerdings einmal zu den "beliebtesten und erfolgreichsten" gehören wird, stellt sich bekanntlich erst im Nachhinein heraus. Statistisch interessanter wäre es doch zu wissen, wie viele aller (!) Filme von Frauen gedreht werden und diese Zahl dann mit den "vier Prozent" zu vergleichen. Möglicherweise ist das dann schon die Erklärung, warum es Frauen in ihrer Karriere oft "bei einem Film belassen". Möglicherweise war mancher Erstling nicht ganz so umwerfend, wie die Protagonistin wähnte. Ebenfalls eine Nicht-Aussage ist der Hinweis, wonach 40% der Regisseurinnen gerne mal einen Actionfilm oder Blockbuster drehen würden. Manche würden auch gerne auf den Mond fahren, oder den Nobelpreis bekommen. Was aber ein Blockbuster (= Kassenschlager) wird, entscheiden aber weder Regisseur/in noch Gender-Professorin, sondern alleine der Erfolg an der Kinokasse.
3. Die Print-Ausgabe der "taz" wird demnächst offenbar eingestellt.
4. Dafür haben die Grünen in den Meinungsumfragen die AfD überholt. Danke, Seehofer.
5. Jetzt unterstützt auch Michael Kimmels Ex die Vorwürfe gegen ihn. Entweder war der Mann auch in seinen Beziehungen zu Frauen unerträglich, oder ihm passiert passiert gerade all das, was zahllosen Männern widerfahren ist, was für ihn aber nie ein Thema war.
6. Eine Frau flüchtet aus einem kanadischen Frauenhaus, weil sie ihr Zimmer mit einem "Mann" teilen musste, der von sich selbst sagt, eine Frau zu sein (also einer transsexuellen Person vor ihrer Operation). Ihr Statement: "Es wirkt sich auf jeden im Haus aus. Das kann deine Genesung völlig ruinieren, geschweige denn deine Sicherheit, geschweige denn dein Leben."
<< Home