Männliche Sexarbeit in Berlin: "Kein 16-Jähriger entscheidet sich aus freien Stücken dazu, anzuschaffen"
1. Die Berliner Zeitung behandelt ein Problem, das in der Berichterstattung häufig zu kurz kommt:
Es ist nicht ganz klar, wie viele es sind, aber es gibt sie: Minderjährige, die beispielsweise im Tiergarten und auf der Bar-Meile im Nollendorfkiez ihren Körper gegen Geld anbieten müssen. Einige kommen aus dem Ausland, oft aus derselben Region in Rumänien oder Bulgarien.
Die Dunkelziffer ist hoch, da viele Fälle nicht zur Anzeige gebracht werden. "Es sind Arschlöcher, die bewusst nach Minderjährigen suchen oder das in der Szene geschehen lassen", sagt Sozialarbeiter Lukas Weber, Geschäftsführer des Vereins Hilfe für Jungs e.V. Die Gründe sind vielschichtig: Einige junge Männer werden durch Menschenhändler oder Familie dazu gezwungen, andere tun es, um die Drogensucht zu finanzieren oder der Armut zu entkommen. Diese Jungen müssen das Geld meist sofort an Familienoberhäupter weitergeben, so Weber. Es gehe um die Grundversorgung der Familie.
(…) Das Projekt Subway ist in Berlin das einzige Projekt, das den Schwerpunkt auf Mann-männliche Prostitution legt. Es wird unter anderem von der Senatsjugendverwaltung gefördert, das Projekt arbeitet auch im Bereich des Kinderschutzes. Dabei suchen die Sozialarbeiter Jungen aktiv an bekannten Orten wie dem Schöneberger Norden, dem Tiergarten oder über Dating-Apps auf. "Die Jungs erkennen uns oder wir nehmen den Kontakt auf. Es geht uns darum, dass die Jungs auf das Hilfsangebot von Subway aufmerksam werden", sagt Weber.
Es gibt auch Männer, die sich bewusst und selbstbestimmt für Sexarbeit entscheiden. "Diese Gruppen dürfen wir im öffentlichen Diskurs nicht vermischen. Menschenhandel und Ausbeutung hat nichts mit legaler Sexarbeit zu tun", sagt Weber. Besonders wichtig sei das in der Debatte zum Nordischen Modell. Dieses Sexkaufverbot, das bereits in Ländern wie Schweden oder Norwegen existiert, setzt bei seiner Einführung durch, dass sich nicht die Prostituierten, sondern die Freier strafbar machen. Viele Sexarbeiter lehnen das Modell strikt ab. Sie fürchten, so noch weiter in die Illegalität gedrängt zu werden – und haben Angst um ihre Existenz.
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2. Unter der Schlagzeile "Der Hoden ist der Kanarienvogel des Mannes" hat "Die Zeit" ein, wie ich finde, lesenswertes Interview mit dem Reproduktionsbiologen Stefan Schlatt über sexuelle Gesundheit bei Männern veröffentlicht. Angesprochen werden Aspekte wie die Pille für den Mann und die sinkende Spermienzahl. Eine von Schlatts Erkenntnissen: "In Deutschland fehlt etwas für den Mann zwischen der letzten Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt und dem ersten Urologenbesuch mit Mitte fünfzig."
3. Großbritannien will Frauenfeindlichkeit zukünftig als Form des Terrorismus bewerten und ähnlich wie Rechtsextremismus und Islamismus behandeln. Lehrer wären dann gesetzlich verpflichtet, Schüler, die sie des Frauenhasses verdächtigen, an Anti-Terror-Programme zu verweisen.
Zuvor hatte der Präsident der Metropolitan Police, Mark Rowley, gesagt, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen eine Bedrohung der nationalen Sicherheit darstelle. Einem im Juli veröffentlichen Bericht des National Police Chiefs' Council (NPCC) zufolge haben entsprechende Gewalttaten in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Demnach wurden in den Jahren 2022 und 2023 allein in England und Wales mehr als eine Million Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen registriert. Dazu zählen unter anderem sexualisierte Gewalt, häusliche Gewalt, Stalking und Kindesmissbrauch.
Männerfeindlichkeit gilt weiterhin nicht als Problem; sexualisierte und häusliche Gewalt gegen Männer, Stalking sowie Kindesmissbrauch von Jungen bleiben für die britische Regierung uninteressant.
4. In Südafrika besitzen Frauen inzwischen mehr Immobilien als Männer.
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