Freitag, April 01, 2016

Vermischtes vom 1. April 2016

1. Alice Schwarzers EMMA ist unglücklich darüber, dass sich in die Kampagne #imzugpassiert prompt "die online hervorragend vernetzten radikalen Männerrechtler" einschalteten. Herzlichen Dank für das Kompliment – auch wenn ich mich nicht tatsächlich der Illusion anschließe, dass jeder, der Einwände gegen sexistische Kampagnen hat, ein Männerrechtler ist.

Währenddessen erklärt Don Alphonso (kein Männerrechtler) in der FAZ, wie er angesichts der "ethischen Defizite von radikalen Feministinnen" so gelassen bleiben kann.

Unter der Überschrift Wohin mit dem Hass? berichtet auch das Deutschlandradio darüber, dass #imzugpassiert nicht mehr einseitig feministisch geführt wird. Allerdings gerät der Beitrag selbst differenzierter als sein plakativer Titel:

Es sei wichtig, zwischen zwei Gruppen zu differenzieren, sagt [die Journalistin Mithu Sanyal]: Zum einen seien da die Antifeministen, die wirklich explizit gegen die Gleichberechtigung und die Vielfalt der Geschlechter sind. Die Anti-Feministen seien organisiert. Sie verabreden sich über Onlineforen, um zum Beispiel gezielt bei bestimmten Themen Kommentare zu posten. (...) Und dann gebe es noch die Männerrechtler, die ein echtes Anliegen haben, das man natürlich auch Ernst nehmen müsse.


Einerseits ist diese Würdigung für uns Männerrechtler ein Schritt nach vorne und liegt Lichtjahre über dem Niveau der EMMA (was aber auch nicht schwer ist). Andererseits macht diese Zweiteilung jeden Kritiker dieser Kampagne, der kein Männerrechtler ist, also etwa den Journalisten Don Alphonso und Bloggerinnen wie "Erzählmirnix", und "Tante Jay" zu bösen Antifeministen. Die meisten Kritiker der Netzfeministinnen dürften weder Gegner der Gleichberechtigung noch Männerrechtler sein.



2. Allerdings bin ich auch ein bisschen verwirrt: Im Zeichen von Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit führt eine New Yorker Uni jetzt Unisex-Toiletten ein. (Okay, das klang weniger kalauernd, als der Satz noch in meinem Kopf war.) Also Geschlechtertrennung in Zügen ja, aber auf Toiletten nicht. Da fragt man sich doch: Wen man so richtig toll "emanzipatorisch" sein will – sollte man dann pro oder contra Geschlechtertrennung in öffentlichen Räumen sein?



3. In Österreich können vier von zehn Schülern der vierten Volksschulklasse einen deutschsprachigen Text nicht sinnerfassend lesen. Gabriele Heinisch-Hosek, Ministerin für Bildung und Frauen in Österreich, findet, dies zeige, "dass das österreichische öffentliche Bildungswesen sehr gut funktioniert."

Diese Kaltschnäuzigkeit dürfte damit zu tun haben, dass von dieser Leseschwäche überwiegend Jungen betroffen sind:

In allen Bereichen der schriftlichen Sprache sind die Ergebnisse von Buben zwischen durchschnittlich 25 und 33 Punkten schlechter als die von Mädchen. Angesprochen darauf, wie man Buben an das Leistungsniveau von Mädchen heranführen will, antwortet die Ministerin mit dem Hinweis, dass ohnehin jedes Jahr die Schulbücher auf veraltete Rollenbilder hin durchforstet würden.


Was die Ministerin hier von sich gibt, klingt wie ein Aprilscherz – so wie die Idee überhaupt, in Zeiten, wo männliche und nicht weibliche Schüler zu kurz kommen, ein "Ministerium für Bildung und Frauen" einzurichten. Es ist keiner. Dass eine feministische Ministerin (Heinisch-Hosek ist auch Frauenvorsitzende der SPÖ) das Bildungsdebakel bei Jungen eiskalt lässt, liegt wohl eher in der Natur der Sache.



4. Einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und der Universitäten Lausanne und Lissabon zufolge macht ein konservatives Familienbild empfänglicher für rassistische Vorurteile.



5. Jetzt fische ich mal einen Beitrag von "only me" aus der Kommentarspalte des Blogs Alles Evolution, den ich nicht besser hätte formulieren können:

Die gute Nachricht: Die Tagesschau berichtet von einer Notlage, von der nur Männer betroffen sind.

Die schlechte Nachricht: Die Tagesschau hat alle Gender-Mainstreaming-Prinzipien kurzzeitig vergessen, so dass es leider nicht zur Sprache kommt, dass die Opfer alle männlich sind.

Die gute Nachricht: Immerhin wird es nicht so hingedreht, dass die eigentlichen Opfer die Frauen sind, die zu Hause auf das karg gezahlte Gehalt warten.




6. "Jackie", die Falschbeschuldigerin vom Rolling Stones Magazin, möchte nicht vor Gericht aussagen, weil es sie "re-viktimisieren" würde, über eine Vergewaltigung zu sprechen, die allen Anzeichen nach nie stattgefunden hat. Prozessbeobachter rechnen nicht damit, dass "Jackies" Strategie erfolgreich sein wird.



7. Die Rape Culture, mit der Kerle Frauen zum Sex nötigen wollen, wird immer gnadenloser. Da muss Einhalt geboten werden: Jetzt zeigte eine Schwedin einen Mann wegen eines Rachefurzes bei der Polizei an.



8. Christina Hoff Sommers erklärt in einem achtminütigen Youtbe-Video die drei Hauptprobleme des intersektionellen Feminismus. Diskutieren darüber kann man bei Alles Evolution.



9. Off-topic: Der britischen Times zufolge erschießen türkische Grenzsoldaten Flüchtlinge aus Syrien. (Diese Vorwürfe sind nicht neu, aber sie werden zunehmend erhärtet.) Deutschsprachige Artikel zu diesen aktuellen Enthüllungen finde ich nur in Österreichs Medien. Vor allem im Vergleich zu der enormen Aufregung über Frauke Petry und Beatrix von Storch, die hypothetisch über den Einsatz von Schusswaffen an der deutschen Grenze gesprochen hatten, bleibt die mediale Berichterstattung über das an die Türkei ausgelagerte tatsächliche Abknallen von Flüchtlingen schwach.

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