Montag, März 21, 2016

Vermischtes vom 21. März 2016

1. Ulf Dunkel, ein Grünen-Mitglied, mit dem ich auf Facebook vernetzt bin, wirft der grünen Parteiführung und der Hälfte seiner Partei Doppelmoral vor, wenn es um die Genitalverstümmelung von Jungen geht. Kritiker dieser Praktik bekämen einen "Maulkorb" verpasst. Dunkel führt anlässlich des Abschlusspapiers der Kommission "Weltanschauungen, Religionsgemeinschaften und Staat" von Bündnis 90/Die Grünen aus:

Kann aber eine Religionsgemeinschaft, die von ihren erwachsenen Mitgliedern fordert, die Genitalien von Kindern zu verstümmeln, dieses Recht aus dem Grundrecht auf Religionsfreiheit ableiten? Wenn dem so wäre, würde das bedeuten, dass die Religion des einen Menschen Macht über den Körper eines anderen Menschen haben dürfte. Man muss nicht gleich an Scharia denken, um sich übelste Bilder auszumalen, wohin das führen könnte (und in einigen Ländern führt). Es müsste reichen, sich vorzustellen, dass Religionsgemeinschaften fordern könnten, dass man den eigenen Kindern ein religiöses Symbol in die Stirn einbrennt; ein Brandzeichen, ein Stigma, das zeigt: Du gehörst zu uns. Ist aber verboten, aus gutem Grund, wegen Körperverletzung. Oder dass man seine Kinder aus religiösen Gründen schlägt, um sie so zu züchtigen und zu rechtschaffen-frommen Menschen zu erziehen. Ah, Halt, geht leider nicht. Das Schlagen von Kindern ist in Deutschland seit 2000 verboten, dank maßgeblicher Beteiligung der Grünen im Bundestag. § 1631 BGB verbietet das. Weil Kinder eigene Rechte haben. Also Pech für die "Zwölf Stämme". Aber - und hier ist die Doppelmoral offensichtlich - das Verstümmeln männlicher Kindergenitalien wurde auch von der halben Grünen Bundestagsfraktion am 12.12.12 gutgeheißen. Seitdem gibt es das offensichtlich verfassungswidrige "Beschneidungsgesetz", § 1631d BGB, ein Fremdkörper im deutschen Rechtssystem.

Kinder schlagen - nein,

Kinder brandmarken - nein,

Kindergenitalien verstümmeln - ja.


2. Am 11. Februar hatte die WELT über den Fall des Pornostars James Deen berichtet, dem sexuelle Gewalt vorgeworfen wurde, und sich dabei einen groben Fehler geleistet. Forenkommentare, die darauf aufmerksam machten, wurden von der Moderation gelöscht, die falsche Tatsachenbehauptung im Artikel nicht korrigiert. Unter denen, die die WELT auf den Fehler aufmerksam gemacht hatten, war neben Telepolis-Autorin Bettina Hammer auch ihr TP-Kollege Stephan Schleim, der wie Hammer des öfteren zu Männerthemen schreibt, unter anderem eben zum Fall Deen.

Da Forenkommentare kühl ignoriert werden, hat Bettina Hammer seitdem insgesamt sieben E-Mails an die WELT-Redaktion geschickt, in denen sie wiederholt auf den Fehler hinwies - alle ohne Erfolg. Nachdem sich die WELT seit nunmehr fünf Wochen blind, taub und stur stellte, hat sich Hammer nun entschlossen, den Vorgang publik zu machen:

Seit das Internet und einfache Blogsoftware dazu führten, dass Blogs und privat betriebene Webseiten mit Nachrichten und Kommentaren eine Konkurrenz zu den etablierten Medien darstellen, ist der Begriff Qualitätsjournalismus hinzugekommen. Dieser soll noch einmal deutlich machen, dass es zwei Arten von Journalismus gibt: Auf der einen Seite jener, der sich an Pressecodex und Co. hält, der journalistische Grundtugenden beherrscht und beachtet – und auf der anderen Seite die Blogger, die "einfach drauflostippen".

So lautet, vereinfacht, die Argumentation der etablierten Medien, wenn es darum geht, ihre Position zu verteidigen. Dabei ist das wertende Wort "Qualitätsjournalismus" schon in zweifacher Hinsicht kritikwürdig: Es wirkt eitel, wenn sich jemand damit selbst schmückt und ist eine Worthülse, wenn man es nicht mit Inhalten füllt.


3. Der Evolutionsbiologe Professor Ulrich Kutschera spricht inzwischen von einer "Frauen-Mafia" in der Geschlechterforschung. Darüber berichtet die Hessische/Niedersächsische Allgemeine in einem Verriss von Kutscheras neuem Buch Das Gender-Paradoxon.

4. Off-topic: Am Wochenende randalierten 400 Fußballfans im Kölner Hauptbahnhof. Die Polizei zog "massiv Kräfte zusammen", um der Lage Herr zu werden. Die Bahn sprach von Vandalismus, der Zugverkehr war stark gestört, Polizeibeamte wurden angegriffen. Da es sich bei den Randalierern aber um keine Gruppe handelte, die durchgehend aus Zuwanderern bestand, bleibt uns eine monatelange hysterische Debatte über den Untergang Europas diesmal erspart.

Der Journalist Volker Zastrow ("Gender – Eine politische Geschlechtsumwandlung") freut sich in der Frankfurter Allgemeinen: Merkel muss noch immer nicht weg. Zastrow breitet fast genüsslich all die Titelgeschichten unserer Leitmedien aus, denen zufolge Angela Merkel "allein in Europa" und womöglich nicht mehr zu retten sei, und ist beeindruckt von der Nüchternheit, mit der die Kanzlerin damit umgeht, sämtlichen Unkenrufen getrotzt zu haben:

"Das Fazit des heutigen Tages ist, dass Europa es schaffen wird, auch diese schwierige Bewährungsprobe zu bestehen": Dieser bescheidene Satz markierte schon das Maximum an Genugtuung. Wenn man sich vor Augen hält, was Merkel in den letzten Monaten alles nachgesagt und zugemutet wurde, staunt man dankbar über ihre unerschütterliche Gelassenheit.

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