Dienstag, März 29, 2016

Vermischtes vom 29. März 2016

1. In den letzten Tagen haben mehrere andere Zeitungen sich an den Leitmedien orientiert und eine komplett unkritische Berichterstattung über die feministische Kampagne unter dem Hashtag #imzugpassiert übernommen. So unterscheidet die Bild-Zeitung zwischen "primitiven" Männern und "wesentlich fundierteren weiblichen Twitter-Nutzern" und kanzelt Männer ab, die "den Ton verfehlt" hätten. (Ohne Witz: Ausgerechnet die BILD will darüber urteilen, wer wann den Ton verfehlt habe ...) Andere Blätter schreiben von einem "neuen Aufschrei". In der Berliner Zeitung glaubt Melanie Reinsch:

Die hohe Anzahl an sexueller Belästigung in Zügen wird durch den Hashtag #imzugpassiert verdeutlicht.


Aber stimmt das überhaupt?

Wo der "Qualitätsjournalismus" versagt, müssen wieder mal die minderwertigen Blogger mit unbezahlter Arbeit ran. In diesem Fall übernimmt das Blog sjw-watch die Recherche, die sich viele Medienmacher gespart haben:

Wir haben uns den Hashtag mal angeguckt, was sonst offenbar kein Journalist getan hat: Berichte über sexuelle Belästigung fanden wir kaum. Unter dem Hashtag, unter dem über sexuelle Belästigung berichtet wird, hatten wir zuerst sogar Mühe, auch nur einen Tweet über Belästigung zu finden.

Insgesamt fanden wir keine 50 seriösen Tweets zum Thema. Alleine in den letzten 12 Stunden gab es nur einen einzigen echten Tweet zum Thema, sonst ausschließlich Streitigkeiten und Lästereien zwischen verschiedenen Gruppen von Twitterern. Ist das wirklich ein wichtiger Hashtag oder wichtiger Netz-Aktivismus? 50 Leute? Jede Chemtrail-Demo in einer beliebigen Kleinstadt hat mehr Besucher.

Dazu kommen recht glaubhafte Berichte, dass die wenigen Tweets über Belästigung, die unter dem Hashtag zu finden sind, auch noch zum Teil Fakes sind.

Den größten Zeitungen des Landes reicht dieser Unsinn offenbar (!!). Hinterfragt wird absolut nichts. Dass irgendein Hashtag existiert und irgendwas mit Feminismus reicht und sie berichten brav. Etwa Stern, Süddeutsche, Bild und Spiegel haben schnellsten Artikel zum Hashtag am ihren Webseiten. 50 Tweets und sie springen alle.

Ob es wirklich sexuelle Belästigung in Zügen in größerem Ausmaße gibt? Ist egal, dafür müsste man recherchieren, das einzig Wichtige sind für die Journalisten die Klicks und dass es einen Artikel gab für die [Social Justice Warriors]. Danach ist die Geschichte vergessen und der nächste Hashtag kommt in ein paar Wochen, von dem in der nächsten Runde wieder alle schön gegenseitig profitieren können.


Insofern könnte #imzugpassiert tatsächlich der "neue #Aufschrei" sein. Nur nicht so, wie das Leute meinen, die glauben, Journalismus bestünde darin, die Behauptungen von Feministinnen abzutippen und im eigenen Blatt zu veröffentlichen. Angesichts derartiger Artikel kann man eigentlich nur noch das warme Gefühl genießen, das entsteht, wenn man sich klar macht, dass man selbst solche Zeitungen wenigstens nicht kauft und eine derart verfallene deutsche Pressekultur nicht länger unterstützt.

Sjw-Watch gelangt zu dem Fazit:

Wenn zwanzig [Social Justice Warrior] mit einer ziemlich erfolglosen Hashtag-Aktion vom Sofa aus immer und immer wieder Artikel bei Spiegel oder Stern platzieren können, dann fühlen schon mal viele Leute vor den Kopf gestossen, die weniger priviligiert sind. Leute, deren Themen absolut keinen Zugang bei den Medien finden. Die nicht einfach ihre Kumpels in den Redaktionen antwittern können, damit die schnell mal berichten, egal wie unerfolgreich die Aktion ist oder wie viele tausend Mal die genau gleiche Aktion "gegen Sexismus" mit einem anderen Hashtag schon gebracht wurde.


Ich frage mich bei solchen Gelegenheiten, ob Twitter-Feministinen wie Anne Wizorek, Jasna Strick und Co. eigentlich insgeheim klar ist, dass sie im Gegensatz zu fast allen anderen gesellschaftlichen Gruppen enorm privilegiert sind oder ob sie an ihren eigenen Unterdrückungs-Mythos glauben.



2. Die Paartherapeutin Lisa Fischbach erklärt in einem Interview mit Lydia Klöckner für die ZEIT, welche Ansprüche Frauen bei der Suche nach einem Mann stellen. Einige Auszüge:

Wir beobachten, dass vor allem Frauen mittleren und höheren Alters sich mit niemandem zufriedengeben wollen, der nicht optimal zu ihnen passt. Sie bleiben lieber Single, als Kompromisse einzugehen – früher galt eher das Motto: Hauptsache Sicherheit.

(...) Selbst finanziell unabhängige Akademikerinnen wünschen sich beruflich erfolgreiche Männer, die Geld haben. Das Aufweichen traditioneller Rollenbilder lässt nicht gleich altmodische Wunschvorstellungen schwinden. Eher kommen neue hinzu. Viele Frauen suchen den Alpha-Softie. (...) Den selbstbewussten, durchsetzungsstarken Alpha-Mann, der aber zugleich empathisch und kommunikativ ist und sich hingebungsvoll an der Kindererziehung beteiligt.


Männer seien von dieser bizarren Anspruchshaltung "verwirrt":

Das fängt schon beim Flirten an. Viele Frauen haben nach wie vor die Erwartung, dass der Mann den ersten Schritt macht, also den aktiven Part übernimmt. Dabei darf er aber bitte nicht zu anzüglich oder offensiv sein. Allerdings auch nicht zu schüchtern. Eben charmant. Der akzeptierte Verhaltenskorridor ist sehr eng, und obendrein lässt er sich von kaum einer Frau ganz konkret beschreiben, das ist eher so ein "Von allem etwas zum richtigen Zeitpunkt". Die Balance zu halten ist knifflig; manche Männer frustriert das.


"Manche" Männer? Sobald man sich nur ein winziges Stück aus diesem subjektiv festgelegten, diesem gleichzeitig völlig diffusen und sehr engen Verhaltenskorridor heraus bewegt, ist man entweder ein Waschlappen und bleibt alleine oder man ist ein Belästiger und bekommt die Ohren aufgeschrien. Wenn selbst jemand wie ich, der im Bereich Sprache und Kommunikation geübt ist, von diesem Gezicke entnervt ist, möchte ich nicht wissen, wie es Männern geht, die in diesem Bereich unbeholfener sind. Dass immer mehr Männer darauf reagieren und sich ihrerseits einer Partnerschaft verweigern ist die logische Konsequenz. Daraufhin schreiben die größten Zicken lange Texte über "die Unsichtbarkeit der Frau ab 40" und inwiefern das selbst gezüchtete männliche Desinteresse eine massive gesellschaftliche Diskriminierung darstelle.

Wie Lisa Fischbach weiter ausführt, erstreckt sich die weibliche Anspruchhaltung übrigens auch aufs Bett:

Wenn ich an die Paare denke, die zu mir in die Beratung kommen, habe ich teilweise den Eindruck, dass die Männer mit den Ansprüchen der Frauen überfordert sind. Übrigens auch beim Thema Sex. Frauen haben höhere Erwartungen als früher, sie wollen vor allem Abwechslung. Das gilt auch für Frauen mittleren Alters, die schon länger in einer Beziehung sind – gerade wenn sie davor nicht so viele Sexualpartner hatten.


Moment: Waren in der feministischen Phantasie nicht immer wir Männer die fiesen Schweine, weil wir ständig neue Dinge erwarten würden, die wir in "unseren Pornos" gesehen hätten? Dieselbe Verdammungshaltung gibt es gegenüber Frauen bezeichnenderweise nicht. So berichtet Fischbach über den Fall eines Paares, bei dem die Frau nicht soviel Sex bekam wie gewünscht, und das in der Paarberatung beschloss, dass sich die Frau dann eben einen Liebhaber suchte. Hätte ein Mann im umgekehrten Fall so entschieden, möchte ich die feministischen Kommentare nicht hören ...



3. Der Begriff "alleinerziehend" diskriminiert Männer befindet Sabine Menkens in der WELT:

Väterrechtler wie der Verein "Väteraufbruch für Kinder" fordern schon lange, den Begriff "getrennt erziehend" für Trennungseltern einzuführen, die sich gemeinsam um ihre Kinder kümmern.




4. Spiegel-Online berichtet aus Chicago über einen 13jährigen Jungen, der auf dem Heimweg von einem Basketballspiel in eine Schießerei geriet und in den Rücken getroffen wurde:

"Ich möchte nirgendwo leben, wo ich immer wieder von Menschen höre, die niedergeschossen oder getötet werden", sagte der Siebtklässler in dem Video mit dem Titel "Black is Human" - "Schwarz sein ist menschlich". Das Video gehört zu einer staatlichen Werbekampagne, die mit dem Slogan endet: "Der Verlust eines schwarzen Jungen ist ein Verlust für Amerika". In dem Spot treten gleich mehrere Teenager in Zarriels Alter auf, die ihre Gefühle hinsichtlich Gewalt an schwarzen Jungen und Männern beschreiben. In dem Video heißt es, Mord sei die Todesursache Nummer eins für schwarze Jungs und Teenager.

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