Neue Studie: Das traditionelle Familienmodell macht glücklicher – News vom 21. Juni 2018
1. Einer Studie der Universität Marburg zufolge, macht nicht das Rollenverständnis des "neuen Mannes" die meisten Kerle besonders glücklich, sondern die althergebrachte Funktion des fleißig rackernden Familienernährers. Nichts hingegen mache Männer so unglücklich wie eine Teilzeitbeschäftigung. Bei Müttern steige die Lebenszufriedenheit passend dazu mit der Arbeitszeit des Partners. Damit sich das ändere, fordern die Soziologen, die die Untersuchung erstellten, die Politik auf, beiden Elternteilen verschärft die Berufstätigkeit in Teilzeit zu ermöglichen. Vonnöten sei weitere Arbeit am vorherrschenden Rollenmodell.
"Die Welt" berichtet; in der "Zeit" findet man ein Interview zur Studie.
2. Wie Frauen reagieren, wenn Väter "ihre Geschlechterrolle aufbrechen" und in einem Wickelraum Windeln wechsen möchten, berichtet der FOCUS.
Das etwas Absurde an dieser Meldung ist natürlich, dass es ein letztlich trivialer Vorfall in Australien irgendwie in die deutschen Nachrichten geschafft hat.
3. Die Post. Kaum ein Genderama-Beitrag hat in letzter Zeit derart viel Leserfeedback ausgelöst wie die aktuellen Kapriolen der Grünen.
So schreibt mir noch einmal der männerpolitische Publizist Kevin Fuchs zu dem von dieser Partei eingebrachten Gesetzesentwurf:
Die Begründung, die für den Entwurf angeführt wird, ist verständlich aber bizarr.
Nach dem Gesetz ist der Ehemann automatisch der rechtliche Vater. Das will man nun scheinbar auf Ehefrauen in gleichgeschlechtlichen Ehen übertragen.
Das passt aber hinten und vorne nicht. Den Ehemann automatisch zum rechtlichen Vater zu machen, machte früher Sinn, als die Ehe moralisch noch bis zum Tod galt und es auch noch keine Möglichkeit gab, die biologische Vaterschaft festzustellen. Bei Zweitmüttern macht es gar keinen Sinn.
Das ist schon lange obsolet und hat Vätern und Nicht-Vätern viele Ungerechtigkeiten gebracht. Der Gesetzgeber hat sich nie die Mühe gemacht, das anzugehen. Für Mütter war es hingegen annehmlich.
Ersetzt man in diesem Entwurf die "Zweitmutter" durch "Vater" erhält man die gegenwärtige Situation bei heterosexuellen Vätern.
Man hat die gegebene Regelung einfach wie eine Schablone auf gleichgeschlechtliche Ehen übertragen und merkt jetzt, wie veraltet das alles ist.
Es herrscht bei uns bis heute eine merkwürdige sittliche Vorstellung: Frauenanliegen sind wichtig, Männeranliegen relativ. Das ist eine Konstante in der ganzen Gleichstellungspolitik. Und diese Sitte setzt sich hier fort.
Anders kann man sich nicht erklären, warum die Leute nicht mal im Ansatz auf die Idee kommen, die männliche Perspektive zu berücksichtigen.
Es spielt hier keine Rolle, ob man schwul ist. Als Mann ist man in der Gleichstellung unsichtbar.
Ein anderer Leser schreibt mir:
Erst mal vielen Dank für Ihren interessanten Blog.
Ich bin seit vielen Jahren im Lesben- und Schwulenverband Deutschlands (LSVD) engagiert, und dort wurde im letzten Jahr unter Anwesenheit auch von prominenten Mitgliedern der Grünen ein Positionspapier zum Thema Familienrecht verabschiedet:
Wenn man dieses Positionspapier mit dem Gesetzentwurf der Grünen vergleicht, dann geht der Gesetzentwurf bei lesbischen Paaren über die Forderungen des LSVD hinaus. Das Positionspapier sieht bei nicht verheirateten bzw verpartnerten Paaren die Zustimmung des biologischen Vaters zur Mutterschaftsanerkennung vor. Von den Forderungen des LSVD in Bezug auf schwule Paare findet sich hingegen nichts im Gesetzentwurf. Eine gewisse Enttäuschung macht sich da bei mir breit.
Ein Leser schließlich schickt mir einen Brief, den er zuvor an die Grünen und deren Abgeordnete Ulle Schauws geschickt hatte, ohne eine Antwort zu erhalten:
Nicht die Tatsache, dass gleichgeschlechtliche Elternteile das leibliche Kind des Anderen adoptieren müssen, ist diskriminierend, sondern die Gesetzeslage, dass Ehemänner automatisch als Väter gelten, ist das Problem!
Jeder Mensch, der jemals auf dieser Erde wandelte, hat genau zwei leibliche Elternteile, und zwar eine Frau und einen Mann. Und genau diesen beiden Menschen sollten zunächst einmal die gleichen Rechte und die gleichen Pflichten am gemeinsamen Nachwuchs haben.
Derzeit ist es jedoch so, dass Männer auf Grund des Ehestatus rechtlich als Väter gelten. Ganz gleich, ob sie leibliche oder soziale Väter sind oder auch nicht. Gleichzeitig hat ein unehelicher Vater zunächst mal keinerlei Rechte am eigenen Nachwuchs und muss auf die Güte der Mutter hoffen oder einen mühsamen, steinigen Weg über das Gericht gehen. Das mag vor zweihundert Jahren eine vernünftige Regelung gewesen sein. Aber der Wandel in unserer Gesellschaft und die fortgeschrittenen technischen Möglichkeiten haben diese Gesetzeslage überholt.
Eine Liberalisierung von Abstammungstests (mittlerweile sogar schon vor der Geburt möglich), eine Änderung des Sorgerechts (bzw. der Sorgepflicht ) mit gleichen Rechten und Pflichten für leibliche Mütter und leibliche Väter wären ein Schritt weg von der momentan die Männer diskriminierenden Rechtslage hin zu einer gleichberechtigten Behandlung von Müttern und Vätern, bei der ein Elterndasein auf Augenhöhe möglich wäre. Wenn auf Grund persönlicher Situationen die Elternschaft Einzelner nicht möglich oder erwünscht ist, bleibt die Möglichkeit, dass eine dritte Person die Elternschaft per Adoption übernimmt.
"94 000 gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften weist der Mikrozensus für das Jahr 2015 aus" heißt es hier. Wie viele Väter weist der Mikrozensus 2015 aus? Interessieren sich die Grünen für die rechtliche Benachteiligung dieser Bevölkerungsgruppe? Dieser Vorstoß zeigt mir ein weiteres Mal, dass dem nicht so ist und die Grünen für mich als alleinerziehenden Vater eines Sohnes auch weiterhin nicht wählbar sind.
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