Dienstag, März 08, 2016

Vermischtes vom 8. März 2016

1. "Die feministische Selbstdemontage" ist Thema eines Artikels von Meike Lobo in der ZEIT. Lobo findet:

Der moderne Feminismus hat ein Problem: Viele Anhängerinnen diskutieren zu laut und zu wütend über Sprache, Mütter und Vorstandsposten. Kritik lassen sie kaum gelten.


Dabei erkennt Lobo zwar die inzwischen unübersehbare allgemeine "Wut gegen die Bewegung, gegen ihre Positionen und die Menschen, die in ihrem Namen sprechen", leistet sich aber genau die Klopper, die sie anderen Feministinnen ankreidet. Auch sie phantasiert, "von einem allgemeinen Respekt vor der Unantastbarkeit der sexuellen Selbstbestimmung der Frau" könne "keine Rede sein", weshalb der Feminismus noch heute dringend gebraucht würde. (Grundlage für diese steile These: ein paar Dutzend Kriminelle in der Kölner Silveesternacht). Auch Lobo kanzelt sachkundige Kritiker ihrer Ideologie als "obligatorisch beleidigte Männerrechtler" ab und macht damit von Anfang an jedes Gespräch auf Sachebene unmöglich.

Generell ist Lobo schon seit Jahren nicht nur unfähig, sondern vor allem unwillig zu sehen, dass Männer in der Geschlechterdebatte irgendwelche berechtigten Anliegen haben können. So erklärte sie es im Zusammenhang mit der #Aufschrei-Debatte sogar für moralisch geboten, in ihrem Blog Kommentare mit dem Hinweis, Männer seien auch Opfer von sexueller Gewalt, "durch die Bank" nicht freizuschalten: "Vor dem ungeheuren, ja, ungeheuerlichen Berg sexueller Gewalt, der Frauen weltweit jeden Tag ausgesetzt sind, empfinde ich solche Äußerungen als selbstgerecht, höhnisch und verachtend." Die enormen Ausmaße von sexueller Gewalt auch gegen Männer lassen sich zwar durch eine Unzahl von Studien und Betroffenenberichte beweisen – aber natürlich niemandem, der sich die Ohren zuhält und "ICH WILL VON MÄNNLICHEN OPFERN NICHTS HÖREN!" brüllt.

Insofern bleibt Lobos "Zeit"-Artikel auf der Ebene strategischer Beratung für noch überspanntere Feministinnen. In dieser Hinsicht ist er aber bemerkenswert, wenn Lobo ihren Schwestern immerhin folgendes ins Stammbuch schreibt:

Die grellen Stimmen des Feminismus finden nichts dabei, den wütenden Mob zu geben. In ihrer Empörung ist jemand, der vor Kameras ein Shirt mit Pin-up-Motiven trägt, praktisch das Gleiche wie jemand, der eine Frau vergewaltigt. Die moralischen und juristischen Abstufungen männlicher Übergriffe sind für sie irrelevant, wodurch allmählich eine Überkriminalisierung der Männer entsteht. Die empfindlichen Teile der Frauenbewegung sind laut, paranoid und nicht im entferntesten an einer Welt, in der alle Geschlechter friedlich und ebenbürtig miteinander leben, interessiert. Es geht ihnen hauptsächlich darum, ein Ventil für ihre Wut zu finden, und dafür scheinen ihnen auch niedrigere Anlässe willkommen. Mit dieser Hysterie ist der Feminismus wie das Kind, das "Feuer!" schreit, obwohl es gar nicht brennt.


Damit arbeite der Feminismus der "Rape Culture" zu, an deren Existenz selbstverständlich auch Meike Lobo ganz fest glaubt. Wirklich hilfreich ist ihr Artikel deshalb nur begrenzt. Er zeigt allerdings, wie sehr die anhaltende Kritik an ihrem Verhalten inzwischen auch radikale Feministinnen zu verunsichern beginnt, ob sie nicht vielleicht doch irgendwo irgendetwas falsch machen könnten. Dem unbenommen ist es zu einem Ansatz, der beide Geschlechter mit ihren Problemen gleichermaßen ernst nimmt, für die Meike Lobos dieser Welt noch ein weiter Weg.



2. Bei gofeminin veröffentlicht Fiona Rohde einen der altbekannten Anfälle von weiblichem Narzissmus – eine bezaubernde Mischung aus "Wir Frauen sind ja so toll!" und "Was wir Frauen alles wollen". Trivialer Quatsch wie dieser ist sonst natürlich keine Erwähnung auf Genderama wert. Allzu ulkig fand ich aber Punkt 5 auf Rohdes Wunschzettel, weil dieser die Fähigkeit, sich selbst in die Tasche zu lügen, so herrlich auf den Punkt bringt:

Macho? Nein, Danke!

27 Prozent der Frauen mögen keine dominanten Männer.


Also mit anderen Worten: 73 Prozent der Frauen WOLLEN dominante Männer? Und das wird mit "Macho? Nein, Danke!" überschrieben?



3. "Der Westen" stellt Essens einzige Vätergruppe für türkische Männer vor.



4. Der britische Independent stellt Frauen vor, die den Internationalen Tag der Frau NICHT feiern.

Ein Vergleich des Weltfrauentages mit dem Weltmännertag gelangt übrigens zu folgendem Fazit:

International Women’s Day started as a day for women to promote socialist objectives, especially for proletarian women to fight against oppression by the powerful upper classes comprised of men and women both. In the 1970’s it became a new movement claiming that men alone oppressed women, and that IWD will be used as a vehicle to highlight, primarily, the results of an assumed gender war. Said differently the focus of IWD shifted from a class war, to a gender war.

International Men’s Day is not based on the assumption of a gender war. IMD is primarily about celebrating positive images of men as an alternative to negative male stereotyping, the aim being to inspire a new generation of men and boys to develop self-worth and a desire to participate in a society that will (hopefully) one day be free from misandry.




5. In Kanada überschütteten "antifaschistische" Aktivisten die liberale Journalistin Lauren Southern mit Urin. Ihr Verbrechen? Sie hatte behauptet, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Mehrere Medien berichten, darunter Breitbart.



6. Off-topic: Im britischen Guardian schildert ein strategischer Experte der Nato, wie ein russisches Propaganda-Netzwerk in Deutschland mit der Flüchtlingskrise als Aufhänger Stimmung gegen Bundeskanzlerin Merkel schürt. Merkel hatte in den Jahren zuvor Wirtschaftssanktionen gegen Russland unterstützt:

"I think they test whether they can – in such a big country, with not so many vulnerabilities in normal times – actually create a circumstance through their influence where there is a change of top leadership. They are using Russian speakers, social media, trying to build on the existing faultlines. Use the far right narrative and exploit that."


Dieses Vorgehen zeigt bislang aber nur begrenzten Erfolg. Während sowohl schlagzeilenträchtige Journalisten als auch Propagandisten mit eigenen Interessen aktuell so tun, als hätte es bei der Kommunalwahl in Hessen einen enormen Ruck der Bevölkerung nach rechts gegeben, sieht die Gemengelage tatsächlich eher so aus:

Streng genommen kann man nicht davon sprechen, dass es in Hessen deutlich mehr Wähler mit rechter Gesinnung gibt als früher. "Es gibt keinen Rechtsruck. Prozentual gesehen hat das rechte Wählerspektrum in Hessen nicht zugenommen", sagt Güllner SPIEGEL ONLINE. Tatsächlich zeigt ein Vergleich mit vergangenen Wahlen: Umgerechnet auf die 4,5 Millionen Wahlberechtigten des Bundeslandes blieb der Anteil rechtsgesinnter Wähler stabil.

Fatal ist Güllner zufolge die hohe Zahl der Nichtwähler: Sie machten die AfD, und mancherorts die NPD, stark. Als Faustregel kann man ableiten: Je mehr Menschen zu Hause bleiben, desto mehr Gewicht gewinnt jede Stimme für Rechtspopulisten. Gerade einmal 48 Prozent der Wahlberechtigten gingen am Sonntag in Hessen zur Wahl, in der Hauptstadt Wiesbaden nur 39 Prozent.


Menschen ändern nicht auf einmal ihre Ansichten über Zuwanderer, nur weil die Zahl dieser Zuwanderer ansteigt. Wenn allerdings die etablierten Parteien insgesamt ein Armutszeugnis abgeben, dann wächst sich die Frustration zur Wahlverweigerung aus.

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