Donnerstag, August 15, 2024

Professor Aigner: "Die Genderforschung hat die jungen Männer vergessen"

1. In Österreichs "Presse" ist ein lesenswerter Beitrag des Bildungswissenschaftlers Professor Aigner erschienen:

Das Bild, das sich anlässlich der abgesagten Taylor-Swift-Konzerte ergibt, könnte deutlicher gar nicht sein: hier Massen von Mädchen und jungen Frauen (kaum Männer), die für Freude, Vitalität und Bewunderung eines Idols stehen; auf der anderen Seite eine wachsende Gruppe von jungen Männern (natürlich nur ein Ausschnitt), die für Gewalt, sexuelle Übergriffe, Bandenkriminalität und Identifikation mit mörderischen Zielen stehen. Das alles nur empört zu beklagen, greift aber zu kurz.

Was also tun? Ich habe im universitären Rahmen seit mehr als 20 Jahren – meistens umsonst – darauf hingewiesen, dass wir in Pädagogik, Bildung und Politik in Gefahr sind, auf die Buben und jungen Männer zu vergessen. Schließlich werden ja junge Terroristen nicht als solche geboren. "Genderforschung" und Gender-Lehrstühle aber waren in einer erdrückenden Mehrzahl der Frauenforschung gewidmet, den Anliegen und dem Selbstbewusster-Werden von Mädchen und jungen Frauen.

Gut so – aber für Probleme der männlichen Sozialisation gibt es wenig, und das häufig nur in Form eines abwertenden Negativ-Diskurses ("toxische Männlichkeit"): Täter, Machos, Sexisten usw. Die Mädchen- und Frauenanliegen waren und sind wohl berechtigt, aber eine derart einseitige Gewichtung des Blicks auf die Entwicklung von Mädchen war wohl immer schon unzureichend.


Hier geht es weiter.



2. Eine Autorin des Schweizer Tages-Anzeigers, die das Wechselmodell lebt (gemeinsame Sorge der Eltern auch nach ihrer Trennung), berichtet unter der Schlagzeile: "Nein, ich vermisse mein Kind nicht":

Heute ist der letzte Tag meiner "sturmfreien" Zeit. Zwei Wochen lang war meine Tochter nun mit ihrem Vater in den Ferien. Für mich bedeutete das 14 Tage nur für mich, meine Arbeit, meine Freundinnen. Gleichzeitig waren es zwei Wochen, in denen ich immer wieder hörte: "Krass, so lang ist sie weg? Das könnte ich nicht … Du musst sie schrecklich vermissen!"

Immer wieder dieses «Du musst». Irgendwann fragte ich mich selbst: Müsste ich das? Und: Wird ihr Vater das Gleiche hören, wenn wir morgen in unsere zweiwöchigen Mama-Kind-Ferien starten? Ich habe mir fest vorgenommen, ihn zu fragen, wenn wir zurück sind.

Denn Tatsache ist: Ich freue mich sehr darauf, meine Kleine wieder in die Arme zu schliessen, aber vermisst habe ich sie die letzten 14 Tage nicht. Stattdessen habe ich es genossen, meine Tage planen zu können, ohne Gefahr zu laufen, alles aufgrund eines Anrufs aus der Kita wieder über den Haufen werfen zu müssen. Ich habe es genossen, durchzuschlafen, scharfe Sachen zu kochen, nicht ständig Spielsachen wegräumen zu müssen und den Feierabend entweder gemeinsam mit Freundinnen oder allein lesend auf dem Balkon verbringen zu können. Also einfach das zu tun, wonach mir – ja, nur mir – der Sinn stand.


Hier geht es weiter. Aufgrund der in dem Artikel angesprochenen veralteten Rollenzuweisungen ist das wechselmodell bis heute als heftig umstritten und wird sogar als "frauenfeindlich" abgetan.



3. Ab 2025 verlangt die Schweiz eine Geschlechterquote von mindestens 40 Prozent im Vorstand der nationalen Sportverbände. Ansonsten droht der Verlust von Fördergeldern. Gefährdet sind unter anderem Schwinger und Fussballer. ("Schwingen" ist eine fast ausschließlich in der Schweiz ausgeübte Sportart, die dem Freistilringen ähnelt.)



4. N-tv hat ein Interview übernommen, das ein Belarusse, der auf der ukrainischen Seite in der Region Kursk kämpft, mit dem unabhängigen exil-belarussischen Nachrichtenportal Zerkalo.io geführt hat. Dabei geht es auch um die Gegner, die man in der Region Kursk angetroffen hat:

Das sind Grenzsoldaten, Wehrpflichtige im Alter von 18 bis 22 Jahren. Zu Beginn war das quasi die einzige Verteidigung Russlands. Es gab sehr, sehr viele tote Wehrpflichtige. Sie taten mir sogar leid. Sie waren schlecht vorbereitet, nicht ausgebildet – es waren im Grunde Kinder. Einfach Kinder, die eigentlich gar nicht kämpfen sollten. Warum ihr Kommando sie im Stich gelassen hat, ist unklar.




5. Wie die Berliner "taz" auf Grundlage von Berichten ider israelischen Zeitung "Haaretz" und der Menschenrechtsorganisation "Breaking the Silence" berichtet, sollen die israelischen Streitkräfte palästinesische Gefange als menschliche Schutzschilde benutzt und gezwungen haben, Tunnel und Gebäude auf Sprengfallen und Hinterhalte zu überprüfen.

In den meisten Fällen waren die eingesetzten Palästinenser demnach erwachsene Männer gewesen. Soldaten hätten aber auch über derartige Einsätze mit alten Männern oder Minderjährigen berichtet.


Ein Leitartikel der "Haaretz" stuft dieses Vorgehen als Kriegsverbrechen ein.

Die Verwendung einer unschuldigen Person als Köder muss jeden Israeli beunruhigen. Die Antwort der Kommandeure auf Soldaten, die gegen diese Praxis protestierten und eine Rechtfertigung für ihren Einsatz verlangten, ist ein Beispiel dafür. Diese Menschen, so erklärten die Kommandeure, sind ein Ersatz für die Hunde der IDF-Einheit Oketz K-9, deren Zahl im Laufe des Krieges abgenommen hat.




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