"Verfassungswidrig": Feministinnen wettern gegen Quote – News vom 29. Juni 2018
1. Wie Genderama vor einigen Tagen berichtete, hat die Hamburger Staatsanwaltschaft zumindest theoretisch eine Männerquote eingerichtet, auch wenn davon praktisch kein einziger Mann profitiert hat. Trotzdem gehen Feministinnen dagegen auf die Barrikaden.
Die Legal Tribune berichtet über die Reaktion der Hamburger Staatsanwaltschaft auf die feministischen Proteste:
Carsten Rinio aus Hamburg kann die Aufregung um die Männerquote für den staatsanwaltlichen Nachwuchs nicht ganz nachvollziehen. "Wir kommen mit dem Hinweis in unserer Dauerausschreibung lediglich einer gesetzlichen Verpflichtung nach", so der Staatsanwalt, der für die Ausschreibung verantwortlich ist. "Das Hamburgische Gleichstellungsgesetz ist geltendes Recht." Den Hinweis, dass er es anzuwenden hat, erklärt er für fast überflüssig.
§ 5 Abs. 1 des Hamburgischen Gleichstellungsgesetz (HmbGleiG) verpflichtet die Hamburger Behörden dazu, bei der Begründung von Dienst-, Arbeits- oder Ausbildungsverhältnissen in einer Abteilung, in dem ein Geschlecht unterrepräsentiert ist, bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung Personen des unterrepräsentierten Geschlechtes zu bevorzugen, bis die Unterrepräsentanz beseitigt ist.
Derzeit arbeiten bei den Hamburger Strafverfolgern laut Staatsanwalt Rinio insgesamt, also verteilt über alle Besoldungsgruppen, 195 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte. Davon sind laut Rinio 125 weiblich, das entspricht 64,1 Prozent, und 70 männlich, also 35,9 Prozent. Noch augenfälliger ist die Diskrepanz in dem für Neueinstellungen wichtigen R 1 – Bereich: Von 155 Staatsanwältinnen und Staatsanwälten sind 111 weiblich (71,6 Prozent) und 44 männlich (28,4 Prozent). Rinio beobachtet zudem seit 2011 "durchgehend, dass die Zahl der weiblichen Bewerber die Zahl der männlichen Bewerber für eine Stelle als Staatsanwältin oder Staatsanwalt übersteigt."
Damit liegt eine Unterrepräsentanz im Sinne von § 3 Abs. 1 des Landesgesetzes vor, weil der Männeranteil bei unter 40 Prozent liegt. Und das reicht. Eine weitere Voraussetzung dafür, ein Geschlecht zu bevorzugen und damit das andere zu benachteiligen, postuliert das Hamburgische Landesgesetz nicht. Und das ist genau so gewollt. Der Stadtstaat wollte mit dem im Dezember 2014 in Kraft getretenen Gesetz bei der Gleichstellung ausdrücklich beide Geschlechter in den Blick nehmen. "Abhängig von der Beschäftigtenstruktur richtet sich die Gleichstellungsförderung nicht nur an Frauen, sondern auch an Männer", so die Gesetzesbegründung.
Diese Debatte ist heute auch Thema in Christian Schmidts Blog "Alles Evolution".
2. In der Edition Outbird erscheint dieser Tage das Buch "Darjeeling Pur" von Tami Weissenberg, der darin über seine Erfahrungen in einer von Misshandlung und Gewalt geprägten Ehe berichtet und sich inzwischen mit der Errichtung von Männerschutzprojekten engagiert.
In der Buchvorstellung des Verlages heißt es:
"Darjeeling Pur" ist ein romanhaftes Tagebuch, welches eine andere Perspektive häuslicher Gewalt aufzeigt. Tami Weissenberg zeichnet in diesem Buch viele Jahre nach, in denen er – zunehmend in psychische und ökonomische Abhängigkeit geratend – zum Teil massive Gewalt durch seine Partnerin erfuhr.
Wenngleich seine Sprache sachlich ist, wird ein erschreckendes Bild über die Ausmaße der Übergriffe wie auch die Tatsache sichtbar, dass er sich erst sehr spät diesem traumatisierenden Klima entziehen konnte.
So unbefangen dieses spannend erzählte Buch seinen Weg bis zum Ausbruch aus diesen beklemmenden Verhältnissen nachzeichnet, so wichtig ist diese andere, erweiterte Perspektive auf die Wahrnehmung partnerschaftlicher Gewalt. Vielleicht gerade, weil es die humanistische Sichtweise stärken hilft und aufzeigt, dass Gewalt gleich welchen Geschlechts massive Auswirkungen haben kann.
Ich durfte das Buch vor seiner Veröffentlichung lesen, und es gefällt mir sehr gut. Die authentische, sofort zur Sache kommende Erzählweise des Autors zieht einen von der ersten Seite an in seinen aufwühlenden Bericht. Indem Weissenberg den Verlauf seiner Partnerschaft von Anfang an eindringlich schildert, werden nicht nur die psychologischen Faktoren sichtbar, die zu den Misshandlungen führten. Es dürften sich auch viele Leser fragen: Könnte mir ähnliches passieren? Wie hätte man diese Katastrophe rechtzeitig verhindern können? Dadurch dürfte dieses Buch eine stärkere aufklärende Wirkung als viele Sachtexte haben. Auch deshalb erhält es von mir eine klare Leseempfehlung.
3. Warum nennen die Medien eine Vergewaltigung nicht beim Namen, wenn der Täter eine Frau ist? fragt Miles Klee anlässlich der Berichterstattung über die Frau, die einen Mann offenbar mit einer Machete zum Sex gezwungen hatte:
[Diese Berichterstattung] macht mehr Sinn, wenn man bedenkt, dass die betreffende Frau nicht einmal wegen Vergewaltigung angeklagt wurde, sondern wegen schweren Einbruchs und Angriffs mit einer Waffe. Für ein Gericht war der Sex zweitrangig. Wahrscheinlich deshalb, weil, obwohl das Justizministerium seine Definition von Vergewaltigung 2012 änderte, um geschlechtsneutral zu sein – niemand anders als FBI-Direktor Robert Mueller war für diese Änderung verantwortlich - das Verbrechen nur noch als das Eindringen, egal wie geringfügig, in die Vagina oder den Anus mit irgendeinem Körperteil oder Gegenstand oder die Penetration des Mundes durch ein Geschlechtsorgan einer anderen Person definiert ist.
Rechtlich gesehen klingt es also so, als ob nur derjenige, der in den anderen eindringt, der Vergewaltigung beschuldigt werden kann.
(...) Kein Wunder, dass diese Artikel so euphemistisch klingen oder den Eindruck erwecken, dass die Erektion eines Opfers die Möglichkeit einer Vergewaltigung ausschließt. Die Polizei kann eine Frau nicht wegen Vergewaltigung eines Mannes anklagen, wenn sie nicht in seinen Anus eindringt oder ihm ein "Sexualorgan" in den Mund steckt. Deshalb haben Journalisten keinen technischen Grund, es als Vergewaltigung zu bezeichnen, wenn eine Frau verhaftet wird, weil sie angeblich mit einer Machete in das Haus eines Mannes eingebrochen ist und ihn zum Geschlechtsverkehr unter körperlicher Bedrohung gezwungen hat.
Diese Schönfärberei einer schweren körperlichen Verletzung verstärkt nur die problematischen Annahmen, die das Gespräch um männliche Opfer sexueller Übergriffe plagen. Das ist für niemanden gut, und es ist definitiv schlecht für die Männer, die darum kämpfen, überhaupt zu erkennen, dass sie auf diese Weise missbraucht worden sind.
4. In der Vancouver Sun beschäftigt sich Douglas Todd mit dem Verschwinden der Jungen und Männer aus der Psychotherapie – sowohl als Forschungssubjekte wie auch als Therapeuten.
Es gibt überwältigend starke Hinweise darauf, dass sich die psychologische Forschung stark auf Mädchen- und Frauenthemen konzentriert und dass Männer schnell aus psychotherapeutischen Berufen verschwinden.
Die Folgen dieser doppelten Tendenz, sagen Spezialisten, bestehen darin, dass die starken emotionalen Sorgen von Jungen und Männern weitgehend ausgeblendet werden und dass es vielen Psychotherapeuten an Fachwissen fehlt, um mit den psychischen Schwierigkeiten der Männer effektiv umzugehen.
Eine aufschlussreiche Studie unter der Leitung von Robinder Bedi von der University of British Columbia fand heraus, dass die überwiegende Mehrheit von 293 Forschungsartikeln, die über einen Zeitraum von 13 Jahren im einflussreichen Canadian Journal of Counselling and Psychotherapy veröffentlicht wurden, sich Frauenthemen widmete.
Forschungsartikel ausschließlich zu weiblichen Themen überstiegen die zu männlichen Themen um vier zu eins, entdeckte Bedi. Als sein Team eine einzige Sonderausgabe des Psychotherapie-Journals "Männer" aus der Befragung ausschloss, stieg das Verhältnis von Frauen- gegenüber Männerartikeln in dieser Fachzeitschrift sogar auf 15 zu eins.
"All dies geschieht, obwohl Jungen und Männer 34 Prozent der Menschen sind, die eine psychologische Beratung aufsuchen", schreibt Bedi, ein Assistenzprofessor für Beratungspsychologie an der UBC.
"Es scheint, dass ein Großteil unseres Wissens über psychotherapeutische Beratungen von Kanadiern auf Forschungsstichproben basiert, die überwiegend aus Frauen bestehen, und die unkritisch für die Arbeit mit Männern verallgemeinert wurde", schreiben Bedi und die Co-Autoren Courtney Young, Jaleh Davari, Karen Spring und Daniel Kane in einem Aufsatz mit dem Titel "A Content Analysis of Gendered Research".
Ihr Überblick über die zeitgenössische psychotherapeutische Forschung in Kanada deckt sich mit dem wachsenden Bewusstsein für eine damit verbundene Entwicklung in ganz Nordamerika: Dass Frauen in Beratungs- und Psychologieberufen immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Die American Psychological Association, die etwa 90.000 klinische Psychologen vertritt, hat festgestellt, dass die Zahl der Frauen dort um mehr als zwei zu eins höher ist als die der Männer. Und es wird immer extremer: Das Verhältnis von weiblichen Psychologen gegenüber männlichen Psychologen, die 35 Jahre und jünger sind, springt auf neun zu eins.
"Die geschlechtsspezifische Kluft in der Psychologie hat sich vergrößert", heißt es in einem Bericht der American Psychological Association. "Diese geschlechtsspezifische Kluft war für ethnische Minderheiten noch größer ... Es ist wichtig zu verstehen, warum eine größere Anzahl von Frauen einen solchen Beruf ausübt und warum Männer sich daraus zurückziehen."
(...) Auch wenn es akzeptiert wird, dass Psychotherapeutinnen eines Geschlechts oft effektiv Menschen eines anderen Geschlechts behandeln können, werden ähnliche Fragen über das Übergewicht von Frauen in der Lehre, der Sozialarbeit und den meisten Gesundheitsberufen aufgeworfen.
Die geschlechtsspezifische Kluft zwischen Psychologen ist in Großbritannien so groß geworden, dass eine Gruppe von Männern und Frauen das Male Psychology Network gegründet hat.
Der Psychologe Robinder Bedi und sein Team entdeckten kanadische Forschungsartikel, die sich ausschließlich auf weibliche Probanden konzentrierten und die männlichen Probanden um mindestens vier zu eins überstiegen.
"Gibt es einen tatsächlichen Bedarf an mehr männlichen Psychologen?" fragt Mitbegründer John Barry vom University College London.
"Nun, Männer scheinen psychologische Hilfe zu brauchen. Zum Beispiel begehen sie mehr als dreimal so viele Selbstmorde wie Frauen. Dennoch suchen sie weniger Hilfe als Frauen. Wenn wir uns um die psychische Gesundheit kümmern, dann müssen wir Fragen stellen wie: 'Was können wir tun, um die Suche nach Hilfe bei Männern zu verbessern' und 'Wäre es wahrscheinlicher, dass Männer eine Therapie suchen, wenn sie einen männlichen Psychologen aufsuchen könnten'?
Bedi und sein Team werfen ähnliche Fragen über den Mangel an Forschung zu männlichen psychologischen Problemen auf, insbesondere angesichts der viel höheren Wahrscheinlichkeit eines Todes durch Selbstmord, am Arbeitsplatz und durch Opioid-Überdosen.
Was würde es nützen, wenn sich mehr Berater und Psychologen der Probleme der Männer bewusst werden?
Viele Psychotherapeuten erleben häufig "ein Gefühl von Frustration, Hilflosigkeit und Ineffektivität bei der Arbeit mit männlichen Klienten", berichten die UBC-Professoren Marvin Westwood und Timothy Black von der University of Victoria.
Die Forschung hat gezeigt, dass einige therapeutische Techniken, die normalerweise bei Frauen wirksam sind, nicht immer so effektiv bei Männern funktionieren und umgekehrt, berichten Psychologen, die sich auf Männer und Fragen im Zusammenhang mit Männlichkeit spezialisieren.
Eine größere Zahl von Therapeuten und Psychologen muss sich der Techniken bewusst sein, die bei Männern effektiver sind als bei Frauen, darunter "direkte Problemlösung", "Kompetenzentwicklung" und "praktische Hilfe", schreibt Bedi.
Wenn Psychologen wie Marcheta Evans die Männer in Beratung und Forschung stärker in den Mittelpunkt rücken, werden sie mit der Sorge um "männliche Privilegien" konfrontiert. Aber Evans antwortet, dass, obwohl ein Teil der Männer höher bezahlte Jobs hat, dies nicht bedeutet, dass die "erheblichen psychischen Bedürfnisse" der Männer im Allgemeinen ignoriert werden sollten.
Zu diesem Thema ist aktuell auch ein Artikel auf Spiegel-Online erschienen: Depression: Männer leiden anders.
5. Die männerfreundliche Feministin Cathy Young erklärt, warum Feministinnen Jordan Petersons Texte lesen sollten.
6. Die Post. Auf Spiegel-Online (ich verlinke den Artikel diesmal bewusst nicht im Original, um die Zugriffszahlen darauf nicht zu erhöhen) berichtet die Feministin Eva Thöne unter der Überschrift "Alter Mann, was nun?" über eine Diskussion zwischen dem feminismuskritischen "Zeit"-Redakteur Jens Jessen und dem überzeugten Feministen Nils Pickert und bezeichnet dieses Gespräch als Veranstaltung "zwischen Zoogehege und Therapie".
Ich finde es faszinierend, dass Feministinnen wie Thöne offenbar nicht einmal im Ansatz reflektieren, wie unsympathisch sie ihre Bewegung erscheinen lassen, wenn sie Menschen mit abweichender Meinung so darstellen, als ob diese Teilnehmer einer "Therapie" seien. Thöne kann Jessens Feminismuskritik dementsprechend auch nur entweder als "tumbe Polemik" oder "Ressentiment" einordnen. Das Resultat dieser verachtungsvollen Rhetorik kann doch nur sein, dass sich immer weniger Menschen überhaupt noch auf Gespräche mit dem feministischen Lager einlassen. In dem Artikel selbst wird erwähnt, dass die Hoffnung der Veranstalter (die grüne Heinrich-Böll-Stiftung) vor allem männliche Besucher anzuziehen, sich nicht erfüllte.
Einer meiner Leser schreibt mir zu diesem Artikel:
Spiegel-Online wird nicht müde, weiter an der Demontage von Kritikern des Feminismus und Männern im Allgemeinen zu arbeiten. Diesmal geht es um Jens Jessen und seinen Beitrag in der Zeit und einer Diskussion mit Nils Pickert, "Journalist, Aktivist, laut Selbstbeschreibung Teilzeitrockträger und Vollzeitfeminist, kaum graue Haare und Trekkingsandalen." Etwas so Dummes höre eigentlich nur von meinen Fünftklässlern in der Schule. Ebenfalls im Publikum dabei: Stevie Schmiedel - für die Pickert arbeitet. Und damit auch jeder Dumme weiß, wer Stevie Schniedel ist: "die sich gegen sexistische Werbung einsetzt" - die eigentliche Heldin.
Der Artikel sagt tatsächlich mehr über die Leiden des aktuellen Feminimus aus. Eigentlich besteht er nur aus Herabsetzungen, Schmähungen und Beleidigungen gegen Jessen - Sachlichkeit spielt keine Rolle. Ernsthaft über die Bebatte zwischen den beiden Herren erfährt man eigentlich nichts. Aber mit Sätzen wie: "In dem Artikel, der im Grunde ein Trolltweet war, nur halt auf 'Zeit'-üblichen drei Seiten, verglich Jessen unter anderem feministische Rhetorik mit 'dem Schema des bolschewistischen Schauprozesses' und warnte vor einem 'Triumph eines totalitären Feminismus', leistet sich Spiegel-Online mal wieder einen Abgesang auf den "seriösen" Journalismus und stellt Jessen ohne ernsthafte Begründung ins Abseits.
Ich kann nur hoffen, dass endlich genügend Männer und auch Frauen erkennen, welches schlechtes Spiel hier gespielt wird.
Ehrlich gesagt glaube ich, dass Feministinnen wie Thöne (außer den Zugriffszahlen zuliebe) auch deshalb derartig übersteuern, weil sie merken, wie stark ihr Ansatz inzwischen abgelehnt wird. Sie glauben, das unterbinden zu können, je mehr sie rhetorisch aufdrehen. Ich halte solche Artikel eher für ein Eigentor.
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