Donnerstag, März 23, 2023

Nürnberger Firma wegen Männerdiskriminierung verurteilt

1.
Ein männlicher Bewerber, dem eine Stelle mit der Begründung abgesagt wurde, die Tätigkeit sei "eher etwas für flinke Frauenhände", hat einen Anspruch auf Entschädigung. Das LAG Nürnberg sah eine Benachteiligung wegen des Geschlechts.


Die Legal Tribune berichtet.



2. Das Institut für deutsche Sprache in Mannheim machte erstmalig in seiner Geschichte die Rechtschreibung zum Thema seiner Jahrestagung. Für "Die Welt" berichtet darüber der Frankfurter Journalist Dankwart Guratzsch. Ein Auszug:

Auf der Mannheimer Tagung war es das Gespensterthema, das den so mühsam errungenen "Rechtschreibfrieden" bedrohte. Wer "gendert", also "Genderstern", Unterstrich, Doppelpunkt, Mediopunkt oder Schrägstrich verwendet, um hervorzuheben, dass nicht nur von einem, dem männlichen Geschlecht die Rede sein soll, sondern auch von Frauen und nicht-binären, "diversgeschlechtlichen" Personen, der kommt mit dem edlen Vorsatz der Rechtschreibreform ins Gehege, den "elaborierten Code" der alten Rechtschreibung zu überwinden und die Orthographie breiten Schichten verständlich zu machen. Denn dass die Genderzeichen der Vereinfachung der Schriftsprache und der Leselust dienen, ist selbst in Linguistenkreisen umstritten.

Auf der Mannheimer Konferenz gingen die Meinungen hierzu kreuz und quer durcheinander. Während Evelyn Ferstl und Damaris Nübling (Freiburg) "keine gravierenden Gründe gegen die Nutzung des Gendernsterns" erkennen konnten, verwies der Vertreter der deutschen Volksgruppe in Belgien, Professor Heinz Bouillon, auf die "großen Probleme", die Genderschreibweisen und der sogenannte Knacklaut insbesondere für mehrsprachige Länder heraufbeschwüren. Im Französischen seien Gendersterne unbekannt, ihre Übersetzung deshalb praktisch unmöglich. Zudem erschwerten unbekannte Schreibweisen das Erlernen der deutschen Sprache für Fremdsprachler und trügen dem Deutschen Nachteile in der Konkurrenz mit anderen Sprachen ein.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung, von den deutschsprachigen Ländern eingesetzt, die Entwicklung der deutschen Schriftsprache zu beobachten und die Regeln gemäß dem Schreibgebrauch "anzupassen", sieht sich in einem Dilemma. Geht es beim "Gendern" überhaupt um Orthographie, fragte der Ratsvorsitzende Josef Lange? Werde nicht vielmehr eine "gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Mitteln der Sprache ausgefochten"?

Für ein Land, in dem 12 Prozent der über 18-jährigen Deutschsprechenden nicht in der Lage sind, auch nur einfache Texte zu lesen und zu schreiben, ein Drittel der zehnjährigen Schüler nicht den orthographischen Mindeststandard erreicht (in Berlin 45 Prozent), und 20 Prozent der Migranten keinen Schulabschluss haben – für ein solches Land müsse das Erlernen der Sprache Priorität haben, nicht dessen Erschwerung. Das "Grundrecht auf Verständlichkeit" dürfe nicht verletzt werden.

Inzwischen freilich schießt die Entwicklung wild ins Kraut. Seit 1984 (Hessen) erlassen die Bundesländer auf eigene Faust Erlasse und Verordnungen, nach denen das generische Maskulinum (der Stimmbürger als Sammelbegriff für alle Geschlechter) im amtlichen Schriftgebrauch möglichst vermieden werden soll, desgleichen meist auch die Verwendung von Sonderzeichen wie Genderstern oder Doppelpunkt (Stimmbürger*innen), die dagegen einige (etwa Hamburg und Bremen Stimmbürger:innen) ausdrücklich erlauben.

In Sachsen darf das generische Maskulinum in Gesetzen und Rechtsverordnungen laut Kabinettsbeschluss seit 2020 generell nicht mehr verwendet werden, ebenso wenig in der Schweiz in allen "deutschsprachigen Texten des Bundes", während die Benutzung von Sonderzeichen in Sachsen verboten, in der Schweiz wie auch in Österreich zumindest in "Sparschreibungen" (Stimmbürger/-innen) zugelassen bleibt.

Die Duden-Redaktion, seit der Rechtschreibreform nicht mehr regelungsbefugt, erteilt dessen ungeachtet freimütig Auskünfte über Genderschreibweisen – was wiederum einzelne Berufsstände und Werbeagenturen nicht hindert, nach eigenem Gusto gleich neue geschlechtliche Zuordnungen vorzunehmen, allen voran der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten, der seine Hauszeitschrift gequält modisch Die Architekt benennt.

Wird der Rat für deutsche Rechtschreibung (in dem der Vorsitzende Lange kein Stimmrecht hat) noch gehört? Er hat in zwei Verlautbarungen von 2018 und 2021 die Aufnahme von Sonderzeichen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen in das amtliche Regelwerk unmissverständlich abgelehnt. Sie beeinträchtige "die Verständlichkeit, Vorlesbarkeit und automatische Übersetzbarkeit sowie vielfach auch die Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten".

Dennoch verhandelt der Rat das Thema im kommenden Juli zum dritten Mal. Dabei ist die Sache klar. Wenn für Änderungen der Rechtschreibung der Schriftgebrauch maßgebend sein soll (und dafür wurde der Rechtschreibrat eingesetzt), kann weder das Sternchen noch ein anderes Sonderzeichen in die Regeln eingeführt werden. Punkt.




3. Die hohe Zahl junger Männer, die den Influencer Andrew Tate verehren, bleibt ein Medienthema. Punktuell ändert sich jedoch die Weise, wie man sich damit auseinandersetzt. Die britische BBC berichtet:

Eine Gruppe sagt, es sei ein "anderer Ansatz" nötig, um mit Jugendlichen über den umstrittenen Influencer Andrew Tate zu sprechen.

Bold Voices geht in Schulen und Colleges und bietet Workshops zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Ungleichheit und Gewalt an.

Die Gründerin Natasha Eeles sagt, ihr Team habe festgestellt, dass männliche Teenager Schwierigkeiten hätten, positive männliche Mentoren zu nennen.

Sie sagte, dass es nicht hilfreich sei, Tate einfach als "böse" abzustempeln, und dass dies junge Menschen abschrecken könnte.

(…) Frau Eeles sagte: Es ist wichtig, Andrew Tate nicht in eine "böse Schublade" zu stecken, "denn dann steckt man jeden jungen Menschen, der an das glaubt, was er sagt, ebenfalls in diese Schublade. Wir brauchen einen anderen Ansatz".

(…) Frau Eeles fuhr fort: "Es ist nicht unbedingt Andrew Tate als Person, die attraktiv ist, es ist das Fehlen anderer positiver männlicher Vorbilder. In diesem Mangel kann er einspringen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wenn man Jungen fragt, wer ihre Vorbilder sind, bekommen wir entweder fiktive Figuren oder sie haben keine."

Frau Eeles, die einen Master-Abschluss in Gender hat, sagte, dass Andrew Tate seit Juli 2022 in Gesprächen in Schulen aufgetaucht sei.

(…) Sie sagte, die Schüler hätten ein "ganzes Spektrum" von Ansichten geäußert, aber am häufigsten hätten Jungen im Teenageralter gesagt, sie fänden einiges von dem gut, was der Influencer sagt - aber nicht alles.

"Es gibt definitiv einen Trend, dass mehr Jungen ihn unterstützen - aber wir haben auch viele Mädchen getroffen, die genauso denken", berichtet Frau Eeles.


Ich sage mal: Bekommt die Männerfeindlichkeit in unserer Gesellschaft und das Ignorieren der Probleme von Jungen und Männern in den Griff, und das Problem Andrew Tate löst sich von selbst.



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