Mittwoch, März 02, 2016

Vermischtes vom 2. März 2016

1. In der Frankfurter Allgemeinen beteiligt sich Claudius Seidl in der nach der Kölner Silvesternacht aufgekommenen Debatte, ob es denn keine "echten Männer" (also Beschützer von Frauen) mehr gäbe. Schon Jahre zuvor hatten Beobachter vorhergesagt: Es werde nur die kleinste Krise brauchen, und das ganze Gerede von wegen Dekonstruktion der Geschlechterrollen, insbesondere von Männlichkeit, werde garantiert wieder infrage gestellt. Seidl merkt zu dem aktuellen Gejammer an:

Überhaupt scheint jene Nacht, wenn man die Kommentare liest, der totale Bankrott deutscher Männlichkeit gewesen zu sein: In heroischeren Zeiten hätten diese Typen nicht gewagt, eine deutsche Frau anzufassen, und wenn doch, dann wäre es ihnen schlecht bekommen. (...) Als neulich im Deutschlandfunk ein Paar von jener Nacht berichtete, stellten sich die Dinge ungefähr so dar, dass beide überrumpelt waren, und während die Frau begrapscht wurde, wehrte sich der Mann gegen andere Männer, die ihn bedrängten, versuchte gleichzeitig die völlig verschreckten Kinder im Auge zu behalten, und als er sich befreit hatte, kümmerte er sich um Frau und Kinder und schaute, dass sie alle herauskamen aus dem Gewühl.

Einen Mangel an Männlichkeit möchte man diesem Mann eigentlich nicht vorwerfen - aber selbst wenn es in jener Nacht an jenem Ort ein paar Männer gab, die sich zu alt, zu schlecht trainiert, zu bebrillt fühlten, als dass sie sich auf eine Schlägerei mit einer Überzahl sehr junger und sehr aggressiver Männer hätten einlassen wollen: Was folgte denn daraus? Dass eine Gesellschaft umso dekadenter, weicher, unmännlicher wird, je mehr Nerds und Brillenschlangen sie sich leistet? Wenn wir nur die Starken und Gewaltbereiten duldeten, wer hätte dann das Rad erfunden und wer die Brille? Was unterschiede uns noch von den Pavianen, in deren Horden tatsächlich nur die Stärksten überleben?




2. Ebenfalls in der FAZ fragt Winand von Petersdorff, warum keine Gruppe in den USA so unzufrieden ist wie die weißen Männer.



3. Und noch einmal in der Frankfurter Allgemeinen, diesmal aber so grottig, dass der Artikel vernünftigerweise nur anonym veröffentlicht wurde: Weil die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland so groß seien wie in keinem anderen Land Europas, würden Frauen nirgends so stark benachteiligt wie bei uns. Die Realität ist bekannt: Der Lohnunterschied ist hierzulande so groß, weil es sich bei uns eine Ehefrau eher als in anderen Ländern leisten kann, einen schlechter bezahlten, aber dafür angenehmeren Job anzunehmen.



4. Die Feministin Elfriede Baumann hat herausgefunden:

Es sei ein positives Signal, dass die Hälfte der Firmenlenker glaubt, dass ein höherer Frauenanteil in Führungspositionen den Unternehmenserfolg "tendenziell" erhöhe. Weiter: Nur jeder vierte Chef verneine einen solchen Zusammenhang kategorisch.


Aus Frauen-sind-bessere-Menschen-Sicht also eine positive Nachricht – die in der Überschrift des von mir zitierten Artikels aber negativ gewendet werden muss: Nur jeder zweite Chef sieht Frauen als Gewinn.

5.
Die Situation der Flüchtenden in Griechenland spitzt sich weiter zu. (...) Allein an der Grenze in Idomeni sind es bereits 10.000, viele davon sind Frauen und Kinder.


Deshalb gibt es jetzt eine neue Hilfsaktion: Spendet Zelte für die Frauen und Kinder in Eidomeni: "Die Zelte werden dann direkt an die Initiative Frauenraum Thessaloniki geliefert, die sie zur Grenze bringen." Warum Männer keine Zelte verdient haben, geht aus dem verlinkten Text nicht hervor.



6. "Männliche Opfer noch immer übersehen" titelt eine australische Nachrichtenplattform zum Problemfeld häuslicher Gewalt. Immerhin arbeitet man in Australien emsig an öffentlicher Aufklärung:

The chief executive officer of Nguumambiny Indigenous Corporation works with male and female victims of domestic violence, and welcomed a new state government video campaign featuring a female perpetrator and a male victim, among others.

"It's good when you stop and look at it that they are actually acknowledging that males can be victims but there is more to be done," Ms Field said.

"The reality is 12 people have died in domestic violence [related incidents in 2016] and eight of them have been men.

"Men are dying at the rate of two to one, but we show only show one male victim out of half a dozen or eight females."

The video campaign, It's not your fault, was launched last week by Deputy Premier, Police Minister and Dubbo MP Troy Grant.

The launch coincided with the statewide rollout of a new process targeting repeat domestic violence offenders.

"It's great but once again is it going to cover female perpetrators?" Ms Field said.

"It's alright extending it but are you going to achieve anything if you're not being realistic about the results?"

Ms Field said society needed to remove the stereotypes around domestic and family violence, which were prohibiting male victims from getting help.




7. Mit Frauen, die Männer emotional missbrauchen, beschäftigt sich das Blog "The Intellectual Takeout".



8. Off-topic: Dass es Morddrohungen gegen einen Clown hagelt, der der AfD-Vorsitzenden von Storch eine Torte ins Gesicht klatschte, war abzusehen. Überraschender war schon, dass man Marie-Luise Lewicki, Chefredakteurin der Zeitschrift "Eltern", einen Tod in der Gaskammer wünschte. Die Zeitschrift hatte nämlich auf ihrem aktuellen Cover eine Frau mit Kopftuch gezeigt, was das rechtsradikale Blog "Politically Incorrect" daraufhin zum Skandal erklärt hatte:

"Kurz nach Veröffentlichung des Beitrags auf der PI-Website erhöhte sich die Frequenz in unserem Redaktions-Postfach und am Telefon schlagartig. Im Postfach gingen im Minutentakt Mails mit teilweise übelsten Beschimpfungen ein. Und das nicht nur aus ungebildeten Kreisen – viele unterzeichneten mit vollem Namen und kamen aus der Mitte unserer Gesellschaft. Aus der Telefonzentrale von G+J bekamen wir die Rückmeldung, dass die Telefone nicht mehr still standen und dass sich die Kollegen wüste Beleidigungen anhören mussten. Einer rief sogar alle fünf Minuten an und spielte einfach nur in voller Lautstärke arabische Musik ab", sagt die Chefredakteurin. "Und zwar so laut, dass den Kolleginnen und Kollegen der Telefonzentrale die Ohren schmerzten."

"Ich kann damit umgehen, wenn man mir an den Kopf wirft, dass ich vergast gehöre, dass ich eine Schande für mein Volk sei oder an die Wand gestellt werden sollte. Es kann aber nicht sein, dass unbeteiligte Mitarbeiter der Telefonzentrale beleidigt und angepöbelt werden. Da hört es für mich auf."

Tatsächlich erreichten die Hamburger unzählige Mails mit Kommentaren wie: "Ihr Verbrecher, gehört alle an die Wand gestellt!!! Wartet ab, auch eurer Tag der ‚Erkenntnis‘ wird kommen, Drecksbande! Der Islam gehört euch in euren Schädel geschlagen!2. Oder: "Euch Arschlöcher sollte man allesamt aus Deutschland mit dieser Kalifa Al Merkel nach Syrien ausfliegen.Dort könnt Ihr Deppen, dann Euren Mist weiter verzapfen. Keine ELTERN Zeitschrift mehr und Boykott gegen Gruner und Jahr."


Allerdings berichtet Österreichs Standard:

Für die Organisatoren des Shitstorms erweist sich die Aktion jedoch als Schuss ins Knie – denn "Eltern" kündigte an, künftig noch stärker auf die muslimische Community einzugehen.

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