Dienstag, Februar 16, 2016

Vermischtes vom 16. Februar 2016

1. "Brauchen wir den heroischen Mann?" fragt Jost Kaiser in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 14. Februar 2016. (Der Artikel steht nicht online.) Kaiser zufolge ist

nach Köln (...) nicht nur der muslimische Mann als Problem identifiziert worden. Sondern auch der westliche, der "postheroische" Mann – mal wieder. Vor allem weibliche Autoren haben scheinbar genug von unserer sich immer weiter liberalisierenden Gesellschaft und dem zum Klischee gewordenen barttragenden, aber zahnlosen Mann, der sich nicht einmal für seine Frau schlagen würde.


Bermerkenswert erscheint mir hier zunächst einmal, wie im vermeintlichen "Patriarchat" auch im Jahr 2016 noch der alte Trick funktioniert: Frauen teilen mit, welchen Typ von Mann sie sich gerade wünschen, und beschämen die Alternativen. 1914 wurden Kriegsdienstverweigerer von Frauengruppen öffentlich mit weißen Federn beschenkt und damit als Feiglinge gebrandmarkt, in der friedliebenden Bonner Republik hetzte Alice Schwarzer gegen die angeblich kriegsgeilen Männer (im Kontrast zu den pazifistischen Frauen), und jetzt da der militante Mann wieder gebraucht wird, werden andere Männer als Weicheier verspottet.

"Die Sehnsucht nach Männern, die ihr Leben aufs Spiel setzen – da rückt die neue Bundeswehr aus und ins Zentrum des Betrachters", befindet Jost Kaiser. "Sie trifft einen wunden Punkt des vielgeschmähten 'metropolitanen Mannes" (Cora Stephan), der nur noch runter- statt durchlädt." Im Großteil seines Artikels denkt Kaiser über den Imagewandel der deutschen Armee nach, bevor er abschließend befindet:

Manchmal, wenn der postheroische Mann einsam vorm Fernseher sitzt, auf N24 eine der zahlreichen Bundeswehr-Reportagen guckt und Marinetauchern aus Eckernförde dabei zusieht, wie sie 50 Meter in einen Betonschacht hinabtauchen, in dem dann das Licht gelöscht wird – dann fragt er sich, was andere darüber wohl denken. Die Plakatbeschmierer wohl: Nie sank der Mann so tief, die Fans des heroischen Mannes wohl: Nie stieg er, mutig und selbstlos so hoch hinauf aus dem Sumpf der verweichlichten Maskulinität. Der postheroische fernsehguckende Mann aber denkt: einer muss den Job wohl machen.


Aber wo bleiben denn in solchen Fällen die zahllosen Legionen übermenschlicher Frauen, von denen man in unseren Medien ununterbrochen hört?



2. In einem Interview Gabriell Herpells mit der Scheidungsanwältin und Feministin Helene Klaar in der "Süddeutschen Zeitung" wird das Opfer-Abo der Frau bis zum Exzess strapaziert. Die Glanzlichter:

Also kommt die Frau drauf, der Mann ist schuld, denn er ist zu wenig da und macht nix. Das stimmt ja meistens.


Die Frau, die gekocht und geputzt und die Kinder betreut und gearbeitet und gespart und sich gefreut hat auf die Zeit, in der sie zusammen die Rente genießen, die dann erfährt, dass er sich in eine andere, jüngere verliebt hat.


Wenn man wirklich wollte, dass Frauen dem Arbeitsmarkt erhalten bleiben, müsste man die Unterhaltsansprüche erhöhen und nicht abschaffen. Wenn es für den Mann nach der Trennung teuer wird, weil sie nicht erwerbstätig ist, wird er sagen, ich bringe die Kinder in den Kindergarten, und du arbeitest weiter. Denn wenn beide gleich verdienen, muss er nie Unterhalt zahlen. Aber er muss vorher was dafür leisten.


Okay, der Grundgedanke ist klar geworden: Männer sind faule, verlogene Schweine, die sich unermüdlich aufopfernde Frauen schamlos ausbeuten. Warum Männer die "Süddeutsche Zeitung" lesen, werde ich nie verstehen. Dafür kann ich sehr gut verstehen, wie entsetzt viele Väter sind, wenn sie mit ihrer Frau eigentlich eine gütige Trennung vereinbart haben, diese Frau aber nach den ersten Gesprächen mit ihrer Scheidungsanwältin auf Krieg gebürstet ist.

Aber machen Frauen denn gar keine Fehler, Frau Klaar? Doch, manchmal schon:

Sie heiraten einen anderen Mann, bei dem abzusehen ist, dass er nichts hat. Weil sie der Liebe noch mal eine Chance geben wollen. Dann ist aber auch der Unterhalt des ersten Mannes weg.


Das ist ein bemerkenswertes Statement für eine Frau, die sich noch wenige Absätze zuvor als Kapitalismus-Kritikerin zu inszenieren versucht hatte. Man könnte fast annehmen, dass die "Süddeutsche Zeitung" hier schlicht negative Klischees über Feministinnen und Scheidungsanwältinnen zugespitzt vorführen wollte, aber ich fürchte, dieses Interview ist echt.



3. Wie die Initiative Familienschutz meldet, sucht eine Journalistin des Deutschlandradio junge Väter, die sich telefonisch über Benachteiligungen beim Sorgerecht interviewen lassen möchten.



4. In einem Artikel der "Zeit" versuchten Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer, Männer für den Feminismus zu rekrutieren. Die Bloggerinnen Miria und Anne Nym arbeiten in ihren Analysen dieses Artikels heraus, inwiefern Herr und Speer sowohl vom Feminismus als auch von Männern ein schlechtes Bild haben, mit "ziemlich widerlichen männerfeindlichen Unterstellungen" arbeiten und mit ihrem Artikel offenkundig "auf Dummenfang" sind. Sowohl Vincent-Immanuel Herr als auch Martin Speer sind "Aktivisten", die von der der grünen Heinrich-Böll-Stiftung gefördert werden, was wohl ausreicht, um schon in jungen Jahren unausgegorenen Nonsens in der "Zeit" veröffentlichen zu dürfen.



5. Der britische Independent berichtet, wie sich nach der Silvesternacht von Köln Mythen über "vergewaltigende Muslime" in die Propaganda von Neonazis einfügen.



6. Bizarre Mythen und ebensolche Propaganda gibt es natürlich auch im feministischen Lager zuhauf. Aktuell etwa erklärt die feministische Bloggerin Amanda Marcotte im vielgelesenen Magazin "Salon", dass Donald Trump hinter der Männerrechtsbewegung steckt. Marcotte hat allerdings guten Grund dafür, durchzudrehen – der konservative US-Nachrichtensender "Fox" entdeckt immer stärker die Benachteiligung von Männern. Aktuell wurde das Thema in einer Sendung von dem kanadischen Schriftsteller Gavin McInnes angesprochen:

"By every metric, men have it worse off," he argued, as the other guests looked on with disbelief. "We’re more likely to get raped if you include prison, we’re more likely to be assaulted, we’re more likely to die, we’re more likely to commit suicide."

(...) But if you’ve been following the growth of the self-declared "men’s rights" movement online (and it exists almost solely online), this sort of rhetoric will be very familiar to you. Claiming that women are the ascendent sex and that men are oppressed is its bread and butter, and now its rhetoric is starting to move into mainstream conservative, aided by men like Gavin McInnes. And this new form of anti-feminism may even be helping Donald Trump maintain his lead in the Republican primary race.

(...) The main impact of MRAs has, until recently, been a bunch of pointless squawking at feminists online. (They are masters of flooding a comment section under a feminist article and making it unreadable.) But their obsessions are starting to leak into mainstream conservatism, giving more fuel to a movement that doesn’t even try to hide the misogyny behind faith-and-family.


Nachdem sich Marcotte mehrere weitere Absätze lang über die Männerrechtsbewegung aufregt, kehrt sie abschließend zurück zu Donald Trump und befindet:

In a lot of ways, this presidential candidate is already President MRA.




7. Das linke Blog The Daily Beast lässt Männer, die sexueller Übergriffe beschuldigt wurden, von traumatisierenden Ermittlungen und ihrem durch die Beschuldigungen zerstörten Leben berichten.



8. Laut einem Gesetzesvorschlag im US-Bundesstaat Kentucky benötigen Männer jetzt eine Erlaubniserklärung ihrer Frau, bevor sie in einer Apotheke Viagra erhalten. Das von einer Politikerin eingebrachte Gesetz soll offenbar karikieren, dass Frauen "private medizinische Entscheidungen" wie, ob sie eine Abtreibung vornehmen lassen, nicht unbeeinflusst treffen dürfen.



9. "Der Nutzen von Beschneidungen ist übertrieben, und wir sollten diese Praktik beenden" fordert der Kenianer Waga Odongo.

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