Freitag, September 13, 2024

Gender Gap im Tod: Russland sterben die Männer weg

1.
Bereits vor dem Krieg gegen die Ukraine lebte es sich als russischer Mann nicht besonders gut. Und mit diesem ganz offensichtlich noch schlechter. So war Russland im Jahr 2022 das Land mit dem größten Unterschied in der Lebenserwartung von Männern und Frauen, wie das russische Portal Cherta in einem Artikel mit der Überschrift "Das Land der Frauen" schreibt. Und das Gender Gap beim Sterben dürfte seit Kriegsbeginn noch einmal gestiegen sein.

Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass Frauen länger leben als Männer. Doch während beispielsweise in Deutschland zuletzt der Unterschied bei weniger als fünf Jahren lag, lebten russische Männer 2022 im Durchschnitt gut zehn Jahre kürzer als Frauen und starben bereits mit 67,6 Jahren. Das Ergebnis war eine Bevölkerungslücke von etwa 10 Millionen: 68,4 Millionen Männer gegenüber 78,8 Millionen Frauen.


Hier geht es weiter. Allerdings stört es bei der Analyse, wenn ideologische Deutungsmuster wie "toxische Männlichkeit", zu deutsch "die Kerle sind selbst schuld", eingeführt werden. An einer Stelle in dem Beitrag heißt es sogar "Ganz anders sind die Opferzahlen seit dem Überfall auf die gesamte Ukraine 2022, der wohl nicht zuletzt auch mit toxischer Männlichkeit zusammenhängt." Diese Behauptung wird erst gar nicht weiter begründet und schon gar nicht belegt.



2.
Frauen, Schwarze oder Angehörige ethnischer Minderheiten hätten es deutlich schwerer, wenn sie sich um ein politisches Amt bewerben, lautet die dominante Ansicht. Aber stimmt das wirklich? Die Politikwissenschaftlerin Sanne van Oosten von der Universität Oxford hat dazu kürzlich eine Meta-Analyse im Fachjournal Acta Politica veröffentlicht, für die sie Experimente und Studien seit 2012 analysiert hat, die überwiegend aus den USA stammen. Ihre Ergebnisse überraschen, weil sie der gängigen Erzählung widersprechen.


Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt die Politikwissenschaftlerin etwas, worauf Männerrechtler wie ich seit langem hinweisen, wenn es um die Geschlechtszugehörigkeit geht. Ein Auszug:

Sanne van Oosten: Es ist eine Umfragetechnik, bei der den Befragten ein Politiker gezeigt wird. Dann sagt man: "Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie für diese Person stimmen?" Zusätzlich werden den Teilnehmern weitere Informationen über die Politiker gegeben: seine politischen Positionen, seine Partei, ob er Kinder hat und vieles mehr. Ich habe für meine Analyse alle Studien aus der ganzen Welt dazu genommen, wobei fast 70 Prozent aus den USA stammen. Insgesamt waren das mehr als 300 000 Politikerprofile. Dann habe ich alle Daten aggregiert, neu analysiert und alles in ein großes Modell zusammengeführt. Das ist eine wirklich starke Technik. Das habe ich sowohl für Herkunft beziehungsweise Hautfarbe als auch für Geschlecht gemacht. Am Ende habe ich meine Ergebnisse für den Einfluss des Geschlechts aber nicht publiziert, weil ein anderer Wissenschaftler schneller war.

Süddeutsche Zeitung: Oh, wie ärgerlich!

Sanne van Oosten Im Gegenteil, ich war sehr froh, dass mir bei der Geschlechterfrage jemand zuvorgekommen ist.

Süddeutsche Zeitung: Warum das denn?

Sanne van Oosten Ich habe meinen eigenen Ergebnissen erst selbst nicht getraut. Dieser Berg an Daten legte nahe, dass Wähler deutlich häufiger für Politikerinnen stimmen und genauso wahrscheinlich auch für Politiker mit Migrationshintergrund. Als ich all diese Daten präsentierte, haben mir viele Leute nicht geglaubt und ich war auch skeptisch.

Süddeutsche Zeitung: Das kann ich nachvollziehen.

Sanne van Oosten Also habe ich meine Analysen noch einmal durchlaufen lassen und bin immer wieder zum gleichen Ergebnis gekommen. Ich hatte alles richtig gemacht. Und dann veröffentlichten diese anderen Forscher die exakt gleichen Ergebnisse. Darüber war ich deshalb sehr glücklich.

Süddeutsche Zeitung: Die Ergebnisse ihrer Meta-Analyse stehen im starken Gegensatz zu unserer öffentlichen Debatte. Wir erzählen uns immer wieder eine andere Geschichte.

Sanne van Oosten Die Leute verstehen Statistiken oft falsch. Ich präsentiere durchschnittliche Reaktionen der Menschen. Es kann der Fall sein, dass die durchschnittliche Reaktion auf Frauen positiv ist, es aber zugleich eine winzige, extrem sexistische oder rassistische Minderheit gibt, die laut ist und stark wahrgenommen wird. Das bedeutet nur nicht, dass die Mehrheit der Menschen so denkt. Diesen Schluss daraus zu ziehen, wäre ein Missverständnis.


Wie richtig Sanne van Oosten mit ihrer Befürchtung lag, kann man leicht am Umgang der Leitmedien mit Männerrechtlern ersehen, die auf denselben Sachverhalt hinweisen. Was nicht ins herrschende Narrativ passt, muss ignoriert oder bekämpft werden.



3. "Ist der Mainstream plötzlich rechts? Oder was ist mit den jungen Schweizer Männern los? Mit dieser Schlagzeile betitelt die Neue Zürcher Zeitung ein langes Lamento darüber, dass es junge Männer im Gegensatz zu jungen Frauen derzeit eher nach rechts zieht. Kurz schneidet ein Absatz immerhin mögliche Gründe dafür an:

Diese Jugend begleitet ein diffuses Gefühl: Die letzten Jahre sind nicht gut gelaufen. Es sind junge Männer, die nicht mehr an die Zukunft glauben. Es sind Buben, die mit dem Aufstieg der Mädchen zu kämpfen haben. Es sind die, die jene neuen Vorbilder brauchen würden, welche die jahrelang kritisierte Männlichkeit noch nicht hervorgebracht hat. Wenn das Versprechen meiner Jugend noch Globalisierung und Wohlstand geheissen hat, lautet es heute Multikrisen und Isolationismus.


Über die Ausrichtung der Mädchen heißt es in demselben Artikel:

Ganz im Gegensatz dazu das Tiktok der Mädchen. Es ist wie Tag und Nacht, wie Hell-und-Dunkel-Media. Frauen werden viel stärker mit Modetrends und Onlineshopping bespielt. Mädchen treffen auf Tiktok aber auch auf populärfeministischen Content im grossen Stil. (…) Die Romane, die auf #Booktok besprochen werden, der Bücherabteilung von Tiktok quasi, heissen "It ends with us" oder "Twisted Love" und drehen sich alle um die gleiche Frage: Wann wird dieses unsozialisierte Geschöpf namens Mann über das eigene Leben hereinbrechen, und wie ist dann damit umzugehen? Man will die romantische Liebe haben, aber sie scheint unmöglich, zu toxisch die Männlichkeit.


Wenn die herrschende Ideologie Männer beständig dermaßen abwertet, ist es vielleicht keine Überraschung, wenn Männer sich stattdessen an einer Kultur orientieren, wo dies nicht geschieht.



4. Ebenfalls in der Neuen Zürcher Zeitung findet man einen Beitrag darüber, warum EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die neue EU-Führungsriege noch nicht, wie geplant, der Öffentlichkeit vorstellen kann: Es gibt ein Tauziehen um die wichtigsten Jobs in Brüssel, wobei es von der Leyen vor allem um die "Frauenfrage" geht.

Zwischen ihrem Team und den europäischen Hauptstädten begann also ein veritabler Kuhhandel. Die Stossrichtung lautete: Tauscht euren männlichen Kandidaten doch bitte gegen eine Frau aus, dafür bekommt ihr voraussichtlich ein bedeutsameres Portfolio.




5. "Wir sind jetzt alle Terroristen" befindet die kanadische Hochschullehrerin und Professorin Janice Fiamengo und behauptet "Unsere Regierungen wollen Widerspruch zum Feminismus verbieten." In ihrem Beitrag, den das Blog "Geschlechterwelten" ins Deutsche übersetzt hat, weist Fiamengo auch auf den kruden Umgang staatlicher Stellen mit der sogenannten "Mannosphere" im Internet hin, also auf Websites, die sich speziell mit der Identität und den Anligen von Männern beschäftigen:

Der Bericht hebt die winzige Zahl der selbsternannten "Incels" hervor, die für Massengewalttaten verantwortlich sind, versäumt es aber, diese Zahl in den Kontext zu stellen oder die überwältigende Mehrheit der Urheber von Inhalten der Mannosphäre zu erwähnen, deren Positionen völlig gewaltfrei sind. Die in der Mannosphäre diskutierten Themen wie männlicher Selbstmord, Vaterschaftsbetrug, Einsamkeit und Selbsthass, falsche Vergewaltigungsvorwürfe oder korrupte Familiengerichte werden nicht erwähnt. Es wird kein Versuch unternommen, gewalttätige Frauenfeindlichkeit, wo es sie geben mag, von gutgläubigen Argumenten, Ratschlägen zur Selbsthilfe, wissenschaftlicher Forschung, Satire und therapeutischen Äußerungen zu unterscheiden.

(…) Verschiedene Forscher und Berater haben offensichtlich Dutzende von Manosphere-Seiten durchforstet und dabei nichts gelernt und nichts vergessen. Der Bericht liefert tonlose Erklärungen für Begriffe aus der Mannosphäre wie Currycels und Gymcels, Beckys und Chads, Hypergamie und Monkey-Branching, rote und blaue Pillen, die 4 Stufen des MGTOW und so weiter und so fort; es ist, als hätte eine Gruppe langweiliger, phantasieloser Anthropologen ein paar intensive Wochen damit verbracht, einen wilden fremden Stamm zu beobachten, für den sie bereits eine tiefe Verachtung empfunden haben.

Kein einziger Punkt, der von einem Analysten der Mannosphäre vorgebracht wird, wird als wahr anerkannt. Es gibt keine einzige Überschneidung zwischen den Erkenntnissen der Roten Pille und den Mainstream-Kommentaren: z. B. zum Verlust der Unschuldsvermutung, zur Fentanyl-Krise, zur Vaterlosigkeit, zur Masseneinwanderung, zur selbstberichteten Unzufriedenheit der Frauen oder zur wachsenden Kluft zwischen den Geschlechtern an den Hochschulen. All die scharfen Beobachtungen, der Humor, die Ironie, die brüderliche Unterstützung, die Verzweiflung, der Bombast und die genialen Analysen werden ohne Empathie oder Verständnis registriert. Es spielt keine Rolle, wie viele Kommentatoren der roten Pille sich bemühen, ihren guten Willen zu betonen: Sie sind nach dieser Darstellung alle von Hass erfüllt.

(…) Darüber hinaus wird die grassierende Misandrie, auf die viele Inhalte der Mannosphäre reagieren, nie erwähnt – Misandrie, die nicht in den entlegensten Winkeln des Internets zu finden ist, sondern von angesehenen feministischen Vordenkern verbreitet wird und die ich ausführlich dokumentiert habe.


Es ist das übliche Spiel: Der Hass auch der durchgeknalltesten Ideologin auf Männer wird niemals hinterfragt, aber Männer, die darauf ablehnend reagieren, sind des Teufels.



6. Eine neue Studie beschäftigt sich mit Missbrauch in der Kindheit für übergriffiges Verhalten von erwachsenen Sexualtätern. Eines ihrer Ergebnisse: Obwohl 95 % der Missbrauchs-Opfer in der Folge nicht wegen eines Sexualdelikts vorbestraft waren, war die Wahrscheinlichkeit, dass männliche Missbrauchs-Opfer ein Sexualdelikt begingen, mehr als achtmal so hoch wie bei Männern in der Allgemeinbevölkerung.

Vielleicht sollte man solche wissenschaftlich erforschten Zusammenhänge mehr in den Vordergrund rücken als die Ursachen in Phantomen wie "toxischer Männlichkeit" zu suchen.

Die aktuelle Studie ergänzt sich gut zu einer im Februar veröffentlichten Untersuchung über die Folgen von sexuellem Missbrauch, den Frauen an Jungen begehen.

Zweck der Überprüfung: Sexuelle Übergriffe durch Frauen wurden in der Vergangenheit übersehen und zu wenig untersucht, und für die potenziell einzigartigen Auswirkungen dieses Missbrauchs trifft dies noch stärker zu.

Jüngste Erkenntnisse: Frauen, die sich an Kindern sexuell vergangen haben, tun dies in der Regel an älteren Jungen, wenden während des Missbrauchs nur wenig oder gar keine Formen von Gewalt oder Zwang an und werden nach dem Missbrauch wahrscheinlich nicht strafrechtlich verfolgt oder verurteilt. Es ist unwahrscheinlich, dass Jungen, die von Frauen sexuell missbraucht wurden, den erlebten Missbrauch melden oder offenlegen, vielleicht weil die sozialen Strukturen, die den sexuellen Missbrauch von Jungen durch Frauen umgeben, darauf ausgelegt sind, solche sexuellen Kontakte zu minimieren, zu entschuldigen oder sogar zu fördern. Das Zusammentreffen dieser besonderen Merkmale kann dazu beitragen, die Rolle des sexuellen Missbrauchs in der Kindheit durch Frauen bei späteren Sexualstraftaten unter erwachsenen Männern zu verstehen.

Zusammenfassung der Studienergebnisse: Männer, die sexuell straffällig geworden sind, haben in ihrer Kindheit in hohem Maße sexuellen Missbrauch durch Frauen erlebt. Der Zusammenhang zwischen erfahrenem sexuellem Missbrauch und späterer sexueller Gewalt ist weder linear noch kausal; die mit dieser Form des Missbrauchs verbundenen Merkmale wie Verschweigen und fehlende Verurteilung können jedoch zu sexueller Fehlanpassung im Erwachsenenalter und zur Anfälligkeit für Straftaten bei Männern beitragen.




7. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

für viele Leute ist es schwer vorstellbar, wie Frauen Gewalt gegen in der Regel stärkere Männer ausüben können. Zufällig bin ich da auf ein paar Videos auf Youtube gestoßen, die einen Eindruck vermitteln:

Hier und hier.

Betrifft zwar die USA, wird aber bei uns ganz ähnlich laufen, nehme ich an.




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