Donnerstag, Juli 19, 2018

Nach Falschbeschuldigung: Cliff Richard siegt gegen die BBC – News vom 19. Juli 2018

1.
Im Jahr 2014 berichtete die BBC über einen Polizeieinsatz gegen den Sänger Cliff Richard, und sie informierte das Publikum darüber, dass es um den Verdacht sexuellen Missbrauchs eines Kindes gehe. Die Beschuldigungen erwiesen sich indessen als falsch. Richard wurde weder inhaftiert, noch wurde gegen ihn Anklage erhoben.

Der Musiker klagte darauf gegen die Berichterstattung. Ein Gericht in London hat ihm recht gegeben. Gemäss Medienberichten vom Mittwoch stellte es fest, dass Richards Privatsphäre auf gravierende Weise verletzt worden sei. Die BBC habe überdies den Fall auf sensationalistische Weise aufgegriffen – sie begleitete den Polizeieinsatz mit einem Helikopter.


Die Neue Zürcher Zeitung berichtet.

Die BBC bat Cliff Richard zwar um Entschuldigung, sprach dem unbenommen aber von einem "schwarzen Tag für die Berichterstattung". Von den deutschen Leitmedien berichten (zumindest online) nur wenige Zeitungen über die Niederlage der BBC.



2. Auf der Plattform Quilette, die sich eine weniger einseitige mediale Debatte als bisher zum Ziel gesetzt hat, finden wir die späte Selbstkritik eines Verstoßenen aus der Social-Justice-Szene:

Ich fahre die Lieferung von Lebensmitteln für eine Online-App aus, um meine Miete zu bezahlen und mich sowie meine junge Familie zu unterstützen. Das ist mein neues Leben. Ich hatte einmal einen gut bezahlten Job in einer Branche, die man als "social justice" bezeichnen könnte. Dann habe ich die falsche Person verärgert, und innerhalb eines kurzen Zeitfensters wurde ich als zu toxisch für den Geschmack meines Arbeitgebers angesehen. Ich wurde öffentlich beschämt, angepöbelt und zu einem Symbol männlicher Privilegien reduziert. Ich wurde aus meiner Karriere und meiner Berufsgemeinschaft verstoßen.

(...) In meinem früheren Leben war ich ein selbstgerechter Kreuzritter der sozialen Gerechtigkeit. Ich nutzte meine mittelgroßen Twitter- und Facebook-Plattformen, um meine Aufgeklärtheit zu Themen wie LGBT-Rechte, Rape Culture und rassistischer Diskriminierung zu signalisieren. Viele der Meinungen, die ich damals vertreten habe, sind immer noch Meinungen, die ich heute habe. Aber ich merke jetzt, dass meine Social-Media-Hyperaktivität in Wirklichkeit mehr Schaden als Nutzen angerichtet hat.

In der Welt, die durch die verschiedenen Apps, die ich benutzt habe, entstanden ist, wurden meine Statements oft geteilt und retweetet. Aber das maskierte, wie unwirksam ich draußen, in der realen Welt, geworden war. Die einzigen Ursachen, zu denen ich tatsächlich beigetragen habe, waren die Ursachen von Mobbing und öffentlicher Beschämung. Echte Veränderungen ergeben sich nicht aus diesen Taktiken. Sie verursachen nur Spaltung, Entfremdung und Bitterkeit.

Wie bin ich zu dieser Person geworden? Es geschah, weil es berauschend war. Jedes Mal, wenn ich jemanden rassistisch oder sexistisch nannte, bekam ich einen Kick. Dieser Kick wurde dann durch die Sterne, Herzen und Daumen-rauf, die die zahlende Münze der Social- Media-Validierung bilden, bestätigt und unterstützt. Die Leute, die mir diese Sterne, Herzen und Daumen-rauf gaben, engagierten sich in ihrem eigenen zynischen Spiel: Die Angst, vom Mob angegriffen zu werden, veranlasst uns, öffentlich zu signalisieren, dass wir ein Teil davon sind.

Noch vor wenigen Jahren waren viele meiner Freunde und Kollegen, die sich als Linksliberale oder Progressive identifizieren, offene Fans von provokanten Standup-Comedians wie Sarah Silverman und Serien wie South Park. Heute wird solches Material als zutiefst "problematisch" oder gar als Hassrede bezeichnet. Ich habe mich nicht mehr um meine eigenen Angelegenheiten gekümmert, als die Leute gewagte Witze erzählten, sondern bin praktisch in Ohnmacht gefallen, wenn sie das falsche Pronomen benutzten oder eine Ansicht rechts von der Mitte zum Ausdruck brachten. Ich habe mich nicht mehr über den Kerl lustig gemacht, der gewagte Witze zu ernst genommen hat, sondern bin zu diesem Kerl geworden.

Als meine Anrufe auf Zustimmung und Bewunderung stießen, wurde ich mit Lob überschüttet: "Vielen Dank, dass du sich geäußert hast!" "Du bist so tapfer!" "Wir brauchen mehr Männer wie dich!"

Dann, eines Tages, wurde ich plötzlich wegen einiger der Übertretungen beschuldigt, die ich bei anderen angeprangert hatte. Ich wurde natürlich schuldig gesprochen: Es gibt kein ordentliches Verfahren in dieser Welt. Und sobald das Urteil gegen dich gefällt wurde, fängt der Mob an, deine Vergangenheit zu durchkämmen und nach ähnlichen Übertretungen zu suchen, die zu dieser Zeit vielleicht übersehen wurden. Mir wurde nun gesagt, dass ich seit Jahren an meinem Arbeitsplatz eine giftige Umgebung geschaffen habe; dass ich den Raum um mich herum durch Mikroaggressionen und Makroaggressionen gleichermaßen unsicher gemacht habe.

Soziale Gerechtigkeit ist eine Überwachungskultur, eine Spitzelkultur. Die ständige Wachsamkeit meiner Kollegen und Freunde hat mich erledigt. Deshalb liefere ich jetzt Sushi und Pizza aus. Nicht, dass ich mich beschweren würde. Es ist ehrliche Arbeit, und sie hat mich dazu gebracht, wieder zu entdecken, wie man mit Menschen in der realen Welt umgeht. Ich bin eine freundlichere und respektvollere Person, jetzt, da ich nicht regelmäßig in den sozialen Medien bin, die Leute angreifen, weil sie nicht "nett" und "respektvoll" sind.

Ich mobbte und beschämte Leute für Vorfälle, die zur Schlagzeile wurden. Aber als sie durch eine reale Untersuchung bestätigt oder entlastet wurden, wurde sie von meiner Online-Community als Fußnote behandelt. Wenn jemand einen Aufruf zur sozialen Gerechtigkeit überlebt, bedeutet das einfach, dass der Mob zu jemand anderem übergegangen ist. Niemand entschuldigt sich jemals für eine falsche Anschuldigung, und jeder hat ein selektives Gedächtnis bezüglich dessen, was er getan hat.




3. Jonathan Kane, kanadischer Herausgeber von Quillette, kommentiert den Fall des kanadischen Premierministers Justin Trudeau nach Beschuldigungen der Grapscherei. Ein Auszug:

Selbst die Medien wurden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, unter Druck gesetzt, bei unbewiesenen Vorwürfen einen MeToo-Ansatz zu verfolgen. Im Juni veröffentlichte die "Globe & Mail", traditionell als Kanadas führende Zeitung bezeichnet, einen Artikel mit der Schlagzeile "Nach Galloway: Wir müssen den Schmerz einer Frau über den Ruf eines Mannes stellen" und argumentierte damit gemäß der mittlerweile modischen Vorstellung, dass ein faires Verfahren eine Art veraltetes Überbleibsel des patriarchalischen Denkens ist. Kanadas bekanntester selbsternannter "Medienkritiker" hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Berichterstattung über die interne universitäre Untersuchung zu diskreditieren, die Galloway vom Vorwurf der Vergewaltigung entlastet hat. Die Kolumnisten der "Nation" haben auch die Verbreitung einer anonymen Medien-Blacklist von Männern angefeuert, die angeblich wegen sexueller Vergehen angeklagt wurden. Bei mindestens einem Ziel, dem Dichter und Herausgeber Jeramy Dodds, hat dies zu einer kafkaesken Tortur geführt, die bis heute andauert.

Trudeau hat das Recht, sich energisch gegen Behauptungen zu verteidigen, er habe vor 18 Jahren eine Frau befummelt. Aber als unser Premierminister sollte er auch das Recht auf ein ordnungsgemäßes Verfahren und die Unschuldsvermutung für alle Kanadier unterstützen – nicht nur für sich selbst. Pacetti, Paikin, Dodds, Weir, Galloway und Ururyar mögen sich fragen: Wo war die Stimme ihres Premierministers - einschließlich seiner Mantras über das Leben, das die Kunst von Akira Kurosawa imitierte - als sie sich in der Klemme befanden?

Aktivisten haben das Recht zu sagen, dass wir immer "dem Opfer glauben" müssen. Dies ist die traditionelle Rolle des Aktivisten - eine maximalistische Position im Namen einer Sache zu vertreten. Aber politische Führer, Richter und Gesetzgeber haben eine andere Rolle: aus solchen konkurrierenden (und am Rande unvereinbaren) Forderungen von Aktivisten Ordnung und Fairness zu schaffen, besonders wenn diese Forderungen auf geheiligte Rechte und bürgerliche Freiheiten einwirken.

Dieses Ausgleichsprojekt wird völlig unmöglich, wenn sich ein Premierminister von Anfang an zum MeToo-Chef des Landes erklärt. Das ist keine Rolle, die ein nationaler Führer spielen sollte. Es ist, wie das momentane Grapschgate zeigt, auch keine Rolle, die Trudeau selbst spielen sollte - denn nur wenige unter uns sind vollkommen rein, und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein Puritaner als Heuchler entlarvt wird.

Wenn Trudeau diese Realität nur anerkennen würde, anstatt sich in rhetorischen Knoten zu verstricken, würde er seinem Land und seinem Ruf einen großen Dienst erweisen. Es würde ihm auch erlauben, uns in ein ehrliches Gespräch über den richtigen Weg zu führen, MeToo mit der Notwendigkeit zu versöhnen, einen angemessenen Prozess zu gewährleisten - auch für all jene Angeklagten, die nicht zufällig der kanadische Premierminister sind.




4. Charlotte Roche ("Feuchtgebiete") hat nach Analfissuren jetzt ein neues Thema gefunden, das sie in die Zeitungen bringt: die Kombination von Tier- und Frauenrechten. Die "Tagespost" berichtet und kommentiert unter der Schlagzeile "Postfaktischer Gender-Veganismus":

Unter der Überschrift "Warum ich Tier-Feministin bin" liest man Sätze wie: "Wer als Vegetarier lebt, der beendet also nur das männliche Leid. Auf die weiblichen Produkte wird nicht verzichtet: Die Industrie braucht weiter Eier, Milch und Geburten. Deswegen leben die weiblichen Tiere viel länger in Gefangenschaft, damit ihnen diese Dinge rund um die Uhr abgezapft und gestohlen werden können. Ihre Produktivität wird zum Einsperrgrund." (...) Dass Charlotte Roche nun allerdings aus feministischer (Ideo-)Logik heraus argumentiert, die männlichen Tiere seien besser dran als die weiblichen, erscheint auf bezeichnende Weise bizarr (oder umgekehrt). Sie sagt es ganz explizit: "Die männlichen Tiere, Hähnchen und Bullen, werden schnell hochgezüchtet und geschlachtet. Mit dem Tod ist auch ihr Leid beendet." Nun gut, in einem gesellschaftlichen Klima, in dem Abtreibung und Euthanasie zunehmende Akzeptanz genießen, muss man sich über eine solche Argumentation wohl nicht wundern. Leben ist Leiden, das wusste schon Buddha.


Irgendwie erinert mich das an Hillary Clintons Bonmot, die ersten Opfer des Krieges seien Frauen, weil sie ja ihre Freunde, Ehemänner und Söhne verlören. Die Frauen leiden. Die Männer nicht, denn die sind ja tot. Die brutale Verknechtung des weiblichen Geschlechts von in ihren Schützengräben höhnisch lachender Männer muss endlich überwunden werden! Nieder mit dem Patriarchat!



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Man stelle sich mal die Schlagzeile "So schön versagen Frauen ..." in einem Online Auftritt eines "Leitmediums" vor. Keine Frage, vermutlich würde die Reaktion aus dem Feminismuslager ein mittleres Erdbeben auslösen.

Beim "Jugendabeleger" ze.tt von Zeit Online gibt es damit keine Probleme, wenn es um Männer geht. Dort heißt es: So schön versagen Männer beim Einkaufen.

Zu sehen sind ein paar Bilder von Instagram, unter dem Hashtag "miserable_man" – "miserable" lässt sich als "elend", ''erbärmlich", "jämmerlich", "armselig", und "unglücklich" übersetzen. Ich kann es nicht verstehen: WARUM WEHREN SICH NICHT ENDLICH MEHR MÄNNER GEGEN EINE SOLCHEN BEHANDLUNG? Wo sind die mutigen unerschrockenen Anwälte(innen), die sonst wegen jeder vermeintliche Ungerechtigkeit eine Prozess starten?

Was sieht man auf den Bildern? Es sind müde und erschöpfte Männer. Manche haben Handtaschen, die offensichtlich ihren Frauen gehören, manche haben Einkaufstüten oder sie schlafen.

Ist es legitim, diese Männer in diesem sehr persönlichen Moment so bloßzustellen? Nein. Vor allem dann nicht, wenn sie es offensichtlich aus Liebe zu ihren Frauen auf sich nehmen. Es sind auch Aufnahmen, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind. Dass so was auf Instagram möglich ist, mag man irgendwie noch für lustig halten. Aber dass eine große Zeitung, die sich selbst für ein wichtiges Leitmedium hält und auf seine links-liberale Weltanschauung mit einem großen Übervater Helmut Schmidt in der Historie stolz ist, dies bringt, das ist eine Frechheit!

In dem Beitrag heißt es: "Zum Glück konnten die meisten Männer einen passenden Stuhl oder eine andere Oberfläche finden, bevor sie sich dem totalen Zusammenbruch hingaben." Es ist nicht bekannt, ob die Männer vorher hart gearbeitet haben, ob sie krank sind oder nachts das Kind geschriehen hat! Auf den Bildern sind Asiaten zu sehen, das Powernapping gehört dort zur Kultur. In meiner Laufbahn in der Hotellerie habe ich oft Asiaten in der Lobby schlafen sehen, damit sie für später wieder fit sind. Ze.tt diskriminiert Männer.

Wehrt euch doch mal!

Ich drucke mittlerweile Beiträge von Arne, Lucas Schoppe und anderen Portalen aus und hänge sie an unser Schwarzes Brett. Ich tausche mich mit Kollegen aus - und merke: Ich bin nicht alleine! Redet darüber! Gebt Kommentare bei Zeit-Online ab!

kostenloser Counter