Mittwoch, Februar 17, 2016

Vermischtes vom 17. Februar 2016

1. Maximilian Gerl möchte wissen, wie man es als schwules AfD-Mitglied "aushält", wenn die eigene Partei gegen Gender-Wahnsinn "wettert". Gibt es das tatsächlich: Schwule, die Gender doof finden? Was kommt als nächstes? Frauen, die sich nicht für Feminismus begeistern können? Männer, die keine Maskulisten sind? Spiegel-Online Journalisten, die über kein simpel gestricktes Weltbild verfügen? Hier erfährt man mehr über die bizarren Abgründe der menschlichen Seele – veranschaulicht allerdings nicht wie beabsichtigt an einem AfDler, sondern an einem Publizisten, der Kritik an Gender-Mainstreaming als "Ausfälle gegen Homosexualität" betrachtet. Weil es heutzutage nicht mehr nötig ist, sich in ein Thema erst mal einzulesen, bevor man dazu ein Interview fabriziert.



2. Das Schwulen-Magazin "Männer" berichtet über den Stand der Aufarbeitung, was die Duldung und Verharmlosung von sexuellem Missbrauch bei den Grünen betrifft.



3. Ein Geschäftsmann, Johannes Leichtle, fragt in der Stadt Memmingen eine Passantin nach dem Weg zum Rathaus. Diese hält ihn daraufhin für einen Terroristen. Die Folge:

Kaum hatte er sein Auto gestartet, wurde er auf offener Straße von einem Streifenwagen angehalten. Er musste mit erhobenen Händen aussteigen. Sekunden später rasten drei Zivilfahrzeuge heran, sechs weitere Polizisten stiegen aus.


Vor ein paar Jahren wurde die Polizei von Frauen alarmiert, wenn sich Männer ohne weibliche Begleitung zum Beispiel auf einem Spielplatz herumtrieben. Inzwischen sind wir ein gutes Stück weiter. Auch von dem beruhigenden Gedanken, dass diese Hysterie "eh nur Araber trifft", dürften wir uns schnell verabschieden.



4. Der Münchner Soziologieprofessor Armin Nassehi spricht von einer "Maskulinisierung der Flüchtlingsdebatte" und schwadroniert von "älteren Männern, denen es eine unbändige Lust zu bereiten scheint, auf Ressentiments zurückzugreifen". Allerdings wird hier ein in manchen Kreisen beliebtes Feindbild gegen ein in anderen Kreisen beliebtes Feindbild ausgetauscht: Flüchtlinge gegen (ältere) Männer. Ökonomen haben sich nicht polemisierend, sondern wissenschaftlich angeschaut, bei welchen Menschen Ressentiments gegen Flüchtlinge am stärksten sind und gelangen zu einem "Ergebnis, das unabhängig von Geschlecht, Alter und Schichtzugehörigkeit Gültigkeit hat".

(Zur Stimmungsmache gegen Flüchtlinge äußerte sich inzwischen übrigens auch Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz: "Leute so geht es nicht!")



5. Bei der Verleihung des britischen Film- und Fernsehpreises (BAFTA) machte der beliebte Komiker Stephen Fry eine launige Bemerkung über die mit ihm befreundete Kostümbildnerin Jenny Beavan, die an diesem Abend ein etwas unkonventionelles Kleid trug:

"Only one of the great cinematic costume designers would come to an awards ceremony dressed as a bag lady."


Ich weiß wirklich nicht, wie Leute im Jahr 2016 noch glauben, mit solchen Bemerkungen davonkommen zu können. Während Beaver den Kommentar ihres Freundes als den Scherz verstand, der sie war, explodierten die dauerbeleidigten Social Justice Warriors auf Twitter förmlich vor Wut über Frys "Frauenfeindlichkeit":

The fact that Fry knows Beavan well; the fact that misogyny means an "ingrained hatred" for women, which seems an extreme tag to fix to a man who simply made a joke about a female friend’s clobber … none of that washes with the humourless hordes of the PC sections of Twitter, who kill every gag with Stalinist scrutiny.


Der Furor wurde schließlich so groß, dass Fry sich dafür entschied, Twitter zu verlassen (was aus Sicht der Hexenjäger dort einen Sieg darstellen dürfte):

"Es ist so, als hätte ich einen Raum verlassen", erklärte der 58-Jährige am Montag auf seiner Homepage. "Es ist recht einfach: der Raum hat angefangen zu stinken. Und zwar sehr schlimm." (...) Das soziale Netzwerk habe ihm früher sehr viel Spaß bereitet. Mittlerweile sei es aber zu einem Platz für "Scheinheilige und Selbstgerechte" verkommen, "die es lieben zu hinterfragen, voreilige Schlüsse zu ziehen und beleidigt zu sein", erklärte der 58-Jährige. Er fühle sich an diesem Tag wie befreit.


Allerdings gab es bei der BAFTA-Verleihung noch einen weiteren Grund für die Twitter-Gouvernanten, nach ihrem Riechfläschchen zu greifen. Wenig Respekt vor den Tabus der Politischen Korrektheit zeigte die australische Schauspielerin Rebel Wilson:

In fact, she committed the most mortal of sins in the eyes of the new thought police: she got a laugh at the expense of transgender people.

As part of a pretty witty one-minute monologue, Wilson said she hoped to win a Bafta one day and to that end she’s been practising her "transgender face". She then put on a sad-looking pout.

Anyone who has seen the execrable film The Danish Girl, starring Eddie Redmayne as Lili Elbe, the first person to have male-to-female surgery, will know that Wilson was taking a swipe at worthy actors. Literally all Redmayne does in that movie is Transgender Face: it’s all lips and pain and permanently water-filled eyes. It’s dreadful. Wilson satirised it brilliantly.

But as sure as night follows day, and a Change.org petition follows a TV appearance by Dapper Laughs, the titter-ye-nots of Twitter weren’t laughing. They never are.

"Some people weren’t happy with Rebel Wilson’s transgender joke at the BAFTAs", declared the Huffington Post. One tweeter demanded of Wilson, "Do you know that more than half of transpeople will attempt suicide at least once in their life?", which I think might be the most joy-vacuuming response to a joke ever.


Der liberale Journalist Brendan O'Neill sieht diesen Vorfall als ein weiteres Glied in einer endlosen Kette ähnlich beleidigter Reaktionen auf die verschiedensten Witze. Die von den Spraßbremsen so erzeugte Atmosphäre führte inzwischen dazu, dass Komiker nicht mehr an amerikanischen Hochschulen auftreten, weil sich garantiert irgendwer auf den Schlips getreten fühlt. O'Neill kommentiert:

Humour is one area of life where normal moral rules shouldn’t apply. Jokes are designed precisely to turn accepted wisdoms on their heads, to allows us to think and say outrageous things. The realm of comedy allows us to be rude, raucous, to experiment, to deal with life’s ridiculousness and wickedness by turning it into a joke.

If the PC lobby colonises comedy as well as campuses and social media, then there’ll be nowhere left for us to let rip. So let’s plant the flag of free speech in the sphere of comedy and declare it a no-go zone for the word police. You have no dominion here, joy-killers. We’ll joke about anything we want.


6. Zum Abschluss ein neuer Comic von Erzählmirnix.

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