Freitag, Juni 08, 2018

"Miss America" darf keinen Bikini mehr tragen – News vom 8. Juni 2018

1. MeToo bekämpft jetzt endgültig nicht mehr sexuelle Übergriffe, sondern Schönheit und Sexualität an sich. Deshalb werden jetzt Bikinis aus der Wahl zur Miss America verbannt. Der Wettbewerbsteil mit Badeanzügen soll durch eine "interaktive Sitzung" zwischen den Frauen und den Juroren ersetzt werden, in der die Teilnehmerinnen ihre Erfolge und Ziele im Leben hervorheben.

Der Leser, der mich auf diese Meldung aufmerksam machte, schreibt mir dazu:

Die okkupieren ständig Begriffe und verändern diese, bis alles nur noch graue dumpfe provinzielle Einöde ist. Konsequenterweise müsste auch das Wort "Miss" weg wegen der Geschlechterdiskriminierung, und "America", weil die Herkunft ebenfalls keine Rolle spielen darf. Das logische Ende wäre die Burka. Aber nur eine, die nicht gefärbt oder geschmückt ist, und selbst die diskriminiert noch gehbehinderte Frauen.

Warum sieht denn keiner, dass PC, Poststrukturalismus und Feminismus knallrechts sind? Guckt die Linke denn gar nicht mehr nach Inhalten? Was hier läuft ist ein schreiender Verrat an den alten linken Idealen und niemand merkt es.


Die sexuelle Befreiung war gestern, heute herrscht in der Linken wieder Zucht und Ordnung und Sittlichkeit. Der weibliche Körper muss vor Männerblicken geschützt und verhüllt werden. Badeanzüge und Bikinis gehen da einfach nicht mehr.

Die Leserkommentare unter diesem Artikel sind deutlich:

Als nächstes müssen Formel-1-Autos die Höchstgeschwindigkeiten beachten, damit sie nicht geblitzt werden. Raserei sollte einfach kein gutes Vorbild sein. Und auf dem Oktoberfest gibt es bald nur noch alkoholfreies Bier, schon aus Respekt vor anderen Religionen, und Dirndl sind sowieso zu sexistisch.


Wenn es so weitergeht, wird Saudi Arabien in ein paar Jahren freizügiger als die USA.


Der nächste logische Schritt wäre, daraus einen Radioverbewerb zu machen, damit das Publikum durch Aussehen nicht "gestört" wird.


Bei einer Miss-Wahl soll es nicht mehr um das Aussehen gehen. Fabelhaft, die nächste Fields-Medaille geht dann an jemanden, der Mathematik nicht sonderlich beherrscht - der Fairness halber ...




2. Der Deutschlandfunk hat aus den Feuilletons zwei Statements von bekannten Schriftsteller*_Innen gefischt, die Stellung zur Gendersprache beziehen:

Feridun Zaimoglu:

Der Genderjargon markiert. Die Literatur ist aber kein Stadtfaltplan. Die tobenden Frauen und Männer, die sich an der Debatte beteiligen, gehören der bürgerlichen Klasse an. Der Interpunktionsirrsinn ist die Ausgeburt der höheren Töchter. Der Restaurationswahn ist das Gespei der spröden Oberschichtler. Wir sind nicht in der Benimmschule. Ich halte mich nicht an eine Grammatik der Gesinnung.


Sibylle Lewitscharoff:

Ich verwende keine gendergerechte Sprache, weil der ganze Quatsch entsetzlich aussieht und bürokratische Ungeheuer gebiert, die den Lesefluss stören. Mir ist noch keine einzige gescheite Frau begegnet, die sich dieses Unfugs befleißigt. Ein selbstbewusstes Naturell kann locker darauf verzichten.




3. Dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau, der sich bei zahllosen Gelegenheiten als der feministischste Staatschef der Gegenwart inszeniert, wird jetzt ebenfalls sexuelle Belästigung vorgeworfen.

Auch die Toronto Sun berichtet.



4. In Großbritannien könnten hunderte unschuldiger Männer hinter Gittern sitzen, die der Vergewaltigung bezichtigt worden waren.



5. Mehr Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Bei einem MeToo-Artikel in der "Tehran Times" ist mir aufgegangen, dass die MeToo-Kampagnen in anderen Ländern, in denen sie nicht Teil einer neofeministischen Kampagne um Macht, Aufmerksamkeit und Geld für eine akademische Elite ist, durchaus konstruktiv geführt werden kann.

In dem Artikel werden als MeToo-Bekenner gleich viele männliche wie weibliche Opfer zitiert. Der Text ist eher nüchtern bis aufklärerisch geschrieben. Ich vermute, dass in der iranischen Gesellschaft es vielleicht wirklich etwas Neues ist, über sexuellen Missbrauch zu sprechen. In unserer Gesellschaft ist es zwar lächerlich so zu tun, als könne man nun erstmals über sexuellen Missbrauch öffentlich reden. In anderen (nichtwestlichen) Ländern mag es aber ein durchaus konstruktiver Impuls sein. Nur die selbsternannten Heldinnen und Celebrities des westlichen MeToo werden solche Auswirkungen vermutlich nicht zu ihrem Ruhm nutzen können.

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