Hat der Islam doch Recht? Westliche Frauen verhüllen sich, um sich vor Männerblicken zu schützen
1. Frauen von Toronto über New York bis Paris folgen diesen Sommer einem Trend: Sie tragen ein übergrosses T-Shirt, um das Risiko zu mindern, belästigt zu werden. Birgit Schmid berichtet für die Neue Zürcher Zeitung:
Mit dem sogenannten Subway-Shirt wollen sich Frauen im öffentlichen Verkehr vor aufdringlichen Blicken, verbaler Anmache oder absichtlichen Berührungen schützen. Der Trend entstand zu Beginn des Sommers auf Tiktok: Frauen in New York posteten Videos von sich in XXL-Shirts und äusserten ihre Angst, sicher von A nach B zu kommen – "ohne die ungewollte Aufmerksamkeit von Männern", wie es eine Frau sagt.
(…) Auch die Gesellschaft ist sensibilisierter für Belästigungen, was den Eindruck verstärkt, jeder Mann verkörpere eine Gefahr. Ein Verhalten wird schneller als übergriffig empfunden. Der Sommer enthüllt in diesem Sinn auch ein Paradox: Man zeigt viel Haut und spricht gleichzeitig ein Verbot aus, hinzuschauen. Ich zeige mich, aber nicht dir.
Wenn Frauen nun ihren Körper mit möglichst unförmigen Stoffen zu verhüllen beginnen, nähern sie sich der Mode von Musliminnen an. Sie wehren so die Blicke von Männern ab. Die Frau soll möglichst unsichtbar bleiben, damit sie durch ihre äusseren Reize einen Mann nicht in Versuchung führt.
Das Subway-Shirt wird damit zur westlichen Form der Verschleierung. Schon fühlen sich Muslime bestätigt, dass die Kleidungsvorschriften, wie sie ihre Religion lehrt, eben doch richtig seien. Auf der muslimischen Plattform "s2J News" lautet der Titel eines Meinungsbeitrags: "Das Subway-Shirt geht viral, aber der Islam hat uns schon vor 1400 Jahren darauf vorbereitet!". Dazu wird das Bild einer westlich gekleideten Frau, deren Oberkörper ein Cape bedeckt, dem Bild einer Tschadorträgerin gegenübergestellt.
Das Subway-Shirt werde gefeiert, während der Hijab von ebendiesen liberalen Frauen als primitiv und als Zeichen der Unterdrückung angesehen werde, schreibt die Autorin des Artikels. Dabei hätten sie viel gemeinsam. Nach dem Gebot Allahs sollten Frauen ihre Gewänder verlängern, zitiert sie aus dem Koran, damit sie nicht belästigt würden. Ein Mann könne sich an dem, was er nicht sehe, auch nicht ergötzen.
Das Subway-Shirt erinnere uns daran, schliesst die Autorin, "dass der Islam allen anderen Lebensformen moralisch überlegen ist. Es ist eine Erinnerung daran, dass der Westen einen grossen Nachholbedarf hat." Die wenigsten Frauen im Subway-Shirt sind sich wohl bewusst, dass sie für diese Haltung das Argument liefern. Oder dass ihre neue Prüderie einen Rückschritt bedeutet.
(…) Überhaupt dürfte ein T-Shirt in den wenigsten Fällen Belästigung verhindern. Sonst müsste man auch das Gesicht verhüllen. Auch die Beine bleiben trotz Shirt meist nackt. Statt sich anzupassen, wäre es besser, Frauen würden wehrhafter werden, finden liberale Feministinnen wie die amerikanische Autorin Meghan Daum. Daum kritisiert, dass Frauen sich zu oft als Opfer sähen und vor jedem unflätigen Spruch beschützt werden müssten.
Sie beschrieb einmal, wie sie selber spätnachts in der U-Bahn in Manhattan von einem Betrunkenen angepöbelt worden sei. Zwei junge Männer eilten ihr zu Hilfe und entschuldigten sich im Namen aller Männer für den Übergriff, den Daum gar nicht als solchen empfand. "Das war keine systematische Frauenfeindlichkeit", schreibt sie über den Belästiger: "Es war einfach das Leben in der Grossstadt."
2. Die Stadt Marseille hat Anti-Sexismus-Strandpatrouillen ins Leben gerufen, die es Frauen ermöglichen, über eine kostenlose Telefon-App zu melden, wenn sie belästigt werden. Frauen an den Stränden der Stadt können Safer Plage nutzen, das ihnen drei Optionen anbietet: "Ich werde gestört", "Ich werde belästigt" oder "Ich bin in Gefahr". Daraufhin werden zwei Strandmediatoren an den Ort des Geschehens geschickt - einer, um die Frau zu beruhigen, der andere, um gegen den Belästiger vorzugehen.
3. In der Neuverfilmung von "Schneewittchen" wurde der Märchenprinz gestrichen. Offenkundig handelt es sich bei ihm um einen Stalker.
4. Sachsen-Anhalts Bildungsministerium untersagt die Nutzung von Gender-Sternchen und ähnlichen Schreibweisen an Schulen. Diese Art der Grammatik sei im gesamten Schulkosmos untersagt, teilte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) mit. Es gelte sowohl für den Unterricht, als auch für den offiziellen Schriftverkehr. Das Verbot beziehe sich auf Grammatik-Sonderzeichen im Wortinneren, die die bewusste Ansprache aller Geschlechter zum Ziel habe. Neben dem Gender-Sternchen zählen dazu auch Konstruktionen wie "Lehrer:innen" und "Schüler_innen".
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