Montag, September 16, 2024

Maskulistischer Artikel in der ZEIT: "Jungen in Kita, Schule und Universität benachteiligt – und keinen interessiert es"

1. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

gerade bin ich über einen Artikel in der ZEIT gestolpert, der vom Duktus her glatt von Dir sein könnte.

Es freut mich, dass das Thema in dieser Art auch einmal von einem großen Medienhaus aufgegriffen wird.


In dem angesprochenen Artikel geht es um die Situation von Jungen. So lautet der Anreißer:

Ob in Kita, Schule oder an der Universität: Jungen leisten weniger – und werden benachteiligt. Warum interessiert das niemanden?


Hier geht es weiter. (Sicherheitshalber: Hier wurde der Artikel archiviert.)

Es war übrigens "Die Zeit", die 2003 als erstes deutsches Leitmedium zur Sprache brachte, dass in unserem Erziehungswesen nicht Mädchen, sondern Jungen zu kurz kommen. Diese Berichterstattung führte zum Stichwort "Jungenkrise" und einer großen Debatte, an der auch ich mich mit meinem Buch "Rettet unsere Söhne" beteiligte, bis sie 2009 versandete und das Thema fast komplett von der Tagesordnung verschwunden war. Und das obwohl eben 2009 der Aktionsrat Bildung noch festgestellt hatte, dass die Ungleichheit zu Lasten der Jungen "die Grenzen des rechtlich und moralisch Hinnehmbaren" inzwischen klar überschreite.

So heißt es in dem aktuellen "Zeit"-Artikel klar:

Dass Arbeiterkinder bessere Leistungen als Akademikerkinder zeigen müssen, um aufs Gymnasium zu kommen, wird zu Recht als unfair kritisiert. Dass Jungen für eine Gymnasialempfehlung mehr leisten müssen als Mädchen, ist dagegen weitgehend unbekannt. Und wer weiß, dass der Abitur-Gap ähnlich groß ist wie der Gender-Pay-Gap?

In den Gleichstellungsberichten wird das Geschlechtergefälle zuungunsten der Jungen allenfalls am Rande erwähnt. Im Bundesfamilienministerium, das für die Geschlechtergerechtigkeit zuständig ist, beschäftigen sich Dutzende Personen mit Frauen, Mädchen oder queeren Personen, aber nur eine Handvoll mit Jungen- oder Männerthemen.

An den Universitäten ist die Jungenkrise ebenfalls kein Thema. "Man kann mit dem Jungenthema keine akademischen Meriten gewinnen", sagt Bettina Hannover, Bildungswissenschaftlerin an der FU Berlin und eine der wenigen der Zunft, die zu Jungen arbeiten.

Vielen Institutionen scheint ihre Gleichgültigkeit gegenüber den Jungen nicht aufzufallen – dabei springt sie einen mitunter geradezu an. Etwa in der neuesten Ausgabe des Nationalen Bildungsberichts. Sechs Frauen und einen Mann zeigt das Cover dieses wichtigsten Datenreports zu Kita, Schule und Hochschule: Bildung ist weiblich.


Der "Zeit"-Artikel endet mit einem geradezu maskulistischen Plädoyer:

Im norwegischen Report heißt es, mehr Aufmerksamkeit für die Probleme von Jungen und Männern werde die Gleichstellungspolitik stärken und nicht schwächen. Anders gesagt: Geschlechtergerechtigkeit kennt nicht nur ein Geschlecht.


Die Distanz zwischen Norwegen und Deutschland ist offenbar größer, als man glaubt.



2. "Jungen im Teenager-Alter zählen zu den häufigsten Opfern" lautet die Schlagzeile eines "Welt"-Artikels über Sextortion.



3. Für eines kann man junge Männer aber nach wie vor verwenden: Auch Serbien führt jetzt die Wehrpflicht ein. Allein für das männliche Geschlecht, versteht sich. Frauen können weiterhin freiwillig dienen.



4. Das Overton-Magazin stellt den russischen Kriegsdienstverweigerer Nikolai Goriachev vor, den das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zurückschicken will: "Kanonenfutter aus Deutschland für die russische Armee."

Als der Deutsche Bundestag im April 2022 nach Kriegsbeginn erstmals die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine beschloss, erging von ihm zugleich ein Appell an russische Soldaten, die Waffen niederzulegen und in Europa Asyl zu beantragen.

Mehrere Hunderttausend haben das inzwischen getan. Das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) jedoch verweigert in der Mehrzahl die Anerkennung und schickt die geflohenen russischen Kriegsdienstverweigerer wieder zurück. Dort warten entweder russische Gefängnisse auf sie oder die Front in der Ukraine.

(…) Im Ablehnungsbescheid des BAMF gibt es noch eine besonders bemerkenswerte Stelle: Auch totalitäre Staaten hätten das Recht, Bürger zur Armee und zum Krieg einzuziehen, heißt es. Die deutsche Behörde verwirft also Kriegsdienstverweigerung als Asylgrund. Dahinter kann man ein staatspolitisches bzw. regierungspolitisches Interesse erkennen: Denn, wenn russischen Bürgern grundsätzlich ein Recht auf Kriegsverweigerung zuerkannt würde, dann müsste das auch für ukrainische Bürger oder für israelische Bürger und natürlich auch für Deutsche gelten. Doch ohne Kriegspflicht lässt sich im Zweifel dann kein Krieg mehr führen.




5. Das Verkehrsministerium setze oft falsche Prioritäten, beklagte die Journalistin Antje Hoening gestern im ARD-Presseclub: Zulagen an Bahnvorstände werden nicht nach der Pünktlichkeit der Züge, sondern nach der Erfüllung der Frauenquote verteilt.



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