Donnerstag, März 24, 2016

Vermischtes vom 24. März 2016

1. Mit der im Volltext lesenswerten Erklärung, dass männliche Opfer sexueller Gewalt keine schlafenden Bestien seien, wendet sich der Blogger "Lotosritter" gegen erschreckend häufige Statements, denen zufolge männliche Opfer in erster Linie deshalb Hilfe erhalten sollten, damit sie später Frauen nicht ebenfalls Gewalt antun. Deutlicher kann man die komplett unterschiedliche Gewichtung von weiblichen und männlichen Opfern kaum machen.

Thematisch dazu passend, berichtet aktuell die britische BBC über Wayne Dearden, eines dieser männlichen Opfer sexueller Gewalt:

For years he did not tell anyone, suffering years of depression and considering suicide.

At 16 he told a girlfriend, who "absolutely freaked out" and never spoke to him again.

(...) Mr Dearden, from Blyth, Northumberland, also found counselling to be ineffective and says he experienced a string of counsellors who he felt did not understand his needs.

"A lot of people I was speaking to were the generation above me, slightly older and they had weird attitudes like 'It's just women who have problems like this, it doesn't happen to men'," he says.

There's a "pull your socks up, you'll be fine" attitude.

(...) Now 37, he believes a male-only service is needed to raise awareness and change attitudes.

Many counsellors and service providers were unable to pinpoint a single male-only service, similar to female-only services like Rape Crisis, in the region.

(...) Mr Dearden says men can feel "scared" seeking counselling in a unisex setting because they fear people will question their masculinity.

When he first sought counselling the nurses told him it was "unusual" that a man was seeking help for sexual abuse.

"It made me feel like a freak-show, there's just too many preconceptions. A male-only support service would make a huge difference," he says.

Reports of male rape are on the increase nationally. Office for National Statistics figures show 1,131 men were raped between June 2014 and June 2015, compared with 716 the previous year

(...) Keith Best, the director of dedicated national male-only rape support service Survivors UK, believes significantly more male victims keep quiet.

"It is thought now that 20% of female sexual abuse goes unreported, well we reckon it is more in the 90% for male sexual abuse being unreported, so we still have a massive problem there," he says.




2. Gute Nachrichten: Entgegen einer irrtümlich anderslautenden Meldung bleibt das Männerhaus in Oldenburg bestehen.



3. Ende der neunziger Jahre machten Maskulisten wie Warren Farrell darauf aufmerksam, dass männliche Hauptfiguren in Film und Fernsehen oft schwere charakterliche Defekte aufweisen, während Frauen als engelhafte Wesen dargestellt werden. In Fernsehserien werden problematische Frauen als Hauptfiguren aktuell jedoch immer häufiger, beobachtet Khue Pham in der ZEIT:

Viele Frauen und Männer glauben, dass Frauen die sanfteren und besseren Wesen sind. Auch das gehört wohl zu der Cinderella-Erzählung. Tatsächlich beweist die Realität, dass Frauen genauso grausam (Beate Zschäpe), populistisch (Frauke Petry) oder machtbewusst (Marine Le Pen) sein können. Wir sehen es nur oft nicht. Wir trauen es ihnen nicht zu, wir lassen uns bezirzen. Es wäre langsam Zeit, die Vorstellung an die Wirklichkeit anzupassen.




4. Der Tagesspiegel berichtet über den Dokumentarfilm "Vaterlandschaften".



5. Eine feministische Forscherin fordert, den Wettbewerb in naturwissenschaftlich-technischen Fächern zu reduzieren, um Frauen nicht abzuschrecken. Christian Schmidt lädt ein zur Diskussion.



6. Bei einem Auftritt der Feminismus-Kritikerin Birgit Kelle bei einer Veranstaltung der CDU in Dresden kam es zu Tumulten. Eine Protestaktion linker Aktivisten wurde von der Polizei unterbunden. Der hier verlinkte Artikel des MDR dient in erster Linie als Sprachrohr der Protestler.



7. Die Post:

Wie mir einer meiner Leser berichtet, hat die Universität Marburg den bekannten Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera aus ihrer Vorlesungsreihe "Studium generale" wieder ausgeladen. Eingeladen worden war er zunächst zu dem Thema "Evolutionstheorien 2016 und der kreationistische Grundtypen-Glaube". Meinem Leser zufolge kam es nun zu folgenden Entwicklungen:

Man erhoffte sich offensichtlich ein wenig "Kreationisten-Bashing", der Mann sollte sogar den Eröffnungsvortrag halten. Dann aber bekam zuerst die Frauenbeauftragte kalte Füße und schließlich auch die Unileitung, weil Kutschera die "Genderforschung diffamiert" habe. Man war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob es Kutschera beim Herumhacken auf den Kreationisten belassen würde oder nicht doch auch das eine oder andere (sicher nicht wohlmeinende) Wort zu Gender fallen lassen könnte. An einer Universität wie der Marburger, die ja ein Hort der freien Wissenschaft sein soll, geht so etwas natürlich gar nicht. Kurzerhand wurde Kutschera also wieder ausgeladen. Das "Studium generale" beginnt jetzt eine Woche später mit dem zweiten Vortrag.

Besonders interessant ist, wie die Ausladung begründet wurde. In schönsten Orwellschem "Neusprech" äußert die Unileitung Zweifel daran, ob Kutschera in der Lage sei, das Thema Evolution in einer "für die Öffentlichkeit verständlichen Sprache" darzustellen. Wer die ganze Debatte verfolgt, fragt sich natürlich, ob das Problem nicht genau umgekehrt ist: Kutschera wäre durchaus in der Lage, die Genderforschung in einer für die Öffentlichkeit verständlichen Sprache darzustellen, nur dass er dabei leider Ergebnisse präsentiert, die Frauenbeauftragter, ASTA und Unileitung nicht passen. Und weil auch in den Hallen des Geistes Freiheit vor allem die der Genausodenkenden ist, bleibt man lieber unter sich.

Den ganzen Hickhack kann man hier nachlesen, ist aber leider kostenpflichtig.


Zu der Meldung, über die geschönte Faktenlage zur häuslichen Gewalt in Thüringen schreibt mir ein Leser:

Ähnliches kann (muss) man auch aus Niedersachsen/Osnabrück berichten:

"Auf Nachfrage aus dem Ausschuss erläuterte Holtkamp, dass bei häuslicher Gewalt Männer zu 92 Prozent die Täter sind. Daraus könne aber nicht geschlossen werden, dass bei den restlichen acht Prozent Männer die Opfer seien: 'Frauen suchen sich meist weibliche Opfer wie zum Beispiel die Nebenbuhlerin oder neue Freundin des Mannes.'"

Das Perverse daran: Frau Holtkamp ist Opferschutzbeauftragte der Polizeiinspektion Osnabrück

Aus dem Tätigkeitsbericht der Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt Osnabrück (BISS), Seite 16, geht hervor:

weiblich: 692 Opfer, 105 Täterinnen

männlich: 122 Opfer, 710 Täter


Auch hier ist also wie in Mecklenburg-Vorpommern bereits im Hellfeld etwa jeder sechste Täter bei häuslicher Gewalt weiblich. Entsprechend hoch sind die Zahlen männlicher Opfer.

Und schließlich reagiert einer meiner Leser auf ein auf Genderama verlinktes Interview der Süddeutschen Zeitung mit der britischen Feministin Laurie Penny, die dort über ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) und eine technische Alternative zur Schwangerschaft spricht:

Auch wenn Frau Penny an die Dinge glaubt, an die Feministen nun mal so glauben und ich spätestens dort aufgehört habe zu lesen, wo sie versucht, gängige "Vorurteile" über den Feminismus zu dementieren, finde ich die genannten Punkte natürlich interessant.

Ich bin ein Verfechter des BGE, wenn auch eher aus freiheitlichen Aspekten und als Vorbereitung für eine weitreichende Automatisierung (und das damit verbundene Wegfallen ganzer Berufsgruppen), nicht primär für eine Vergütung der Reproduktionsarbeit. Auch aus männerrechtlicher Perspektive macht ein BGE Sinn, da im Zuge einer Einführung der Unterhaltsanspruch abgeschafft werden könnte, da Kinder ebenfalls ein BGE bekommen müssten. Auch wenn ich natürlich weiß, dass es den meisten Vätern nicht um den Unterhalt, sondern um das Sorgerecht geht.

Was künstliche Gebärmütter angeht, so muss man bedenken, dass bei so einer Schwangerschaft die Rollen beider Erzeuger gleicher verteilt wären. Das althergebrachte Argument: Das ist mein Bauch ... usw. zieht dann nicht mehr. Ich könnte mir auch vorstellen, dass bei der Animpfung eines solchen "Brutkastens" klar ist, woher das genetische Material kommt, was "Kuckuckskinder" unmöglich machen sollte. Allein die Praxis einer künstlichen Schwangerschaft dürfte alte Geschlechterverhältnisse unter ein anderes Licht stellen und damit auch die traditionelle Männerrolle hinterfragen. Das wird, wie wir wissen, vom Feminismus leider eher nicht gemacht.




8. Off-topic: Die Morddrohungen, die bei Hilfsorganisationen wie "Flüchtlinge willkommen" eingehen, werden immer mehr.

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