Freitag, Juli 13, 2018

Fußball-WM: FIFA greift durch gegen Sexismus – News vom 13. Juli 2018

1. Vor ein paar Wochen habe ich hier festgestellt, dass der Kampf gegen "Sexismus" längst nicht mehr Übergriffe, sondern die weibliche Schönheit selbst zum Ziel hat. Dazu passt auch diese Meldung:

Wenn der Fußball auf dem Feld bei der WM 2018 gerade nicht viel Charme versprüht, zieht die TV-Kamera gerne über die Tribüne und fängt diverse Fans ein. Die FIFA hat allerdings erkannt, dass dabei besonders gerne junge, attraktive Frauen eingeblendet werden. Dies soll in Zukunft unterlassen werden, wie Gleichstellungs-Direktor Federico Addiechi betonte. Eine entsprechende Anweisung an die Regie-Teams der einzelnen Länder sei bereits erfolgt. Frauen sollen auch im Fußball mit mehr Respekt gesehen werden.


Wenn man Zuschauerinnen zeigt, die ein Stadion besuchen, nachdem sie sich hübsch zurechtgemacht haben, dann gilt das heutzutage also als Respektlosigkeit gegenüber Frauen.

Ein Leser, der mich auf diesen Artikel aufmerksam machte, schreibt mir dazu:

Ich mag weder Fußball noch kann ich mit dem Milieu was anfangen. Aber was der FIFA-Gleichstellungsdirektor von sich gibt ist entweder eine neue Prüderie oder Symptom einer Geisteskrankheit. Versteht er nicht das es einen Zusammenhang zwischen Hochleistungssport und sexueller Attraktion gibt? Das Männer sich verausgaben, um Frauen zu beeindrucken, dass Frauen von dem Spektakel angezogen werden und sich nicht zufällig in relativ freizügige Monturen begeben? Würden diese Leute wenigstens eine religiös begründete Moral ins Feld führen können, dann wäre das ja noch rational nachvollziehbar. Aber die haben gar nichts außer Leerworten wie "Sexismus", Herdentrieb und virtue signalling ohne Werte zu vertreten, die mehr sind als eine dünne Farbschicht. Die Taliban sind rationaler als diese Leute, das Endresultat wird aber beides sein: Frauen werden unsichtbar werden.




2. In der Neuen Zürcher Zeitung beschäftigt sich Claudia Mäder mit dem neuen Sex-Gesetz in Schweden (Genderama berichtete):

Nicht erst wenn der Akt von einer Seite vernehmbar abgelehnt, er aber trotzdem vollzogen wird, ist Sex hier justiziabel. Vielmehr ist er in dieser Lesart schon dann ein Straftatbestand, wenn ihm keine deutliche Zustimmung vorausgegangen ist – wobei freilich alles andere als klar ist, wie das entscheidende "Ja" aussehen soll (war Annas Nicken ein Ja?), wann es erfolgen muss (reichen Küsse beim Vorspiel, oder sind sie bei jeder Stellung zu wiederholen?) und, vor allem, wie es vor Gericht bewiesen oder bestritten werden kann – hat Anna im Bett denn nun genickt oder nicht?

(...) Wohl bezeichnet sich die schwedische Regierung stolz und ausdrücklich als feministisch – dass sie mit ihrem Vorgehen die Frauen stärkt, ist aber zu bezweifeln. Wo es um Vergewaltigung geht, werden immer auch Geschlechterrollen verhandelt, und zwar bis heute auf äusserst dichotome Weise. "Der Vergewaltigungsdiskurs ist eine der letzten Bastionen und Brutzellen für Geschlechterzuschreibungen, die wir sonst kaum wagen würden zu denken, geschweige denn auszusprechen." So formuliert die feministische Kulturwissenschafterin Mithu Melanie Sanyal den Umstand, dass wir sexuelle Gewalt automatisch mit aktiv-aggressiven Männern und passiv-bedrohten Frauen in Verbindung bringen. Im Schweizer Strafgesetz zeigt sich diese Annahme ganz direkt – noch immer ist Vergewaltigung hierzulande ein Verbrechen, das explizit und ausschliesslich Frauen widerfahren kann. In gendersensibleren Gefilden hütet man sich natürlich vor derart platten Formulierungen, doch an der Sachlage ändert das nichts. Das schwedische Gesetz wurde im Zuge der dort sehr heftig geführten #MeToo-Debatte vorangetrieben – es geht also auch beim Schutz von "Sexualpartnern" und "Personen" letztlich um den Schutz der Frauen.

(...) Auf diese Weise wird freilich auch der immerzu gefährlich lüsterne Mann in ein Schema zurückgepresst, das man eigentlich überholt geglaubt hat. In den 1970er Jahren erklärte Susan Brownmiller die Vergewaltigung zur Basisstruktur des Patriarchats. Weil sie aufgrund ihres Körpers zur Ausübung sexueller Gewalt in der Lage seien, so ihr Argument, hielten alle Männer alle Frauen in einem Zustand permanenter Einschüchterung und Unterdrückung; "rape-supportive culture" ist das Wort, das die amerikanische Feministin für diesen vorgeblichen Urzustand prägte. (...) Blickt man auf das schwedische Gesetz, tritt einem die männliche "rape culture" (...) deutlicher denn je vor Augen, ja mehr noch: Wo alles Vergewaltigung ist, was nicht nachweislich einvernehmlich war, rückt der Sex an und für sich unvermeidlich in eine beängstigende Nähe zum Verbrechen.


Claudia Mäders Einschätzung nach

nähern wir uns durch das permanente öffentliche Aushandeln just jener vom Sex besessenen und verängstigten Gesellschaft an, die Foucault anno 1979 als "worst case" prophezeit hat: "Die Sexualität wird keine Verhaltensweise mehr sein, die mit bestimmten Verboten belegt ist, sondern eine überall lauernde Gefahr, ein allgegenwärtiges Gespenst (. . .) das in allen sozialen Beziehungen, zwischen allen Altersgruppen und zwischen den einzelnen Menschen zur Bedrohung wird."




3. Mit Stefan Niggemeier und seinem Verhör des Kolumnisten Harald Martenstein geht Lutz Bierend schärfer ins Gericht als ich. Ich zitiere mal eine weniger drastische, aber nichtsdestoweniger deutliche Passage aus Bierends Artikel:

Die Mär von "an Minderheitsleiden unerfahrenen altern weissen Heteros" ist und bleibt sexistisch, rassistisches Voruteilsgeblubber, dass sich auf einem Niveau eines AFD-Anhängers bewegt, der meint die Asylanten bekommens reingesteckt, während unsere deutschen Rentner hungern.

Der Zweck ist der Gleiche: Mitleid abzutöten, indem man Einzelfälle pauschalisiert. Die privilegierten Menschen sind eine Minderheit, und haben diese Privilegien nicht, weil sie weiß, alt oder heterosexuell sind, sondern weil sie meist aus privilegierten Familie kommen. Alle anderen müssen dafür kämpfen, dass sie über die Runden kommen und auch ich als alter, weißer Hetero musste irgendwann entscheiden, ob ich Karriere machen will, oder meine Kinder groß werden sehe.

Wenn Familie für Frauen ein Karrierehemnis ist, dann liegt das leider daran, dass Frauen in Punkto Familie privilegiert sind und Arbeitgeber bei ihnen eher vermuten, dass sie dieses Privileg nutzen werden.

Wer dieses Privileg nicht sehen will, ist der ist leider der kapitalistischen Lebenslüge auf den Leim gegangen, dass Karriere glücklich macht. Und dieses Problem liese sich einfach lösen. Einfach etwas von diesem Privileg mit den Vätern teilen.




4. Vor einigen Wochen fragte die Genderwissenschaftlerin Professor Suzanna Walters in der Washington Post "Why can't we hate men?" und plädierte damit für mehr Hass gegen das andere Geschlecht. Darauf gibt es von Professorin Janice Fiamengo eine Erwiderung in Form eines knapp achtminütigen Videos, das jetzt mit deutschen Untertiteln in der Mediathek von AGENS online steht. (Die Untertitel lassen sich durch das entsprechende Icon unter dem Video einschalten.) Fiamengo legt dar, warum Frauen wie Walters tatsächlich von Hass auf das andere Geschlecht erfüllt sein dürften. Dieses Video sollte man eigentlich unter jeden Kommentar in den sozialen Medien setzen, mit dem sexistische Hetze gegen Männer betrieben wird.

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