Sonntag, Oktober 18, 2020

Die Welt: "Wie Gleichstellung das Grundgesetz missachtet und Frauenleben verkürzt" – News vom 18. Oktober 2020

1. In der "Welt" hat (hinter einer Bezahlschranke) der Professor für Strafrecht und Richter am Bayerischen Obersten Landesgericht Tonio Walter einen Artikel zur Quotendebatte veröffentlicht:

Unsere Gesellschaft glaubt, Geschlechtergerechtigkeit müsse durch Quoten erzwungen werden. Das widerspricht der Gleichberechtigung. Der wahre Grund für diese Kollektivideologie ist ein ganz anderer.


In den ersten Absätzen seines Artikels schildert Walter, warum er sich (so wie ich) in den ersten Jahrzehnten seines Lebens aus guten Gründen als Feminist verortet hat.

Doch in den Neunzigerjahren begann die Sache zu kippen. Das Prinzip der Gleichwertigkeit der Geschlechter wurde von Männerverachtung verdrängt. Es gehörte alsbald zum guten, fast selbstverständlichen Ton, sie als geistig und moralisch minderwertig zu betrachten. Sie waren dumm, ungeschickt, roh und egoistisch, Frauen hingegen klug, sozial kompetent, mitfühlend und altruistisch.

Auf dieser Linie liegt auch das jüngst vorgestellte Dossier zur "Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“ aus dem Ministerium von Franziska Giffey. Es empfiehlt den Männern unter anderem, sie sollten doch "einfach mal die Klappe halten". Auch der Begriff der Gleichstellung steht für eine Entwicklung: weg vom Grundwert der Gleichberechtigung, hin zu einer Frauenbevorzugungsdoktrin.


Tonio Walter erörtert weiter, dass eine Frauenquote als Merkmal und Instrument für Geschlechtergerechtigkeit nur Sinn ergebe, wenn man Menschen nicht als Individuen, sondern als Kollektive begreife. Insofern haben Quoten mit echter Gleichberechtigung nichts zu tun, im Gegenteil:

Sollen zwei Menschen ungeachtet ihres Geschlechts die gleichen Rechte haben, dann widerspricht dem die Bevorzugung eines Menschen aufgrund seines Geschlechts. Und die wird jedenfalls dort logisch unausweichlich verlangt, wo es Geschlechterquoten gibt. Denn solche Quoten fordern vor jedem anderen Gedanken ein bestimmtes Geschlecht. Bei einer 50-Prozent-Quote immer, bei niedrigeren Quoten zumindest so lange, wie sie noch nicht erfüllt werden. Juristisch falsch ist das Denken in Geschlechterkollektiven, weil es Artikel 3 des Grundgesetzes verletzt. Dort steht: (…) "Niemand darf wegen seines Geschlechts … benachteiligt oder bevorzugt werden." Geschlechterquoten tun offensichtlich das Gegenteil: Solange sie nicht bis auf den letzten Prozentpunkt erfüllt sind, zwingen sie dazu, Menschen aufgrund ihres Geschlechts zu benachteiligen oder zu bevorzugen.


Der Staat habe

weder die Aufgabe noch das Recht, mit planwirtschaftlichen Quoten zu bestimmen, welchen statistischen Anteil ein bestimmtes Geschlecht an was auch immer hat. Und dabei spielt es die geringste Rolle, dass dies selbstverständlich auch faktisch ausgeschlossen wäre, da sich Interessen und Vorlieben statistisch betrachtet nun einmal unterschiedlich auf Männer und Frauen verteilen. Solange wir daran festhalten, dass sich jeder seinen Beruf selbst aussuchen darf, können wir weder im Ingenieurswesen noch in der Kosmetikbranche ein nach Geschlechtern ausgeglichenes Bewerberfeld erwarten – so sehr wir auch dafür sorgen müssen, dass jede Frau Ingenieurin werden kann und jeder Mann Kosmetiker.


Die sinnvolle Emanzipationsbewegung habe sich nun in den letzten Jahrzehnten

rasant beschleunigt. (…) Geschlechterquoten und Frauenbevorzugung sind ihre Endpunkte; Brechstangen, die unsere Gesellschaft einsetzt, weil es ihr nicht schnell genug geht. Es ist eine bislang unbemerkte Ironie, dass dies dem Kollektiv der Frauen schadet und dem der Männer nützt. Das lässt sich an den Lebenserwartungen ablesen: Die der Frauen steigt jetzt langsamer als die der Männer, die Lücke in der Lebenserwartung wird kleiner; früher waren es fast sieben, jetzt sind es nur noch knapp fünf Jahre. Die Lebenserwartung ist der verlässlichste Gesamtindikator für Lebensqualität.

(…) Und wir wissen auch, was die Lebensqualität beeinträchtigt: Belastung, Stress. Oft verkürzt er das Leben unmittelbar, zum Beispiel bei harter Arbeit und im Krieg. Er verkürzt es aber auch mittelbar, und zwar wenn jemand ungesund lebt, weil er gestresst ist: wenn er trinkt, raucht, Drogen nimmt und lieber eine Stunde am Schreibtisch oder vor dem Fernseher sitzt, statt Sport zu treiben.

Bislang hatten darunter vor allem Männer zu leiden. Das ändert sich gerade: Je stärker die Frauen in die Arbeitswelt kommen, desto ungesünder leben sie. Sie rauchen mehr als früher, trinken mehr, und auch ihr Drogenkonsum steigt. Hingegen dürfen sich die Männer auch um ihre Kinder kümmern; etwas, was die Lebensqualität erwiesenermaßen steigert. Wie kann sich ein Mann darüber beschweren? Nun, erstens kann es einen Humanisten nicht freuen, wenn sich auch nur irgendwer das Leben ruiniert. Zweitens und wichtiger: Ein Humanist betrachtet den Menschen stets als Individuum – nichts als Kollektiv oder Statistik. Und genau so möchte auch jeder und jede von uns betrachtet werden: als das eine einzigartige Wesen, das wir mit all unseren Vorzügen und Schwächen sind.

Eine Frau, die aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert wird, lässt sich nicht damit trösten, dass es dem Kollektiv der Frauen statistisch betrachtet doch ganz hervorragend gehe. Und das gilt dann eben auch für Männer. Daher ist es Zeit, sich von der Gleichstellungsdoktrin zu verabschieden und wieder das zu ermöglichen, was das Grundgesetz gebietet: Gleichberechtigung.


Ergänzend ließe sich hinzufügen, dass Frauen in den letzten Jahrzehnten gerade nicht glücklicher geworden sind. Das Paradies, als das viele Feministinnen das Männerleben phantasiert haben, war leider keines.



2. Die Kampagne #ichwill fordert mit der Unterstützung prominenter Stimmen die Installation von mehr Frauen in Machtpositionen:

Weil es mit Freiwilligkeit nicht gehe, forderte Maria Furtwängler, Schauspielerin und Mitgründerin der MaLisa-Stiftung, die sich für Gleichberechtigung von Frauen und Männern einsetzt, auf der Pressekonferenz eine Quote "in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen". (…) Am Freitag stellte sich Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hinter die Forderung nach einer festen Quote. In einem Interview mit der "Rheinischen Post" sagte er: "Die Zeit für Freiwilligkeit ist vorbei, in vielen Unternehmen geht die Zahl der Frauen in Führungspositionen aktuell sogar zurück. Strukturellen Ungleichheiten müssen wir mit strukturellen Maßnahmen entgegentreten."


Nach dem Beitrag von Tonio Walter ist es besonders niedlich zu lesen, wie unkritisch die FAZ die Selbstdarstellung eines Quotenvereins übernimmt, dass er "sich für Gleichberechtigung von Frauen und Männern einsetzt". Journalistische Distanz gibt es nur noch beim vom Mainstream abweichenden Stimmen – dafür tropft sie dort aus jeder Zeile.



3. Die Tagesschau berichtet:

In der Europäischen Union leben heute 70 Prozent mehr Obdachlose als noch vor zehn Jahren. Positiv sticht aber Finnland heraus. Kein anderes EU-Land konnte die Zahl seiner Obdachlosen so stark senken - mit einer besonderen Strategie.


Hier geht es weiter.



4. Die "Tagespost" berichtet über die aktuelle Welle des Männerhasses in Frankreich. Ein Auszug:

Der junge Buchautor und Redakteur des Figaro, Paul Melun, erkennt in den Aufrufen zum Männerhass Anzeichen für einen beunruhigenden Verfall des Verhältnisses zwischen Mann und Frau. (…) "Für diese Aktivistinnen geht es nicht mehr darum, Gleichheit zu fordern, wohl aber darum, gegen die Männer, gegen alle Männer, zu kämpfen". Daher auch schreibt Coffin - die 2020 auf der Liste der Grünen in den Pariser Stadtrat gewählt wurde –, dass sie keine Filme mehr von Männern anschaue und nicht mehr deren Musik höre. Allein, dass es den "grotesken und wunderlichen Stellungnahmen", gelungen ist, publiziert zu werden, ist "schon erstaunlich", wie Melun findet. Doch seit ihrem Erscheinen stoßen diese Pamphlete bei einer progressiven Anhängerschaft auf ein großes Echo. Vor dem "Conseil supérieur d’audiovisuel" (CSA, Hoher Rat für audiovisuelle Medien), werde zwar "der kleinste sexistische oder rassistische Verstoß mit Vehemenz gemeldet" – gegenüber den militanten Feministinnen verfahre man jedoch milde: "Wie kann es sein, dass derartige Äußerungen von allen Anhängern der Geschlechtergleichheit nicht öffentlich verurteilt werden?", fragt Melun.

In der Welt der politischen Korrektheit, so der Journalist weiter, ist "die einzig erlaubte Transgression der Hass in Bezug auf weiße Männer. Für die intersektionellen Kämpfer verkörpert der weiße Mann die nie versiegende Quelle aller unserer Übel". Daher sei es wohl ganz normal für die angeblichen "Opfer", sich zu rächen. Das Ergebnis ist der "verrückte Plan" von Alice Coffin und Pauline Harmange: "die Gesellschaft auf Rachefeldzüge zu schicken, bei denen sich alle Frauen an allen Männern rächen, zumindest symbolisch".

Daraus folgen Aufrufe zum Boykott von Arbeiten und Werken, die von Männern geleistet wurden. Besonders davon betroffen sei die akademische Lehre: Vorträge werden abgesagt oder abgebrochen und Professoren denunziert und angezeigt. "Dieser neue McCarthyismus dringt tief in die französischen Universitäten ein, die seitdem zu feministischen und ‚entkolonialisierten‘ Refugien werden. Die Aktivistinnen haben freien Zugang zu den Hörsälen, während Professoren und Dozenten unter Beschimpfungen und Drohungen den Ort in Polizeibegleitung verlassen müssen".




5. In der Augsburger Allgemeinen kommentiert Gregor Schmitz die aktuelle Identitätspolitik:

Wer sich – völlig zu Recht– darüber aufregt, dass Frauen herabgesetzt, Ausländer pauschal beurteilt oder sexuelle Ausrichtungen von Menschen nicht ausreichend sensibel behandelt werden, kann nicht gleichzeitig pauschal "alte weiße Männer" verspotten oder Polizisten auf Müllkippen entsorgen wollen. Nur weil jemand einer Gruppe angehört, die lange Privilegien genossen hat, ist er oder sie kein Freiwild.

Es hilft nicht weiter, wenn sich jemand einer Sache so sicher ist, dass jedes Mittel Recht scheint und aller Respekt überflüssig. Auch wir erleben in unserer Branche, dass Journalisten nicht mehr schreiben wollen, was ist – sondern was aus ihrer Sicht sein sollte. Doch Furor führt nur dazu, dass sich Fronten furios verhärten. Im Kern geht es immer um Respekt, und zwar in alle Richtungen.




6. Die Sprecherliste für die Internationale Konferenz für Männeranliegen, die gestern virtuell stattfand, ist mit 110 Experten für die unterschiedlichsten Unterbereiche ausgesprochen umfangreich.

Hier werden die Sprecherinnen und Sprecher ausführlicher vorgestellt. Zu ihnen gehören Professoren, politische Aktivisten, Menschen aus der Opferarbeit und viele andere mehr, darunter in der Männer-Community bekannte Namen wie Warren Farrell und Erin Pizzey. Deutschland wird durch den Publizisten Bernhard Lassahn vertreten, der über die Tragödie der Vaterlosigkeit spricht.

Zwischen dem 14. und dem 19. November sollen die Aufnahmen der Vorträge hier online gestellt werden: pünktlich zu jeder vollen Stunde ein neues.

Ich bin durchaus beeindruckt: Die Männerrechtsbewegung kann inzwischen aus einem beachtlichen Reservir an Intellektuellen und Praktikern beiderlei Geschlechts schöpfen – während Politik, Hochschulen und Leitmedien heute noch zu tun, als handele es sich um ein kleines Häufchen weltfremder Spinner. Wer seine Informationen ausschließlich aus diesen Leitmedien bezieht, lebt inzwischen in einer Filterblase, die mit der Realität kaum noch etwas zu tun hat.

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