Sexuelle Gewalt: Unsere Medien machen die größte Opfergruppe unsichtbar – News vom 14. Juni 2018
1. Wie die auflagenstarke Zeitung USA Today berichtet, übergeht die intensive Berichterstattung über MeToo die häufigsten Opfer sexueller Übergriffe: Schwule, Lesben und Bisexuelle.
Insgesamt sind Menschen, die sich als LGBTQ identifizieren, laut des Centers for Disease Control and Prevention einem höheren Risiko sexueller Gewalt ausgesetzt:
44% der Lesben und 61% der bisexuellen Frauen erleben Vergewaltigung, körperliche Gewalt und/oder Stalking durch einen Intimpartner, verglichen mit 35% der heterosexuellen Frauen.
37% der bisexuellen Männer erleben Vergewaltigung, körperliche Gewalt und/oder Stalking durch einen Intimpartner, verglichen mit 29% der heterosexuellen Männer.
40% der schwulen Männer und 47% der bisexuellen Männer haben andere sexuelle Gewalt als Vergewaltigung erlebt, verglichen mit 21% der heterosexuellen Männer.
(...) Die am meisten beachteten Geschichten folgten einer Formel: Eine prominente Überlebende und ein mächtiger männlicher Täter.
2. Gegen Professorin Avital Ronell, die an der Universität New York Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft unterrichtet, wird wegen Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens ermittelt. Nachdem damit erstmals eine prominente Akademikerin in diesem Zusammenhang bezichtigt wird, stimmen Feministinnen wie Judith Butler Proteste an, es handele sich dabei um eine "Hexenjagd", und schreiben einen entsprechenden Offenen Brief. Das Magazin Quartz berichtet und kommentiert:
Die in dem Brief geäußerten Auffassungen widersprechen direkt den Grundprinzipien, über die sich die meisten sonst einig sind, wenn es darum geht, wie man auf sexuelle Übergriffe reagiert: Seine Verfasser verleumden den Ankläger, schlagen vor, dass die Prominenz der Angeklagten Einfluss darauf haben sollte, wie sie behandelt wird, und behaupten - ohne eine eigene Untersuchung durchzuführen oder Beweise zu liefern -, dass die Angeklagte nicht für schuldig befunden werden könne. Er stellt auch die Untersuchung selbst als schädlich für die Angeklagte dar.
(...) In einer Gesellschaft, die sexuelle Gewalt ernst nimmt, müssen alle Anschuldigungen untersucht werden. Die Behauptung, dass eine Untersuchung an sich schon eine Ungerechtigkeit ist, zeigt mangelnde Rücksicht gegenüber den Opfern dieses weit unterschätzten Verbrechens. Viele derjenigen, die den Brief zur Verteidigung von Ronell unterzeichnet haben, sind feministische Theoretiker, die diese Prinzipien theoretisch unterstützen. In der Praxis sollte es keine Ausnahmen von diesen Regeln geben, auch wenn der untersuchte Professor eine Frau ist.
Hierzulande kritisiert Der Freitag den Offenen Brief.
3. Die Schauspielerin Rose McGowan wurde wegen des Besitzes von Kokain verhaftet. Ihre Verteidigung: Das wäre nie passiert, wenn sie nicht die Zielscheibe Harvey Weinsteins wäre.
4. Zuletzt noch ein anderes Thema: Das eigene Risiko für Prostatakrebs kann inzwischen schon durch eine preisgünstige Speichelprobe ermittelt werden.
<< Home