Sonntag, Juni 03, 2018

Paar vergewaltigt sich gegenseitig: Bringt neuester US-Irrwitz die Wende? – News vom 3. Juni 2018

1. In linksliberalen Magazin "The Atlantic" berichtet Caitlin Flanagan über die neueste Posse, die sich an einem US-amerikanischen Campus aufgrund der Überwachung sexueller Kontakte zugetragen hat. Der Artikel trägt die passende Überschrift "Mutual Nonconsensual Sex" : gegenseitig nicht-einvernehmlicher Geschlechtsverkehr.

Ist es möglich, dass sich zwei Personen gleichzeitig sexuell belästigen? Dies ist die Frage nach den rechtlichen, anatomischen und emotionalen Unwahrscheinlichkeiten,um die sich die Universität von Cincinnati jetzt kümmert, und zwar mit einer gewissen Dringlichkeit, da die Institution und drei ihrer Mitarbeiter derzeit wegen einer Begegnung verklagt werden, die für einen kurzen Moment sexuell war, aber ebenso schnell in das Reich der ewigen Widerkunft gelangte. Die eine wichtige Sache, die Sie über den Fall wissen müssen, ist, dass der eingereichten Klage zufolge eine Frau auf unbestimmte Zeit von ihrer Hochschule verbannt worden ist, weil sie einen Mann ihre Vagina berühren ließ. Welche Art von sexuell repressivem Wahnsinn hätte dies zulassen können? Beantworten Sie diese Frage und Sie befinden sich auf einem langen Weg zur Beantwortung der Frage "Was zum Teufel passiert gerade auf dem amerikanischen College-Campus?"


Über den zugrunde liegenden Fall hatte Genderama schon einmal kurz berichtet, aber es ist sinnvoll, sich noch einmal ausführlicher mit der Sache zu beschäftigen. Folgendes spielte sich offenbar ab:

Eine Septembernacht, eine Campusparty und zwei Studenten - Jane Roe und John Doe – treffen sich. Beide sind knülle (Wodka und Bier für sie, Schnaps und Bier für ihn), aber John ist offenbar der Besoffenere von beiden, weil Jane anbietet, ihn nach Hause zu begleiten und er stimmt zu. Sie kommen in seiner Wohnung an und Jane betüdelt ihn und bietet Wasser und Ibuprofen für seinen verletzten Fuß an. Einer oder beide schlafen ein, erwachen aber kurz für einen Moment, um miteinander zu fummeln. Es endet damit, dass Jane höflich fragt: "Gibt es sonst noch etwas, was du tun möchtest?" und John sich absolut nicht interessiert zeigt. Zwei Tage später reicht John seinen Bericht ein, und der Campus-Ermittler dringt in das Privatleben erwachsener Studenten ein, mit dem Ergebnis, dass Jane von der Universität "auf unbestimmte Zeit" suspendiert wird - also bis zu Johns endgültigem Abschluss, denn er hat die gesamte Bandbreite an Schutzmaßnahmen, die für Opfer von sexuellen Übergriffen am College empfohlen werden, erhalten, einschließlich der Tatsache, dass er den Campus nicht mit seinem Angreifer teilen muss.

(...) Durch eine Art seltsame Alchemie, die die Summe ihrer Teile umfasst, gelingt es diesem seltsamen kleinen Ereignis, fast jeden beunruhigenden Aspekt der Art und Weise zu treffen, wie diese Fälle auf dem heutigen Campus interpretiert und bestraft werden. Es geht von der Annahme aus, dass, wenn zwei betrunkene Studenten miteinander fummeln, einer von ihnen - und nur einer von ihnen - ein Opfer dieses Ereignisses ist. Das führte zu einer ziemlich häufigen, aber äußerst schwerwiegenden Konsequenz für Studenten, die wegen sehr geringfügiger Verstöße verurteilt wurden - eine Verbannung von der Universität bis zum Examen desjenigen, der die Beschwerde eingereicht hat. Und es zeigt sich, wie leicht das System von einem Studenten manipuliert werden kann, der womöglich einen Groll gegen den anderen hegt.


Schön, dass ihr das merkt, sobald eine FRAU das Opfer von diesem Irrsinn zu werden scheint.

Caitlin Flanagan sieht angesichts dieser Entwicklung einen Wandel voraus:

Die Zeiten, in denen man einer Person (fast immer dem Mann) die Schuld für einen schadensfreien, nicht bösartigen, beiderseits betrunken erfolgenden Sexualkontakt gibt, könnten vorbei sein. Es war eine lächerliche Norm: eine, die College-Frauen infantilisierte, männliche Sexualität dämonisierte, und verantwortlich für harte Strafen war, die an einer unbekannten Zahl von Studenten verübt wurden, fast alle von ihnen männlich. Es verharmloste etwas Ernstes: Sexualverbrechen. Und weil es all diese Erfahrungen in ein Deutungssystem gegossen hat, das Frauen in die Rolle von passiven Opfern und Männer in die von aggressiven Raubtieren zwang, hat es dazu beigetragen, verständliche Ressentiments unter jungen Männern auf dem Campus im ganzen Land zu schüren.


Allerdings durfte man diesen offenkundigen Wahnwitz nicht kritiseren, denn das wäre natürlich ... wollen wir die Totschlagworte gemeinsam aufsagen? ... ANTIFEMINISTISCH und FRAUENFEINDLICH gewesen. So wie diese fiesen Masku-Nazis, die einfach nicht kapieren wollen, dass abwägende Vernunft gegenüber Männerhass und den Geboten der politischen Korrektheit gefälligst zurückzustehen hat! Also machten alle bei einem grausamen Spiel mit, das Menschenleben zerstörte und bei dem man aus purer Verzweiflung über diesen Irrsinn seinen Kopf öfter als einmal gegen die nächste Wand hämmern wollte.

Schön, dass Caitlin Flanagan inzwischen offen sagt, was Sache ist:

Das System, wie es derzeit existiert, hat sich so tief in das private Sexualverhalten erwachsener Studenten eingegraben, dass es als eine überwachende, lüsterne, rachsüchtige Kraft über jeder intimen Handlung schwebt.


Flanagan führt aus, warum die MeToo-Gesellschaft von heute vielleicht eine zweite sexuelle Revolution wie in den sechziger Jahren benötigt:

Vor einem halben Jahrhundert erkannte eine Gruppe amerikanischer Studenten, dass die amerikanische Universität eine Rolle in ihrem Leben übernommen hatte, die grundsätzlich im Widerspruch zu ihrem verfassungsmäßigen Recht stand, in Freiheit zu leben. Sie wollten persönliche Freiheit, politische Freiheit, sexuelle Freiheit. Sie wollten ihre Chancen im Leben nutzen und sich nur dem Gesetz und dem eigenen Gewissen gegenüber verantworten, nicht den politisch engen und sexuell repressiven Standards eines Komitees von Campus-Bürokraten.

(...) Die Universitäten überwachen die Sexualität ihrer Studenten heute in vielerlei Hinsicht aufdringlicher als in den 1950er Jahren. Es gibt Vollzeitangestellte amerikanischer Universitäten, deren Aufgabe es ist, junge Leute auf einen Stuhl zu setzen und sie darüber zu befragen, wann und wo und wie sie eine andere Person sexuell berührt haben, und wie es sich anfühlte, und welche Zeichen und Geräusche und Worte und Gesten sie glauben ließen, dass Zustimmung erteilt wurde. So wurden Homosexuelle früher aus Schulen, Sportmannschaften und dem Militär geworfen; so wurden junge Frauen in der Vergangenheit von den verschiedensten amerikanischen Institutionen für ihre sexuellen Impulse bestraft. Das ist mehr als nur überbordende Kontrolle moderner Universitäten; das ist ein Affront gegen die wesentlichste und unantastbarste aller amerikanischen Ideen: die Freiheit des Einzelnen.

(...) Diese Zeit [der Revolte] kehrt auf dem amerikanischen Campus zurück, jetzt da die stärksten und klügsten und mutigsten unter den Studenten beginnen zu erkennen, dass die Überzeugungen und Praktiken, die diese Orte dominieren, irrational und enorm politisch sind. Diese neuen Studenten wachen auf, wehren sich, schlagen zurück, in allen möglichen Bereichen des Hochschullebens. Die Administratoren wollen sie zermalmen, aber die Studenten haben Rückenwind. Die progressive Linke hat derzeit alle Macht auf dem Campus inne, aber das sich entfaltende Bewusstsein dieser Konterrevolutionäre verfügt über seine eigene unangreifbare Macht: Wahrheit, Logik und klarer Verstand.




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2. In einer neuen Leitlinie zur Vorhautverengung raten Ärzteverbände von der Jungen-Beschneidung ab. Damit, urteilt die Berliner Morgenpost, flamme die Debatte über diese Maßnahme wieder auf: "Aus Sicht der Kritiker müsse damit das Jungenbeschneidungsgesetz, das seit Ende 2012 in Deutschland auch eine medizinisch nicht erforderliche Beschneidung erlaubt (...), hinterfragt werden."

Weiter heißt es in dem Artikel:

So rät die Phimoseleitlinie nun auch von allen früher propagierten vorbeugenden Beschneidungen zur Verhinderung sexuell übertragbarer Krankheiten in Westeuropa ab. Und bei am Ende aus medizinischer Sicht doch noch erforderlichen Beschneidungen verlangt sie Vollnarkose und lokale Betäubung. Die leicht betäubende Emla-Salbe, die traditionelle Beschneider oft einsetzen würden, sei keinesfalls ausreichend, schreiben die Autoren. Denn aus Sicht der Ärzte sei auch das inzwischen erforscht: Frühkindliche Schmerzerfahrungen würden die Vernetzung im Gehirn grundlegend verändern. Die späteren Erwachsenen seien dadurch empfindlicher und reagierten schlechter auf Schmerzmittel.




3. In Dänemark hat eine Petition dafür, dass eine Beschneidung gesunder Menschen erst ab dem Alter von 18 Jahren erlaubt sein sollte, über 50.000 Unterschriften erreicht, was die notwendige Schwelle ist, um eine Parlamentsdebatte zu erzwingen. Beobachter gehen aber davon aus, dass die Mehrheit der Abgeordneten (ähnlich wie in Deutschland) konträr zu ihren Wählern entscheiden werden. Jeder Versuch, die Menschenrechte durchzusetzen, würde von religiösen Fanatikern wohl auch als "entsetzlicher Ausfall von Islamophobie" oder "größte Bedrohung für Juden seit dem Holocaust" angeprangert werden.



4. Der Operntenor Jonas Kaufmann berichtet, zu Beginn seiner Karriere ebenfalls sexuell belästigt worden zu sein. Dem unbenommen beklagte Kaufmann, dass in den USA ein Mann nicht mehr allein mit einer Frau in einem Raum sein könne, ohne dass eine Kamera läuft.



5. "Väter, warum lasst ihr euch das gefallen?" titelt der Schweizer BLICK dazu, dass der Bundesrat mehr als einen Tag bezahlten Vaterschaftsurlaub ablehnt.



6. Gloria Steinem, immer noch eine der führenden Feministinnen in den USA, nimmt kein Blatt vor den Mund: "Männlichkeit ist eine Geisteskrankheit".



7. Eine Gegenposition dazu nimmt im Wall Street Journal der Philosophieprofessor Crispin Sartwell ein, der, weil er wesentlich sachlicher und analytischer ist als Steinem, natürlich nicht über die Legionen ihrer begeisterten AnhängerInnen verfügt. Er führt zu diesem Thema folgendes aus:

Es hat Tradition, das Geschlecht und die Sexualität anderer Menschen als pathologisch zu betrachten. Die meisten männlichen Mediziner diagnostizierten einmal "weibliche Probleme", darunter Hysterie, Ohnmachtsanfälle und chronische Unvernunft. Ärzte und Psychiater betrachteten Homosexualität als Krankheit, und über Jahrzehnte wurde sie als solche im Diagnosehandbuch der American Psychological Association aufgeführt. Einige versuchen immer noch, Homosexualität als heilbaren Zustand zu behandeln. Gender-Nonkonformisten wurden unerbittlich pathologisiert, stereotypisiert und sogar kriminalisiert, wo immer sie in die Öffentlichkeit wanderten.

Doch diese Traditionen werden umgekehrt. Macho-Männer erhalten jetzt verabreicht, was wir aufgetischt haben, und "giftige Männlichkeit" wird die Schuld gegeben an Amokläufen, Kriegen, sexueller Belästigung und sogar - Gott helfe uns - Donald Trump, der als ihre Verkörperung hochgehalten wird. Da Menschen, die sich selbst als männlich betrachten, Jahrhunderte damit verbracht haben, die Identität anderer Menschen zu diagnostizieren, könnte diese Wende als fair angesehen werden.

Es liegt eine gewisse poetische Gerechtigkeit darin, dass der Spieß jetzt umgedreht wird. Aber das macht es nicht zu einem vernünftigen, effektiven oder moralisch anständigen Ansatz für ein gesellschaftliches Problem. Ich kann nur sagen, was die Mitglieder der von mir genannten Randgruppen seit Jahren sagen: Nimm deine Finger weg von meinem ... Geschlecht.

"Zu viele Jungen sind in demselben erstickenden, veralteten Männlichkeitsmodell gefangen, in dem Männlichkeit an Stärke gemessen wird, in dem es keine Möglichkeit gibt, verletzlich zu sein, ohne entmannt zu werden, in dem Männlichkeit darin besteht, Macht über andere zu haben", beklagte der Komiker Michael Ian Black im Februar. "Sie sind gefangen, und sie haben nicht einmal die Sprache, um darüber zu sprechen, wie sie sich fühlen, wenn sie gefangen sind, denn die Sprache, die existiert, um die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen zu diskutieren, wird immer noch als sensibel und feminin angesehen." Inspiriert von Mr. Black's Essay boten zwei Autoren der New York Times eine Konversionstherapie in Form eines Unterrichtsplans an. Es soll Massenerschießungen verhindern.

Wir Kerle befinden uns offensichtlich in einer Welt ohne Emotionen oder gar Sprache. Wir werden als evolutionäre Rückschläge betrachtet. Angepasst an die Jagd auf Mammuts sind unsere Dienstleistungen in einer Welt von Yoga-Studios, Chai-Lattes und universeller Liebe nicht mehr erforderlich. Auch dies - der sanfte Hinweis, dass Männer genauso sehr Paviane wie Menschen sind - ist eine ganz traditionelle Art, sehr große Gruppen abzuwerten.

Dieser Trend geht über die Grenzen der Gedankenübungen hinaus und hält Einzug in die Praxis. Das "Boys to Men"-Programm an den öffentlichen Schulen von Maine schult Mittel- und Oberschüler in der Abkehr vom pathologischen Machismo. Das Programm beginnt mit einer "Gender-Box". "Der Gruppenleiter zeichnet eine große Schachtel auf die Tafel, und die Jungen brainstormen Stereotypen der Männlichkeit. Die gehen alle in die Kiste. Dann diskutieren sie, was passiert, wenn ein Mann versucht, sich so zu verhalten, wie es in der Box nicht beschrieben ist", so der Guardian. "Empathie ist der Klebstoff, der alle Ideen des Kurses zusammenhält." Danach ist die Heilung der Männlichkeit so einfach wie das Denken über den Tellerrand hinaus.

Solche Interventionen verwenden eine hochgradig pauschalisierende Vorstellung über einen immensen Teil der Bevölkerung – nennen wir sie ein Klischee - als Erklärung für bestimmte Phänomene. Das ist nicht viel aufschlussreicher, als Massenerschießungen auf "Gesellschaft" oder "soziale Medien" zu schieben. Selten kann jemand erklären, wie die Männlichkeit die Schützen gezielt beeinflusst oder in Bewegung gesetzt hat. Solange sie diese Verbindung nicht direkt herstellen können, haben die Kritiker der Männlichkeit nichts erklärt. Und ich warne davor, mit schierer Stereotypisierung und Bigotterie komplexe Probleme anzugehen. Ein paar problematische Menschen zu nehmen und auf dieser Grundlage ganze Gruppen als von Natur aus fehlerhaft, minderwertig oder pathologisch zu beflecken - das ist noch nie gut ausgegangen.

Auch sollten Jungen nicht in Weiblichkeit ausgebildet werden. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass es die Probleme lindern wird, und es ist niemandes Aufgabe. Wir sollten das Geschlecht jeder Person sich selbst überlassen. Dass sich die Konversionstherapie in diesem Fall an eine "dominante" Gruppe richtet, macht das Denken und die Ethik dieses Ansatzes nicht besser.

Zweifellos hat Männlichkeit - wie Weiblichkeit - sowohl schlechte als auch gute Auswirkungen. Aber die Ergebnisse des Versuchs, sie in eine Kiste zu stopfen, sind unberechenbar. Beginnen Sie mit dem folgenden Prinzip, einer schwer gewonnenen Erkenntnis aus einem Jahrhundert, in dem die sexuelle Identität von Menschen als Störung oder Verbrechen betrachtet wurde: Niemand ist dazu berufen, die Gender-Polizei zu spielen.




8. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir dazu, dass der SPIEGEL männerpolitische Entwicklungen nicht mehr völlig verschweigt:

Mit großem Interesse habe ich heute auf Genderama den Bericht über den SPIEGEL-Artikel zur Männerbewegung gelesen.

Es ist schon lustig: Dieser Artikel klingt wie eine Antwort auf das, was ich dem SPIEGEL vor einiger Zeit im Rahmen einer Umfrage, die diese Zeitung unter den Lesern durchgeführt hat, geschrieben habe. Ich habe dem SPIEGEL hier eine großteils sehr schlechte Bewertung gegeben, und als Begründung die einseitige Berichterstattung über #Metoo im Speziellen und Männer- und Frauenanliegen im Allgemeinen angegeben. (Ich möchte hier nicht von Rechten schreiben, weil es meines Erachtens eigentlich keine speziellen Frauen- oder Männerrechte gibt, sondern nur Menschenrechte, die für alle gelten.)

Ich glaube zwar nicht, daß eine einzelne Bewertung soviel Gewicht hat, aber ich gehe davon aus, daß ich nicht der Einzige war, der das kritisiert hat, obwohl ich natürlich nicht weiß, wie die anderen Rückmeldungen ausgesehen haben, ich habe diesbezüglich nichts gefunden. Aber es ist immerhin wohltuend, daß wenigstens ein Mainstreammedium derartige Rückmeldungen halbwegs ernst nimmt und auch darauf eingeht.

Vielleicht kaufe ich mir diesmal diese SPIEGEL-Ausgabe sogar, damit ich den ganzen Artikel lesen kann.


Ein anderer Leser schreibt mir zum selben Thema:

Natürlich ist es begrüßenswert, wenn große Medien mal nicht herabwertend und polemisch über die Männerbewegung berichten. Es ist dabei seltsam, dass das so urplötzlich hervorzukeimen scheint. Mein Verdacht ist, dass die Themen und Argumentationen des Maskulismus längst verstanden, aber größtenteils immer noch lieber verschwiegen werden, weil nicht konform zum eigentlich gewünschten Bild in der Öffentlichkeit (die weibliche Opferrolle soll halt nicht verwässert werden; nur wer Opfer ist, kann auch Forderungen stellen).

Ganz kommt der SPIEGEL-Autor allerdings nicht an der Political Correctness vorbei, wenn er schreibt: "Der Feminismus hat den Frauen den Weg in die Moderne geebnet. Vielleicht ist es deshalb an der Zeit für eine Männerbewegung – eine Art Maskulismus, aber im besten Sinne. Nicht als plumpe, frauenfeindliche, antifeministische Gegenbewegung. Sondern als echtes Instrument des Fortschritts." Erst mal die Frauenbewegung einleitend loben, ein vorsichtiges/zweifelndes "Vielleicht" bezüglich der zu beachtenden Männeranliegen bringen, um dann so zu tun, als sei der Maskulismus immer plump, frauenfeindlich, antifeministisch gewesen und man JETZT erst mal damit beginnen müsse, das Beste herauszufiltern.

Abschließend der Versuch, die Diffamierungen (gerade auch aus der eigenen Zunft des Journalismus) als Gesetzmäßigkeit darzustellen: "Eine Männerbewegung muss natürlich mit starkem Gegenwind rechnen. Politisch und medial. Wurden in den Siebzigerjahren die Feministinnen als frustrierte, männerfeindliche Wesen diffamiert, so wird heute das Engagement für Männer gern als frauenfeindlich oder 'rechts' abgeurteilt und skandalisiert." Diese Punkte machen meines Erachtens schon deutlich, woran es noch krankt – auch der Autor scheint noch nicht völlig genesen.

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