Donnerstag, März 31, 2016

Vermischtes vom 31. März 2016

1. Das Blog Genderwahn hat minutiös festgehalten, wie die Kampagne #imzugpassiert unter Mitwirkung der Leitmedien inszeniert wurde.

Ebenso lesenswert ist eine – mit Erzählmirnix-Comics aufgepeppte – ausführliche Analyse der feministischen Kampagne im sozialliberalen Deutschen Liberalen Forum. Dort zieht man ein düsteres Fazit dieser Nonsens-Aktion, das aus mehreren Aspekten besteht:

* Genereller Imageschaden für alle Bahngesellschaften; die "anonymisierten" "Frauen" haben natürlich keinerlei Bahngesellschaft genannt, so daß auch keine den Problemen direkt nachgehen kann. Analyse? Gibt es Gesellschaften, bei denen es häufig/selten passiert? Was machen die falsch/richtig? Sowas findet man i.d.R. in Berichten direkt Betroffener. (...)

* Ansehens- und Flurschaden für Deutschland im Ausland; vor allem aber für die Schwächsten, Kriegsflüchtlinge und Flüchtlinge aus dem kriegszerstörten Balkan. Auch wenn Bankel versucht zurückzurudern (und mit "waren alles weiße Männer" ein gerüttelt und gehäuft Maß an eigenem Rassismus offenbart) — NATÜRLICH fällt das auf Flüchtlinge zurück.

* Damit perfekte Wahlwerbung für AfDer, NPD, FPÖ u.a.

* Erfolgreiches Derailing der notwendigen Diskussion um Zugbegleitpersonal, das nach Fällen wie Brunner nicht eingespart werden sollte.

* Wieder ein — ganz gezielter — Schritt in Richtung subjektives Strafrecht — zur Unzeit.

* Die Medien springen undifferenziert und ohne zu recherchieren auf diesen Zug auf — wirklich, warum werden sie wohl als "Lügenpresse" diffamiert? Naja, wenigstens kann man Kritik an ihrer Sorgfalt schnell durch dieses Verschwörungstheoretiker-Wort loswerden. DR Radio Wissen behauptet z.B., die Vorkommnisse seien nur "von Männern" angezweifelt worden.


Ein daraufhin zitierter Tweet zeigt, dass diese Behauptung nicht den Tatsachen entspricht.

Der Blogartikel erläutert im folgenden, wie die #Aufschrei!-Protagonistinnen vor einigen Jahren ihr bei vielen aufgebautes positives Image wieder verspielten und warum "Erzählmirnix" den richtig üblen feministischen Attacken – etwa mit Unterstellungen von Rechtsradikalismus durch Typen wie Andreas Kemper – bislang entgeht:

Natürlich hatten auch Wizorek oder Schramm etwas gegen Erzaehlmirnix (Nadja Herrmann), aber wußten schon ganz gut, warum sie die in Ruhe ließen: Erzaehlmirnix wird von vielen Non-3rd-Wave-Feministen gelesen und gemocht. Es war den Sopranen des Populismus klar, Erzaehlmirnix anzugreifen wäre, in ein Hornissennest zu stechen.


Im weiteren Verlauf zitiert diese Analyse Tweets der #imzugpassiert-Initatiorin Anna Lena Bankel gegen Kritiker wie Erzählmirnix, "Stefanolix" und Lucas Schoppe, die nahelegen, dass Bankel ihre Aktion in erster Linie als erfolgreiches Marketinginstrument sieht, das gegen Mitbewerber verteidigt werden muss:

ihr müsst nicht neidisch auf diesen #-Erfolg sein. Startet doch euren eigenen.


finde es nicht richtig, dass du hier iwas herbeikonstruierst aufgr. von Vermutungen um deinen Blog zu bewerben


Das Deutsche Liberale Forum merkt an:

Diese Antworten sind übrigens die üblichen auf Kritik. Sehr schnell wird anderen — die sich länger und öfter zu Themen melden — nur "Werbung" und "Neid" vorgeworfen, ohne auf Argumente einzugehen — weil sich Bankel anscheinend angegriffen fühlt, weil "Erfolg" und "Werbung" ihre wahren Beweggründe waren.


Letzten Endes schade Bankels Aktion tatsächlichen Opfern sexueller Gewalt, weil in dieser Kampagne Begriffe wie "Sexismus", "Vergewaltigung" und "Rape Culture" derart inflationär verwendet wurden, dass auch echte Übergriffe schließlich von vorneherein als Banalitäten wahrgenommen würden. Insofern sei diese Kampagne aus mehreren Gründen auch eine Niederlage des Netzfeminismus:

* Die Volte von Transdev MRB, Familienabteile für Eltern, Rentner und Behinderte auszuschreiben, ist so vernünftig, daß sie Bankels Nörgeln entlarvt. Sie hatte vorher schon in ihrer TL eine ihrer "Diskussionen" mit einem Rollstuhlfahrer. Abteile neben dem Dienstabteil alten Menschen, Behinderten und Eltern mit Kindern vorzuenthalten und WMFs zu geben, läßt Bankel so aussehen, als frühstücke sie regelmäßig geschächtete Katzenbabies. (...)

* In Österreich, wo Bankel lebt, gibt es schon Frauenabteile — und trotzdem hat sie so viel, was ihr #imZugPassiert. Was sagt das zur Wirksamkeit von Frauenabteilen? (...)

* Selbst Feministen finden den Zusammenhang zwischen Bankels Netzfeminismus-Forderungen und den Forderungen von Rechtsaußen problematisch. Netzfeminismus und Islamophobie passen aber (noch) nicht gut zusammen.


Eine kritische Analyse in dieser Ausführlichkeit und mit diesem Rechercheaufwand hätte man vor langer Zeit noch in den "Qualitätsmedien" erwartet.

Genderama wird unter dem Artikel als eine von mehreren Quellen verlinkt. (Herzlichen Dank dafür!) Anderer Links verweisen auf einen Kommentar der Piratenpartei, der das erneute Versagen der Leitmedien in dieser neuen Sexismus-Debatte anprangert:

Wenn ihr euch einfach mal die Mühe machen würdet, dem Hashtag #imzugpassiert zu folgen, werdet ihr (...) feststellen, dass der größte Teil der Frauen, die sich dazu äußern, diese Sache als Blödsinn abtun.

Aber ihr habt einer hetzerischen Clique mit eurem “Qualitätsjournalismus” geholfen, unsere Gesellschaft wieder ein Stück weit zu spalten und – ganz nebenbei – auch die Geister beflügelt, die nun verbreiten, dass es sich "ganz sicher" um "Nordafrikaner", Muslime etc. handelt. Danke dafür. Ihr seid ganz gewiss eines nicht: SERIÖS!


Ein weiterer Link führt zu einem Blogbeitrag der von mir geschätzten "Tante Jay", die mit dem deutschen Opferfeminismus ebenfalls nicht glücklich ist:

Massenweise Übergriffe in Zügen? Ich fahre seit Jahren Bahn und mir ist das *nicht einmal* passiert, geschweige wurde ich Zeuge, dass es jemand anderem passiert ist.

(...) Schön an der Stelle, dass der Shitstorm diesmal kein zweiter #Aufschrei wird. Im Gegenteil, bislang fällt das, soweit ich das sehe, direkt auf die Urheberinnen zurück. Gute Sache das, dann hört die Scheiße vielleicht mal auf, ja?


Es bleibt allerdings das bekante Problem, dass all die zitierten Stimmen von den Massenmedien ignoriert und nur die bizarre Weltsicht einer kleinen elitären Clique als Wirklichkeit verkauft wird. Andererseits dürften sich die zahllosen Menschen, die tatsächlich in deutschen und österreichischen Zügen unterwegs sind, sehr wundern, dass die medial erzeugte Scheinrealität so überhaupt nichts mit ihren eigenen Erfahrungen zu tun hat.



2. Apropos Scheinrealität: Das Blog Menschenhandel heute merkt zur Debatte um Prostitution an:

Seitdem Alice Schwarzer 2013 den "Appell gegen Prostitution" veröffentlicht hat, scheint sich die öffentliche Debatte über Prostitution und Menschenhandel kaum noch sachlich führen zu lassen. (...) Extrem strategisch hatte sich Schwarzer und eine Reihe europäischer Anti-Prostitutionsaktivist*innen 2013 auf die Bundestagswahl vorbereitet. Nicht nur sie, sondern auch ein paar Wissenschaftler*innen sowie Panorama-Moderatorin Anja Reschke, ein paar politisch zu engagierte Journalist*innen beim Spiegel und bei der WELT haben im Aufbau in der Panik eine Rolle gespielt.

(...) Was mich aber weiterhin schockiert ist, wie viele Frauen die EMMA lesen und ihr beim Thema Prostitution volles Vertrauen schenken, obwohl jeder Artikel im Prinzip nur eine platte Erfindung ist (aber dazu komme ich noch). Es schockiert mich auch, wie wenig Wissen es über Sexarbeit gibt und wie sehr alle letztendlich immer die gleichen vereinfachten, sexualisierten Geschichten erzählen.

(...) Lange dachte ich, dass es doch offensichtlich sei, dass die EMMA hier keine fundierten Informationen liefert und teilweise sogar in populistisch anmaßende Darstellungen rutscht. Aber wie ich feststellen musste, ist die Geschichte der absolut willenlosen Migrantin, die zur Prostitution gezwungen wird und unbedingt das Engagement der privilegierten deutschen Frau aus der Mittel- und Oberschicht braucht, um endlich "frei" zu sein, sehr mächtig.


Der Artikel Sonja Dolinseks ist sehr ausführlich und für diejenigen, die sich für dieses Thema interessieren, in Gänze lesenswert.



3. Eine Stellungnahme der Bundesrechtsanwaltskammer zur drohenden erneuten Verschärfung des Sexualstrafrechts gelangt zu dem Fazit:

Die Bundesrechtsanwaltskammer spricht sich im Ergebnis gegen die im Referentenentwurf vorgeschlagene Neuregelung aus, die systematisch unausgegoren ist und angesichts der vorhersehbaren Beweisschwierigkeiten die Erwartungen von Opfern sexueller Übergriffe notwendig enttäuschen wird.




4. Da wir es eh gerade von ihr hatten: Erzählmirnix widmet ihren neuesten Comic dem Thema "Meinungsfreiheit bei der Debatte über Homosexualität".



5. Keine Probleme damit hat der schwule Männerrechtler andybob, der auf der männerpolitischen Website A Voice for Men aus dem Nähkästchen plaudert, was ideologisierte Kampflesben angeht:

There’s a very good reason gay men are so intimidated by RLFs: we’ve seen them up close and personal more than most people and know that they are very dangerous, unpredictable and anti-social individuals who inhabit a toxic world that reflects their angry and disaffected selves – the source of the anarchical perspectives they’d like to impose on the world around them. They are the antithesis of gay men. To put it mildly, RLFs are never interested in having a good time unless it somehow involves hurting someone they hate – which is practically everybody, including themselves.




6. Hier gibt es übrigens gute Nachrichten: Frauen, die keine ideologisierten Männerhasserinnen sind, finden Manspreading attraktiver, als wenn ein Mann mit geschlossenen Beinen dasitzt.



7. Eine Frau, die sich mit einem früheren Fehlverhalten auseinandersetzt, fragt Max Kuckucksvater um Rat.



8. Die Vorzeige-Feministin Emma Watson wurde gestern zum Verlierer des Tages gekürt. Watson hatte wegen einer Werbekampagne aus dem Jahr 2013 einen Shitstorm auf Twitter geerntet.

Die Kampagne dreht sich um das Produkt "Blanc Expert Melanolyser" des Kosmetikunternehmens Lancome. Dieses soll dunkle, durch UV-Licht verursachte Hautfleckchen bleichen. Die Fans bringen das Beauty-Tool jetzt aber mit Rassismus in Verbindung und beschuldigen Watson, ihren Einsatz für Mädchen- und Frauenrechte nur auf weiße Frauen zu beziehen.


Weiße Frauen kommen in der aktuellen Opfer-Olympiade einfach nicht mehr weit genug. Für eine Ideologie wie den Feminismus, die auf dem Opfer-Sein aufbaut, kann das verheerend sein.

Einen weiteren Artikel über die "antirassistische" Kritik an Watson findet man hier. In englischer Sprache empört sich beispielsweise die feministische Website Jezebel. Vermutlich einen Heidenspaß hat die Daily Mail mit dem ausführlichen Zitieren der Leute, die unendlich enttäuscht von Watson sind. Ein Auszug:

A user named @ClaireShrugged wrote a long rant about the campaign, in which she expressed extreme disappointment.

She wrote: 'I've been rooting for Emma Watson since I was a child, but her advocacy of skin bleaching products & the underlying racism is indefensible.

'In endorsing skin bleaching products, Emma Watson endorses the hierarchy of race, colourism, and the inherent whiteness of beauty standards.

Call me naïve, but I am crushed that Emma Watson is the face of skin bleaching products. That her feminism only extends to white women.'


Was für eine Neurose ist das eigentlich, die ein Höchstmaß an moralisch-politischer Reinheit bei anderen Menschen erwartet, bevor man sie akzeptieren kann?



9. Die katholische Website kath.net hebt hervor, dass es die Frauenbeauftragte der Universität Marburg, Silke Lorch-Göllner, gewesen sei, die die Ausladung des Evolutionsbiologen und Genderkritikers Professor Ulrich Kutschera maßgeblich angestoßen hat.



10. Die Post: Einem meiner Leser fiel bei der Genderama-Lektüre

ein Video über häusliche Gewalt ein, das ich kürzlich auf der Website t-online.de gesehen habe. Es wird unter "Lustige Videos" gezeigt. Inhalt: Eine ziemlich kräftige (um es höflich zu sagen) Frau verprügelt ihren ihr körperlich weit unterlegenen Mann nach Strich und Faden. Unterlegt ist das ganze mit einem launigen Kommentar.


Ein anderer Leser kommentiert den Umgang einiger Leser mit dem WAZ-Artikel Hagenerin (30) fordert Jugendlichen zum Sex auf und schlägt zu:

Zumindest finde ich ihn interessant. Interessant auch die Kommentare. Die meisten versuchen, die Situation zugunsten der Frau zu bagatellisieren, nachdem ein Kommentator die auch aus meiner Sicht berechtigte Frage stellt: "Bitte, die bekommt keine Anzeige wegen versuchter Vergewaltigung?"

Der Junge war 14 Jahre und wird sexuell belästigt (Aufforderung zum Sex, würde man in diesem Kontext unter umgekehrten Vorzeichen ohne Zögern so sehen) und nach seiner Weigerung (ich denke "Nein heißt Nein"?) mehrmals ins Gesicht geschlagen (Nötigung durch körperliche Gewalt aufgrund der Ablehnung der sexuellen Avancen).

Dabei spielt es nach meinem Rechtsverständnis zunächst mal keine Rolle, ob der Junge minderjährig war. Oder ist Gewalt und sexuelle Nötigung bei Erwachsenen erlaubt? Ein Kommentator glaubt jedenfalls, "... dass die Ohrfeigen als Gewalt im Sinne einer Nötigung zu sexuellen Handlungen gewertet werden können."

Unter umgekehrten Vorzeichen der Geschlechtszugehörigkeit würde es bei einem 14jährigen Mädchen in der öffentlichen Meinung, vor allem in der medialen Öffentlichkeit, kein Halten mehr geben.

Kein Kommentator würde wohl hier irgendwelche juristischen Winkelzüge finden, von wegen "Nur mal so nebenbei: Es ist erlaubt, sogar als Hundertjährige/r Sex mit einem/r 14-Jahrigen zu haben. Natürlich nicht als Aufsichtsperson und auch nicht gegen Geld. Steht alles im Strafgesetzbuch."

Trotzdem erhält die Täterin nur Anzeigen aufgrund ihrer Tätlichkeiten gegenüber der Polizei (naja, es wurde schließlich eine Polizistin verletzt).

Mit welchen Aktionen könnte man eigentlich auf diese Ungerechtigkeiten wirkungsvoll hinweisen? Massenhafte Briefaktionen an die Polizeidienststelle? Vielleicht zunächst mal als"Nachfragen" formuliert?

Vielleicht können wir (ich meine alle Leser dieses Blogs) mal Ideen sammeln? Und dann zur - selbstverständlich legalen und legitimen - Tat schreiten?




11. Off-topic: Obwohl sich manche bei der Stimmungsmache bis zur Erschöpfung ins Zeug gelegt haben, ist Angela Merkel jetzt schon wieder so beliebt wie vor der Flüchtlingskrise. Das ist nicht ganz schlecht für eine Frau, die über Monate hinweg als schlimmer als Hitler, geistesgestörte Schwerverbrecherin und komplett isoliert dargestellt wurde.

kostenloser Counter