Donnerstag, September 12, 2024

Die meisten obdachlosen Männer wurden sexuell missbraucht

1. Nachdem gestern der Aktionstag der wohnungs- und obdachlosen Menschen (weit überwiegend Männer) war, gab es dazu eine große Zahl von Artikeln. Ich habe mich hindurchgewühlt und einige aussagekräftige Beiträge für Genderama ausgewählt.

"Von Akademikern bis Ungelernte – Wohnungsnot trifft immer mehr Menschen" titelt die Nordwest-Zeitung:

Niklas Ahlers von der ambulanten Wohnungsnothilfe und Julia Durchdenwald vom Tagesaufenthalt stellen fest, dass es den "typischen Wohnungslosen" nicht mehr gibt, sondern inzwischen Menschen aus sämtlichen Schichten und Altersgruppen betroffen sind. "Wir haben schon alle betreut, vom Akademiker bis Ungelernte. Viele haben vor drei Jahren noch ganz normal gelebt und gearbeitet", sagt Durchdenwald. Klassischerweise gebe es Obdachlose, die aus einem schwierigen Elternhaus stammen und nie die Voraussetzungen hatten, einen normalen Bildungsweg einzuschlagen. Viele Menschen wurden aber erst durch Corona in die Wohnungsnot getrieben, sagt Durchdenwald. "Während der Pandemie durften Wohnungen nicht so leicht gekündigt werden und Räumungsklagen wurden nicht durchgesetzt", erinnert sich die Sozialarbeiterin. "Als das vorbei war, kam dann ein ganzer Schwung Bedürftiger dazu." Ohnehin schon schwierige Familienverhältnisse brachen während des belastenden Lockdowns endgültig zusammen, viele trennten sich und nicht jeder kam woanders unter.


Stark betroffen sind unter anderem Senioren:

Alexandra Hänsel von der Wohnungsnotfallhilfe Radebeuler Sozialprojekte in Dresden berichtet, dass Wohnungslosigkeit inzwischen auch immer öfter Ältere trifft, die schon Rente und Sozialleistungen bekämen und trotzdem Geldnot hätten. "Teilweise sträuben sie sich auch sehr stark, sich an die entsprechenden Hilfestrukturen zu wenden, weil es sich da um eine Generation handelt, die wirklich ihr Leben lang arbeiten gewesen ist, einen großen Wert auf staatliche Unabhängigkeit legt und ganz große Probleme hat, rechtzeitig in diese Hilfestrukturen zu kommen, um gar nicht erst wohnungslos zu werden", sagt Hänsel.


Aus der Reuß-Grevenbroicher Zeitung schließlich erfährt man etwas, das in der Berichterstattung sonst untergeht: Die meisten obdachlosen Männer wurden sexuell missbraucht.

Die Gründe für eine Obdachlosigkeit sind vielfältig. Es gebe jedoch Muster, die sich immer wieder zeigen: "Die meisten obdachlosen Männer wurden sexuell missbraucht, das wissen viele nicht", sagt der Sozialarbeiter [Hermann Fabry]. Danach würden sich Betroffene so schlecht fühlen, dass sie sich nicht mehr um Körperpflege oder ein generelles Wohlbefinden kümmern. So werden viele alkoholsüchtig, haben kein Geld, werden oft von den Familien im Stich gelassen: "Den Wohnungslosen fehlt es deshalb an Selbstbewusstsein, sie haben diese Überzeugung nicht", sagt Sozialarbeiterin Adelheid Fritz-Voit.




2. Der SWR berichtet über eine spektakuläre Protestaktion:

Rund um das Gebäude des Amtsgerichts hat ein Mann am Dienstagmorgen Plakate aufgehängt und sich danach selbst vom Dach abgeseilt. Kurz unterhalb der Dachkante hat sich der 68-Jährige laut Feuerwehr mit einem Fahrradschloss angekettet. Auf den Plakaten: Schriftzüge, in denen es um Sorgerechtsstreitigkeiten geht.

(…) Gemeinsam mit der Polizei hat die Feuerwehr den Mann dann vom Dach geholt. Danach hat ihn der Rettungsdienst betreut und ins Krankenhaus gebracht. Laut Polizei hat er sich aber nicht verletzt. Er durfte sich dem Amtsgericht an dem Tag nicht mehr nähern. Wie der Mann auf das Dach des Gebäudes gekommen ist und warum genau er dort protestiert hat, ist noch nicht bekannt.


Genau das stand allerdings auf den erwähnten Plakaten:

"Nach vier Jahren ohne Kontakt und Umgang soll jetzt der letzte Sargnagel eingeschlagen werden", ist dort unter anderem zu lesen. Dabei steht ein Aktenzeichen und ein Datum - offenbar ein Verhandlungstermin.


Abgesehen davon hätte man bei der journalistischen Recherche schlicht das tun können, was man auch bei Klimaschützern tut, die sich bei einem Protest irgendwo abseilen: sie dazu interviewen. Anders als bei Berichten über Klimaschützer ist ein Vater, der zu einer solchen Protestaktion greift, in unseren Medien lediglich ein "kurioser Anblick".



3. Mehr "toxische Weiblichkeit": In Stuttgart wurde eine Zwölfjährige von einer Mädchen-Gang verprügelt.



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