Donnerstag, August 29, 2024

Sexismus im Sport: Wenn Männer für das gleiche Preisgeld mehr schuften müssen

Die Post.

Vor einigen Tagen hat sich jemand bei mir gemeldet, der vor 30 Jahren mit mir an der Uni befreundet war und mit dem ich mich damals schon über die einseitige Geschlechterpolitik in unserer Gesellschaft unterhalten habe. Er hat mir seine Gedanken geschrieben, was dieses Thema im Bereich Sport angeht: ein Bereich, für den ich mich nicht besonders interessiere und der deshalb auf Genderama oft zu kurz kommt. Ich fand seine Ausführungen interessant und reizvoll genug, um sie in einem eigenen Gastbeitrag auf Genderama zu veröffentlichen, und er war damit erfreulicherweise einverstanden.



Wie Du Dich vielleicht erinnerst, war ich immer ein großer Sportfan, und ich gehöre zu denen, die sich meist lieber eine Sport-Livesendung ansehen als einen Spielfilm. Momentan gibt es auf ARD und ZDF ja mal wieder die endlos langen Wintersportübertragungen am Wochenende. Kein Mensch kann sich das komplett anschauen, aber ich zappe da eigentlich immer mal wieder rein. So geriet ich in die Übertragung einer Skilanglauf-Staffel der Frauen. Nichts wirklich Besonderes, bis ich überrascht feststellte, dass es über 4x7,5 km ging. So lange ich mich erinnern konnte, waren es immer 4x5 km gewesen. Wirklich zu interessieren begann mich das alles, als der Reporter sagte, dass die Männer in der Staffel nun auch 4x7,5 km laufen – bei denen waren es nämlich, soweit ich es auf dem Schirm hatte, immer 4x10 km gewesen. So beschloss ich, mich genauer darüber zu informieren, was es damit auf sich hatte.

Man muss dazu wissen, dass die Distanzen im Skilanglauf bei den Frauen jahrelang (ungefähr seit Anfang der 90er) folgendermaßen aussahen: Es gab drei Einzelstrecken über 5 km, 15 km und 30 km (es gab ganz vereinzelt auch längere Strecken, so lief man innerhalb des Weltcups in den 90ern offenbar bereits einmal 44 km). Die Staffel ging, wie bereits erwähnt, über 4x5 km. Die Männer hingegen liefen seit noch viel längerer Zeit folgende Distanzen: 15 km, 30 km, 50 km und die Staffel über 4x10 km. Wie Du siehst, war die längste Frauendistanz (30 km) bei den Männern nur die mittlere Distanz. Bis Ende der 70er gab es bei den Frauen übrigens nur zwei Distanzen – die 5 km und die 10 km. Mehr hat man ihnen nicht zugetraut. Dann aber kamen auch im Langlauf Rufe nach mehr Einzelstrecken für die Frauen und vor allem auch nach längeren Distanzen. So richtete man für sie schließlich ebenfalls drei verschieden lange Strecken ein und die Distanzen wurden nach und nach verlängert – bis man bei den oben genannten stehenblieb.

Seit letzter Saison ist aber anscheinend alles ganz anders. Im Zuge der "Gleichberechtigung" hat man nun endlich die Frauen- und Männerstrecken angepasst – und zwar so (es gibt weiterhin vereinzelte Wettbewerbe mit anderen Distanzen, aber das hier sind die normalerweise üblichen Strecken): sowohl Männer als auch Frauen laufen jeweils 10 km, 20 km und 50 km. Die Staffeln sind nun beide 4x7,5 km lang (siehe z.B. hier). Man hat also alle Frauenstrecken verlängert, aber nicht etwa auf das Niveau der Männer, denn bei denen hat man ja vier der fünf Distanzen verkürzt. Nur der "Skimarathon" über 50 km ist geblieben, den müssen nun auch die Frauen laufen – die Strecke wird aber sowieso nur selten angeboten (im Weltcup diese Saison genau einmal). Und man muss fairerweise anfügen, dass es schon seit einigen Jahren Männerstaffeln über 4x7,5 km neben denen über 4x10 km gegeben hat.

Nun kann man sich fragen, wo das Problem ist, denn es ist ja endlich die Diskrepanz beseitigt, dass die Männer deutlich mehr schuften müssen (für das gleiche Preisgeld – und das ist, wenn mich nicht alles täuscht, schon seit Jahren gleich). Es würde mich auch nicht besonders stören, zumal ich nun wirklich kein besonderer Langlauffan bin, wenn da nicht Folgendes wäre: Im Jahre 1967 beschloss die Amerikanerin Kathrine Switzer, am Boston-Marathon teilzunehmen. Frauen waren damals nicht für Marathonläufe zugelassen, die längste Strecke für sie waren in der Leichtathletik 800 m. Switzer meldete sich als K. V. Switzer an und begann den Lauf. Jedoch wurde schnell bemerkt, dass eine Frau im Rennen war, und einer der Organisatoren versuchte, Kathrine Switzer die Startnummer abzureißen (von der Szene gibt es ein berühmtes Foto, z.B. hier). Der entscheidende Punkt ist, dass Switzer einen kompletten Marathon laufen wollte, so wie die Männer auch. Und genau dafür wurde und wird sie gefeiert, alle paar Jahre, wenn es mal wieder ein Jubiläum gibt – spätestens wieder zum sechzigsten 2027. Frauen können das, was die Männer können, war ja schließlich die Botschaft. Als also im Laufe der Zeit die Frauen all die Sportarten begannen, die zuvor nur Männer betrieben hatten (Ringen, Boxen, Skispringen, Bobfahren, Stabhochsprung, Hammerwerfen etcetera, ach ja, und natürlich Fußball), war das eine logische Entwicklung. In der Leichtathletik gab es bereits 1984 einen olympischen Marathon für Frauen. Bei denselben Spielen gab es noch einen 3000 m-Lauf, aber der wurde schnell durch einen 5000 m-Lauf (ab 1996) und zusätzlich einen über 10000 m (ab 1988) ersetzt (womit man die Distanzen erreicht hatte, die die Männer auch liefen).

Im Skilanglauf gab es eine ähnliche Entwicklung, nur dass man hier den letzten Schritt hin zu den Männerdistanzen nicht gegangen ist. Wie gesagt, ich bin kein Experte für diesen Sport, aber ich erinnere mich nicht, dass es lautstarke Forderungen seitens der Frauen gegeben hätte, endlich die gleichen Distanzen laufen zu dürfen (wohlgemerkt: zu dürfen, siehe die Episode aus dem Marathonlauf) wie die Männer. Lautstarke Forderungen, wie es sie im Skispringen (also einer weiteren Disziplin des Nordischen Skisports) sehr wohl gegeben hat. Hier forderten die Frauen, endlich von den gleichen großen Schanzen springen zu dürfen. Und nicht zuletzt wollten die Frauen auch über die riesigen Skiflugschanzen gehen, so wie es die Männer seit Jahrzehnten tun. Die Frauen wollten das natürlich im Namen der Gleichberechtigung. Deswegen war es auch eine ganz wichtige Sache, als vor einigen Jahren ein eigener Frauen-Wettbewerb in der Nordischen Kombination (ein Wettbewerb bestehend aus Skispringen und Langlaufen) eingeführt wurde. ARD und ZDF berichteten immer fleißig über diese Entwicklung, denn auch in diesem Fall ging es ja darum, den Frauen endlich gleiche Möglichkeiten zu schaffen.

Ist es da nicht verblüffend, dass es diese Forderung im Langlauf nicht gab? Ist es nicht erstaunlich, dass die Medien, die sich sonst für Gleichberechtigung so ins Zeug legen, dies bei einer Sportart wie dem Skilanglauf überhaupt nicht auf dem Schirm hatten? Und ist es nicht vor allen Dingen verblüffend, dass man die nun vorgenommene Angleichung der Strecken, die ja unter anderem über die Verkürzung der Männerstrecken erfolgt ist, als Gleichberechtigung verkauft, wo es doch sonst immer so war, dass die Frauen genau das machen wollten, was die Männer schon die ganze Zeit gemacht hatten? Diese Forderung wird immer noch hochgehalten, wenn es um das Zulassen von Frauen bei einer Sportart geht (wenn mal wieder eine "Männerbastion" fällt) oder wenn es um das Springen von größeren Schanzen geht (verständlich, denn das sieht im Fernsehen halt gleich viel spektakulärer aus). Wenn es sich aber um so etwas Schnödes wie längere Distanzen handelt, sind die Forderungen nicht mehr ganz so groß.

Es finden sich übrigens noch weitere Beispiele, wo die Idee des "Wir wollen das Gleiche dürfen wie die Männer" nicht gilt. Im Biathlon etwa sind alle Frauenstrecken ebenfalls kürzer als die der Männer. Hier habe ich Reporter sogar schon einmal laut über eine Verkürzung der Strafrunden (die man bei einem Fehlschuss laufen muss) für die Frauen nachdenken hören. Diese Extrarunden (Länge: 150 m) sind nämlich bei Männern und Frauen tatsächlich gleich lang, was bei den Frauen eine höhere "Bestrafung" bedeutet, da man ja weniger Zeit bzw. Distanz hat, die Runde auf der kürzeren Laufstrecke wieder gutzumachen. Die offensichtliche Lösung wäre natürlich, dass die Frauen einfach die Distanzen der Männer übernehmen.

Im Tennis spielen die Frauen bei den vier großen Grand-Slam-Turnieren über zwei Gewinnsätze, während die Männer in jedem Match drei Sätze gewinnen müssen, um weiterzukommen (und das über jeweils sieben Runden – bei gleichem Preisgeld versteht sich). Hier gibt es übrigens durchaus immer wieder Diskussionen über die offensichtliche Diskrepanz zwischen Bezahlung und Anforderung. Die Reaktion bzw. Verteidigungsstrategie der großen Frauentennis-Ikone Billie-Jean King, die ich von ihr in einem Interview vor wohl so zwei Jahren hörte, war: "Wir haben ja nie gefordert, dass die Männer über drei Gewinnsätze spielen sollen." Die ehemalige Nummer eins Naomi Osaka äußerte sich ähnlich. Angesprochen auf die Forderung des griechischen Top-Ten-Spielers Stefanos Tsitsipas, die Damen sollten bei den Grand-Slams über drei Gewinnsätze spielen, reagierte sie folgendermaßen: "‚Will er neun Sätze spielen‘, fragte die 24 Jahre alte Japanerin und scherzte: ‚Wenn er mein Spiel verlängern will, verlängere ich seines.‘" Interessant auch ihre weitere Reaktion: "Ein Mann spricht über Frauensport. Ich denke nicht, dass seine Idee umgesetzt wird."

Vielleicht bewegt sich ja aber nun doch etwas. Letztes Jahr schlug Billie-Jean King vor, Frauen könnten über drei Gewinnsätze bei Grand-Slam-Turnieren spielen. Ihr Vorschlag ist dieser: Sowohl Männer als auch Frauen spielen in der ersten Turnierwoche zwei Gewinnsätze und in der zweiten Turnierwoche dann drei (hier). Auch hier soll also die Männerdistanz verkürzt werden. Und Billie-Jean King fügt noch hinzu: "Wir dachten nicht, dass es so einen großen Unterschied macht [ob die Frauen nun über zwei oder drei Gewinnsätze spielen]." Eine verblüffende Aussage: Seit dem Jahr 2007 gibt es bei allen vier Grand-Slam-Turnieren das gleiche Preisgeld für Männer und Frauen. Das wurde als großer Sieg der Gleichberechtigung gefeiert – wie gesagt, der Sieger der Männer muss 21 Sätze gewinnen, die Siegerin bei den Frauen nur 14. Im Jahr vor der Einführung des gleichen Preisgeldes bekam der Sieger im Herreneinzel von Wimbledon 655.000 £, die Siegerin im Dameneinzel 625.000 £. Ein ziemlich guter Preis für die Gewinnerin angesichts der eklatant unterschiedlichen Anforderungen – und doch nicht genug. Man hätte auch sagen können: "Wir dachten nicht, dass die kleine Diskrepanz im Preisgeld so einen großen Unterschied macht." Aber nun.

Hatte ich gesagt, dass man in der Leichtathletik die Frauendistanzen bzw. -disziplinen denen der Männer angeglichen hat? Das stimmt nicht ganz. Bis heute machen die Frauen Siebenkampf, die Männer aber Zehnkampf. Ich kenne hier keine Forderungen nach "Gleichberechtigung". Und dann gab es lange nur für Männer das 50-km-Gehen (während 20-km-Gehen für Männer und Frauen ausgetragen wurde). Ab 2017 gingen auch die Frauen über die 50 km, aber schon 2022 wurde die Distanz auf 35 km verkürzt. Der Weltverband argumentiert mit der Attraktivität des Wettbewerbs, 50-km-Wettkämpfe dauerten einfach zu lange. Anscheinend gab es auch eine Athleteninitiative männlicher und weiblicher Geher, die lange Distanz zu erhalten. Vielleicht hatte die Verkürzung hier wirklich nichts mit dem Frauensport zu tun, mag sein.

Ja, natürlich sind das alles keine übermäßig großen Probleme, und am Ende ist es ja auch einigermaßen egal, ob Männer und Frauen nun 20 oder 30 km über Schnee durch die Landschaft laufen. Dennoch finde ich die Haltung, die hinter solchen Entscheidungen steht, bezeichnend. Es geht eben auch hier wieder nur sehr selektiv um Gleichberechtigung. Wenn es um das Springen von großen Schanzen geht, ist es ganz wichtig – wenn es nur darum geht, einige Kilometer länger unterwegs sein zu müssen, was die Männer schon seit Langem ganz selbstverständlich tun, ist es plötzlich nicht mehr so dringend. Wenn es gar um den einen zusätzlichen Satz geht, den man zum Sieg benötigt, so wird das scheinbar schon fast als Zumutung interpretiert. In solchen Fällen sorgen wir dann halt für Gleichberechtigung, indem wir die Distanz für die Männer einfach verkürzen. Bösartig ausgedrückt: indem wir die Anforderungen nach unten korrigieren.

Aber wenn sich der Lauf von Kathrine Switzer mal wieder jährt, dann schreiben wir große Berichte darüber, wie sie sich gegen die Männer durchgesetzt hat, die sie am Erreichen ihres Ziels hindern wollten. Was war ihr Ziel? Genau: einen Marathon zu laufen. 42,195 km – die gleiche Distanz wie die Männer auch.

Es ist mir schon klar, dass es zumindest in manchen der geschilderten Fälle auch andere Gründe gibt, nicht einfach die längeren Distanzen der Männer in die Frauenwettbewerbe zu übernehmen. Drei Gewinnsätze ab Runde eins für Männer und Frauen bei den Grand-Slam-Turnieren würde die Organisatoren vor große Herausforderungen stellen. Ein Zehnkampf statt eines Siebenkampfs würde den Charakter des Wettbewerbs so stark verändern, dass manche der Topathletinnen von heute fürchten müssten, ihre Spitzenstellung einzubüßen, woran sie verständlicherweise wenig Interesse haben.

Was mich aber ärgert, ist die Selbstverständlichkeit, mit der angebliche Benachteiligung immer wieder in den Vordergrund gestellt wird, wenn es gerade passt, andere Dinge aber einfach übergangen werden. Die Tennisspielerinnen haben das gleiche Preisgeld gerne genommen, haben aber noch nicht einmal im Traum daran gedacht, von sich aus ein Angebot zur Lösung des sich daraus ergebenden Problems der unterschiedlichen Anforderungen zu machen. Zum Nordischen Skisport finden sich permanent Artikel über Gleichberechtigung beim Skispringen (dieser hier zum Beispiel, immerhin ist der Titel ganz originell), aber soweit ich es sehe, ist jahrelang niemand – natürlich auch nicht unter den Journalisten – auf die Idee gekommen zu sagen: "Im Langlauf bekommen die Frauen das gleiche Preisgeld, dann sollten sie wohl auch genauso weit laufen wie die Männer." Dasselbe gilt für den Biathlon.

Zum Skispringen ist gerade noch ein weiterer dieser Artikel erschienen, und hier wird nun sogar explizit auf den Marathonlauf Bezug genommen.

Und hier protestieren einige Skispringerinnen nun durch Boykott gegen Ungleichbehandlung.

Dann habe ich hier noch einen Artikel, der Dich interessieren könnte, weil er das beliebte Muster "soundso viele Leute betroffen, darunter x Frauen" weiterstrickt. Zitat: "Ein Wikipedia-Artikel tödlicher Unfälle listet 27 Todesfälle auf, darunter sieben Frauen, die in Rennen oder Trainings starben."

Mir fällt auf, dass meine Belege besonders häufig von der Sportschau kommen. Das liegt zum einen daran, dass ich als guter Bundesbürger noch immer bevorzugt öffentlich-rechtliche Informationsquellen nutze und zum anderen dann empört bin, welch tendenziöses Zeugs ausgerechnet dort fabriziert wird. Auf der Suche nach einem älteren Sportschau-Artikel bin ich somit noch auf diese Meldung gestoßen.

Ich liebe die Artikel zu "Equal Pay" im Tennis, die die Sportschau so über die Jahre produziert hat. Dieser hier ist keine Ausnahme. "Equal Pay" gibt es nur bei den Grand-Slam-Turnieren, das ist richtig. Die werden von der ITF, dem internationalen Tennisverband, organisiert. Wie der Artikel erklärt, gibt es bei den anderen Profiturnieren kein "Equal Pay". Auch das ist richtig. (Wir ignorieren an dieser Stelle, dass, wie im Artikel berichtet, Tennisspielerinnen zu den reichsten Sportlerinnen der Welt gehören und 2,79 Millionen Dollar Preisgeld – wie bei dem erwähnten Turnier in Cincinnati – eine Summe ist, von der Sportlerinnen und im Übrigen auch Sportler in der Leichtathletik, im Skisport, im Biathlon, im Kanusport, im Rudern, im Ringen, im Gewichtheben – und und und – nur träumen können.) Außerhalb der Grand-Slam-Turniere gibt es im Tennis aber nicht etwa nur eine Profitour, sondern gleich zwei – eine für Männer, organisiert von der ATP (Association of Tennis Professionals), der sogenannten "Spielergewerkschaft", also einer Vereinigung, in der die männlichen Tennisprofis organisiert sind. Die zweite Profitour ist die der WTA (Women’s Tennis Association), dem Pendant bei den Frauen. Diese zwei Profitouren sind jedoch vollkommen unabhängig voneinander. Der Hinweis auf die "gemeinsamen Events" hingegen ist irreführend. Sie finden zur gleichen Zeit am gleichen Ort statt, in der Tat. Aber sie sind halt dennoch Bestandteil der zwei unterschiedlichen Touren. Wollen die Profitennisspielerinnen also mehr Preisgeld bzw. "Equal-Pay", an wen müssten sie sich somit als Erstes wenden? Genau, an die Institution, die ihre Tour organisiert. Das ist die WTA. Wer ist in der WTA organisiert? Eben, die Profitennisspielerinnen, also sie selbst. Man könnte es ja wenigstens mal erwähnen. Letztlich weiß das auch der Autor, denn er berichtet, dass es ja schließlich die WTA ist, die für die Schließung der Gehaltslücke sorgen will.

Diese Art von Artikeln ist keine Seltenheit, und man muss wahrlich nicht lange nach ihnen suchen. Ein weiteres Beispiel findet sich beim SWR (von 2021): . Der Titel ("Spitzensportlerinnen im Schatten der Männer") sagt uns gleich, wohin die Reise geht. Zum Thema Sexismus gibt es aus derselben Zeit einige Artikel (z.B. diesen und auch diesen oder diesen), die auch alle die gleiche Botschaft haben. Zu Spitzensport "im Schatten der Männer" und gerade zu Bekleidung im Frauensport ließen sich aber schon noch ein paar Dinge anfügen. Ich beschränke mich auf eines, denn ich habe schon viel mehr geschrieben, als ich vorhatte: Es ist typisch, dass einer dieser Artikel ein Bild vom Beachvolleyball zeigt und bei einem anderen das verlinkte Video und der Artikel selbst natürlich ebenfalls diese Sportart thematisieren. Allerdings wurde die Bekleidungsvorschrift (also quasi der Bikinizwang für Frauen) im Beachvolleyball 2012 (vor immerhin zwölf Jahren) abgeschafft, und doch muss dieser Sport immer wieder als Beispiel herhalten. Was aber noch viel bezeichnender ist: Obwohl die Bekleidungsvorschrift schon lange nicht mehr besteht, ist der Bikini aus dem Beachvolleyball bis heute nicht verschwunden …




Als wir über eine Veröffentlichung dieses Textes auf Genderama gesprochen haben, hat mein Freund noch einige weitere Gedanken nachgereicht.



Es fänden sich noch reihenweise weitere Beispiele, die man ansprechen könnte (z.B. ob es für die Anerkennung des Frauenfußballs wirklich so förderlich ist, wenn man sich direkt nach dem WM-Finale lieber als Opfer denn als Weltmeister sieht - aber lassen wir das…).

Ich schaue, seit ich Kind bin, gerne Sport und habe noch nie einen großen Unterschied zwischen Frauen- und Männersport gemacht. Ich schaue beides und beides gerne. Ich bin auch überhaupt nicht besonders erpicht darauf, dass Frauen nun unbedingt 50 Kilometer laufen müssen, nur weil Männer es tun. Wer sich aber permanent benachteiligt sieht bzw. wer überall Benachteiligung sieht, sollte nicht überrascht sein, wenn man dann doch mal aufzählt, wo es für die spezielle Gruppe einfacher ist und das als komplett selbstverständlich erachtet wird.




Ich selbst finde es verstörend und bedenklich, dass die Versuche unserer Leitmedien, Leser und Zuschauer ideologisch auf eine gewünschte Linie zu bringen, selbst auf den ersten Blick unverdächtige Bereiche wie den Sport dermaßen durchwuchern. Ebenso gerne veröffentlicht man Umfragen, denen zufolge eine Mehrheit der Bürger die Gleichberechtigung für immer noch nicht erreicht halte – kein Wunder bei einer derart einseitigen Dauerpropaganda. Wer in einem speziellen Thema nicht selbst sachkundig ist, ob Sport oder zum Beispiel häusliche Gewalt, dem bleibt kaum etwas übrig als die durch Journalisten kontinuierlich erfolgende Indoktrination einfach zu schlucken.

Das alles tun diese Journalisten offenkundig freiwillig und ohne jede redaktionelle Verpflichtung, weshalb sie auch verlässlich zu toben beginnen, sobald ihnen "Gleichschaltung" vorgeworfen wird. Trotzdem sucht man nach Beiträgen, die von der politisch gewünschten Leitlinie abweichen, oft vergebens. Diejenigen, die das außerhalb der Leitmedien tun, werden dort nicht als wertvolle Bereicherung der Debatte durch neue Perspektiven sondern als potentiell gefährliche Sonderlinge dargestellt.



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