Sonntag, Juli 22, 2018

Alleinreisende Männer bei Flüchtlingshilfe vernachlässigt – News vom 22. Juli 2018

1. Österreichs "Standard" berichtet:

Seit Jänner sind 58,5 Prozent erwachsene männliche Migranten über das zentrale Mittelmeer nach Europa gekommen. 24,9 Prozent der Ankünfte machten Minderjährige unter 18 Jahren aus und 16,7 Prozent Frauen, schätzt das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR). Die Hilfe in den Transit- und Aufnahmeländern konzentriert sich allerdings vor allem auf Frauen und Kinder, stellt die Hilfsorganisation Care in einem aktuellen Bericht fest.

"Das ist auch gut so", sagt Toral Pattni, humanitäre Beraterin bei Care, die die Studie beaufsichtigt hat. "Trotzdem stellten wir uns die Frage, ob wir nicht aufgrund von Vorurteilen gefährdete Flüchtlinge vergessen."


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2. Die Salzburger Nachrichten berichten über die Publizistin Christine Bauer-Jelineks:

Bauer-Jelinek ist das Kunststück gelungen, sechs Jahre zu früh ein Buch über #me too geschrieben zu haben. Es trug den Titel "Der falsche Feind". Darin übte sie massive Kritik an der heute üblichen Bevorzugung der Frauen.

In den 1970er-Jahren war sie noch Vorreiterin in linken Frauenbewegungen. Heute berät sie Männer und Frauen, die in Spitzenpositionen von Wirtschaft und Politik sind. Für Bauer-Jelinek war schon 2012 klar: "Der aktuelle Feminismus ist ein Rückschritt - er bedroht den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft."

Auch das System "Halbe-Halbe" sei kläglich gescheitert. Dieses habe nur dazu beigetragen, dass sich jetzt nicht mehr nur die Frauen, sondern auch noch die Männer überfordert fühlten. Ihr Resümee damals: "Die Unterdrückung der Frauen durch die Männer ist ein Mythos - Frauen müssen sich nicht ständig als Opfer fühlen."

Erst recht nicht mehr heute: "Machos sind heute eh schon eine fast ausgestorbene Spezies. Denn die heute - sagen wir einmal - unter 35-jährigen Männer wurden großteils partnerschaftlich erzogen. Und die unter 35-jährigen Frauen von heute finden schneller humorvolle Antworten auf anzügliche Bemerkungen." Womit ein altes explosives Missverständnis zwischen den Geschlechtern entschärft wurde: "Männer machen gerne Witze - und Frauen nahmen diese zu oft persönlich."

Auftritte von Aktivistinnen wie von Femen verstören Männer dann vollständig. Einerseits musste FDP-Politiker Rainer Brüderle zurücktreten, weil er spätabends an einer Hotelbar das Dekolleté einer Journalistin gelobt hatte, andererseits stürzen sich Femen-Aktivistinnen barbusig auf Männer, die als sexistisch gelten.

Kein Wunder, dass Bauer-Jelineks nächstes Buch den Titel "Sex und Macht - Orientierung für Frauen und Männer nach #me too" trägt. Bauer-Jelinek: "Wir müssen damit aufhören, Männer prinzipiell als Täter und Frauen als Opfer zu bezeichnen. Nebenbei wird noch die Unschuldsvermutung am Pranger der sozialen Medien ausgehebelt." Man müsse einfach im Alltag einschätzen lernen, wer Freund und Feind sei - und zwar unabhängig vom Geschlecht.




3. In der Washington Post berichten Transsexuelle, die von der Frau zum Mann wurden, welche überraschenden Erfahrungen sie danach machten, als Mitglied des männlichen Geschlechts diskriminiert zu werden.

Der Artikel ist stark und in Gänze lesenswert. Ein Auszug:

Vor meiner Geschlechtsumwandelung war ich eine unverblümte radikale Feministin. Ich sprach oft, laut und selbstbewusst. Ich wurde ermutigt, das Wort zu ergreifen. Ich wurde für meine Bemühungen ausgezeichnet, buchstäblich – erhielt die Botschaft: "Oh, ja, sprich lauter, sprich lauter." Wenn ich jetzt das Wort ergreife, bekomme ich oft die direkte oder indirekte Botschaft, dass ich "mansplaine", "zu viel Platz einnehme" oder "mein weißes männliches heterosexuelles Privileg behaupte". Dabei ist es egal, dass ich ein Mexikaner der ersten Generation bin, ein transsexueller Mann und mit derselben Frau verheiratet, mit der ich vor meiner Geschlechtsumwandelung zusammen war.

Ich finde die Behauptung kränkend, dass ich jetzt nicht in der Lage bin, mich zu Themen zu äußern, die ich für wichtig halte, und ich lehne es ab, dass mich jemand zum Schweigen bringt. Meine Einfühlungsvermögen ist exponentiell gewachsen, weil ich jetzt Männer in mein Denken und Fühlen über Situationen einbeziehe. Vor meiner Geschlechtsumwandelung habe ich selten darüber nachgedacht, wie Männer das Leben erlebt haben oder was sie an ihrem Leben dachten, wollten oder mochten. Ich habe so viel über das Leben von Männern gelernt durch meine Freundschaften mit Männern, durch das Lesen von Büchern und Artikeln von und für Männer und durch die Männer, denen ich als lizenzierter klinischer Sozialarbeiter helfe.

Viele Untersuchungen zeigen, dass Lebensereignisse, medizinische Bedingungen und familiäre Umstände Männer und Frauen unterschiedlich beeinflussen. Aber wenn ich vorschlage, daß Verhaltensauffälligkeiten von Patienten wie Zorn oder Gewalttätigkeit ein Symptom des Traumas oder von Depression sein können, wird es häufig nicht ernst genommen oder kritisiert. Das übergeordnete Thema war "Männer sind gewalttätig" und "es gibt keine Entschuldigung" für ihr Handeln.

Ich stelle fest, dass einige Frauen von mir erwarten, dass ich mich ihnen jetzt mehr füge und ihnen mehr Zugeständnisse mache: Lass sie zuerst sprechen, lass sie zuerst in den Bus einsteigen, lass sie sich zuerst hinsetzen, und so weiter. Ich merke auch, dass Männer im öffentlichen Raum kollegialer mit mir umgehen, was sie durch verbale und nonverbale Botschaften zum Ausdruck bringen: Zunicken, wenn sie mir auf dem Bürgersteig begegnen und Begriffe wie "Bruder" und "Chef" verwenden, um mich anzuerkennen. Als ehemalige lesbische Feministin bin ich davon abgeschreckt, wie einige Frauen von mir behandelt werden wollen, jetzt, da ich ein Mann bin. Denn es verstößt gegen meinen grundlegenden Glauben, dass Frauen vollwertige Menschen sind, die keine Männer brauchen, um sich ihren Wünschen zu fügen.

Was mir weiterhin auffällt, ist die deutliche Reduzierung der Freundlichkeit, die mir im öffentlichen Raum entgegengebracht wird. Es fühlt sich jetzt an, als wäre ich auf mich allein gestellt: Niemand außerhalb der Familie und enger Freunde achtet auf mein Wohlbefinden.

Ich kann mich an einen Moment erinnern, in dem mir dieser Unterschied zuerst auffiel. Ein paar Jahre nach meiner medizinischen Geschlechtsumwandlung fuhr ich an einem frühen Wochenendmorgen mit einem öffentlichen Bus. Es waren sechs Leute im Bus, mich eingeschlossen. Einer war eine Frau. Sie sprach sehr laut in ihr Handy und sagte, dass "Männer solche Arschlöcher sind". Ich schaute sofort zu ihr auf und dann zu den anderen Männern. Keiner hatte den Kopf gehoben, um die Frau oder sonst jemanden anzusehen. Die Frau sah, wie ich sie anblickte und sagte dann zu der Person, mit der sie sprach: "Ein Arschloch hier im Bus guckt mich gerade an". Ich war fassungslos, weil ich mich an ähnliche Situationen erinnere, bei denen das Gegenteil passierte: Ein Mann sagte oder tat etwas, das als widerwärtig oder beleidigend empfunden wurde, und ich fand Solidarität mit den Frauen um mich herum, indem wir Augenkontakt miteinander aufnahmen, unsere Augen verdrehten und vielleicht sogar laut zur Situation Stellung nahmen. Ich bin nicht sicher, ob ich verstehe, warum die Männer nicht reagiert haben, aber es hat einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen.


Schade, dass man nicht alle radikalen Feministinnen eine Zeitlang als Mann leben lassen kann. Ein solcher Kontakt mit der Wirklichkeit dürfte die Genderdebatte auf den Kopf stellen.



4. Apropos geschlechtsspezifische Privilegien: In Dresden hat eine ehemalige Stadträtin einen ehemaligen Sozialbürgermeister geohrfeigt. Politiker von CDU und FDP applaudieren.



5. Die Post. Kevin Fuchs schreibt mir heute:

Hallo Arne,

ist mir so aufgefallen: Gibt man bei Pixabay "boys education" ein, kommt kein einziges Ergebnis.

Gibt man "girls education" ein: na – sieh selbst.

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