Vermischtes vom 25. Februar 2016
1. Die männerpolitische Website Freimann aus Österreich machte gestern in ihrem aktuellen Newsletter mit Bezug auf das deutsche Ärzteblatt aufmerksam auf eine bevölkerungsrepräsentative Studie der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum Ulm. Dort zeigt sich: Männer werden häufiger Opfer von sexueller Gewalt als gedacht. Frauen zeigen häufiger, als aus der Kriminalstatistik hervorgeht, sexuell aggressives Verhalten. Die erlittenen Gewaltdelikte würden bei Frauen um den Faktor 25 bis 60, bei Männern hingegen (schambedingt?) um den Faktor 100 bis 600 unterschätzt.
2. In einem Gastbeitrag der Frankfurter Allgemeinen beklagt Professor Bernd Beuscher, dass junge Studenten erschreckend große Probleme beim Lesen von Texten haben. Die Leseschwäche, die vor allem bei Jungen stark ausgeprägt ist, ist seit über zehn Jahren ein zentrales Thema der Männerrechtsbewegung, die jedoch politisch ausgegrenzt bleibt. Die Folgen zeigen sich inzwischen soagar an unseren Universitäten.
3. Jeder von uns hält 60 Sklaven durch ganz normalen Konsum, behauptet die Professorin für Betriebswirtschaft Evi Hartmann:
Momentan werden hunderttausende Menschen als "echte" Sklaven gehalten, vor allem in der Produktion. Zum Beispiel in den Blutminen von Afrika, wo die Mineralien für unsere Smartphones herkommen. Dagegen sind die "neuen" Sklaven eigentlich ganz normale Arbeiter, die für 50 Cent am Tag arbeiten – bei 60 Grad am Arbeitsplatz, total dehydriert – und weder zum Trinken noch zum Pinkeln aufstehen dürfen. Dafür werden sie von bewaffneten Wachen drangsaliert und müssen nachts im verschlossenen Bretterverschlag schlafen.
4. Die auch auf Genderama häufig zitierte Journalistin Birgit Kelle hat dieser Tage einen Journalistenpreis erhalten. Der Medienkritiker Stefan Niggemeier hält die Inszenierung, die mit der Preisvergabe verbunden war (Kelle wurde besondere "Zivilcourage" attestiert, weil sie "unterdrückte Meinungen" vertrete), für wenig überzeugend:
Birgit Kelle hat es mit ihren "mutigen" Thesen und Positionen unter anderem in die Talkshows "Beckmann", "Maybrit Illner", "hart aber fair", "Markus Lanz" und "Menschen bei Maischberger" geschafft. Sie schreibt und schrieb laut Wikipedia unter anderem für: "Die Welt", den "Focus", das katholische Online-Portal kath.net, die "Freie Welt", das Online-Magazin des Kopp-Verlags, den "Bayernkurier", "eigentümlich frei" und die "Junge Freiheit". Sie gilt und dient "Focus Online" als "Expertin" für Fragen der Frauen- und Familienpolitik.
Sie hat sich mit ihren konservativen Thesen und Positionen erfolgreich in den Medien etabliert. Dafür erhält sie aus den Händen von Hugo Müller-Vogg, moderiert von Helmut Markwort, den Preis eines Mannes, der meint, dass es um die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik fast so schlecht bestellt ist wie im Dritten Reich.
In der Tat: Unterdrückt werden in unserer Gesellschaft nicht die Leute, die auf zig Plattformen ausbreiten können, wie unterdrückt ihre Meinung angeblich wäre, sondern die Menschen, die mit ihrer Auffassung in kaum einer Talkshow und kaum einem anderen Leitmedium vorkommen. Beispielsweise die Männerrechtsbewegung. Aber eben weil diese Leute keine Plattform haben, um auf die Unterdrückung der von ihnen eingebrachten Fakten und Argumente hinzuweisen, können Journalisten erfolgreich so tun, als wäre in Sachen Meinungsfreiheit bei uns alles in bester Ordnung.
5. Bei dem TV-Talker Jürgen Domian rief in der Nacht auf Dienstag eine Frau an, die sich als das Opfer eines prügelnden muslimischen Ehemanns ausgab. Als Domians Team die Polizei alarmierte, stellte sich alles als ein Riesenspaß heraus:
Die junge Frau sei bei Freunden gewesen, gemeinsam habe man getrunken. Offenbar alkoholisiert seien sie schließlich auf "diese im Nachhinein bescheuerte Idee" gekommen (...) Dem Bericht zufolge zeigte die Frau Reue. Sie beteuerte, dass sie nie verprügelt worden sei und aktuell gar keinen festen Freund habe. "Es tut mir so unendlich leid, dass sich so viele Menschen Sorgen gemacht haben. Ich möchte mich dafür bei allen entschuldigen"
Domian hingegen ließ sich von seiner Idee, eine geprügelte Frau retten zu müssen, nicht so leicht abbringen:
Auf seiner Facebook-Seite äußerte der 58-Jährige Zweifel an der Geschichte vom Spaßanruf. "Wir haben die Vermutung, dass die junge Frau Angst hatte, vor der Polizei zu sprechen", so Domian. "Wir machen uns also weiter Sorgen um die Anruferin und werden alles in unserer Macht Stehende unternehmen, ihr zu helfen."
Inzwischen hat aber auch Domians Sender eingesehen, dass es sich bei dem Anruf um ein Fake handelte.
6. Am 2. März findet in Bremen ein Vortrag über "Hate Speech, Antifeminismus und feministische Gegenwehr im Netz" statt.
7. Die Tour des Feminismuskritikers Milo Yiannopoulus durch US-amerikanische Hochschulen geht weiter. Jetzt debattierte er an der Universität Michigan mit der Feministin Julie Bindel über die Gefährdung der Meinungsfreiheit durch den Feminismus. Bindel war wegen unliebsamer Auffassungen bereits mehrfach von akademischen Institutionen verbannt worden. Der Michigan Daily berichtet über den Auftritt von Yiannopoulus und Bindel sowie die Reaktionen. Ein Auszug:
In response to the debate, the University’s Spectrum Center — which dedicates its efforts to LGBTQ awareness on campus — offered extended office hours to provide an alternative space for students who felt threatened by the debate.
Engineering freshman Conrad Stoll said he was surprised the center hosted a safe gathering space for members of the LGBTQ community during the debate, since both Yiannopoulos and Bindel are gay.
"I would think that would be good," Stoll said. "There’s two renowned people who are in the queer community and I was really shocked that the Spectrum Center acted as if they were terrible."
The Spectrum Center was not immediately available for comment Tuesday evening. A statement on their website reads, "We recognize that the rhetoric of the speakers featured in this event is incredibly harmful to many members of our campus community. The Spectrum Center will be providing a supportive alternative space this evening and holding extended staffed hours until 9 p.m. There will be no program; our intent is to offer a relaxing, positive space for students who want to gather in community."
(...) In his remarks, Yiannopoulos said he thought modern day feminism is dangerous because it silences men, compromising freedom of speech.
"The problem is that the particular modern ground of feminism has a problem with free speech," Yiannopoulos said. "There’s a particular brand of feminism which holds almost total sway in the media and in gender studies."
(...) LSA senior Andrea Filisko said she came to the debate because she believes there is a real freedom of speech problem on college campuses.
"I don’t know if it’s necessarily feminists, but I do think there’s a large amount of censorship of the right of the political spectrum on college campuses," Filisko said.
Zeitgleich mit Yiannopoulos Auftritt richtete die Universität Michigan-Flint eine Website ein, auf der "Mikroaggressionen" gemeldet werden können. Als "Mikroaggressionen" werden Äußerungen gezählt wie "Ich bin stolz auf mein Land", Fragen an ethnische Minderheiten nach ihrer Herkunft oder die Verwendung des Wortes "crybullies" für Menschen, die sich selbst als Opfer inszenieren, um ihren Mitmenschen ihren Willen aufzuzwingen.
8. Das bevorstehende Comedy Festival in New York wird von heterosexuellen weißen Männern einen höheren Eintrittspreis verlangen, um die vermeintliche Gehaltslücke zu bekämpfen.
9. Weibliche Promis wie Emma Watson und Kesha schaden mit ihren momentanen Manövern den Frauen argumentiert die Journalistin Ashe Schow.
10. Off-topic: So ein Ärger: Ausgerechnet als sich nervenschwache CDU-Wahlkämpfer von der Bundeskanzlerin abzusetzen beginnen, steigt Merkels Beliebtheit deutlich an. Den Unionsparteien nützt das an der Wahlurne jedoch nichts:
Forsa-Chef Manfred Güllner begründet das folgendermaßen: "Dass die Union nicht von Merkels Sympathiezuwachs profitiert, liegt vor allem an Horst Seehofer, der mit seinen Anti-Merkel-Attacken potenzielle Unionswähler vergrault."
Währenddessen vergleicht die AfD Ulm die deutsche Flüchtlingspolitik mit dem Dritten Reich und sieht sich selbst in der Tradition der Geschwister Scholl. Auf das im rechten Spektrum anhaltende Gerede, die Bundesregierung würde mit ihrer Flüchtlingspolitik das Recht brechen, antwortet heute Bundesjustizminister Heiko Maas.
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