Dienstag, April 05, 2016

Vermischtes vom 5. April 2016

1. Im Zusammenhang mit aktuellen Klagen über angeblich benachteiligte Mütter fragt der linke Männerrechtler Ralf Bönt in der Süddeutschen Zeitung, "was eigentlich mit dem Feminismus los ist, dass er jetzt in diesem Hyperegoismus versinkt".



2. In Frankfurt bricht im Zimmer einer Siebzehnjährigen ein Wohnungsbrand aus. Der Vater rettet die Tochter, indem er eine brennde Matratze quer durch die Wohnung schleppt, kommt dabei aber trotz Hilfe eines Nachbarn und mehrerer Feurwehrleute ums Leben. Tüpisch Tüpen.



3. Eine US-amerikanische Richterin droht Jungen im Alter zwischen neun und 17 Jahren mit üblen Vergewaltigungen im Knast. In einer männerfreundlichen Welt würden die Strafbehörden sexuelle Gewalt hinter Gittern unterbinden, statt sie zum stillschweigend hingenommenen Teil der Strafe zu machen und zu Abschreckungszwecken zu instrumentalisieren.



4. Verdient eine Autorin zweier Bücher, die auf der SPIEGEL-Bestsellerliste steht, einen Wikipedia-Eintrag? Die Löschdiskussion um Nadja "Erzählmirnix" Hermann geht unterhaltsam weiter:

Die Comics sind häufig latent krypto-rassistisch, -ableistisch, -sexistisch, die ganze Palette der WHM-Kackscheiße. Die Figuren sind z.B. immer weiß, Frauen werden mit stereotyp langen Haaren dargestellt, die "lustige Wendung" besteht in der vermeintlichen Widerlegung progressiver Positionen. Das ist nicht unaufgeregt, sondern reaktionär. Es ist ja auch kein Zufall, dass der Ober-Masku-Shitlord Fefe Erzählmirnix erst bekannt gemacht hat. Solche Leute dürfen keine Relevanz zugesprochen bekommen für ihren schlecht gezeichneten, rückwärtsgewandten Quatsch!


Ist das das Niveau auf dem man hier diskutieren muss? Ich glaube nicht.


Doch. Ist die Wikipedia.

Auf die von dem Blogger Christian Schmidt ausgegebene Parole "Für eine Wikipedia mit Gewicht! Nadja muss drin bleiben!" haben "Erzählmirnix" und andere inzwischen auf Twitter reagiert.



5. Die Post:

Einer meiner Leser ist entsetzt und angewidert von einem Spiegel-Online-Artikel über ein Theaterstück zur Genitalverstümmelung bei Jungen:

Allein der folgende Absatz enthält derart viele Absurditäten, dass ich sehr gerne einen Ihrer mit spitzer Feder geschriebenen Kommentar dazu lesen würde.

"Die Kinder sprechen von medizinischen Begriffen wie 'Eichelkranz' und 'Peniswurzelblock', erzählen von traumatischen Beschneidungspartys, auf denen das Buffet prächtig war, aber trotzdem nicht angerührt wurde, davon, dass jemand die Vorhaut seines Enkels in einem Blumentopf vergraben hat, berichten von den unzähligen katholischen Institutionen, die das Praeputium Jesu in ihrem Besitz glauben, und fragen, ob es sich bei der Beschneidung um eine religiöse oder kulturelle Praxis handelt. Und natürlich gilt ganz praktisch zu klären: Narkose oder nicht?"

"Eichelkranz" und "Peniswurzelblock": Wenn die Begrifflichkeiten nur hinreichend abstrakt und technisch sind, merkt bestimmt niemand, dass es sich um eine Verstümmelung wehrloser Kinder handelt.

Das Trauma der Beschneidungs"party" rührt bestimmt daher, dass das tolle Buffet nicht angerührt wurde

Wenn schon die Katholiken mit der Vorhaut Christi prahlen kann der kulturelle Abstand ja nicht sehr gross sein

Religiös oder kulturell - oder etwa doch vielleicht ein bisschen archaisch?

Bliebe abschliessend noch zu klären: Narkose oder nicht? Ganz praktisch.

Rührend und komisch dagegen, wenn Kinder radikalfeministische Parolen herunterbeten, um das Leid von beschnittenen männlichen Kindern zu relativieren:

"Bei Lacan ist der Phallus ja das Zentrum der Macht, und diese archaischen Rituale reproduzieren diese patriarchalen Machtstrukturen. Es wird doch hier der Schwanz in einem kulturellen Ritual heiliggesprochen".

Ich. Fasse. Es. Nicht.

Über einen charmanten Info-Abend für Bobo-Eltern, die überlegen, ob sie ihren Jungen beschneiden lassen sollen, kommt die Inszenierung selten hinaus.

Immerhin wars also ein charmanter Info-Abend auch für Hipster, die ihre Kinder beschneiden lassen wollen.

Herr Hoffmann, das einzige was meinen Tag jetzt noch retten kann ist Ihre bissige Kommentierung.


Der letzte Satz klingt so, als ob meine "bissigen Kommentierungen" auf Genderama eine Art Ventil wären, damit wir mit solchen Ungeheuerlichkeiten weiter klar kommen. Ich finde nicht, dass wir das tun sollten. Vielleicht wird aus der Fassungslosigkeit und dem berechtigten Zorn ja einmal ein so lauter Protest, das ihn selbst die politisch-mediale "Elite" nicht mehr überhören kann.



6. Halb off-topic: Die ehemaligen NDR-Mitarbeiter Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam kommen in einem Interview mit Telepolis zu einem Urteil, was die Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen angeht, das auch beim Geschlechterthema zutrifft: "regierungsfromm, tendenziös, defizitär, agitatorisch, propagandistisch und desinformativ".

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