Sonntag, März 20, 2016

Vermischtes vom 20. März 2016

1. In einem Sorgerechtsstreit ist ein Schweriner Vater in den Hungerstreik getreten.



2. Gestern häuften sich aufgrund fokussierter feministischer Propaganda Beiträge zum vermeintlichen Gender-Pay-Gap. Anstatt jeden einzelnen zu verlinken, hier repräsentativ für alle ein kommentierter Comic von Erzählmirnix. Ich ergänze ihn mal um eine Passage aus meinem Buch Plädoyer für eine linke Männerpolitik (dort natürlich mit Quellenangaben in den Fußnoten):

Der Gehaltsunterschied, so [Claudia Finke vom Statistischen Bundesamt], würde nämlich "möglicherweise geringer ausfallen, wenn weitere lohnrelevante Eigenschaften für die Analysen zur Verfügung gestanden hätten." Einer dieser Faktoren, der erst Jahre später ermittelt wurde, sind beispielsweise nicht vergütete Überstunden: Davon leisten Männer einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle zufolge, die Ende 2012 veröffentlicht wurde, mehr als doppelt soviel wie Frauen. Im Januar 2013 kam auch eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft auf eine Gehaltsdifferenz von lediglich zwei Prozent zwischen den beiden Geschlechtern.

Dabei kann die unterschiedliche Honorierung in verschiedenen Branchen durchaus auch zu Lasten der Männer gehen, wie im Oktober 2004 eine Auswertung von Gehältern durch die Hamburger Vergütungsberatung PersonalMarkt ergab: "Eine Personalentwicklerin, Mitte 30, verdient durchschnittlich sogar mehr als ihr männlicher Kollege – sie geht mit 49.900 Euro brutto pro Jahr nach Hause, ihr gleichaltriger männlicher Kollege mit 47.600 Euro. (…) Eine Softwareentwicklerin um die Dreißig kommt demnach auf 47.500 Euro, ihr gleichaltriger männlicher Kollege nur auf 44.400 Euro" Vor diesem Hintergrund weist Tim Böger, Geschäftsführer von PersonalMarkt, das beliebte Vorurteil von den "armen Frauen" zurück, die bei gleicher Qualifikation generell diskriminiert würden: "Vor solchen Pauschalurteilen warne ich ausdrücklich. Unsere Zahlen haben gezeigt, dass Frauen in vielen Branchen und Berufen mindestens genauso viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen – in einigen Berufen sogar mehr."

Auch im Sektor Teilzeitbeschäftigung liegen Frauen beim Verdienst vorne. So verrät uns der Erste Datenreport zur Gleichstellung von Frauen und Männer in Deutschland (Gender-Report), genauer gesagt Kapitel 3 unter "Erwerbseinkommen von Frauen und Männern" Folgendes: "Teilzeitbeschäftigte Frauen verdienen mehr als teilzeitbeschäftigte Männer. (…) So liegt der Bruttojahresverdienst von Frauen, die weniger als 18 Stunden pro Woche arbeiten, 2002 bei 122 Prozent des Verdienstes von Männern in dieser Beschäftigungsform".

Dass es sich bei der gern verbreiteten und gern geglaubten Behauptung von 23 Prozent Lohnunterschied aufgrund geschlechtsbezogener Diskriminierung um ein Märchen handelt, ist seit Jahren bekannt. So antwortete bereits 2008 das Bundesfrauenministerium auf eine entsprechende Anfrage der geschlechterpolitischen Initiative MANNdat:

"Die in der von Ihnen zitierten Rede vom 8. März 2007 enthaltene Aussage von Frau Ministerin von der Leyen, dass 'Frauen noch immer nur 77 % des männlichen Einkommens verdienen, wohlbemerkt für gleiche Arbeit' ist daher in dieser Form nicht richtig und missverständlich, auch wenn er sich in den Medien oft so oder ähnlich findet. Wir haben die Rede daher aus dem Netz genommen und danken Ihnen für diesen Hinweis."

Auch in anderen Ländern wird der Mythos von der Lohndiskriminierung zunehmend zerstört. Das führende österreichische Nachrichtenmagazin Profil etwa widmete der Widerlegung dieses populären Irrtums durch gründliche Analysen im Jahr 2012 eine Titelgeschichte. In den USA führte eine Metastudie von über 50 anerkannten Studien über dieses Thema zu dem Ergebnis, dass die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, die nicht auf individuellen Lebensentscheidungen der Arbeitnehmer beruhte, so gering war, dass niemand mehr sagen könne, wieviel davon Diskriminierung verschuldet sei und wieviel subtilen Unterschieden zwischen den Geschlechtern, die man kaum noch messen könne: "Die Behauptung, dass amerikanische Frauen als Gruppe systematische Benachteiligung beim Gehalt erfahren, entbehrt jeder Basis." Zum selben Ergebnis gelangte die Geschlechterforscherin Diana Furchtgott-Roth in ihrer Analyse Women’s Figures: An Illustrated Guide to the Economic Progress of Women (AEI Press 2012).

Unbeeindruckt von der medialen Dauerbeschallung über eine angeblich skandalöse Lohndiskriminierung scheint den meisten Frauen selbst der tatsächliche Sachverhalt übrigens durchaus bewusst zu sein. Sie erklärten in Langzeitstudien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), der Universität Bielefeld und der Universität Konstanz, dass ihnen "gerechterweise ein geringeres Bruttoeinkommen zusteht als Männern". Ein Spiegel-Online-Bericht darüber bezeichnete diese Einschätzung erwartungsgemäß als "absurd", da doch Frauen in Deutschland fast ein Viertel weniger als Männer verdienten. Mit aller Mühe versucht man immer noch etwas zum Skandal zu erklären, das die Betroffenen selbst keineswegs als solchen wahrnehmen.

Stattdessen gibt es viele Hinweise darauf, dass Männer stark von ökonomischen Problemlagen betroffen sind und deshalb auch in diesem Zusammenhang für linke Politik relevant sind.


Mit diesen Problemlagen geht es auf den nächsten Seiten meines Buches weiter.



3. Unter der Überschrift Das Recht gehört den Beleidigten berichtet Gerald Wagner über die anhaltend gereizte Stimmung an der Berliner Humboldt-Universität:

Es heißt, man könne es den Studenten inzwischen schwer recht machen. Böte man keine Vorlesungen an, würde der Vorwurf laut, man "monopolisiere Wissen". Liest man doch, heißt es gleich, man manipuliere sie mit dem "Machtgefälle des universitären Diskurses". Immerhin scheint das Drohbild einer komplett verschriftlichten Universität noch ein gewisses Potential zu haben. Es wird also weiter vorgelesen - noch. Nun kann man die schriftlich überlieferten Quellen der Soziologie nicht umschreiben, auch wenn sie vom angeblichen Makel des Kanons der "heterosexuellen weißen Männer" geprägt sind. Aber lässt sich dem heutigen Institut ernsthaft ein Mangel an Aufmerksamkeit für Diversität vorwerfen? Das diesbezügliche Angebot ist jedenfalls beeindruckend. (...) Und schließlich liegt der Frauenanteil an den Professoren des Instituts bei annähernd sechzig Prozent. Ist dem Konzept der Diversität damit nicht Genüge getan?




4. Ebenfalls in der FAZ schreibt Don Alphonso über den Genderzünder für den sozialen Sprengstoff.



5. Und in der New York Post erklärt die liberale Feministin Cathy Young, inwiefern im Fall des "Matratzenmädels" Emma Sulkowicz noch immer institutionalisierter Sexismus zu Lasten von Männern herrscht.



6. Off-topic: Ein halbes Jahr beherrschen in Talkshows und Printmedien immer radikaler polternde rechtskonservative Oberschlaumeier die Flüchtlingsdebatte, garantieren, dass Bundeskanzlerin Merkel nach den Landtagswahlen vom 13. März aus dem Amt gejagt werde (und Beatrix von Storch zufolge vermutlich nach Chile fliehen müsse), attestieren ihr diverse Geisteskrankheiten und beschwören, dass sie in Europa aber sowas von isoliert sei. Stattdessen: Die EU folgt jetzt Merkels Plan.

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