Dienstag, September 29, 2020

Männerpolitisches Dossier des Frauenministeriums stößt auf viel Kritik – News vom 29. September 2020

1. Gestern stellte das Bundesfrauenministerium sein erstes Dossier vor, das "die Perspektiven von Frauen und Männern zusammendenken" soll. Als verantwortlicher Verfasser zeichnet der Schweizer Markus Theunert.

Das Bundesforum Männer, das dem Frauenministerium untergeordnet ist, zeigt sich von dem Dossier begeistert: "Wir sehen darin auch ein direktes Resultat unserer eigenen politischen Arbeit als Interessenvertretung für Jungen, Männer und Väter."

Die Online-Reaktionen der Männer-Community fallen sehr viel kritischer aus. Stellenweise sind sie geradezu vernichtend. Selbst aus dem grünen Lager gibt es Kritik. Es ist vielsagend, was die "Geschlechterdemokratie" in unserer Gesellschaft angeht, dass diese Kritiker im Gespräch mit dem Frauenministerium keine Stimme haben.

Als besonders negativ wird von vielen, darunter dem "Väter-Netzwerk e.V.", die in dem Dossier enthaltene Forderung betrachtet, dass Jungen und Männer "einfach mal die Klappe halten" sollen. Das ist nicht nur bizarr für eine Schrift, die vom Bundesforum als männerpolitische Offenbarung gefeiert wird, sondern auch ausgesprochen bedenklich nach einem halben Jahrhundert Geschlechterdebatte, bei der die weibliche Persektive durchgehend dominierte, woraufhin Männer gerade erst dazu finden, eigene Ansprüche und Bedürfnisse zu formulieren.

Sarkastisch ist der Vorschlag eines Users zum "Giffeyschen Roulette":

Ablauf: Die Mitspieler schlagen reihum eine zufällige (Text-)Seite aus "Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer in Deutschland" des @BMFSFJ auf.

Ziel: Gewinner ist der Erste, auf dessen Seite Männer nicht als privilegiert, böse oder irgendwie "falsch" dargestellt werden und sich auch keine zynische Formulierung findet, die umgekehrt garantiert nie in einem Dossier "Gleichstellungspolitik für Mädchen und Frauen" landen würde.

Erklärt sich ein Teilnehmer zum Sieger, dürfen die anderen Spieler mit Zitaten von seiner Seite widersprechen.

(…) Dauer: 1 - 90 Minuten

(Das Traurige ist, daß in dem Ding ja durchaus einiges Männerfreundliche zu finden ist, aber auch wenn man das Spiel gewinnen kann, dürften kurze Spielrunden eher die Ausnahme bleiben.)


Ein Teil der Kritik trifft auch das Bundesforum Männer:

Liebes Bundesforum,

warum macht Ihr das mit? Müsst Ihr das per Vorgabe mitmachen, weil das Bundesforum eigentlich dem Ministerium gehört?

Falls ja, wäre das vielleicht der Punkt, mal ein Statement zu setzen, dass ihr das nicht mitmacht. Einfach aber medienwirksam den Kram hinwerfen und das offiziell begründen. So das wirklich jeder mitbekommt, welch sexistisches Spiel hier läuft.

Indem Ihr Euch das gefallen lasst und sogar noch mitmacht, lasst ihr Männer im Stich. Männer welche die Mehrheit der Arbeitslosen, Obdachlosen, Depressiven, Selbstmörder und mehr stellen. Ihr wisst das vermutlich alles. Habt Ihr mal nachgefragt welche Privilegien diese Männer haben?

Das noch viel Schlimmere aber ist, ihr lasst Jungs im Stich. Kleine männliche Kinder. Jungs werden seit Jahrzehnten diskriminiert. Im Bildungswesen, vom Familienministerium usw. Da sind auch keine Privilegien per Geschlecht. Das alles ist kein Geheimnis. Grade dass Jungs in Schulen benachteiligt werden, zeigt die Pisa Studie seit Jahrzehnten. Jedes mal. Und es passiert nichts.

Ernsthaft, liebes Bundesforum. Ich kann verstehen wenn Ihr unter dem Ministerium nicht so agieren könnt wie ess der Name des Bundesforum verspricht. Spätestens mit diesem Pamphlet aus dem Hause Giffey solltet Ihr aber merken das es so nicht weiter gehen kann. Ihr solltet den Arsch in der Hose haben das endlich zu zeigen. DAS wäre die Gleichberechtigung die das Grundgesetz verlangt.

Männern & Jungs irgendwelche Privilegien andichten und sie auffordern die Klappe zu halten, ist die Giffeysche Gleichstellung, die das Grundgesetz NICHT verlangt. Aus gutem Grund.


Der vielleicht lesenswerteste Link zu dem Dossier: Diese Schrift wird heute bei Christian Schmidt ausführlich analysiert und politisch eingeordnet. Herzlichen Dank an Christian dafür, dass er mir diese Arbeit abgenommen hat! Wie immer kann man unter Christians Beitrag darüber diskutieren.



2. Die FDP fordert den schnelleren Ausbau von Frauenhäusern in Bayern.



3. Am 15. Oktober findet ein Online-Vortrag zur Verknüpfung von Feminismuskritik mit Antisemitismus statt. Der Vortragende glaubt, für diese Verbindung starke Belege zu haben:

So klingt es geheimnisvoll, wenn in einer Broschüre der besorgten Eltern die Rede von "Drahtziehern" und den "verborgenen Absichten" des Feminismus ist. Diese Publikation verspricht aufzudecken, welche "geheimen Ziele die Gender-Ideologie verfolgt". Bei Birgit Kelle, einer bekannten Akteurin des antifeministischen Milieus, heißt es in einem sehr ähnlichen Duktus: "In den Augen der Strippenzieher an der Gender-Front stören Eltern nur noch bei der Umformung ihrer Kinder zum neuen Menschen". Ein Internet-Blog weiß zu berichten, dass die "Rockefellers und Rothschilds" den Feminismus erfunden hätten, um eine "Weltregierung" zu errichten, "die alles bestimmt und kontrolliert". All das macht deutlich, dass sich der organisierte Antifeminismus der Gegenwart vielfach antisemitischer Ressentiments bedient.


Na, wenn das nicht überzeugt … Vor allem Birgit Kelle dürfte sich freuen, dass sie, allein weil sie an irgendeiner Stelle von "Strippenziehern" spricht, mit dem Hass auf Juden in Verbindung gebracht wird.



4. Eine neue Studie weist darauf hin, dass Männer deshalb so stark von Corona betroffen sind, weil der Virus ihr Testosteronniveau senkt. Selbst ansonsten symptomfreie Männer berichten über einen Verlust ihrer Libido.



5. Die Post. Dr. Andreas Schmohl (Vorstandsmitglied des Forums Soziale Inklusion, Mitglied der Liberalen Männer und von MANNdat) hat mir einen Leserbrief zur Kritik der CSU an der Gendersprache geschickt:

Fakt ist: In der deutschen Sprache gibt es keine grammatikalische Form, bei der Männer nicht nur mitgemeint, sondern direkt als solche angesprochen werden. Beim generischen Maskulinum steht der "Funktionsträger" im Vordergrund; weder das Geschlechterempfinden noch die sexuelle Orientierung spielen für die Funktion – um nicht zu sagen: fürs Funktionieren – eine Rolle. Sprache schafft vielleicht tatsächlich Bewusstsein. Die Gepflogenheit, Männer auf ihre Funktion zu reduzieren und – wenn überhaupt – nur mitzumeinen (wie das auch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie beim Gewaltschutz üblich ist), könnte dann die unterentwickelte Empathie gegenüber Männern erklären.


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