Vermischtes vom 15. März 2016
1. Nachklapp zu den Landtagswahlen: Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner feiert seinen Wahlerfolg auf Twitter mit dem Slogan Wir können auch Männer.
Währenddessen liefert Bundeskriegsministerin Ursula von der Leyen in der Nachbetrachtung der Wahl bei Anne Will einen bizarren Moment: "Sie haben ja sogar vorgeschlagen, auf Frauen schießen zu lassen", greift sie die AfD-Spitzenfrau Beatrix von Storch an, "was ich a-ben-teuerlich finde! Sie verbalisieren Themen, die eine zivilisierte Gesellschaft so nicht aussprechen dürfte." In der Tat: Auf Frauen schießen ja nicht mal bezahlte Auftragskiller; nur Männer als Zielscheibe sind unproblematisch. Frauen hingegen sind bessere Menschen.
Es sind solche Äußerungen, mit denen Politikerinnen wie von der Leyen als besonders moralisch auftrumpfen wollen, die aber bei näherem Nachdenken brutal danebengehen, mit denen sich die etablierten Parteien nun mal keinen Gefallen zu tun. Ein Mann, der sich über solche Dinge mehr als nur kurz Gedanken macht, wählt nach derartigen Statements genauso ungern die CDU wie rot-grün. Er kann sich im Endeffekt entscheiden zwischen Nichtwählen, Splitterparteien, FDP und AfD.
Dabei geben allerdings auch die Splitterparteien nicht wirklich Grund zur Hoffnung. So zeigt etwa Hans-Olaf Henkel unumwunden, wie sexistisch sein neuer Verein, der AfD-Ableger "Alfa", in der Flüchtlingsfrage positioniert ist:
Mehr als 72 Prozent derjenigen, die 2015 in Europa politisches Asyl nachgesucht haben, sind Männer. Die haben ihre Frauen, Mütter, Töchter und Schwestern allein zurückgelassen. Dabei sind Frauen genau die Bevölkerungsgruppe, die besonders gefährdet ist in den unruhigen Zonen der islamischen Länder. (...) Wir sind der Meinung, dass wir dann insbesondere Frauen und Mädchen aus den Lagern holen sollten. Wir unterstützen das baden-württembergische Projekt, mit dem hunderte von gequälten, vergewaltigten und traumatisierten jungen Frauen, die von dem IS entführt worden waren, nach Deutschland gebracht werden sollen. So bekommen die Hilfe, die es am nötigsten brauchen.
Skeptisch, ob der Erfolg der AfD einen "Schub für Männerrechte" bedeuten dürfte, ist das österreichische Blog Freimann. Dessen Autor befindet in einem als Rundmail veröffentlichten Kommentar:
Mit dem Eintritt für ein Beschneidungsverbot hat die Partei eine Forderung aufgenommen, die auch von feministischer Seite unterstützungsfähig wäre. So hat die Journalistin und Filmemacherin Renate Bernhard ein ausführliches "Plädoyer für das Hinschauen" verfaßt, in dem argumentiert wird, daß ein Bescheidungsverbot für Männer auch dem Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung dienen würde. Auch in anderen Punkten nimmt die AfD männerrechtliche Forderungen auf, tritt allerdings auch für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ein. Generell wird der Partei bei ihrer Arbeit in den Landtagen, in denen sie bisher vertreten ist, wenig Engagement nachgesagt (vgl. auch "Focus" 12. März).
Sollte sich die AfD die bei Wahlen erfolgreiche FPÖ als Vorbild nehmen, würden Fortschritte/Engagement in Richtung Geschlechtergerechtigkeit/gegen Männerbenachteiligungen kaum zu erwarten sein. Für die in der FPÖ tonangebenden Burschenschafter um H.-C. Strache müssen Männer mit ihren Problemen offenbar selber klarkommen, Schwäche ist daher kein Thema. Der Psychiater Reinhard Haller weist in einem "Profil"-Interview (im Rahmen der Titelgeschichte vom 14. März über Kränkungen) darauf hin, daß Buben von klein auf konditioniert werden, (psychische) Verletzungen zu verdrängen, statt sich ihnen zu stellen.
Währenddessen erklärt Don Alphonso, der vor zwei Wochen noch in einem Artikel der Jungen Freiheit gewürdigt wurde, warum er am Sonntag Die Linke gewählt hätte. Da sollen sich die Kempers dieser Welt noch auskennen! Seriöse Politikwissenschaft dadurch zu ersetzen, dass man Strichlisten führt, wer in welchem Medium vorkommt, funktioniert immer weniger gut.
2. Kleiner als die Polizei erlaubt?
Weil ein Bewerber für den Polizeidienst knapp zwei Zentimeter zu klein ist, hat die Polizei ihn abgelehnt. Gegen diese Entscheidung klagt der 30-Jährige vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen. Er findet es ungerecht, dass Frauen in NRW nur 1,63 Meter, Männer aber 1,68 Meter groß sein müssen.
Hier geht es weiter. (Das Foto des zu kleinen Mannes bietet übrigens die Option "Vergrößern" an.)
Der diskriminierte Mann hatte zunächst Erfolg, die festgelegte Mindestgröße wurde gestern in einem Gerichtsurteil gekippt. Allerdings hat das Land Nordrhein-Westfalen Berufung angekündigt.
3. Amnesty International wirft südsudanesischen Regierungstruppen die Ermordung von mehr als 60 Jungen und Männern in einem Schiffscontainer vor.
4. Einen gelungenen Beitrag zur Genitalverstümmelung gegen Jungen findet man auf der Website von Monika Ebeling.
5. In dem Flüchtlingscamp von Calais sollenen Jungen teilweise so schwer vergewaltigt worden sein, dass sie danach chirurgische Operationen benötigten. Das berichtet der britische Independent mit Bezug auf freiwillige medizinische Helfer. In der Überschrift des Artikels ist statt von "Jungen" mal wieder von "Kindern" die Rede. (Bin ich der einzige, der Probleme hat, einen deutschsprachigen Zeitungsartikel über diese Greuel zu finden? Verwende ich die falschen Suchbegriffe? Es wird ja einiges über die Kontroverse um das Lager in Calais berichtet, aber nicht über die dort offenbar schwer vergewaltigten Jungen.)
6. Der Superman-Darsteller Henry Cavill ist irritiert über die Doppelmoral, wenn es um Anmache auf der Straße geht:
Cavill, who is dating Tara King, a 19-year-old Bristol University student, has questioned how women would feel if they were the targets of the same propositions they fire at him.
(...) "I mean, if a girl shouts something like ‘Oi, love, fancy a shag?’ to me as I walk past I do sometimes wonder how she’d feel if a builder said that to her."
(Vielleicht sollte ich diesen britischen Slang ausnahmsweise mal übersetzen: "Oi, love, fancy a shag?" = "Ey, Süßer, Bock aufs Ficken?")
The 32-year-old, who also starred in 2013 film Man Of Steel, said he is happy to shrug off the attention unless they disrespect his partner.
He told the newspaper: “I’ve heard some things in my time, I have to say. I’d best not say what. I don’t mind it – not unless I’m with my girlfriend and someone is being complimentary to me in order to disrespect her."
Caville selbst steckt sexuelle Anmachen auf offener Straße weg – es sei denn, dadurch soll seiner Freundin mangelnder Respekt zum Ausdruck gebracht werden. Rape Culture halt.
7. Es gibt weiterhin engagierte Feminismuskritik in Studentenzeitungen der USA.
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